Unendlich. Katie Sola. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katie Sola
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754180525
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      „Ist er denn süß? Jetzt sag schon. Du sagst nur, dass du nicht mit ihm ins Bett willst. Aber die wichtigen Details verschweigst du uns“, wiederholte Xenia ihre Frage erneut.

      „Er sieht nicht schlecht aus“, räumte ich ein. „Wenn du auf Sechzehnjährige stehst.“

      „Das hast du mir bisher verschwiegen“, beschwerte Milena sich.

      „Ich wusste gar nicht, dass Minderjährige neuerdings dein Typ sind“, bemerkte ich trocken.

      „Beschreib ihn mal ein bisschen“, drängte Xenia.

      „Bist du so verzweifelt, dass du unbedingt alle Details von meinem Nachhilfeschüler wissen willst?“ Skeptisch schaute ich zu ihr. „Denk dran, er ist viel jünger als du.“

      Sie seufzte. „Seit meine Beziehung mit Mario vorbei ist, läuft nichts mehr und ich lerne kaum neue Leute kennen. Das ist echt frustrierend.“

      Ich verkniff mir die Bemerkung, dass sie dafür viel zu unscheinbar war. Etwas schüchtern und unauffällig was ihren Kleidungsstil betraf. So würde sie mit Sicherheit niemanden aufreißen, aber ich behielt es für mich. Wir waren immerhin Freundinnen. „Er ist groß, breite Schultern, kantiges Gesicht, braune Augen und Haare. Also voll dein Typ, Xenia. Und ich glaube er ist Single, soll ich dich wirklich vermitteln?“

      Nun wurde Xenia rot. Sie murmelte nur etwas von wegen, dass sie mir meinen Nachhilfeschüler nicht ausspannen wollte.

      „Du kannst ihn gerne haben. Ich habe kein Interesse an ihm.“

      „Besser so. Was willst du auch mit einem kleinen Jungen?“, bemerkte Milena und nahm sich einen Macaron. Sie schien die Einzige zu sein, die so mehr oder weniger auf meiner Seite stand.

      „Danke.“

      „Wir wollen dich ja auch nicht verkuppeln, nur ein paar Details“, meinte Selina. „Außer Xenia, die will sich selbst verkuppeln.“

      „Das hätte bestimmt was“, überlegte Xenia laut. „Ich meine, stellt euch das einmal vor…“

      „Nein!“, sagten wir anderen alle gleichzeitig. Sogar Amelie stimmte zu meiner Überraschung mit ein. Auch wenn sie die Einzige war, deren Wangen schon wieder leicht rot geworden waren.

      „Vielleicht steht er aber auf dich. Die Möglichkeit gibt es ja auch noch“, sagte Milena leise zu mir, während die anderen sich schon wieder einem anderen Thema zuwandten. Es ging um Xenias nicht vorhandenes Liebesleben.

      „Bestimmt nicht.“

      „Ich glaube schon. Man verbringt nicht einfach so mehrere Stunden mit seiner Nachhilfelehrerin.“

      Ich zuckte mit den Schultern. Was Benny anging war ich mir da längst nicht mehr sicher. Sonst konnte ich die Menschen um mich herum ganz gut einschätzen, aber bei ihm fiel es mir schwer. Er war so anders als die Männer, die ich sonst kannte. Wobei… Mein Blick fiel auf Amelie, die verlegen über irgendeinen zweideutigen Witz von Selina lachte.

      Bei Konstantin war ich mir auch sicher gewesen. Mein Gefühl hatte mir gesagt, dass daraus etwas werden könnte, was auch immer es hätte sein sollen. Und wo hatte es mich hingebracht? Ich saß hier mit meinen Freundinnen und der Freundin des Typen, auf den ich stand. Und das nur, damit ich mich besser fühlen konnte als sie. Nicht, dass ich daran zweifelte. Sie war nur ein kleines, schüchternes Mauerblümchen ohne jegliche Erfahrungen. Sie war hübsch, ja, aber das allein war nicht alles. Konstantin würde das auch noch merken. Früher oder später. Aber hoffentlich früher. Viel früher. Ich wollte nicht noch mehr Zeit mit Amelie verbringen als unbedingt nötig.

      „Hey, danke, dass du schon wieder Zeit für mich hast.“ Benny begrüßte mich mit einem verlegenen Lächeln.

      „Kein Problem. Es ist Sonntag und ich hatte sowieso nichts anderes vor“, erwiderte ich mit einem Schulterzucken. Mein Schädel pochte noch immer unangenehm. Eine Nachwirkung von der Party gestern Abend. Immerhin war sie gut gewesen. Ich hatte schon lange nicht mehr so gut und viel gefeiert wie gestern Abend. Der Knoten, den Konstantin in meiner Brust hinterlassen hatte, begann sich langsam wieder zu lösen. Schritt für Schritt. Aber es wurde ein kleines bisschen besser.

      „Trotzdem, danke, dass du herkommen konntest. Es war ja doch ziemlich spontan.“

      „Vor allem hast du mich aufgeweckt.“ Etwas langsamer folgte ich ihm in das Wohnzimmer der Winters.

      „Es war zwei Uhr nachmittags.“

      „Und ich habe erst um acht heute Morgen geschlafen“, bemerkte ich trocken und setzte mich an den Esstisch. Vor ein oder zwei Stunden war die Sonne schon wieder untergegangen.

      „Dann warst du noch feiern gestern?“, fragte Benny.

      „Geburtstag von einer Studienkollegin.“ Ich gähnte hinter hervorgehaltener Hand.

      „Du bist viel unterwegs.“

      „Was soll ich sagen? Ich lebe mein Leben. Warum sollte ich meine Zeit damit verschwenden, immer nur Zuhause rumzusitzen? Ich bin jung und will etwas erleben.“ Grinsend streckte ich mich. Nein, ich wollte mein Leben definitiv nicht gegen ein anderes tauschen.

      „Wie war der Mädelsabend am Mittwoch? Hast du die Antworten bekommen, die du wolltest?“ Benny schob mir ein Glas Wasser hin.

      Dankbar nahm ich es entgegen. Die Kopfschmerzen wurden nur langsam besser. „Sie hat mir nur das bestätigt, was ich mir von Anfang an gedacht habe.“

      „Und zwar?“

      „Dass sie unheimlich schüchtern und langweilig ist und ich besser bin als sie.“

      „Was macht dich besser als sie?“

      Ich zuckte mit den Schultern. Was war das für eine Frage? „Alles.“

      „Und warum? Was ist es, das dich zu einem besseren Menschen macht?“ Benny lehnte sich mit verschränkten Armen zurück.

      „Ich bin selbstbewusster und habe mehr Erfahrung und traue mich mehr. Sie ist einfach… Sie ist nur ein nettes Mädchen von nebenan. Mehr nicht.“

      „Warum macht dich das besser?“

      „Wolltest du nicht Nachhilfe bekommen weil du nächste Woche eine Klausur hast?“, konterte ich. Mit dem Thema kam auch der pochende Schmerz in meinen Schläfen wieder zurück. Nachdenken war anstrengend gerade.

      „Ich gebe dir gerne auch etwas zurück.“

      „Inwiefern willst du mir dadurch etwas geben?“ Ich runzelte die Stirn und verschränkte ebenfalls meine Arme vor der Brust. Es klang herablassender, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte und es tat mir im nächsten Moment schon wieder leid.

      Seine Lippen zuckten. „Du wirst es merken, wenn es soweit ist.“

      „Wie auch immer.“ Ich winkte ab und lehnte mich nach vorne. Auf dem Tisch lag schon Bennys aufgeschlagenes Buch. „Ist das euer Thema für die Klausur?“

      „Unter anderem. Kannst du etwas damit anfangen? Ich nämlich nicht.“ Er rückte mit seinem Stuhl etwas näher zu mir heran. Unbeabsichtigt streifte meine Hand kurz seinen Unterarm, als ich eine Seite nach vorne blätterte.

      „Mehr als mit deinen komischen Fragen“, brummte ich und überflog die Zeilen. Es war nicht allzu kompliziert. Englisch war schon immer eines meiner besten Fächer gewesen.

      „Ich könnte wetten, dass du irgendwann dankbar bist für meine komischen Fragen, wie du sie nennst“, schmunzelte er.

      „Das bezweifle ich.“

      „Warum? Nur weil ich ein paar Jahre jünger bin als du? Macht dich das auch besser als mich?“ Abrupt lehnte er sich zurück. Er hatte den Kopf schief gelegt und schaute mich abwartend an. Nicht ein Funken Wut lag in seiner Mimik.

      „Nein, aber… Ich habe schon viel mehr erlebt als du. Es macht mich nicht besser. Wie ich schon gesagt habe, habe ich dir einiges an Erfahrung voraus.“

      „Erfahrung