»Ach, H a s ' f o r t ! « seufzt der fromme Held.
Zum Denkmal für dies große Wort
Das Städtlein H a ß f u r t baut' er dort.
Und wie er schier den Muth verlor,
Da blicken plötzlich halb hervor
Zwei Hasenlöffel hinter'm Kraut,
»Ha, d e r i s ! « ruft der Bischof laut.
Zum Denkmal für dies große Wort
Das Kloster T h e r e s baut' er dort.
Der Has vergoß sein junges Blut.
Da sprach der Bischof wohlgemuth:
»Auf Pirschen bürsten, heißt der Reim;
Drum, habt ihr Jäger Durst, g e h t h e i m ! «
Zum Denkmal für dies große Wort
Das Dörflein G ä d h e i m baut' er dort.
O Vorzeit, die in Stein und Erz
Verkörpert fürstlich frommen Scherz!
Wo Stadt und Dorf und Kloster flugs
Aus der Geschichte Boden wuchs!
O Zeit, wir weckten dich so gern;
Doch ach! du schläfst den Schlaf des Herrn.
217. Der wandelnde Prior.
Von F . J . F r e i h o l z .
In Ebrachs Klosterhallen
Geht oft ein Geist umher
Im Grab zwar darf er liegen,
Doch ruhen nimmermehr.
Er war in Ebrach Prior,
Doch hielt er nichts aus Pflicht,
Drum darf er nimmer sterben,
Bis zu dem Weltgericht.
So oft ein ander Schicksal
Dem Kloster steht bevor,
Steigt er zur Geisterstunde
Aus seinem Sarg empor.
Er geht durch alle Säle
Bis hin zum Gotteshaus,
Dort spricht er dann mit Beben
Die Unglücksmähre aus.
Und weithin in die Runde
Hört jedermann den Geist
Der Kloster Ebrach Unglück
Und Mißgeschick verheißt.
Zweimal ist er erschienen,
Kömmt er zum drittenmal,
Dann droht dem alten Kloster
Wohl gänzlicher Verfall.
Und stürzen Ebrach's Mauern
In Trümmer und in Graus,
Dann darf er ruhig liegen
In seinem Bretterhaus.
Doch sterben darf er nimmer,
Wenn Alles auch zerbricht,
Sein Geist darf nicht vom Leibe,
Ob der verletzten Pflicht.
218. Vom Götzen Lollus in Franken.
F a l k e n s t e i n Thuring. Chronik I., K. 4.
Am Main, in der Gegend, wo nach der Zeit Schweinfurt
erbaut worden, wurde zur Zeit des Heidenthums
ein Götze verehrt, der L o l l u s hieß. Sein Bild war
von Erz, einem Jünglinge gleichend. Auf dem Haupte
trug er ein krauses, gelbes Haar. Um den Hals über
die Brust herunter, hieng ein Kranz von Mag- oder
Mohnsaamenköpfen. Mit der rechten Hand griff er
nach dem Munde, und faßte mit dem Daumen und
Zeigefinger die Zunge; mit der linken aber hielt er
einen Becher Wein, in welchem Kornähren lagen. Er
war ganz nackend und hatte um den Leib einen
Schurz. Das Bildniß stand in einem nächst dem Main
gelegenen Hain, der mit einem Zaun umgeben, wo
ihm das Volk zu gewissen Zeiten Trauben und Kornähren
zu opfern pflegte. Ein Strich Landes wird noch
heutigen Tages das »Löhle« oder »Lölle« genannt.
219. Die Jungfrauen der Petersstirn.
L. B e c h s t e i n , die Sagen des Rhöngeb. und des
Grabfeldes S. 156. H ä n l e u. S p r u n e r Handb. für
Mainreisende S. 51.
Das Jungfrauenkloster auf der P e t e r s s t i r n wurde
später in ein Mönchskloster verwandelt und 1283, als
es schon ganz verfallen war, an den Deutschherrenorden
abgetreten, der ein Ordenshaus daraus machte.
Auf dem Berge, wo das Kloster stand, der jetzt ganz
mit Rebenpflanzungen überdeckt ist, soll ein großer
Schatz vergraben liegen. Viele haben schon zu verschiedener
Zeit und Stunde drei Jungfrauen in schneeweißen
Kleidern auf diesen Mauertrümmern sitzen
sehen. – Einer Frau aus Schweinfurt erschienen einst
diese drei Jungfrauen im Traume und sagten ihr an,
sie möge auf die Petersstirn gehen und dort einen
Schatz heben. Sehr frühzeitig erwachte die Frau, kleidete
sich an und ward von einer wahren Sehnsucht
nach jenem Orte erfüllt, dem sie unverweilt zueilte.
Schon stand sie am Fuße des Berges, als die ersten
Strahlen der Morgensonne jene Mauertrümmer und
das kleine Häuschen vergoldeten, welches daneben
für die Weinbergshüter erbaut ist; da erblickte sie
droben die drei Jungfrauen gerade so, wie sie ihr im
Traume erschienen waren, freundlich winkend. Aber
der wunderbare Anblick dieser geisterhaften Wesen
erschreckte die Frau auf den Tod, so daß sie bewußtlos
niedersank. Andere Weinbergsleute fanden sie und
brachten sie wieder zum Bewußtsein. Hastig blickte
sie nach den drei Jungfrauen, doch diese waren verschwunden.
Als die Frau zu ihrem Mann zurückgeführt
wurde, schmälte dieser sie aus, daß sie nicht
mehr Muth an den Tag gelegt, sie würde ihr und sein
Glück gemacht haben. Auch einem Bürger aus
Schweinfurt sind auf der Mainleite, dicht über der Petersstirn,
da er auf der alten Straße fuhr, in einer stürmischen
Novembernacht die drei Jungfrauen, schleierweiß
auf der Mauer stehend, erschienen. Und es
schauerte ihn, daß er eilend vorüberfuhr.
220. Die goldgekrönte Schlange.
Die vor. Schriften.
Auf der Petersstirn ist schon oftmals eine Schlange erblickt
worden, die trägt auf ihrem Haupte ein goldenes
Krönlein. Einst ging ein Häcker (Weinbergsmann)
den Berg hinauf,