daran haften blieb. Zeit genug für die im Innern verborgene stählerne Spitze,
um den Panzer zu durchdringen. Geführt von ihrer Ummantelung,
durchschlug sie das Chitin und traf in die weichen Innereien. Hier konnte die
in dem Stahlkopf enthaltene Feder genug Kraft entfalten, um dessen
Einzelteile auseinanderzudrücken. Ein Irghil war groß und hatte eine Menge
Innereien. Dem trugen die aufspringenden Spitzen Rechnung.
Nicht jeder Quetschpfeil traf, und nicht jede der Wunden war tödlich.
Doch vier Bestien, dann eine fünfte gingen sofort zu Boden. Sie knickten
einfach ein und rutschten durch den Schwung des Angriffslaufes noch ein
paar Längen auf dem abgerundeten Bauchpanzer weiter, bis sie leblos liegen
blieben. Die anderen Irghil nahmen es hin und stürmten durch den
anhaltenden Pfeilhagel voran. Erneut stürzten Bestien, doch dann hatten sie
die Front des ersten Halbberitts fast erreicht.
Die Träger der Tellerlanzen korrigierten ein letztes Mal den Winkel und
stemmten sich dem erwarteten Anprall entgegen. Hartholz ächzte, als die
Chitinleiber auftrafen. Die Bestien rammten sich die Spitzen durch die Wucht
ihres Ansturms selbst in die Leiber. Die Lanzen drangen ein, bis die Panzer
gegen die oberen Teller prallten und von ihnen aufgehalten wurden. Einige
der Bestien versuchten noch im Sterben zu töten und schnappten mit ihren
Scheren nach den Männern, doch die Länge der Schäfte war gut berechnet,
und sie grapschten ins Leere.
Einige der Lanzenspitzen trafen nicht richtig und rutschten ab.
Sofort stürzten sich die kräftigen Bestien auf die unglücklichen Gardisten
und durchschnitten ihnen mit ihren Zangen problemlos Gliedmaßen und
Hälse. Gegen diese Waffen boten selbst die Rüstungen der Reiter keinen
ausreichenden Schutz.
Der Kommandeur stieß einen wilden Fluch aus, zückte das lange Schwert
und spornte sein Pferd an. Mit wenigen Sätzen war er an jener Stelle, wo zwei
Irghil soeben die Front der Gardisten durchbrochen hatten. Eine der Bestien
legte gerade eine Zange um den Oberkörper eines Lanzenträgers und
zerquetschte Mann und Rüstung mit einer mühelosen Bewegung. Mit der
anderen Zange umschloss er den Hals eines Bogenschützen und tötete auch
diesen.
»Verfluchte Brut der Finsternis!«, schrie der kleine Kommandeur.
Ungeachtet der Gefahr ließ er sein Schwert hinabsausen. Mit einem
seltsam splitternden Geräusch durchtrennte die Schneide das Gelenk eines
Scherenarmes. Der verletzte Irghil fuhr mit einem lauten Zischen herum und
schlug mit der anderen Zange nach dem Angreifer. Der Offizier duckte sich
und spürte einen leichten Schlag oben am Helm. Er ließ sich aus dem Sattel
fallen und rollte sich trotz der schweren Rüstung erstaunlich behände auf den
Feind zu. Noch nicht mal unterhalb der Kreatur, rammte er schon die Klinge
senkrecht nach oben und traf in den aufgerissenen Rachenschlitz des Irghil.
Grünes Blut stürzte daraus hervor und bespritzte den Offizier, während der
gepanzerte Leib erzitterte. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen,
dann brach die Kreatur tot zusammen.
Der Offizier hatte sich rechtzeitig herumgerollt und befreite nun sein
Schwert mit einer gleitenden Bewegung. Schon war er wieder auf den Beinen
und hielt Ausschau nach der nächsten Bedrohung. Zwei Gardisten eilten
besorgt herbei und brachten das Pferd des Kommandeurs.
Hauptmann ta Geos hatte der zweiten Hälfte des Beritts den Angriff
befohlen. Obwohl nur vier der Irghil in die Front der Garde eingebrochen
waren, hatten sie Tod und Verderben über sie gebracht. Die Bestien konnten
nicht siegen, und das wussten sie auch. Dennoch kämpften sie, als sei dies ihr
einziger Lebenszweck. Aber nach wenigen blutigen Momenten war das
Gemetzel dann vorbei.
»Vorposten raus«, kommandierte ta Geos erschöpft. So kurz der Kampf
auch gewesen war, er hatte an den Kräften gezehrt. »Versorgt die
Verwundeten und kümmert Euch um die Pferde.«
Der Hauptmann zog sein Pferd herum und ritt zu seinem Kommandeur,
über dem das Banner Alnoas schwach auswehte. »Die Gefahr scheint vorüber
zu sein. Ich finde, wir haben uns gut geschlagen. Wenn mich nicht alles
täuscht, haben wir dreiundzwanzig der Bestien erledigt.«
»Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir zwölf Tote und wenigstens die
gleiche Anzahl an Verwundeten«, kam die leise Erwiderung. »Dennoch
stimme ich zu. Wir haben uns gut geschlagen.«
Mit einem leisen Seufzen löste der Kommandant den Riemen seines Helms
und nahm diesen ab. Er schüttelte leicht den Kopf, und sein langes Haar fiel
ihm in schimmernden Wellen über die Schultern. Nun, da der Schädel nicht
mehr vom schützenden Metall bedeckt war, erkannte man ein ebenmäßiges
Gesicht. Unzweifelhaft das Antlitz einer schönen Frau.
Dennoch nannte man sie nach einem Beschluss des Kronrates in Alneris
Kommandant. In dem Gremium gab es Widersacher, die befürchteten, dass,
wenn man erst den Begriff der Kommandantin einführte, andere Frauen ihrem
Beispiel folgen könnten. Für den konservativ besetzten Rat eine
ungeheuerliche Vorstellung.
Die Hochgeborene Livianya, Befehlshaberin der Festung von Maratran,
beugte sich zur Seite und zog einen Lappen aus der Satteltasche. Während sie
die Klinge ihres Schwertes säuberte, überblickte sie den Kampfplatz.
Hauptmann ta Geos räusperte sich. »Die verdammten Biester haben sich
etwas Neues einfallen lassen. Sie hätten uns beinahe überrumpelt. Fast wären
wir an ihrem Hinterhalt vorbeigeritten. Das war unser Glück, denn es zwang
sie, vorzeitig aus der Deckung zu kommen.«
Livianya nickte. »Ich denke, die Kreaturen haben sich von ihren
Kameraden