Traumtänzer. M. A. Audren. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M. A. Audren
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754907252
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Griff des Tänzers. Mit ein, zwei Schritten war sie vor ihm und übernahm die Führung in die Fremde.»Dann bemühst du dich besser, ich bin nämlich sehr schwer zu überzeugen.«»Ich hab da noch den ein oder anderen Trick im Ärmel. Vielleicht bist du ja der Typ für Überraschungen.« Ein paar Hände schnellte an Ellies Schläfen vorbei und bedeckte ihre Augen, sie gab ein erschrockenes Keuchen von sich, während Layan kicherte. »Du willst dir doch nicht die Überraschung verderben?« Es war schwierig, nicht zu stolpern, wenn man plötzlich nichts mehr sehen konnte trotzdem ging sie einfach weiter, als wäre nichts. Sie konnte nur einen Fuß vor den anderen setzen und hoffen, dass Layan sie bremsen würde, bevor sie in einer Pfütze Treibsand verschwand. Nicht nur das, sie kam sich auch ausgesprochen dämlich vor.»Einfach geradeaus,« flüsterte es viel zu nahe an ihrem Ohr. »Du wirst es fühlen, wenn wir am Ziel sind.« Im Augenblick fühlte sie hauptsächlich die Nähe des Traumtänzers in ihrem Rücken. Ellie versuchte, ihn auszublenden, konzentrierte sich auf ihren eigenen Atem und jeden Schritt, den sie tat. Die Sonnenstrahlen, die ihr in der Nase kitzelten und den Geruch wilder Wiesenblumen, der sie nach und nach umgab. Sie hörte Vogelgezwitscher und das Rauschen von Laub im Wind. Weit über ihr ertönte ein harmonisches Summen und eine Art Flügelflattern, das immer näher zu kommen schien. Ob das Dorf noch weit war? Noch war es nicht zu spät, sich loszureißen und dabei ein wenig Stolz zu behalten. Layan schien ihr Zögern zu spüren und drückte sie mit seinen Schultern vorsichtig weiter.»Geduld, nur noch ein bisschen.« Der Weg wurde etwas steiler: Der Untergrund veränderte sich, wurde gleichmäßiger, weicher und sie spürte nasses Moos unter den Zehen als sie die Spitze des vermeintlichen Hügels erreichte.»Wenn das hier eine Bergwanderung wird, brauche ich meine Augen wi-« Layan nahm seine Hände weg. Mitten im Schritt erstarb Ellies Bewegung, jedes Wort in ihrem Hals war purem Erstaunen gewichen und der Tänzer trat mit einem selbstgefälligen Lachen neben sie. Sie stand vor den Toren eines Dorfes - und um sie die Feen. Bestimmt ein dutzend bunte Lichter, die den Himmel über den dicht stehenden Hütten füllten, hastig durcheinander schwirrten, die Luft erfüllt vom Surren ihrer Stimmen. Wie ein Rausch rasten hunderte neue Eindrücke auf sie ein, sausten um ihren Kopf und vernebelten ihr die Sinne als ihr Blick zwischen den bunten Häusern hin und her huschte. Die Fassaden waren so farbenfroh, dass sie das Dorf erleuchteten und überall zierten verschlungene Schnitzereien die Wände. Die niedrigen Dächer waren aus bunten Stoffen gewebt und ersetzten das Bild einer Zivilisation durch den Gedanken an ein heimeliges Bettenlager. Zwischen den Gebäuden schlangen sich schmale Trampelpfade, gesäumt von allerlei Tontöpfen und merkwürdigem Werkzeug, dessen Nutzen Ellie nicht kannte. Saftiges Unkraut hatte sich seinen Weg zwischen den vereinzelten Trittplaten, die hier und dort lagen, gebahnt und große Teile der Gebäude waren verwuchert bis zur beinahe Unkenntlichkeit. Zwischen all den Pflanzen, hölzernen Stuck und rasenden Feen strahlte dieser Ort etwas absolut Magisches aus - Ruhe und Entzücken ergriff Ellie, ein Gefühl von Vertrautheit, gehüllt in funkelnde Magie. Sie blickte zurück: Hinter ihnen lagen die sanften Eindrücke eines Pfades, nicht von Hand sondern von der Zeit geschaffen. Das Dorf lag wirklich auf einem leichten Hügel, doch der Anstieg war kaum der Rede wert und in der Distanz konnte sie die Spitzen des weißen Waldes sehen.»Layan, wer ist deine Freundin?« Sie wurde von einer hellen Stimme unterbrochen und während Layan, wenig subtil, fluchte, drehte Ellie sich nach deren Quelle um - die sich als kleines Mädchen entpuppte. Himmelblaue Augen blitzten unter einem braunen Pony hervor und musterten die Rothaarige mit strahlender Neugierde. Hinter ihr standen noch einige andere Kinder - sie mochten kaum 12 Jahre alt sein - allesamt in dieselben eigentümlichen, weißen Roben gekleidet, wie auch Layan sie trug. Eines der anderen Mädchen schnappte geräuschvoll nach Luft.»Ist sie ein MENSCH!?«»Was? Nein! Schwachsinn! Sie ist doch kein Mensch.« Layan schob sich hastig vor Ellie, die ihn ihrerseits irritiert musterte. Das hätte ihm nicht einmal ein Säugling abgekauft. »Das ist Elli- äh …yara. Elliyara, ja. Sie kommt aus einem anderen Dorf jenseits der Flüsse und ist zu Besuch hier.« ‘Elliyara’ schaffte es nicht, Einwände zu erheben, denn Layan bedeutete ihr mit einem unsanften Kniff in den Unterarm, das zu unterlassen.»Wer würde dich schon besuchen?«, murrte aus aus der letzten Reihe, was den Tänzer zu protestierenden Ausrufen bewegte.»Ich habe viele Freunde und - «»Vielleicht hat Palyk ihn doch Zwangs-verlobt. Meine Mutter sagt-«»Du weißt doch nicht mal, wie verloben funktioniert, Eshi!«»Hat Layan dich gekidnappt?« Schrie ein Junge von der Seite, das letzte Wort zog er dabei in die Länge, als hätte er es gerade erst gelernt und war stolz, es gleich verwenden zu können.»Also gut, ihr habt euren Spaß gehabt. Jetzt trollt euch, ihr Plagegeister!« Unter lautem Geschrei und Gekicher taten die Kinder wie ihnen geheißen und Layan bugsierte Ellie hinter ein nahes Gebäude.»Was sollte das jetzt? Elliyara? Gekidnappt?«»Ich musste improvisieren! Ellie ist nun mal kein Traumtänzer-Name!«»Der Teil ist mir klar, aber wozu der ganze Humbug? Wieso - «»Das … das ist etwas schwierig zu erklären. Vielleicht sollten wir das nicht auf offener Straße machen, kommst du mit?« Dem flehenden Blick konnte sie nur schwer standhalten, also seufzte ‘Elliyara’ ergeben, während der Tänzer sie vor sich durch die fremden Gassen scheuchte.Divider Image»Was ist das für eine Pflanze?« Neugierig starrte Ellie das kleine Wesen an. Dunkelgrüne Blätter wickelten sich wie ein Turban um eine tiefviolette Blüte, deren Mitte ein heimeliges, oranges Leuchten von sich gab. Bis jetzt hatte sie im Dorf der Traumtänzer - Lancars - zwei Dinge gelernt. Zum ersten: Ihr Name kam nicht von irgendwo. All diese ‘Traumtänzer’ bewegten sich in wiegenden Schritten, schwebten anmutig von einem Ort zum nächsten wie Tänzer. Im Vergleich dazu bewegte sie sich wie ein betrunkener Elefant durch die engen Gassen.»Uuuh … eine Grüne?« Zum zweiten: Sie hatten keine Ahnung von Botanik. Kaum waren sie an etwaigen Tänzern vorbei in eine unscheinbare Hütte geflüchtet, hatte Layan begonnen, hektisch in verschiedenen Kisten zu wühlen. Ellie indes beschloss, dass sie gar nicht so genau wissen wollte, was er denn nun vor hatte und besah die Inneneinrichtung mit milder Begeisterung.Die Einrichtung war schlicht, einige grob gezimmerte Regale, ein Raumteiler, dahinter einige Kisten, deren Inhalt der Traumtänzer in diesem Moment kunstvoll auf dem Boden verteilte - wobei letzterer aus reiner Erde bestand. Die Mauern waren ohne Fundament auf den Grund gestellt worden und während Ellie sich noch wunderte, wie die Gebäude stabil sein konnten, fiel etwas anderes in ihren Blick. Durch den natürlichen Untergrund hatten sich zahlreiche Pflanzen ihren Weg ins Innere gebahnt und keine von ihnen hatte sie je zuvor gesehen. Sie wandte sich kurzerhand von der leuchtenden Blume ab, um sich einer kleineren Pflanze direkt daneben zu widmen. Einer Lilie nicht unähnlich, ragten Ihre Blüten direkt aus dem Boden und schimmerten in hellem Blau mit spiralförmigen Blütenständen. Ihr Sinnieren, wie die hiesige Flora zustande kam, wurde von einem triumphalen Schrei unterbrochen. Sie wandte sich nach Layan um, der mit einigen Stoffen über dem Arm hinter dem Raumteiler hervor wankte.»Hier, wirf’ das über!« Sie musterte das Stoffding mit wachsender Verwirrung und einem steigenden Maß an Unmut.»Was zur Hölle ist das und wieso?« Genauer betrachtet waren es mehrere Stoffbahnen, rein weiße Baumwolle mit detaillierten Stickereien und allerlei Gold-glänzenden Symbolen entlang der Ränder. Schon auf den ersten Blick war Ellie sicher, sie würde eine schriftliche Anleitung brauchen, um die fremdartige Kleidung anzulegen. Ihre Jeans war ihr wesentlich sympathischer.»Kleidung einer Traumtänzerin.« Für einen Augenblick schien Layan in Erklärungsnot zu kommen und seiner Worte nicht ganz Herr zu werden. »Hör zu, die Situation in Lancars ist im Moment … ein wenig angespannt. Du könntest es doch einfach auf sich beruhen lassen, und wir sehen uns das Dorf an?« Es war nur ein Traum. Ein Traum mit einer sehr verwirrenden Geschichte, den sie auch genießen konnte, ohne nachzubohren.»Das könnte ich natürlich tun.« …aber dann wäre sie nicht Ellie. »Ich könnte aber auch genau hier stehen bleiben und dich so lange löchern, bis du mit der Sprache herausrückst.« Er schien kurz mit sich zu hadern. Dem stummen Gebet in seinem Blick nach zu urteilen, hatte er keinen Zweifel daran, dass Ellie die Drohung wahr machen würde.»Das hier … ist ein Traum, ja?« Allein, dass er das so unverblümt fragen konnte, ließ sämtliche Alarmglocken in ihrem Kopf schrillen.»Layan, was willst du mir sagen?«»Hast du jemals in Betracht gezogen - rein hypothetisch natürlich dass das hier kein Traum sein könnte?« Ellie konnte die Augen nicht von ihm lösen. Sie stolperte einen Schritt zurück und stieß gegen eine Holztruhe, auf die sie sich sofort fallen ließ. Ja. Ja, das hatte sie.»Du willst mir erklären, dass, das hier,« sie machte eine vage Geste, die sowohl das Dorf, als auch den Tänzer selbst umfassen sollte. »Alles echt ist? Und ich