Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750222137
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      Kapitel 5

      Es war dämmrig in der Höhle, und Danot’Nelat hatte die Schutzdeckel seiner

      Augenstiele weit geöffnet. Aus den Schatten schälten sich klare Konturen

      heraus. Nelat war einer der ältesten Irghil, und sein einst strahlend blauer

      Panzer hatte sich an der Bauchseite grau gefärbt. Er faltete die Kampfscheren

      auf den Rücken und schob die kleineren Arbeitsarme unter dem Maul hervor.

      Sorgfältig befreite er die Augenstiele und seine kräftigen Mandibeln vom

      Schmutz der Außenwelt. Zwei seiner drei Augen richteten sich auf die in der

      Höhle versammelten Irghil.

      Es handelte sich um zwei kampferprobte Dan, die Krieger der Irghil, und

      den Tar, wie der Hüter der Eier genannt wurde. Die drei Irghil hatten heftig

      miteinander diskutiert. Danot’Nelat hatte das leise Klappern ihrer

      Arbeitszangen bis zum Höhleneingang gehört. Seit seinem Erscheinen

      schwiegen die anderen respektvoll und nickten ihm nun zur Begrüßung mit

      den Augenstielen zu.

      Dan’Pharant war der Erste der Dan, der Führer der Krieger. Er kreuzte die

      äußeren Augenstiele, um anzuzeigen, dass er etwas zu sagen hatte. Nelat

      knickte den mittleren Stiel zustimmend ein.

      Dan’Pharants Arbeitszangen begannen in einem bestimmten Rhythmus zu

      klappern. Für die Irghil war diese Verständigungsform ebenso vielseitig wie

      das gesprochene Wort bei anderen Völkern. »Die Gepanzerten der

      Weichhäutigen haben neue Waffen.«

      Danot’Nelat knickte zustimmend. »Ich habe davon gehört. Habt ihr die

      ungepanzerten Weichhäuter töten können?«

      Dan’Pharant erlaubte sich das Äquivalent eines bösartigen Grinsens.

      »Einer konnte entkommen und rief die Gepanzerten herbei. So wie es geplant

      war. Aber sie liefen uns nicht direkt zwischen die Scheren, und es waren

      mehr, als wir erwartet hatten. Die Waffen sind schrecklich. Fliegende Äste,

      die unsere Panzer durchschlagen, und Stachel, die sie uns in den Leib

      rammen. Wir konnten einige der ihren töten, aber nicht alle.

      »Nicht alle«, stimmte der andere Dan zu. »Aber die Überlebenden sind

      abgezogen.«

      »Sie werden wiederkommen«, klapperte Danot’Nelat unbehaglich. »Dann

      müssen wir besser vorbereitet sein. Wir müssen sie alle zerschneiden.« Eher

      unbewusst öffnete und schloss er seine Kampfscheren. »Keiner der

      Gepanzerten darf entkommen. Alle Weichhäutigen müssen sterben.«

      »Wir werden sie alle töten«, bekräftigte Dan’Pharant.

      Nelat wandte sich dem Tar zu. »Wie viele sind im kommenden Wurf?«

      Der Hüter der Eier kratzte sich am Bauchpanzer.

      »Zweihundertdreiundsechszig. Davon fünf Weibchen.«

      »Das ist gut. Mehr Weibchen als üblich. Das gibt mehr Eier.« Der Erste

      der Dan kreuzte zustimmend die Augenstiele.

      »Es ist unsere Natur, Dan’Pharant. Je mehr Verluste wir haben, desto mehr

      Weibchen werden schlüpfen, um die Zahlen auszugleichen.« Nelat wandte

      sich erneut dem Tar zu. »Sind die Dan aus dem vorletzten Wurf bereit?«

      »Sie sind bereit und wetzen ihre Scheren«, versicherte der Hüter der Eier.

      Danot’Nelats mittlerer Augenstiel senkte sich zustimmend. »Gut. Sehr gut.

      Wir werden alle Weichhäuter töten. Nicht einer von ihnen darf überleben.«

      Kapitel 6

      Die elfische Heilerin Leoryn und ihre menschliche Freundin und Schülerin

      Meowyn trugen kaum mehr als ihre Nachtgewänder. Die Elfin hatte sich

      hastig einen Gürtel umgelegt, an dem sich zahlreiche Täschchen und

      Beutelchen befanden, gefüllt mit den Utensilien ihrer Heilkunst. Meowyn, die

      Heilerin von Eternas, hatte einen der Schwertmänner in ihre

      Behandlungsstube gesandt, damit er von dort holte, wonach die Elfin verlangt

      hatte.

      Leoryn duldete sonst nur noch Nedeam und Llaranya im Raum. Alle

      anderen hatte sie mit energischen Worten hinausgeschickt. Bislang wusste

      man nur, dass Larwyn schwer erkrankt war, doch niemand kannte die

      Ursache. Die Burg erwachte, und langsam kamen auch jene auf die Beine, die

      nach dem Gelage noch nicht wieder sicher stehen konnten. Der besorgte

      Tasmund scheuchte alle Schwertmänner auf die Posten und stieß immer

      wieder Flüche gegen das Blor des Zwergenvolkes aus. Der alte Kämpfer

      spürte Unbehagen angesichts einer Gefahr, die man nicht sehen konnte.

      Obwohl er mit einer Heilerin vermählt war, blieben ihm Krankheiten

      unheimlich, und es wäre ihm lieber gewesen, ein Feind hätte Eternas berannt,

      denn ihm hätte man sich stellen können.

      »Sie hat das Gleiche gegessen und getrunken wie wir alle«, sinnierte

      Meowyn, besorgt um ihre Herrin und Freundin. »Und in geringerem Maße.«

      Leoryn sah sich im Amtsraum um und deutete auf einen Krug, der auf dem

      Schreibtisch stand. »Was ist damit?«

      »Es ist normales Wasser«, murmelte Nedeam. Er erblasste ein wenig. »Ich

      … ich habe vorhin einen Schluck davon getrunken.«

      »Schön, dann muss es wohl in Ordnung sein«, sagte die Elfin beruhigt.

      »Du hast schließlich keine Krämpfe und auch keinen Schaum vorm Mund.«

      »Es gibt langsam wirkende Gifte«, warf Llaranya ein.

      Nedeams Augen verengten sich. »Ihr meint, die Herrin wurde vergiftet?

      Sie ist gar nicht erkrankt?«

      »Auch Verdorbenes kann zu einem Gift werden«, versicherte Leoryn.

      »Doch das scheint es nicht zu sein. Die Anzeichen deuten auf den

      Giftspeichel der Eriat-Schlange.« Sie sah Meowyn an. »Wir müssen sie

      entkleiden. Ich muss sehen, ob es Spuren eines Bisses gibt.«

      »Hier herauf