Unendlich. Katie Sola. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katie Sola
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754180525
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du dich mit solchen Sachen besser auskennst.“

      Ich zog eine Augenbraue hoch. „Mit solchen Sachen?“

      „Es geht um ein Mädchen“, sagte er nach kurzem Zögern.

      Meine Mundwinkel zuckten. Das hatte ich nicht unbedingt erwartet, aber es amüsierte mich. So wie es mir gleichzeitig einen Stich versetzte. Vielleicht aufgrund der Erinnerung an Konstantin, auch wenn die mit jedem Tag etwas blasser wurde und der Schmerz in meiner Brust mit jeder Woche ein bisschen weniger schlimm. „Na dann schieß mal los. Wer ist denn die Glückliche?“

      Er verzog das Gesicht ein wenig. „Ich weiß nicht, ob du das so sagen kannsst. Sie ist eine Freundin von mir, wir kennen uns schon lange“, begann er. Seine Worte wählte er mit Bedacht aus. Ich hatte ihn noch nie so nachdenklich gesehen. Noch nicht einmal beim Rechnen. „Und ich glaube, dass sie auf mich stehen könnte, aber ich bin mir nicht sicher.“

      „Wie kommst du darauf?“

      „Ich weiß nicht, ein Kumpel von mir meinte, dass es so wäre. Was ich für Unsinn halte, weil wir uns schon so lange kennen und so gut befreundet sind. Aber er meinte dann eben, dass sie sich in meiner Gegenwart nicht mehr so normal verhalten soll.“

      „Was macht sie denn, was so anders sein soll?“

      „Naja, sie hängt die ganze Zeit an mir und lacht über einfach alles, was ich sage. Sogar über jeden noch so dummen Spruch, glaub mir, ich hab das extra ausprobiert, nachdem Mo mir das gesagt hat. Und vor ein paar Tagen hat sie mich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte auf einen Filmeabend mit ihr. Ach, ich weiß nicht. Das ist wahrscheinlich total übertrieben und Mo interpretiert da einfach nur viel zu viel hinein.“

      „Du kannst dumme Sprüche von dir geben?“

      „Ab und zu gehen mir diie klugen Dinge aus, dann muss ich auf andere Sachen zurückgreifen“, bemerkte Benny trocken. „Also, du bist doch auch eine Frau. Ist das normal? Oder machst du das, wenn du auf jemanden stehst?“

      „Keine Ahnung, ich bin nicht so anhänglich. Und ich glaube auch nicht, dass ich das so gut beurteilen kann. Vor allem, weil ich sie nicht kenne und nicht weiß, wie sie sich dir gegenüber verhält. Vielleicht möchte sie auch einfach nur Zeit mit dir verbringen, das könnte ja auch sein. Keine Ahnung, ich hatte noch nie eine Beziehung oder mich darum bemüht, eine zu bekommen.“ Ich zuckte nur mit den Schultern. Im nächsten Moment biss ich mir auf die Lippe. So viel hatte ich jetzt nicht unbedingt von mir erzählen wollen. Wir verstanden uns gut, das stand außer Frage, und er wusste auch viel über die Sache mit Konstantin, aber in meinem Kopf bestand noch immer eine gewisse Grenze. Vielleicht lag es daran, dass er so viel jünger war als ich. Und er hatte auch noch nie irgendetwas über sich selbst erzählt. Ich wusste eigentlich nichts von ihm abgesehen von seinem Alter, seinen Schwächen in der Schule und dass er gut zuhören konnte. Wenn ich so zurückdachte, hatten wir eigentlich immer nur über mich gesprochen.

      „Du hattest noch nie eine richtige Beziehung?“

      „Vergiss das wieder, das ist mir nur so rausgerutscht. Was ich damit sagen will ist, dass ich da die falsche Ansprechpartnerin bin. Ich hab sowas noch nie versucht. Von daher hab ich keine Ahnung. Kannst du da nicht mit deiner Schwester drüber reden?“

      „Meine Schwester ist dreizehn.“

      „Früh übt sich.“ Ich hob die Schultern.

      Benny verzog nur das Gesicht. „Bitte nicht.“

      Ich stimmte in sein Lachen mit ein. „Magst du sie? Also diese Freundin?“

      „Natürlich mag ich sie. Wir kennen uns schon ewig.“

      „Worauf wartest du dann noch? Probiere es aus und finde raus, ob es mehr ist als nur eine Freundschaft.“

      Er wich meinem Blick aus und runzelte die Stirn. „Nein, ich glaube nicht, dass es so tief geht. Sie war einfach schon immer da. Wir waren schon in der Grundschule befreundet und auch im Gymnasium waren wir immer zusammen. Sie ist mehr eine zweite Schwester für mich. Vielleicht sieht sie nur Gespenster oder interpretiert zu viel hinein.“

      „Das ist auch möglich.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Mehr kann ich dir leider auch nicht sagen. Vielleicht kann ich dir ja bei deiner zweiten Frage eine bessere Antwort geben“, wechselte ich schnell das Thema. Je länger wir darüber redeten, desto mehr störte mich die Vorstellung, dass irgendjemand anderes ihn interessant finden könnte.

      „Nimm es mir nicht übel, aber du solltest besser bei der Nachhilfe bleiben. Deine Ratschläge sind nicht allzu hilfreich.“ Grinsend schüttelte Benny den Kopf.

      Ich rollte mit den Augen. „Dafür sind meine Aussagen immerhin verständlich und nicht kryptisch verschlüsselt.“

      „Das könntest du aber auch mal versuchen. Vielleicht liegt dir das ja ganz gut.“

      Erneut verdrehte ich die Augen. „Also, was war deine zweite Frage?“

      „Da kannst du mir auf alle Fälle eine Antwort geben, da brauche ich zum Glück keinen Ratschlag von dir.“ Er lächelte, aber nicht dieses typische Benny-Lächeln, das sein ganzes Gesicht strahlen ließ und bis zu seinen Augen reichte. „Hast du schon den neuen Film mit Elyas M’Barek gesehen?“

      „Ähm, nein“, erwiderte ich etwas überfordert. Eine so simple und oberflächliche Frage war ich von Benny nicht gewohnt. Es irritierte mich, dass er überhaupt Filme anschaute.

      „Hast du dann Lust, nächste Woche Freitag mit mir ins Kino zu gehen? Ich lade dich ein.“

      „Du musst mich nicht…“

      Er winkte ab. „Du opferst hier verdammt viel Zeit, um einem hoffnungslosen Fall wie mir etwas von Zahlen und anderen Sprachen zu erzählen. Du könntest genauso gut Spanisch mit mir sprechen und ich würde den Unterschied nicht merken. Also glaub nicht, dass du das ablehnen kannst.“

      „Erstens bist du gar nicht so hoffnungslos wie du dich darstellst und zweitens hab ich dir doch schon gesagt, dass deine Mutter mich nicht allzu schlecht dafür bezahlt.“

      „Ich weiß. Aber das, was meine Mutter tut, hat nichts mit mir zu tun. Und ich würde das sehr gerne tun. Also, bist du dabei?“

      „Okay. Klar. Warum nicht? Wann und wo hast du dir denn gedacht?“, stimmte ich zu ohne groß nachzudenken.

      „Ich habe bisher nicht weiter gedacht als dich zu fragen“, gestand Benny und fuhr sich grinsend durch die Haare. Eine der wenigen Situationen, in denen er tatsächlich etwas verlegen und unsicher wirkte und in denen ich erahnte, wie viel jünger er war. „Wir können es abkürzen und du gibst mir deine Nummer und ich schreibe dir dann, wo wir uns treffen, sobald die Zeiten draußen sind, zu denen der Film läuft?“

      „Ah, du willst also nur an meine Nummer ran“, neckte ich ihn, holte aber ohne zu Zögern mein Handy hervor. „Das hätten wir schon lange machen können, dann wäre das alles ein bisschen einfacher gewesen.“

      „Da ist was dran. Aber dann wäre es doch ein wenig langweilig und zu einfach gewesen, findest du nicht?“

      „Hast du Hunger?“, fragte Milena ohne Umschweife, kaum hatte sie mir die Tür geöffnet.

      „Ein bisschen. Noch kann mein Bauch sich nicht entscheiden, ob er endlich Ruhe gibt oder nicht.“ Ich verzog das Gesicht und presste eine Hand auf meinen Bauch. Einmal im Monat war es immer soweit und ich hasste es, eine Frau zu sein. Wer hatte sich das ausgedacht, dass es so verdammt wehtun musste, wenn man seine Tage bekam? Zum Glück hatte es erst innerhalb der letzten Stunde angefangen und nicht schon die ganze Zeit, während ich bei Benny war.

      „Probieren wir es einfach aus und bestellen uns Pizza?“ Ohne auf eine Antwort zu warten ging sie die Treppen nach oben zu ihrem Zimmer. „Rafael und seine Kumpels haben heute Mittag unseren Kühlschrank geplündert und meine Eltern sind essen gegangen. Wahrscheinlich genau deshalb.“

      Halbherzig stimmte ich ihr zu und ließ mich auf ihr Bett fallen. Jetzt kamen auch noch Kopfschmerzen dazu. Mein Körper musste