Traumtänzer. M. A. Audren. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M. A. Audren
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754907252
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eingefasst, leuchtende, rote Kristalle, die nach oben immer dichter wurden und in ein feines Netz aus bunten Steinen verliefen, das die ganze Decke wie ein Wetterleuchten über ihnen strahlen ließ. Ellie machte einen Schritt zurück, schaffte es kaum, die ganzen Farben um sie zu erfassen. Der dunkle Steinboden unter ihr war übersät mit den fremdartigsten Pilzen. Manche von ihnen sahen aus wie zu groß geratene Champignons, andere waren akstrakte Konstrukte, wie sie nur einem Sci-Fi Film entspringen konnte. Von den meisten ging ein hypnotisches Leuchten aus - eine meerblaue Variante mit schmalen, tief gerillten Stielen stand dabei dicht an dicht mit ihren Genossen und bildete weite Felder auf dem Gestein. »Wunderschön, nicht wahr?« Layans Stimme verdarb ihr den glänzenden Augenblick schlagartig. »Ein feiner Traumwächter bist du, Layan der Große!« Ihr Aufruhr schien ihn nicht weiter zu bekümmen, stattdessen zwinkerte er ihr zu und stützte die Arme in die Seiten.»Was gibt es zu bemängeln? Ich hab dich vor den Alben gerettet, ganz so wie es meine Aufgabe ist.« Sie war zu perplex um genauer darauf einzugehen - und befürchtete, sie würde ihm doch eine knallen, wenn sie zu genau darüber nachdachte.»Ich würde mich ja bedanken, aber deine Methoden kommen mir fragwürdig vor. Für einen magischen Traumwächter bist du übrigens ziemlich mickrig.«»Ich bin noch jung!« Sie hätte schwören können, er wäre errötet. »Wir Traumtänzer altern fast wie ihr Menschen, nur, dass wir viel älter werden. Seit etwa fünftausend Jahren - « Er brabbelte munter weiter vor sich hin, was Ellie zum Anlass nahm, sich ein paar Schritte zu entfernen.Die Höhle, stellte sie fest, war beinahe kreisrund. Die fahle Beleuchtung der Pilze erlaubte ihr den Blick auf zwei bedenklich instabil aussehende Gänge am Ende der Kammer, die sich schon nach kurzem im Dunkel verloren. Etwas raschelte und als Ellie sich danach bückte, bemerkte sie schimmernde Insekten, die über die glänzenden Wände wuselten und sich am Nektar fremder Blumen labten, vollkommen gleichgültig gegenüber ihres neugierigen Blicks. Layan wurde währenddessen in seinen endlosen Ausführungen schließlich von einer der Feen unterbrochen - Bel? - der ihm aufgebracht ins Gesicht schwirrte.»Jaja, du hast ja Recht, wir gehen ja schon!« Er wandte sich Ellie zu, packte sie vorsichtig an der Schulter und schob sie mit sich in den Breiteren der beiden Gänge vor ihnen. »Wir sind zwar sicher, aber wozu unnötig etwas riskieren?«»Diese Feen - « Durch das viele Hin und her mittlerweile war es ihr mittlerweile relativ gleichgültig, in welche Todesaktion er sie jetzt stürzen wollte. Obgleich sie immer noch nervöse Blicke hinter sich schweifen ließ - wer wusste ob diese Alben auch in den Treibsand springen würden. Zumindest ihre Neugierde würde sie jetzt noch befriedigen, bevor man sie nochmal angriff. »Was genau sind sie für Wesen? Du hast sie vorher Sandmännchen genannt?«»Wir Traumtänzer sind endlos weise Wesen, deren Ursprung weiter zurück geht als der Beginn der Zeit selbst - Feen existieren sogar noch länger.« Layan beantwortete ihre Frage, bevor sie überhaupt zu Ende sprechen konnte, wobei ihn Rems helles Klingeln kurz unterbrach. »Unsere beiden Freunde hier sind erst ein paar Jahre hier, aber sie machen ihre Sache gut. Es ist ganz wie in euren Geschichten: Die Sandmännchen lassen euch in tiefen Schlaf fallen, verschaffen euch Träume und bringen eurem Körper und eurem Geist die wohlverdiente Ruhe.« Neugierig musterte Ellie die Wesen und kam nicht umhin, ebenfalls zu lächeln als Rem sich schüchtern hinter Layans Schulter flüchtete. Ihre Stimmen, ihre Bewegungen es war faszinierend, wie unterschiedlich sie in ihrem Charakter waren. »Oh, endlich.« Das erleichterte Seufzen des Tänzers zog Ellies Aufmerksamkeit wieder auf den Gang vor ihnen, wo helles Licht ins Erdreich strömte. Zumindest waren diese Todesfallen nicht allzu lang.»Ein Ausgang?« Layan nickte und bedeutete ihr bald, durch eine enge Öffnung zu steigen. Nur wenige Stufen und sie hatten die Erdoberfläche erreicht. Die Quelle des Lichts war nicht schwer zu finden, doch verschlug dem Mädchen die Sprache - eine strahlend pink-violette Sonne, die alles um sich in rosa glänzendes Licht tauchte. Weit hinterm Horizont stieg die purpurne Scheibe empor und hatte es kaum über den Himmelsrand geschafft.»Bei uns laufen die Dinge ein wenig anders.« Bemerkte der Traumtänzer mit einem Zwinkern ehe er in eine Richtung unweit der Sonne zeigte. »Wenn die zweite Sonne den Horizont erreicht, erwacht der Morgen jenseits der Wirbel.«»Soll heißen?«»Es war schön, dich kennengelernt zu haben, Elena.« Er nahm ihre Hand. Der Griff des Tänzers war zärtlich und vertraut - wo er sie berührte, schienen warme Sonnenstrahlen auf ihrer Haut zu tanzen. Ehe Ellie reagieren konnte, hatte er einen weichen Kuss auf ihren Handrücken gedrückt. Ihr Handrücken, der nun plötzlich blass und durchsichtig wirkte. Ein prickelndes Gefühl kroch über ihren Nacken, lullte sie ein wie ein Schlaflied und füllte ihre Sicht mit blütenweißer Farbe.

Divider Image Kapitel 3 - Taxus

      Ellie fühlte sich, als schlügen tausend Hämmer auf ihren Kopf ein. Unter lautem Stöhnen zwang sie sich, die Augen zu öffnen, zuckte allerdings sofort wieder zusammen, als das brennende Sonnenlicht ihr einen Stich versetzte. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte sie es, sich aufzusetzen und um sich zu schauen. Ihre Haut glänzte von kaltem Schweiß und ihr rotes Haar klebte ihr unangenehm im Nacken. Verwirrt blinzelte sie in Richtung Fenster. Sonnenlicht flutete den Raum durch die halb offenen Jalousien. Der Anblick ließ sie nach Luft schnappen - und nach ihrem Handy greifen. Unter dem kleinen Beistelltisch fand sie es schließlich und erstarrte, als sie die Uhrzeit sah. 8:20. Sie musste eingeschlafen sein … ohne einen Wecker gestellt zu haben. Damit blieben ihr etwa eine halbe Stunde, um sich vorzeigbar zu machen und in die Arbeit zu laufen, so schnell sie ihre Beine trugen. Benommen versuchte sie, die Erinnerungen von sich zu stoßen, die in ihr hoch kamen - ein verschwommener Traum voller Monster und irgendeinem verrückten Tänzer, doch die Bilder hafteten an ihr wie Klebstoff. Sie hatte keine Zeit um über diesen Schwachsinn nachzudenken. Hastig sprang sie vom Sofa und atmete scharf ein, als ihr ein stechender Schmerz ins Knie fuhr. Dann fiel ihr die Uhrzeit wieder ein und sie taumelte so schnell es ging ins Bad, wo sie die Klamotten des Vortags abstreite und in eine Ecke warf. Ihr Knie war ziemlich blutig und eine verschmierte Schürfwunde zog sich bis in die Mitte ihres Schienbeins. Das heiße Wasser machte die Schmerzen auch nicht gerade wett und sie fluchte leise, als auch noch Seife in die Wunde kam. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich irgendwo gestoßen hatte ohne es zu merken, aber normalerweise fiel es ihr zumindest auf, sobald es anfing zu brennen wie Hölle. Nicht, dass sie Zeit hatte, sich damit jetzt genauer auseinander zusetzen. Hastig sprang sie aus der Kabine, trocknete sich ab und zog im Vorbeigehen ein frisches Shirt aus dem Wäschekorb.Wenige Minuten später war sie sauber, hatte nur noch die akzeptable Anzahl an Knoten in den Haaren, und war die Treppe hinunter. Hastig griff sie ihre Schlüssel vom Küchentisch und öffnete die grüne Zimmertür neben der Spüle wo Charles nach wie vor friedlich schlummerte. Ellie ließ ihren Blick kurz durch den Raum gleiten und als alles in Ordnung schien warf sie dem Mann ein schwaches Lächeln zu.»Die Schwester ist in einer halben Stunde da, Dad.« Dann zog sie die Tür behutsam ins Schloss und trabte zur Haustür hinaus. Das penetrante Licht der Morgensonne beschwor kurz ein anderes Bild in ihren Gedanken. Purpurnes Licht, das sich voll Wonne über goldene Weizenfelder ergoss. Gut, dass sie zu gestresst war, um genauer darüber nachzudenken - schaffte sie es doch nur mit Müh und Not über die grüne Ampel an der Straßenecke.Divider Image»Guten Morgen!« Als sie in die kleine Blumenhandlung stolperte, war es zwei vor neun. Wäre dieser halb schlafende Busfahrer nicht gewesen, der die halbe Kreuzung blockieren musste, hätte sie es bestimmt sogar noch früher geschafft. »Ah, Ellie, schönen guten Morgen.« Die Dame hinter der Theke schaute aus dem Ordner auf, in den sie ihre Nase vergraben hatte und schenkte ihr ein mildes Lächeln. »Ich hatte schon Angst, du hättest verschlafen.« Das war der Nachteil, wenn man sonst immer eine halbe Stunde zu früh dran war.»Haha, nein, keine Sorge, ich bin putzmunter und anwesend!« Ellie schlüpfte hinter der alten Dame vorbei um die Ecke, wo sie ihren Spind öffnete und sandte ein stummes Dankesgebet von sich. Marlyn Orson reichte ihr kaum bis zu den Schultern aber war trotz ihres hohen Alters alles andere als gebrechlich. Bis jetzt hatte Ellie es noch nie persönlich geschafft, ihren Zorn auf sich zu ziehen, aber nachdem sie oft genug gesehen hatte, wie ihre Chefin unpünktliche Lieferanten und vorlaute Kunden handhabte, würde sie es ganz bestimmt nicht darauf anlegen. Mit umgebundener Schürze und Handschuhen bewaffnet trabte sie wieder in den Vorraum, wo Marlyn gerade dabei war, ihre Dokumente wieder in einem Kasten zu verstauen, um den Platz um die Registrierkasse wieder