Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750222137
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zu übersehen.«

      Larwyn lachte leise. »Und doch ist Euch etwas entgangen, mein Freund.«

      Nedeam ging im Geiste fieberhaft die Dokumente durch, die er bearbeitet

      hatte. Die Vorräte der Festung mussten aufgestockt werden, drei Sättel waren

      zu ersetzen und zwanzig Pferde einzureiten. Zwei neue Scharführer mussten

      benannt werden, aber das würde die Versammlung der Schwertmänner selbst

      übernehmen, und deren Urteil konnte er vertrauen.

      Die Herrin der Hochmark lachte erneut. »Denkt an die Bedeutung des

      heutigen Tages für Euer Leben, Nedeam.«

      Der Erste Schwertmann errötete. »Ich habe es nicht vergessen. Ich wollte

      nur …«

      Abermals unterbrach sie ihn, und ihre Stimme war gleichermaßen sanft

      und bestimmt. »An einem Tag wie diesem sollten Eure Gedanken nur der

      Verbindung mit Eurem künftigen Weibe gelten. Heute wird Llarana zu

      Llaranya werden. Ein Moment von großer Bedeutung für unser Volk und für

      das der Elfen. Würdigt ihn, Nedeam, denn mit diesem Tag beginnt ein neuer

      Abschnitt in Eurem Leben. Also, geht nun. Heute werdet Ihr Eure Elfin

      wiedersehen. Vergesst die Arbeit und widmet Euch ganz dem freudigen

      Ereignis.«

      Nedeam nickte zögernd. Der angebrochene Tag war tatsächlich etwas

      Besonderes. Heute würde die Verbindung zwischen Llarana und Nedeam

      offiziell besiegelt werden. Das Datum war mit Bedacht gewählt worden, denn

      an den Weißen Sänden des elfischen Volkes lagen die Schiffe bereit, um auch

      die letzten Elfen endgültig zu den Neuen Ufern zu bringen. Er freute sich

      darauf, Llarana genau an diesem Tag zu ehelichen, auch wenn ihm die

      Zeremonie selbst ein wenig Unbehagen bereitete. Sie würde nicht dem Ritus

      des Pferdevolkes, sondern dem der elfischen Häuser folgen. Sein

      Einverständnis dazu war das Mindeste, was er seiner Llarana und den Elfen

      schuldete. Sie war eine Unsterbliche und dazu bereit, ihr Volk aufzugeben,

      um an seiner Seite zu bleiben. Ein beachtliches Opfer. Nedeam würde altern,

      und irgendwann musste Llarana allein zurückbleiben. Sie empfanden beide

      Furcht davor, und doch war ihre Liebe groß genug, das Schicksal

      anzunehmen. »Kurzen Jahren des Glücks mögen lange Jahre der Trauer und

      Einsamkeit folgen«, hatte Llarana schlicht gesagt, »doch werde ich immerhin

      zu jenen gehören, denen für eine Weile das größte Glück beschieden war. Das

      wird mir immer ein Trost sein.«

      Wie so oft im Leben, schienen auch hier Freude und Leid miteinander

      verknüpft zu sein.

      Aber die Hohe Dame Larwyn hatte recht. Dieser Tag gehörte nur dem

      freudigen Ereignis.

      Kapitel 3

      Der Beritt der Garde hielt oberhalb der Straße. Bald würden die Ruinen der

      alten Stadt Breonaris vor den Reitern auftauchen. Vor einem Zehnteltag

      hatten sie in der Ferne ein Rudel Geweihtiere entdeckt, das die gepanzerte

      Truppe neugierig beobachtete. Von den grausamen Irghil war hingegen nichts

      zu sehen, bis auf eine undeutliche Spur. Nur noch ab und zu waren einzelne

      Abdrücke zu finden.

      Vor dem Beritt erstreckte sich eine grasbewachsene Ebene. Die Truppe

      hatte auf dem Kamm eines Hügels gehalten, an dessen einer Flanke

      Regenstürme etwas Boden fortgeschwemmt hatten, sodass die rötliche Erde

      zutage trat. Eine günstige Stelle, um Spuren der Irghil zu finden, wenn es sie

      denn gab.

      Zwei der Männer waren gute Fährtenleser und saßen ab, um den Hang

      Stück für Stück abzusuchen. Schließlich hob einer von ihnen die Hand. »Hier

      sind Abdrücke.«

      Kommandeur und Hauptmann schritten nebeneinander zu der angezeigten

      Stelle hinüber. Einer der Fährtenleser war in die Hocke gegangen und deutete

      auf einige Vertiefungen, die Hauptmann ta Geos nur wenig sagten. »Seid Ihr

      sicher, dass es die Fährte der Bestien ist?«, wandte er sich zweifelnd an die

      Männer. »Ich kann da kaum etwas erkennen. Falls es wirklich Spuren sind,

      scheinen sie mir doch schon sehr alt zu sein.«

      Bevor einer der Fährtensucher etwas erwidern konnte, ging auch der

      kleinere Kommandeur in die Hocke. Er zog den gepanzerten Handschuh aus,

      und seine schlanken Finger glitten an den Konturen am Boden entlang. »Nein,

      sie sind nicht alt, Hauptmann. Die Erde ist nur trocken. Seht, wie leicht sie

      zwischen den Fingern zerbröckelt. Dies hier und auch das dort scheinen mir

      Abdrücke ihrer Klauen zu sein. Sie sind uns zwei oder drei Zehnteltage

      voraus, nicht wahr?«

      Einer der Spurenleser nickte respektvoll. »Wir können sie einholen.

      Beachtet die geringen Abstände zwischen den Abdrücken. Sie haben sich

      nicht sonderlich beeilt.«

      Bernot ta Geos rieb sich erfreut die Hände. »Dann rechnen sie auch nicht

      damit, dass wir sie verfolgen.«

      »Dennoch dürfen wir nicht leichtsinnig werden«, mahnte der Kommandeur

      mit weicher Stimme. »Sie sind Bestien, aber wir sollten nie vergessen, dass

      sie schlau sind.« Der Offizier mit den drei Federn am Helm richtete sich auf.

      »Wir folgen den Spuren, Bernot, aber ich will, dass wir ab sofort in

      Kampfformation reiten.«

      Üblicherweise bewegte sich die Gardekavallerie in Viererkolonnen. Aber

      in Jalanne war man gezwungen, die Kolonnenstärke zu erhöhen. Denn die

      bestialischen Irghil in diesem Land waren grundverschieden von den

      herkömmlichen Gegnern der Alnoer, den Sandbarbaren und Orks. Diese

      lauerten weiter im Osten in der Wüste von Cemen’Irghil. Man konnte nie

      ausschließen, dass sie einen Vorstoß nach Jalanne wagten und die Grenzen

      Alnoas bedrohten. Barbaren und Orks begegnete man mit Schwert und Lanze

      und mit spitzen Kriegspfeilen. Die Panzer der Irghil hingegen ließen sich

      damit