Traumtänzer. M. A. Audren. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M. A. Audren
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754907252
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waren Streuner, solche wie sie alle einst waren. Sie suchen nach Nahrung und da geschieht es öfters mal, das ein paar von ihnen über eine Siedlung stolpern.« Er wand sich etwas, bevor er schließlich die Kraft fand, weiter zu sprechen. »Es sind vor ein paar Jahren einige Dinge passiert,« Als er bemerkte wie sie ihren Mund öffnete hob er sofort seinen Zeigefinger. »Nichts, womit du dich belasten musst. Palyk hat dir alles erzählt, was du wissen musst.«»Es ist nicht deine Aufgabe, mich zu beschützen.«»Genau da liegst du falsch. Als Hüter der Träume steht es quasi in unserer Jobbeschreibung genau das zu tun. Wir verhindern Albträume, vertreiben Alben, die sich in euer Unterbewusstsein einnisten und bekämpfen sie, wenn sie versuchen euch zu schaden - wie gerade eben. Dieser Angriff war ganz normal, nur gewöhnlicherweise bekommt ihr Menschen nichts davon mit. Alben handeln bloß instinktiv, es war nie ein Problem, euch vor ihnen zu schützen.«»War?«»Ich dachte das hätten wir hinter uns - oh.«»Was?« Ellie war der Fragerei langsam müde, doch irgendwie begann sie plötzlich, sich komisch zu fühlen. Ihr Kopf wurde leicht und alles in ihrer Sicht schien verschwommen.»Ich schätze, das war’s mit dem Sightseeing für heute, Ellie. Du wachst auf.«»Was, wie kommst … « Sie hob ihren Arm - nur um zu sehen, wie er langsam verblasste. Layan indes deutete in den Himmel - wo die purpurne Sonne erneut am Horizont erschien.»Keine Panik. Du wirst gleich aufwachen und wieder einen ganz normalen Traum geträumt haben.« Er zwinkerte und sie atmete voll tiefer Erleichterung aus, als die Welt aus ihrem Blick verschwand.

Divider Image Kapitel 5 - Primula

      Layan schaffte es gerade noch, den eisernen Kanaldeckel hinter sich zu schließen, bevor die dunklen Klauen ihn erreichten. Er stieß einen leisen Fluch aus und schwang sich die rostigen Sprossen hinunter, wo er für einen Moment inne hielt. Es schien jedes Mal knapper zu werden. Mit einer hastigen Bewegung streifte er das bisschen Blut von seinem Arm und machte sich auf den Weg durch den Untergrund, nicht, ohne das Gefäß unter seinem Umhang noch einmal zu überprüfen. Die Wände der dunklen Katakomben waren vollkommen bedeckt mit denselben dunklen Steinnischen, die es auch unter Lancars Tempel gab. Nur wenige waren leer, in den meisten brannten helle Flammen, leuchtende Seelenfeuer, die das Gewölbe mit einem warmen Schein erfüllten. Doch sie waren nicht Layans Priorität: Im Gegensatz zu ihren Vettern im oberen Palast waren sie in Sicherheit. Alte Magie schützte diese Mauern und nur die Magie einer Fee vermochte den Zugang zu öffnen. Zumindest etwas, das der Wandler noch nicht an sich gerissen hatte.Layan kannte alle Pfade, jeden Stein und jeden Kurve in dem unterirdischen Labyrinth und bald eilte er die schmale Treppe hinab, die zum letzten freien Eingang nach Lacrimosa führte: Einem kaum sichtbaren Gang, der in einem Abwasserkanal endete. Das alte, viel zu schmale Kanalrohr war entzwei gebrochen, als die Stadt aus der Erde gerissen wurde und ragte nun aus dem schwebenden Erdreich in die Luft. Umständlich senkte Layan sich in den kleinen Durchgang, dankbar dafür, dass er fast immer auf den Nachtisch verzichtete. Stück für Stück schob er sich durch die enge Röhre und presste das wertvolle Päckchen dabei fest gegen seine Brust. Erst, als er das Licht am Ende des Zugangs sehen konnte, entspannte er sich ein wenig. Mit ein letzten, beherzten Ruck schaffte er es, seine Schultern durch die Öffnung zu bekommen. Er taumelte einen Augenblick durch die Luft, ehe er auf das lädierte Holzboot krachte, das unter der Stadt bereit schwebte. Als er wieder auf die Beine kam, war Rem bereits über ihm und fuhr aufgebracht um seinen Kopf. Nur unter lautem Protest ließ sie sich schließlich beiseite schieben.»Fang du nicht auch noch so an. Wir sind ohnehin voll - Bel, mach hin.« Auch die grüne Fee brummte kurz, bevor die Sphäre, die das Schiffchen umgab, aufleuchtete und das Gebilde sich langsam in Bewegung setzte. Layan blickte noch einmal auf zu der schwebenden Stadt. Selbst tagsüber, wenn die Schatten am schwächsten waren, schien sie erfüllt von Energie. Nur dass sie ihre einstige Magie der Tänzer gegen die finstere Macht des Wandlers getauscht hatte. Die Alben folgten ihm nicht - das taten sie nie. Trotzdem klopfte sein Herz so schnell, dass er fast Angst hatte, es könnte zerspringen.Das eine Mal, als sie die Stadt verlassen hatten … er verstand immer noch nicht, warum. War er dem Wandler doch ein Dorn im Auge geworden? Oder waren sie in Wahrheit hinter Elena her gewesen? Wieso sollte er seine Schatten nach ihr aussenden? Sie war nur ein Mensch, der in etwas viel Größeres hineingeraten war.Ein Mensch, der die Welt der Träume betreten hatte.Etwas, das seit dem Aufstieg als unmöglich galt. Seit dem Tod der letzten Wanderin. Er verscheuchte den Gedanken und holte das kleine Tongefäß hervor. Am Bug des Schiffes stand, verborgen durch eine Plane und gut beschützt durch die darauf sitzende Fee, eine verbeulte Holzkiste. Das Gefäß legte er hinein, neben die anderen, deren Macht das Holz um sie förmlich zum Vibrieren brachte. Außerhalb der verzauberten Nischen war ihre Kraft ungeschützt - sie waren einerseits verwundbar, andererseits eine Gefahr für alles um sie.Divider Image»Ich sagte dir bereits, es wird zu gefährlich.«»Ich kann sie nicht zurück lassen.« Layan war ohne Zwischenfälle im Tempel angekommen, der Schnitt an seinem Arm war verheilt, lange bevor er die fliegende Stadt aus den Augen verloren hatte. Über Lancars war indes bereits die Nacht hereingebrochen und während er die Holzkiste in die unterirdische Kammer brachte, hatte Palyk sich zu ihm gesellt. Der alte Mann musterte ihn mit strengem Blick, während Layan die ersten Tongefäße öffnete. »Es gibt immer mehr Risse im Palast - nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn die Schatten komplett durchbrechen.« Behutsam hob er eine der Flammen aus ihrem Gefäß, half ihr, wieder zu Atem zu kommen, und ihren Platz in den Nischen zu finden. »Irgendjemand muss es tun.« Selbst wenn er es eines Tages schaffte, sie alle zu befreien - es gab immer noch die Seelen in den Katakomben. Er begutachtete mit einem zufriedenen Lächeln, wie die Flamme ihre Nische akzeptierte und zufrieden aufleuchtete. Doch solange der Wandler regierte, war es alles, was er tun konnte.»Es fällt schwer, es zu akzeptieren, das weiß ich.« Palyks Stimme war schwer, die endlose Energie, die ihn sonst zu begleiten schien, einer bleiernen Müdigkeit gewichen. »Aber es gibt niemanden, der uns retten kann, Layan.«»Vielleicht nicht.« Als ob er das nicht selbst wusste. Als ob sie das nicht alle wussten. Er konnte es sehen, jeden Tag, in jedem verzweifelten Gesicht in Lancars. »Aber das heißt nicht, das wir einfach aufgeben dürfen. Sie brauchen uns, das weißt du besser, als jeder andere. Wie war die Nacht?«»Ruhig soweit ich es sagen kann. Es ist nicht einfach, so viele Träume zu überwachen … die Alben finden immer neue Wege. Du bist der einzige Wächter, der noch geblieben ist, Layan. Der einzige, der die Seelen noch berühren kann.«»Nein.« Es war ein Streit, den sie so oft hatten. »Nicht der einzige.«»Ich werde es noch einmal sagen. Die Quin haben schon lange aufgegeben. Ich will nicht zusehen müssen, wie du an dem Versuch zerbrichst, Junge.« Dann schwieg er. Fürs erste schien er es dabei belassen zu wollen und beobachtete Layan aufmerksam dabei, wie er eine Seele nach der anderen an ihren Platz brachte. Jede einzelne handhabte er mit Vorsicht, bewegte sie respektvoll und mit sorgsamen Bewegungen. Sie schienen immer so zerbrechlich unter seinen Fingern.Als Palyk die Stille wieder brach, tat er es mit ruhiger, wohlwollender Stimme. »Wie geht es deiner Freundin? Ist sie wieder in ihr Dorf zurückgekehrt?« Sein Ton ließ erahnen, dass er wusste, dass mehr an der Geschichte war. Layan hoffte, er glaubte ihm wirklich, dass sie eine andere Quin war und nur Neugierde über ihre Bekanntschaft hegte.»Ja, aber sie kommt bald zurück.« Hoffentlich, fügte er noch in Gedanken hinzu. Ellies Erscheinen war der erste Lichtblick nach Jahren der Dunkelheit. Trotzdem sträubte etwas in ihm sich dagegen, ihr das zu sagen. Seine Welt war gefährlich geworden und sie hatte in diesem Kampf nichts zu gewinnen. Und dann war da noch die sengende Ungewisseheit. Sie konnte nur in all das hinein gestolpert sein, vermutlich hatte sie einfach einen wahren Traumfänger gefunden - es war zu früh, irgendjemandem Hoffnungen zu machen. »Ich wollte ihr noch unbedingt unsere Rakkys zeigen - die kleinen haben ein hübsches Zaumzeug für die Ammen geknüpft.«»Ah, ich hatte mich schon gewundert, warum du in Foraoise warst.« Eines musste man dem Alten lassen; ihm entging absolut nichts. »Ich bin sicher, es wird ihr gefallen. Vergiss nicht, sie danach zum Tempel zu bringen, sie wird etwas zu Essen brauchen, wenn du damit fertig bist, sie zu beschwatzen.«Divider Image

Kapitel 6 - Hypericum

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