Die wichtigsten Werke von Oskar Meding. Oskar Meding. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Oskar Meding
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027237470
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mir, — denn ich wünschte auch Württemberg und Hessen schonend behandeln zu können. Würden die dortigen Höfe einen Vertrag in ähnlichem Sinne schließen, wie wir ihn besprochen haben, so würde eine solche Schonung möglich sein. Mit der Vollmacht, jenen Vorvertrag zu schließen, — dem ich auch dort gern das Geheimniß verspreche — werden mir die Herren von Varnbüler und von Dalwigk willkommen sein und billige und leichte Friedensbedingungen finden.«

      »Ich zweifle nicht, daß sie in Kurzem erscheinen werden,« sagte Herr von der Pfordten.

      »Nun, mein lieber Baron — eilen Sie,« rief Graf Bismarck, — »auf baldiges Wiedersehen, — und machen Sie, daß Graf Bismarck so schnell als möglich den bayerischen Minister und Friedensbevollmächtigten hier begrüßen könne.«

      Er reichte Herrn von der Pfordten die Hand, — die dieser bewegt und herzlich drückte — und geleitete ihn dann zur Thüre. — Im Vorzimmer war Herr von Keudell und der Graf ersuchte ihn, für die schleunige und unbehelligte Reise des bayerischen Ministers Sorge zu tragen.

      Als Graf Bismarck in sein Zimmer zurückgekehrt war, rieb er sich zufrieden die Hände, indem er mit großen Schritten auf und nieder ging.

      »So, meine Herren in Paris!« rief er lächelnd, »Sie wollen Deutschland spalten und theilen und sich Kompensationen bezahlen lassen, — nun, die Pfeiler zu seiner künftigen Einigungsbrücke sind geschlagen — und Ihre Kompensationen? — wohlan — wiegen Sie sich noch einige Zeit in der Hoffnung auf dieselben. — Doch jetzt zum Könige.«

      Er knöpfte die Uniform zu, nahm seine Feldmütze und verließ das Zimmer, um sich nach dem Quartier des Königs Wilhelm zu begeben.

      In seinem Vorzimmer erblickte er einen älteren Herrn mit grauem Haar und Bart in der Uniform des hannöverischen Flügeladjutanten.

      Ein preußischer Offizier hatte denselben hereingeführt und näherte sich dem Ministerpräsidenten in dienstlicher Haltung:

      »Oberstlieutenant von Heimbruch, Flügeladjutant des Königs von Hannover, wünscht Eure Excellenz zu sprechen, — ich habe ihn hieher geführt und wollte ihn soeben melden lassen.«

      Graf Bismarck wendete sich zu Herrn von Heimbruch, legte grüßend die Hand an die Mütze und blickte ihn fragend an.

      Der Oberstlieutenant näherte sich ihm und sagte: »Seine Majestät der König, mein allergnädigster Herr, welcher seit Kurzem in Wien angekommen ist, hat mich, da die Friedensverhandlungen begonnen haben, hieher gesendet, um Seiner Majestät dem König von Preußen ein Schreiben zu überreichen. Zugleich habe ich Eurer Excellenz diesen Brief des Grafen Platen zu bringen.«

      Und er reichte dem Ministerpräsidenten ein versiegeltes Schreiben.

      Dieser öffnete dasselbe und durchlas schnell den Inhalt.

      Ernst wendete er sich zu Herrn von Heimbruch.

      »Wollen Sie die Güte haben, mich hier zu erwarten, ich gehe zu Seiner Majestät und werde bald zurückkehren.«

      Und er schritt mit militärischem Gruß weiter.

      Im Vorzimmer des Königs waren mehrere Generale, verschiedene Ordonnanzoffiziere. Alle erhoben sich beim Eintritt des Majors Grafen Bismarck, welcher in militärischer Haltung die Generale begrüßte.

      Der dienstthuende Flügeladjutant Major Freiherr von Loë trat dem Ministerpräsidenten entgegen.

      »Ist Seine Majestät allein?« fragte Graf Bismarck.

      »General von Moltke ist beim König,« antwortete Herr von Loë, — »doch hat Seine Majestät befohlen, Eure Excellenz sogleich zu melden.«

      Und er trat nach einem kurzen Schlage in das Kabinet des Königs, aus welchem er sogleich zurückkehrte und die Thüre für den Ministerpräsidenten öffnete.

      König Wilhelm stand vor einer großen über den Tisch gebreiteten Landkarte, auf welcher mit langen farbigen Nadeln die Stellung der Armeen bezeichnet war.

      Er trug den Ueberrock der Campagne-Uniform, das eiserne Kreuz im Knopfloch, den Orden pour le mérite um den Hals.

      Des Königs Blick folgte aufmerksam den Linien, welche der General von Moltke mit einem Bleistift, den er in der Hand hielt, über der Karte durch die Luft zog, bald hier, bald dort einen Punkt bezeichnend zur Erläuterung des Vortrags über seine Dispositionen. Die hohe, schlanke Gestalt des Generals war leicht vornüber geneigt, um die Karte zu überblicken, sein ruhiges, gleichmäßig stilles Gesicht mit den feinen, ernsten, an die Porträts Scharnhorst's erinnernden Zügen war leicht animirt, indem er seine Gedanken dem Könige entwickelte, welcher schweigend und nur von Zeit zu Zeit durch eine Neigung des Hauptes billigend zuhörte.

      »Gut, daß Sie kommen,« rief der König dem eintretenden Ministerpräsidenten entgegen, — »Sie werden mir Aufklärung geben können, Moltke theilt mir so eben mit, daß General Manteuffel berichtet, der Prinz Karl von Bayern habe eine achttägige Waffenruhe und die Schonung des von Manteuffel bedrohten Würzburg proponirt, da der Abschluß eines Waffenstillstandsvertrages und die Friedensverhandlungen mit Bayern unmittelbar bevorstünden. General Manteuffel, der darüber ohne Mittheilungen ist, hat zwar die Verhandlungen nicht zurückgewiesen, indeß die Uebergabe Würzburgs als Bedingung der Waffenruhe gestellt und fragt nun an, was er thun solle. — Was sind das für Verhandlungen mit Bayern?«

      Graf Bismarck lächelte.

      »So eben verläßt mich Herr von der Pfordten, Majestät,« antwortete er.

      »Ah,« rief der König, — »also bittet man doch um Frieden? — Was haben Sie mit ihm gesprochen?«

      »Majestät,« erwiederte Graf Bismarck, — »das steht im Zusammenhange mit der ganzen augenblicklichen Situation, über welche ich mir erlauben wollte, Eurer Majestät Vortrag zu halten und Allerhöchstere Entscheidungen zu erbitten.«

      General von Moltke steckte seinen Bleistift in ein großes Notizbuch, das er in der Hand hielt, und sagte: »Eure Majestät haben wohl augenblicklich keine weiteren Befehle für mich?«

      »Darf ich Eure Majestät bitten,« sagte Graf Bismarck schnell, — »daß der General hier bleibe, — seine Ansicht wird wichtig sein bei den vorliegenden Fragen!«

      Der König neigte zustimmend das Haupt, der General richtete den ernsten Blick fragend auf den Ministerpräsidenten.

      »Majestät,« sagte Graf Bismarck, »Benedetti ist zurück und bringt die Zustimmung Oesterreichs zu dem Friedensprogramm des Kaisers Napoleon.«

      »So können die Verhandlungen beginnen?« fragte der König.

      »Ohne Verzögerung, Majestät,« sagte Graf Bismarck. »Benedetti,« fuhr er fort, »machte sich ein großes Verdienst daraus, Oesterreich zur Annahme des Programms bewogen zu haben, er sprach von großem Widerstand, den er in Wien gefunden habe, und suchte mir die Lage Oesterreichs als noch sehr hoffnungsreich darzustellen.«

      Moltke lächelte.

      »Sie können nichts mehr machen in Wien,« sagte der König ruhig. »Sie haben geglaubt, uns nach Olmütz zu locken und dort festzuhalten, Wien zu decken und Ungarn zur Erhebung zu bringen. Das Alles ist vorbei. Wir haben auf Moltke's Rath sie ruhig vor Olmütz stehen lassen und sind geradeaus gegangen, — wir stehen vor Wien — das sich nicht halten kann, — die Schanzen, die sie bei Floridsdorf gemacht haben, werden uns nicht aufhalten, — übrigens halten wir den Schlüssel von Ungarn in Händen und die Ungarn sind auch gar nicht geneigt, Oesterreich aus seiner Verlegenheit zu helfen —«

      »Ich weiß, Majestät,« sagte Graf Bismarck — »und weiß auch, was ich von den Versicherungen Benedetti's zu halten habe, — seine Taktik muß es sein, uns überall Schwierigkeiten zu zeigen, um uns die Notwendigkeit immer einleuchtender zu machen, uns mit Frankreich zu arrangiren und ihm den Preis seiner Vermittlung zu zahlen.«

      »Und hat man jetzt einen Preis genannt?« fragte der König mit gesteigerter Aufmerksamkeit.

      »Ich habe dem Botschafter,« erwiederte Graf Bismarck, »wie Eure