Traumtänzer. M. A. Audren. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M. A. Audren
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754907252
Скачать книгу
diese konnte sich nicht viel Personal leisten, aber trotzdem war es ungewöhnlich ruhig in dem kleinen Verkaufsraum.»Wo ist Edith?«»Sie arbeitet hinten das Lager durch, sie sagte, ihr sei nach etwas Ordnung.« Marlyn kam etwas näher und flüsterte mit einem Zwinkern: »Ich glaube sie brütet eine Grippe aus und will keinen anstecken.« Edith war nicht viel jünger als ihre Vorgesetzte dafür aber mindestens dreimal so eigensinnig. Diese schien noch etwas sagen zu wollen, doch als sie Ellies Gesicht musterte, zog sie die Brauen zusammen. »Auch wenn du ‘putzmunter’ bist, du siehst erschöpft aus. Du achtest doch darauf, genug Schlaf zu bekommen? Ich weiß noch, als ich in deinem Alter war,« Diesmal konnte die Rothaarige sich ein Kichern nicht verkneifen, » … nunja, darüber muss man ja nicht in der Öffentlichkeit reden.« Sie musste ein Gähnen hinter vorgehaltener Hand verbergen. »Jetzt holt mich die Vergangenheit ein. Ab 50 geht es abwärts, Elena.«»Dabei sind Sie frisch wie der junge Morgen.«»Und ebenso vergänglich.« Ihr weißer Lockenschopf wackelte ihm Takt zu ihrem rauen Gelächter. Kurz fiel Ellies Blick auf den Boden hinter der Frau. Etwas ließ sie stutzen, doch bevor sie sich genauer damit beschäftigen konnte, schwang die Eingangstür auf - es war jedoch kein Kunde, der in den Laden stolperte. »Dir müsste man eine Uhr auf die Stirn nageln um dich einmal pünktlich zu sehen, Junge.« Auf diesen Satz hin musste Ellie sich nicht einmal nach der Tür umdrehen, um zu wissen, wen der Wind herein getrieben hatte.»Sorry, Grandma, der Bus war zu spät. Die scheinen ein paar Ausfälle zu haben - « Der Neuankömmling mit den dunklen Haaren überragte die Frau um ein gutes Stück, dennoch duckte er sich, als sie ihn mit einem giftigen Blick bedachte.»Ich hab' auch gleich einen Ausfall, wenn du nicht sofort zu deiner Kasse gehst, Cain.«»Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Grandma.« Der Junge schien wenig beeindruckt und als er Ellie erblickte, wandelte sich der kurze Schreckmoment in seinem Gesicht zu einem breiten Lächeln. »Und einen - « Nein. Heute war sie absolut nicht in der Stimmung.»Cain, Kasse.«»Hat da jemand schlecht geschlafen?« Ellie rollte mit den Augen und machte einen großen Bogen um den Witzbold mit den schwarzen Locken. Wenn sie noch einmal das Wort ‘Schlaf’ hörte, würde sie wahnsinnig. »Wer wird das schöne Gesicht denn so verziehen, ich schlage vor … «»Dass du deine Arbeit machst und die arme Ellie in Ruhe lässt. Bei deinem Herumgehüpfe so früh am Morgen kommt einem ja der Kaffee hoch, du Gockel.« Schon war dem Mädchen ein Lachen entglitten, das ihr Kollege mit einer eingebildeten Kopfgeste abtat. »Vielleicht wärst du einmal pünktlich, wenn du zu Hause schlafen würdest, anstatt dich die ganze Nacht herumzutreiben.« Den Teil überging er partout.»Ich bin so hübsch und charmant geboren, dafür kann ich nichts, egal um welche Uhrzeit.« Marlyn zog ein paar Grimassen und Ellie versuchte, der Höflichkeit halber, ein lautes Prusten hinunterzuschlucken. Obwohl sein Ego den ein oder anderen Abstrich ohne Probleme wegstecken konnte.»So ich gehe nach hinten, irgendjemand muss die Lieferung übernehmen. Kümmere dich doch ein wenig um die Sträuße, Mädchen.« Ellie tat wie ihr geheißen und da schon die ersten Kunden in den Laden traten, nahm auch Cain hastig seine Arbeit auf. Mit einem Eimer in der Hand begann Ellie klarschiff zu machen und als sie damit anfing, die Tulpensträuße durchzusehen, hatte der morgendliche Kundenstrom schon wieder etwas nachgelassen. Sie warf einen Blick zu Cain, der sich eben mit einem lauten Gähnen hinter der Theke streckte.»Na, hat dich die neue Eroberung gar nicht aus dem Bett geworfen?«»Du weißt doch, mich kann man einfach nicht mehr gehen lassen.« Cain war ein guter Kerl, aber sein Hang zur Selbstverliebtheit und wilden Herumflirterei machte sie manchmal wahnsinnig. An guten Tagen hatte sein Ego die Ausmaße von Oslo. »Spaß beiseite, der Verkehr war heute Chaos: Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, die schlafwandeln alle. Die Bäckerei war auch gnadenlos unterbesetzt.« Er hatte sich wirklich noch in aller Ruhe Frühstück geholt. An die verpasste Mahlzeit erinnert, gab Ellies Magen prompt ein protestierendes Knurren von sich. Cains Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen und er zog eine Augenbraue hoch.»Ich hätte noch ein Brötchen übrig.«»Du nutzt meine Schwachstelle schamlos aus.«»El, El, El … Wenn du schon nicht meinem unglaublichem Aussehen erliegst, dann zumindest meinen Bestechungsversuchen.« Als er ein platt gedrücktes Croissant aus seiner Jackentasche zog, war Ellie drauf und dran, sich ihm an den Hals zu werfen.»Der Filmabend heute steht noch?«»Natürlich.« Nicht, dass sie andere Freunde hätte, die ihren Plänen in die Quere kommen könnten. Ihre beste Freundin zog seit dem Abschluss in der Welt herum und alle anderen Kontakte hatten sich im zeitraubenden Tross des Erwachsenseins so gut wie verloren. »Wenn du vor sieben kommst, kriegst du was von der Pasta ab.«»Nur eine schnelle Dusche zu Hause und ich mach mich auf den Weg.«Divider ImageNatürlich kam Cain nicht vor sieben. Um viertel vor Acht klingelte es und Ellie öffnete mit einem betont vorwurfsvollem Gesichtsausdruck. Auf der anderen Seite der Tür stand Cain, die Hände lässig in den Hosentaschen und ein reumütiges Lächeln auf den Lippen.»Glaubst du mir, wenn ich sage, sämtliche Busse sind ausgefallen?«»Leg’ dir ein Fahrrad zu.« Damit ließ sie ihn stehen und stapfte zurück in die Küche. Kaum eine Minute später trat auch Cain in den kleinen Raum, schon brav ohne Jacke und Schuhe, und nahm die beiden Popcornbeutel nickend entgegen. Als Ellie sich umdrehte, um einen Krug mit Limonade zu füllen, hörte sie anstatt dem Surren einer Mikrowelle jedoch das Geräusch einer öffnenden Tür.»Charles, wie geht’s?« Mit einem Seufzen stellte sie den Krug wieder beiseite und folgte Cain ins Nebenzimmer. Die Augen ihres Vaters waren nach wie vor geschlossen, das einzige, was sich änderte, war der Füllstand seines Tropfs, wann immer die Krankenschwester vorbei kam. »Gleich. Es wird nicht besser - aber zumindest ist er stabil.« Im Augenblick war das das einzige, woran Ellie sich klammern konnte. Mit einem Seufzen trat sie neben Cain und strich ein paar unsichtbare Krümel vom Bett.»Weißt du, du siehst ihm immer ähnlicher. Wenn wir noch ein paar Monate warten, ist der Schnurrbart ausgewachsen und du musst dir nur noch die Haare schneiden.« Ellie rollte mit den Augen und stieß den nun kichernden Jungen mit der Hüfte beiseite. »Wenn ihm jemand immer ähnlicher wird, dann du. Denselben Mangel an guten Tischmanieren und ihr glaubt beide, ihr wärt unglaublich witzig.« Mit einem Seitenblick gab sie ein kurzes Kichern von sich. »Wer weiß, vielleicht sind wir ja doch verwandt. Du hast ihn sogar schon Papa genannt.«»Das war einmal!« Seine Wangen nahmen einen ausgeprägte Rotton an, doch sein Grinsen wurde nicht schmäler. »Und ich war elf, ich weiß nicht, wie ernst man das nehmen kann.«»Ich glaube, ihm hat es gefallen.« Sie erinnerte sich gerne an Charles Lächeln in diesem Moment. Überrascht, doch keinesfalls negativ vielleicht sogar ein bisschen Stolz. Cain hatte immer viel Zeit mit ihnen verbracht.»Wer hätte mich nicht gerne als Sohn?«»Ich könnte dir eine Liste schreiben.« Cain boxte Ellie in die Schulter, doch sein süffisantes Grinsen schien ihm zu entgleiten, als er sie genauer musterte. »Er wird wieder, El.« Sie spürte, wie ihr Nacken sich versteifte und bemühte sich, ihre Atemzüge gleichmäßig zu halten. Etwas an seinem Ton veränderte die Stimmung im Raum und ein penetranter Kloß formte sich in ihrer Kehle. Unbeholfen trat Cain näher, streckte seine Hand nach vor, nur um sie gleich wieder zurückzuziehen. Ellie starrte nur wortlos und wurde sich der wachsenden Feuchtigkeit in ihren Augen unangenehm bewusst. In Cains Gesicht hingegen machte sich langsam Panik breit und in einer Abwehrgeste hielt er das Popcorn von zuvor in die Höhe.»Karamell oder Butter?« Ellie packte einen der beiden Beutel und stapfte damit zurück in die Küche. Als das Popcorn fertig und der ganze Raum in zuckrig-süßen Karamell Geruch gehüllt war, fühlte sie sich wieder um einiges ausgeglichener. Sie drückte Cain die Schüssel in die Hand und marschierte zurück durch den Flur in das kleine Wohnzimmer gegenüber. Es war ein vergleichsweise kleiner Raum, direkt gegenüber der Küche. Seit ihrem Umzug war es nur noch in Benutzung, wenn Besuch kam - was nur selten der Fall war. Die dunkle Schiebetür war alt und als Ellie sie zu zog verkündete sie lauthals, dass sie ein paar neue Kugellager brauchte.»Hast du zumindest an den Film gedacht?«»Ich bin unpünktlich, nicht dumm.« Damit zog Cain eine DVD aus seiner Hosentasche und schob sie in den verstaubten DVD-Player. Mit einem zufriedenen Nicken knipste er den Fernseher an und und ließ sich auf die schmale Couch fallen. Ellie gab einen abfälligen Laut von sich - sie war froh, wenn ihre Hosentaschen überhaupt groß genug waren, um ein paar Münzen und Schnüre hinein zu stopfen - und grub sich neben ihm in die weichen Kissen. Nach wenigen Minuten war jedoch schon klar, dass sie dem Film heute nichts würde abgewinnen können. Es mangelte nicht an Interesse - schließlich versuchten sie seit drei Wochen, die Reihe endlich fertig zu sehen - aber irgendwie schaffte sie es einfach nicht, ihre Augen beim Film zu behalten. Ganz im Gegensatz zu Cain, der sogar das Popcorn