Harry in love. Christina Masch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christina Masch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783991300601
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den kleinen Patienten beim Spielen zu. Doch schon nach kurzer Zeit war sein Geist wieder hellwach, denn plötzlich wurde eine Frau mittleren Alters mit goldblonden Haaren von zwei Pagen auf einer Sänfte hereingetragen. In ihren Händen hielt sie ein dickes Märchenbuch und einen Zauberstab mit einem glitzernden Stern an der Spitze. Jane hatte Misses Canningham ebenfalls entdeckt und sich prompt an ihrem Wasser verschluckt. Besorgt suchte sie nach Harry. Er saß noch immer auf dem Stuhl in der Ecke am Fenster und lauschte der Geschichtenerzählerin andächtig, wie ihre kleinen anderen Zuhörer.

      Nachdem Isabels Mutter das Märchen vom Dornröschen beendet hatte, wurde sie wieder von den zwei Pagen hinausgetragen. Harry machte sich kurz darauf auch daran zu gehen. Er war der Ansicht, dass er nun lange genug repräsentiert hatte und sich nun ohne viel Aufsehen zurückziehen konnte. Er ging gemeinsam mit seinem Bodyguard zum Aufzug. Die Türen wollten sich gerade schließen, als jemand seine Hand zwischen die Lichtschranke hielt und die Tür sich wieder öffnete. Harry verdrehte die Augen und der Sicherheitsmann wollte bereits den Störenfried darum bitten, den nächsten Aufzug zu nehmen, als Harry ihn abrupt daran hinderte. Es war Misses Canningham. „Danke, Euer Hoheit, dass ich mit Ihnen im Fahrstuhl mitfahren darf.“

      „Keine Ursache“, kam es knapp von Harry.

      „Dafür, dass zwischen Ihnen und meiner Tochter alles bereinigt ist, schauen Sie aber ziemlich traurig drein. Geht es Ihnen heute nicht gut?“, begann Misses Canningham freundlich ein Gespräch mit dem Prinzen. Harry lachte hart auf. Prompt wurde aus Misses Canninghams Lächeln ein ernster Gesichtsausdruck. „Meine Tochter hat Ihnen doch aber einen Brief geschrieben, oder etwa nicht?“, fragte Misses Canningham leicht verunsichert.

      „Ja, sie hat mir eine schriftliche Antwort zukommen lassen, doch sie fiel nicht gerade rosig aus“, gestand Harry offen.

      Isabels Mutter war entsetzt. „Aber …“

      „Ja?!“, kam es interessiert von Harry.

      „Meine Tochter hat mir erzählt, dass sich zwischen Ihnen alles positiv geklärt hat und Sie nun eine freundschaftliche Beziehung führen.“ Ungläubig hob Harry beide Augenbrauen. „Oder so ähnlich; sie sagte etwas von lockerer Kumpel-Freundschaft … – Nicht?!“, fragte Misses Canningham sichtlich verwirrt.

      „Anscheinend hat Ihre Tochter Ihnen etwas anderes erzählt als es der Wahrheit entspricht.“

      Misses Canningham schluckte. „Es ist offensichtlich, dass meine Tochter mich angelogen hat! Dafür gibt es auch keine Entschuldigung.“ Lindsay Canningham war nicht nur enttäuscht, sondern auch wütend und zwar nicht auf den Prinzen, sondern auf ihre Tochter! „Und das wird auch noch ein Nachspiel für das Fräulein haben!“

      „Bitte, Misses Canningham, tun Sie jetzt nichts Unüberlegtes. Ich denke, Ihre Tochter wollte einfach nur ihre Ruhe vor allen haben und hat deshalb zu dieser kleinen Notlüge gegriffen. Aber seien Sie ihr nicht böse. Ich bin es auch nicht. Es hat halt nicht sein sollen …“

      Misses Canningham schnaubte entrüstet. „Meine Tochter kann sich vielleicht viel erlauben, aber nicht alles! Und auch wenn Sie ihr vielleicht nicht böse sind, ich bin es schon! Schließlich haben Sie es ihr ermöglicht, ihren Beruf fortzuführen!“

      „Und so sollte es auch bleiben, okay?!“, bat Harry, dem das Thema etwas zu heikel wurde. „Bitte, tun Sie es mir zuliebe; sprechen Sie Isabel nicht auf ihren kleinen Betrug an.“

      „Ich kann nichts versprechen! Aber ich denke, ich werde jetzt erst einmal eine kleine Fahrt durch den Park machen und dann habe ich mich hoffentlich wieder beruhigt“, widerstrebte es Isabels Mutter.

      „Danke. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Ach übrigens, Sie können wunderbar Geschichten erzählen. Man hört Ihnen selbst als Erwachsener gerne zu.“ Prompt wurde Misses Canningham bei diesem Kompliment knallrot. Harry lächelte nur und zog von dannen.

      Als Harry am Nachmittag wieder bei sich zu Hause angekommen war, rief er sofort Jane an. Natürlich ging nicht Jane, sondern William ans Telefon: „Na, was willst Du schon wieder von meiner Frau?“

      „Sei gegrüßt, Brüderchen. Es geht Dich jedoch überhaupt nichts an, was ich mit Jane zu besprechen habe. Aber sei unbesorgt, es geht diesmal nicht um Dich!“

      „Oh, wie komme ich denn zu der Ehre?“, erwiderte William.

      „Tja, ich würde sagen, dies hast Du ganz allein Isabel bzw. ihrer Mutter zu verdanken.“

      „Die Märchenfee?“

      „Du weißt davon?“, fragte Harry.

      „Na, hör mal! Es soll auch vorkommen, dass Jane und ich uns ebenfalls unterhalten“, brummte William ins Telefon. „Und was hat nun die Märchenfee oder Isabel getan?“

      „Sei nicht so neugierig und gib mir endlich Jane!“, bestimmte Harry.

      „Hey, das ist gemein! Ich habe mich doch bei Dir entschuldigt; ich will auch wissen, wenn es etwas Neues gibt!“, beschwerte sich William.

      Harry musste unweigerlich lachen. „Du bist aber ein Mann und keine Frau!“

      „Brüderchen, ich sehe das jetzt als Beleidigung an; mach so weiter und ich lege gleich wieder auf! Anschließend ziehe ich den Stecker und dann kannst Du mal schauen, wie Du Jane erreichst …“

      „Hallo, mein Lieblingsschwager, was gibt’s?“, sagte Jane, nachdem sie William den Hörer entrissen hatte. Beleidigt zog William von dannen. Man konnte ihn im Hintergrund noch meckern hören. Jane lachte. „Na los, erzähl schon, was hat Misses Canningham gemacht?“

      „Sie hat mir erzählt, dass Isabel behauptet hat, dass wir alles im Guten bereinigt hätten und nun eine lockere Freundschaft führen würden.“

      „Bitte was?!“, platzte es völlig entgeistert aus Jane heraus. Prompt war auch William wieder zur Stelle und drückte einfach auf die Freisprechtaste am Telefon.

      „Harry, bitte sei so lieb und sage mir, was Du gerade meiner Frau anvertraut hast, sie starrt nämlich völlig perplex auf den Hörer. – Jane, Du kannst übrigens auflegen …“

      „Isabel hat sich eine schöne, unwahre Geschichte ausgedacht, um sich allen unangenehmen Fragen zu entziehen“, sagte Harry völlig ruhig.

      „Und nun?!“, kam es gleichzeitig von William und Jane.

      „Nichts, und nun. Ich wollte eigentlich nur mitteilen, dass Misses Canningham mächtig sauer wurde bei der Erkenntnis, dass ihre Tochter trotz der durch mich gegebenen Möglichkeit der Fortführung ihres Berufs kein Danke übrig hat.“

      „Aber Isabel weiß doch gar nicht, dass Du ihr den neuen Kindergartenplatz ermöglicht hast!“, warf Jane sofort ein.

      „Oh!“, kam es von William.

      Harry seufzte. „Ich weiß, deshalb hoffe ich, dass Isabels Mutter jetzt nichts Falsches macht …?!“

      „Was meinst Du?“, fragte William, der nicht ganz folgen konnte.

      „Nun ja, wenn es Knall auf Fall kommt, dann würde sich Isabel womöglich eher noch die Zunge abbeißen, als mir ein Danke entgegenzubringen. Das soll heißen, dass sie gutmöglich ihren Job noch an den Nagel hängt, nur um mir nicht dankbar sein zu müssen.“

      „Das Mädel ist doch verrückt! Und in die hast Du Dich verliebt???“, kam es plump von William.

      „Wills!“, schrie Jane.

      „Was denn? Ist doch wahr! Das Mädel hat voll eine an der Klatsche und Harry ist nicht viel besser!“, verteidigte sich William weiter.

      „Danke, Brüderchen, aber soweit ich weiß, hast Du das Ganze verbockt!“ Sofort war William still.

      Jane nahm den Hörer wieder in die Hand und unterbrach somit die Freisprechfunktion. William war klar, dass er jetzt nichts zu melden hatte und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück.

      „Oh je, ich sehe es schon kommen: Bei Euch ist erneut dicke Luft und alles nur, weil ich Dich