Kinder seien, und er behielt sie bei sich und fuhr aus,
seine Frau zu suchen. Da kam er in eine Stadt und
gieng in eine Schenke, aber sein Kutscher blieb draußen
und sah ein Weib mit einer Hand, die gieng zum
Brunnen, um Waßer zu schöpfen. Der Kutscher lief
sogleich zu seinem Herrn hinein und meldete ihm das;
der König lief heraus, fand die Frau und erkannte in
ihr seine Gattin und nahm sie mit sich an seinen Hof.
So hatte er seine beiden Söhne und seine Frau wieder;
seine böse Mutter aber ließ er mit ihrem Hause,
sammt allem was darin war, verbrennen.
Vom Grünbart.
In einer Stadt lebte ein sehr reicher Kaufmann, der
hatte eine sehr schöne Tochter, die wollte durchaus
keinen andern heiraten als einen Mann mit grünem
Barte. Um die Stadt herum waren sehr große Wälder;
in diesen Wäldern hausten vier und zwanzig Räuber
mit einander. Der Hauptmann dieser Räuber, der von
dem Mädchen vernommen hatte, daß sie nur einen
Mann mit einem grünen Barte heiraten wolle, fragte
seine Leute, ob sie kein Mittel kennten, mit dem man
sich den Bart grün färben könne, und sie verschafften
ihm sogleich solche Farbe. Da färbte er denn seinen
Bart grün (und er war auch außerdem ein stattlicher
Mann) und reiste in die Stadt zu dem Kaufmann: er
wolle seine Tochter freien. Dem Mädchen gefiel er
auch sehr und so blieb er da über Nacht. Des andern
Tages verabredeten sie sich, daß das Mädchen zu ihm
hin reisen solle; er besitze hinter dem Walde ein großes
Gehöfte. Dem Mädchen bedeutete er, sie solle
immer die Straße entlang reiten, bis sie an eine Brükke
komme; jenseit der Brücke solle sie sich links wenden
und auf dem Pfade nur weiter reiten, so werde sie
zu seinem Hofe gelangen. Der Grünbart reiste ab.
Die Kaufmannstochter rüstete sich nun zur Reise,
ließ sich guten Kuchen backen, um ihn ihrem Bräuti-
gam mit zu bringen, und machte sich dann zu Pferde
auf den Weg. Sie kam zur Brücke und fand jenen Seitenweg,
von dem der Grünbart gesprochen hatte. Sie
ritt nun auf dem Pfade in den Wald; je tiefer sie aber
in den Wald hinein kam, desto schmaler ward der
Pfad: nur ein schmaler Fußpfad war noch da. Was
sollte sie nun thun? Reiten konnte sie nicht mehr, sie
muste absitzen, das Pferd anbinden und zu Fuße
gehen. Nachdem sie ein Ende gegangen, sah sie ein
Häuschen, an dessen Thüre zwei Löwen mit Ketten
angebunden waren. Als sie in die Nähe derselben gekommen
war, dachte sie ›Sollst du weiter gehen oder
nicht?‹ Aber da die Löwen nichts thaten, trat sie hinein
und gieng in eine Stube: da stunden Betten und an
der Wand hiengen mehrere Flinten. Als sie sich da
umgeschaut, gieng sie in eine andre Stube: da stund
ein Tisch und am Deckbalken hieng ein Käfich mit
einem Vögelchen. Der Vogel sagte zu ihr ›Wie
kommst du hierher? denn das ist ein Räuberhaus.
Hinweg kannst du jetzt nicht, denn wenn du hinaus
willst, so zerreißen dich die, Löwen; aber ich will dir
Unterweisung geben. Lege du dich jetzt unters Bett;
wenn die Räuber kommen, werden sie sich betrinken
und dann einschlafen; dann geh du weg, und wenn du
hinaus gehst, wirf beiden Löwen jedem ein Stück Kuchen
hin, dann kannst du ein Ende weit davon laufen.‹
So that sie auch und kroch unter das Bett.
Die Räuber kamen einer nach dem andern und sagten
›Hier stinkts nach Menschenfleisch;‹ aber der
Vogel wehrte ab so viel er nur konnte, und so ließen
sie sich davon abbringen. Die Räuber brachten ein
Mädchen mit; nachdem sie ihr Abendeßen zu sich genommen,
hieben sie das Mädchen in Stücke und fiengen
mit den kleinen Fingern an. An einem hatte sie
einen Ring, und der Finger mit dem Ringe rollte unter
das Bett, wo jene lag. Da nahm sie den Finger und
steckte ihn in ihre Tasche. Als die Räuber ihr Werk
vollendet, fiengen sie noch einmal an zu trinken und
betranken sich dermaßen, daß sie von ihren Sünden
nichts mehr wusten und sämmtlich einschliefen. Als
das Mädchen meinte, daß sie alle fest schliefen, stund
sie auf, gab dem Vögelchen ein Stückchen Zucker und
nahm in jede Hand ein Stück Kuchen, das sie beim
Hinausgehen den Löwen zuwarf. In der Zeit als sie
das fraßen, sprang sie hinaus. Kaum aber hatten sie es
gefreßen, als sie anfiengen zu brüllen und ein Geschrei
zu erheben, daß der Wald in einem fort erbebte.
Da sprangen die Räuber alle auf und verfielen gleich
darauf, daß das Mädchen da gewesen sein müße; alle
setzten ihr nun nach, aber sie erreichte doch ihr Pferd.
Als sie aufgeseßen, ritt sie in solcher Eile, daß sie, als
sie ihre Wohnung erreicht hatte, vor Schreck blaß war
wie eine Leiche, und daß sie sich sogleich niederlegen
muste und krank ward.
Der Grünbart schor nun seinen Bart sofort ab und
sann nach, wie er das Mädchen doch noch erwischen
könne. Er bestellte sich große Wagen und große
Fäßer, in deren jedes er vier Räuber kriechen ließ, und
fuhr damit zu dem Kaufmanne, als ob er Waaren kaufen
wolle: er sei auch ein Großhändler aus der und der
Stadt. Seinen Leuten hatte er gesagt, er werde ins
Zimmer zum Kaufmanne gehen und er wolle ihnen ein
Zeichen geben; wenn alle in der Stube eingeschlafen
sein würden, dann sollten sie die Boden der Fäßer
ausschlagen, alles ausrauben und beim Wegfahren
noch das Mädchen mitnehmen. Während er nun im
Zimmer war, hörte des Kaufmanns Knecht, der auf
dem Hofe umher gieng,