Unendlich. Katie Sola. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katie Sola
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754180525
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Auf einem weiteren stapelten sich Muffins und Macarons, die mit Sicherheit die Haushälterin der Motinas gebacken hatte.

      „Ätzend, dass du so lange Nachhilfe geben musstest“, bemerkte auch Xenia und griff nach einem der Muffins.

      „Es ging.“ Ich zuckte mit den Schultern und bediente mich ebenfalls an dem Fingerfood. Mein Magen hatte den ganzen Weg über hierher geknurrt. Kein Wunder, ich war schon wieder knapp zwei Stunden lang bei Benny gewesen. Erst als seine Mutter wieder nach Hause gekommen war, war mir aufgefallen, wie spät es schon war und dass ich eigentlich noch weiter wollte.

      „Ist er süß? Dein Nachhilfeschüler?“, fragte Valentina und drehte sich auf den Bauch. Sie stützte sich halb auf und nahm mit einer Hand einen Macaron von Selina entgegen. Ihr Spitzentop war etwas nach oben gerutscht.

      „Er ist sechzehn.“ Ich rollte mit den Augen.

      „Ja und? Er kann ja trotzdem süß sein“, bekräftigte Selina.

      „Ich bin auch drei Jahre jünger als Konstantin“, bemerkte Amelie schüchtern und sofort lagen alle Augen auf ihr. Sofort wurden ihre Wangen puterrot und sie schien noch ein bisschen mehr in dem riesigen Sessel zu versinken. „Ich meine, es funktioniert auch.“

      „Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt? Erzähl es uns ganz genau, wie du es geschafft hast, Konstantin Morakies an dich zu binden.“ Neugierig lehnte Selina sich etwas nach vorne. „Wir kennen Konstantin schon eine ganze Weile und wenn eines nicht zu ihm passt, dann ist es eine feste Beziehung.“ Sie übertrieb maßlos. Wir kannten Konstantin nur vom Sehen und die Geschichten über ihn nur vom Hörensagen. Aber da war ich ganz Selinas Meinung, das musste Amelie nicht wissen.

      Verlegen wandte sie den Blick ab. „Keine Ahnung. Das hat sich irgendwie so entwickelt.“

      „Seid ihr zusammen in der Kiste gelandet? Und dann wollte er dich nicht mehr gehen lassen?“ Valentina blinzelte ihr vielsagend zu, woraufhin die Kleine noch röter wurde. Süß.

      „Nein, wir… wir haben noch gar nicht“, murmelte sie verlegen und schien nahezu in den Sessel hineinzukriechen.

      Ich verschluckte mich an meiner Minipizza. „Tut mir leid, aber das passt so gar nicht zu dem Konstantin, den ich kenne.“

      „Dann kennst du ihn wohl nicht besonders gut.“ Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf Amelies Lippen. „Er… er ist so viel mehr als nur diese Fassade. Unheimlich zärtlich und tiefgründig. Ich… ich könnte mir wirklich keinen besseren Freund vorstellen als ihn. Er ist wirklich… Ich bin so glücklich mit ihm.“

      „Hattest du vor ihm schon einmal einen Freund?“, fragte Milena nahezu beiläufig nach und nahm sich ebenfalls eine von den Minipizzen.

      „Nein. Er… ist mein erster.“

      „Keine Knutscherei? Kein gar nichts?“ Xenia zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe.

      „Nein.“ Schüchtern schüttelte sie den Kopf. „Ich… ich komme vom Dorf. Da gibt es so etwas nicht.“

      „Was meinst du mit so etwas?“, entfuhr es mir.

      „Naja, Konstantin hat mir einiges erzählt. Aus seiner Vergangenheit und allem. Er fand es wichtig, dass ich es weiß. Und so… einmalige Sachen und alles, das kenne ich so nicht. Und das… das gab es auch nie.“ Ihre Wangen glichen mittlerweile überreifen Tomaten. „Bei uns im Dorf wäre man dann mindestens einen Monat lang das Gesprächsthema Nummer eins.“

      „Bestimmt gab es das. Du hast es nur nie mitbekommen“, bemerkte Valentina und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger.

      „Nein, wirklich nicht. Der Ort hatte vielleicht hundert Einwohner, da kennt jeder jeden. Da war eine Scheidung schon etwas Außergewöhnliches. Solche… einmalige Sachen und so, das hätte da schnell die Runde gemacht.“

      „Einmalige Sachen, bist du süß. Sag doch einfach, was es ist. Ein One Night Stand. Oder eine Freundschaft Plus“, meinte Selina.

      „Was ist eine Freundschaft Plus?“ Amelie biss sich auf die Lippe, als wäre ihr das alles unheimlich unangenehm.

      Ich wechselte einen vielsagenden Blick mit Milena. Sie war also doch das Mauerblümchen, das keine Ahnung von irgendetwas hatte. Ich gab ihnen noch zwei Monate. Höchstens. „Du bist miteinander befreundet und vögelst nebenher“, erklärte ich kurz und trocken.

      Amelie sah mittlerweile aus, als würde sie am liebsten im Boden versinken. Ach Gott wie süß. Es blieb mir nur weiterhin ein Rätsel, was Konstantin von ihr wollte. Das war doch absolut langweilig.

      „Ach, jetzt lasst sie doch in Ruhe“, bemerkte Valentina, die wohl doch Mitleid mit Amelie bekam. „Jo, willst du uns nicht etwas erzählen?“

      „Ich? Was wollt ihr denn wissen?“ Betont gelassen lehnte ich mich zurück auf meine Ellenbogen. Alle hier wusste von meiner Schwärmerei für Amelies Freund. Ich glaubte kaum, dass mich hier und jetzt eine von den Mädels darauf ansprechen würde. Keine von ihnen würde mich überhaupt darauf ansprechen. Bennys Worte kamen mir wieder in den Kopf. Er hatte doch Recht gehabt.

      „Ich muss dich das einfach nochmal fragen. Ich würde ja auch sagen, dass mir das leid tut, aber ich bin zu neugierig, um nicht zu fragen.“ Leise kicherte sie. „Dein Nachhilfeschüler. Benjamin, richtig?“ Valentina legte den Kopf schief. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen.

      „Ja?“ Ich legte den Kopf schief.

      Selina und Xenia stießen sich kichernd an und wechselten eindeutige Blicke. Ich hatte eindeutig etwas verpasst.

      „Vögelt ihr?“

      „Was?“ Ich lachte laut auf. „Habt ihr irgendetwas genommen, bevor ich gekommen bin? Warum habt ihr damit nicht auf mich gewartet? Ich hätte gerne das Doppelte davon.“

      „Du warst jetzt schon das zweite Mal für eine halbe Ewigkeit bei ihm. Komm schon, ihr habt doch nicht etwa die ganze Zeit Mathe gemacht. Oder habt ihr es einmal praktisch ausprobiert?“ Selina wackelte vielsagend mit den Augenbrauen.

      „Milena! Du hast es ihnen erzählt?“ Empört schaute ich meine beste Freundin an, die nur mit den Schultern zuckte.

      „Mir hast du auch keine Details erzählt.“

      „Der Junge ist sechzehn“, wiederholte ich ein weiteres Mal.

      „Ist er süß?“, fragte Xenia. Schon wieder. Als würde sich meine Meinung auf einmal ändern.

      Ich rollte mit den Augen. „Er ist ein Kind für mich.“

      „Und trotzdem verbringt ihr viel Zeit miteinander. Also? Habt ihr was miteinander?“, bohrte Selina weiter nach. „Komm schon, uns kannst du es sagen. Wir kennen dich doch.“

      „Ihr habt einen Knall.“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Zwischen Benny und mir läuft nichts. Weniger als nichts. Er ist für mich so interessant wie… wie… keine Ahnung, ein Wochenende ohne eine gute Party.“

      „Und was macht ihr dann die ganze Zeit?“

      „Mathe.“ Und wir reden. Ein bischen mehr, als es eigentlich angebracht wäre. Aber das würden sie nicht verstehen und ich wollte es ihnen nicht erzählen.

      „Was denkst du über ihn? Komm, erzähl uns ein bisschen etwas. Wir haben uns schon die ganze Zeit gefragt, was ihr wohl macht und was er hat, dass du so lange bei ihm bleibst“, drängte Xenia.

      Ich zögerte. Was dachte ich über ihn? Anfangs, dass er ein verwöhnter, kleiner Junge war. Und jetzt, nachdem wir zum zweiten Mal etwas Zeit miteinander verbracht hatten, war es ganz anders. Er war klug und unheimlich empathisch. Er war für andere da. Selbst für mich, obwohl wir uns kaum kannten. Er hatte mir in den paar Stunden so viel gegeben, dass ich es nicht einmal in Worte fassen konnte. Den anderen gegenüber wollte ich nicht zugeben, dass er mich mit seinen ganzen Fragen zum Nachdenken brachte.

      „Lasst sie doch. Sie möchte nicht darüber reden“, mischte sich Amelie schüchtern ein