Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750222137
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      Tasmund machte ein unbestimmbares Geräusch und zuckte dann die

      Schultern. »Es ist dein Ehrentag, Nedeam, und der Llaranas. Wenn die Hohe

      Dame Larwyn keine Einwände hat, will ich mich dem elfischen Brauch

      fügen.«

      Es dauerte noch zwei Zehnteltage, bis es endlich so weit war. Nedeam war

      aufgeregt wie ein junges Fohlen. Larwyn schien sich mit allen anderen gegen

      ihn verschworen zu haben, und so hielt man ihn vom Betreten des

      Haupthauses und der Halle ab. Er war dazu verurteilt, von den Treppen vor

      der Unterkunft aus zuzusehen, wie die Gäste eintrafen. Der Pferdelord hatte

      das Gefühl, dass alle bestens informiert waren, während man ihn im

      Ungewissen ließ. Einmal, ein einziges Mal, konnte er seine Llarana aus

      einiger Entfernung sehen, und ihr Lächeln war ihm der einzige Lichtblick.

      Unter dem Tor der Burg von Eternas erklang das Poltern von Hufen. Der

      alte Scharführer Kormund, ein treuer Kampfgefährte und Freund von Nedeam

      und Dorkemunt, trabte mit einem Ehrenberitt der Schwertmänner herein.

      Lederzeug, Rüstungen und Waffen blitzten im Sonnenlicht, und die Männer

      bemühten sich, keine Miene zu verziehen. Dennoch konnten einige von ihnen

      ein Grinsen nicht unterdrücken, als sie den nervösen Bräutigam bemerkten, zu

      dessen Ehren sie einrückten.

      Dann, Nedeam mochte es kaum mehr glauben, begann die Zeremonie.

      Dorkemunt trat an seine Seite. Der kleinwüchsige Pferdelord hatte Nedeam

      kennengelernt, als dieser zwölf Jahre alt war und gerade seinen Vater Balwin

      verloren hatte. Als Nedeam kurz darauf den Eid des Pferdelords ablegte, war

      es Dorkemunt gewesen, der für ihn sprach, und so würde es auch an diesem

      Tage sein.

      Die Schwertmänner auf den Stufen zum Hauptgebäude nahmen

      Ehrenhaltung an, und die beiden Pferdelords traten in den Eingang der großen

      Halle, die von Stimmengewirr erfüllt war. Ein wenig verlegen entkleideten sie

      sich. Schwertmänner nahmen die zusammengefalteten Bündel auf und legten

      sie zu einem Stapel mit den Kleidungsstücken der anderen Gäste. Dorkemunt

      schaffte es, eine unbeteiligte Miene zu machen, während Nedeam Nervosität

      und Vorfreude im Gesicht standen. Nur noch das Klatschen ihrer nackten

      Füße auf dem steinernen Hallenboden war zu hören, als der Lärm der

      anwesenden Personen verstummte und andächtiger Stille wich.

      Jenseits der beiden schwarzen Säulenreihen, welche die Halle an den

      Längsseiten säumten, hatte man Tische und Bänke für die anschließende Feier

      gestapelt. Wimpel der Beritte, das Banner der Hochmark und bunte Bänder

      schmückten den Raum. Sonst hingen hier auch einige erbeutete Orkbanner,

      doch für diesen Tag hatte man sie entfernt. Gemessenen Schrittes gingen

      Nedeam und Dorkemunt zwischen den Anwesenden hindurch, die für sie eine

      Gasse bildeten. Menschen, Elfen und eine kleine Gruppe Zwerge folgten den

      beiden auf ihrem Weg zur Stirnseite der Halle mit den Blicken.

      Dort, wo normalerweise die Stühle des Pferdefürsten der Hochmark und

      ihrer Herrin standen, erhob sich nun eine hüfthohe Säule mit einem

      Wasserbecken darauf. Das große Banner der Mark war durch Blüten und

      grüne Zweige ersetzt. Unter diesem Schmuck standen Jalan-olud-Deshay und

      Llarana.

      Dorkemunt schien, im Gegensatz zu Nedeam, ein paar Anweisungen

      erhalten zu haben, denn einige Schritte vor den beiden Elfen hielt er den

      Bräutigam sanft zurück. Die nackte Haut von Vater und Tochter schimmerte

      im Licht, das durch die hoch gelegenen Fenster der Halle fiel. Ihre Körper

      waren makellos und wiesen keine Spuren des Alters auf. Nur wenn man

      genau hinsah, konnte man am Leib Jalans die Narben der Wunden erkennen,

      die er im Kampf erlitten hatte.

      »Zu einer Zeit, da der Fuß des Menschen den Boden noch nicht berührte,

      erblickten die Häuser der Elfen das Licht der Welt.« Jalans Stimme war leise

      und erfüllte doch die Halle. »Wir Elfen haben die Geburt der

      Menschengeschlechter verfolgt und ihren Weg begleitet. Wir sind von

      unterschiedlicher Art, wir Elfen und ihr Menschen. Und doch sind wir eins,

      denn unser Blut ist von gleichem Ursprung.«

      Der Älteste des Hauses Deshay trat an die Schale heran und griff in das

      bläulich glitzernde Wasser. Als er die Hand wieder herauszog, blitzte in ihr

      die Klinge eines kleinen Dolches auf. »An diesem Tag wird sich das Blut

      unserer Völker vermischen. Ein Sohn des Menschenvolkes und eine Tochter

      der Elfen werden sich vereinen. Ihr Blut und ihr Leben werden eins sein.«

      Llarana trat an die Seite ihres Vaters, und Dorkemunt gab Nedeam einen

      unmerklichen Stoß. Jalan sah den Pferdelord eindringlich an. In seinem Blick

      schien eine Mahnung zu liegen. Der Elf stand den Menschen eigentlich

      kritisch gegenüber und war ursprünglich gegen die Verbindung der beiden

      gewesen. Doch Nedeams Kampf für das Haus Deshay, gegen Graue Zauberer

      und Orks, hatten dem Pferdelord den Respekt Jalans eingebracht. Und sein

      Einsatz zur Befreiung der Ältesten aus den Händen der Schwärme der See

      hatte dann zu wirklicher Freundschaft zwischen ihnen geführt. So war Jalans

      Blick in diesem Moment nicht Ausdruck einer Skepsis gegenüber der

      Verbindung zwischen Mensch und Elf, sondern zeigte die Besorgnis eines

      Vaters, der allein das Glück seiner Tochter im Sinn hatte.

      Jalan ritzte mit dem Dolch die Daumenkuppen des Paares an und ließ ihn

      zurück ins Wasser gleiten, als einige Tropfen Blut in die Schale fielen. Dann

      presste er die Wunden sanft aneinander. »So, wie sich nun euer Blut

      vermischt, soll auch euer Atem sich vermischen und darin zum Symbol eures

      gemeinsamen Lebens werden.«

      Llarana erwiderte Nedeams Blick und hauchte ihm ins Gesicht. »Mein

      Atem sei deine Wärme und dein Leben«, sagte sie mit weicher Stimme.

      Nedeam spürte einen Kloß in seinem Hals und schluckte