Des alten Fuhrmanns Herze brach,
Hat von den Alpen ausgeträumt.
Und was der Alte sterbend sprach,
Der treue Knecht hat's nicht versäumt;
Es zieh'n die Rosse, blind und matt,
Den todten Herrn zur Ruhestatt.
Durch Wald und Flur sie schleichen sacht,
Bis zu dem Berg, der einsam steht:
Da ist die alte Kraft erwacht;
Hinauf geht's, wie vom Sturm geweht,
Da hält hoch oben das Gespann;
Da gräbt ein Grab der treue Mann.
Wo still nun die Kapelle ragt,
Vom Athem des Gebirgs umkreist,
Wenn's durch die Nächte klingt und klagt,
Das ist des Alten trüber Geist;
Das ist von ferner Alpenluft
Der Gruß in eines Wandrers Gruft.
Kapitel 11
201. Der Dombau zu Bamberg.
Von A u g u s t K o p i s c h . – P o m a r i u s p.
185. M ü n s t e r cosmogr. l. III. bei G r i m m d.S.
II., 175.
Beim Dombau zu Bamberg ging es zu langsam her,
Da betete Frau Baba, auf daß es anders wär'!
Nun schenkt' ihr Gott ein Wunder. Damit war's so
bestellt:
Sie bracht an jedem Abend eine große Schüssel Geld.
Die setzt' sie an die Pforte und jeder Werkmann nahm
Sich selber seine Löhnung, wie er vorüber kam.
Doch mehr als er verdiente, konnt' er nicht nehmen
dort,
Und wollt' er mehr sich langen, so rollt' es wieder
fort.
Den Fleißigen schmeckt es süße, wie lauter
Honigseim,
Gewaltig griffen die Faulen, doch brachten sie wenig
heim.
Da wurden sie endlich wacker: nun bauten sie den
Chor,
Nun setzten sie Stein auf Stein da, nun stieg der Dom
empor!
Es blieb Frau Baba's Schüssel fast bis zur Hälfte voll,
Tagtäglich war sie leichter, nun ging es, wie es soll!
Tagtäglich blieb ein Groschen, nun war's der rechte
Zug!
Am Groschen war zu merken, es hab' ein Jeder g'nug.
Frau Baba sprach: »Das Wunder ist Bild vom
Himmelreich:
Da gibt es keinen Faulen, da schafft ein Jeder gleich;
Was Gott sie heißt vollbringen die Engel in schnellem
Flug,
Und wessen Jeder werth ist, deß hat ein Jeder genug.«
202. Die Schale der heiligen Kunigund.
H o f f m a n n ann. Bamb. p. 47.
Im Dom zu Bamberg befindet sich das Grab des heiligen
Paares Heinrich und Kunigunde. Ein Bildwerk
dieses Grabmales zeigt die Kaiserin, wie sie die Bauleute
der Stephanskirche bezahlt. Es war nämlich
unter den Werkleuten ein bösartiger, unzufriedener
Mann, der bestahl den Schaffner des Baues beim Ausbezahlen,
so daß die bestimmte Summe niemals zureichen
wollte. Man konnte dem Diebe lange nicht auf
die Spur kommen. Da begab sich die heilige Kunigundis
eines Tages selbst unter die Werkleute, und
hielt eine Schale dar, aus welcher sich jeder seinen
Pfennig nahm. Auch der Dieb griff in die Schale,
nahm aber, wie früher, unvermerkt mehrere Pfennige.
Kaum hatte er sie ergriffen, als ihm die Hände entsetzlich
brannten, so daß er heulend davonlief, und als
er nach Hause kam, nur noch Einen Pfennig in der
Hand hatte.
203. Der Hahn im Dom zu Bamberg.
B e r t h o l d , Geschichte von Rügen und Pommern I.,
230. bei N o r k Mythol. d. Volkssagen S. 568.
Im Dom zu Bamberg befindet sich ein Hahn, von dessen
Bedeutung man sich Folgendes erzählt: Die alten
Pommern verehrten den Hahn. Dieß benutzte der Bischof
Otto, als er zu ihrer Bekehrung auszog. Denn
indem er in einen silbernen Arm die Gebeine des heiligen
Veit einfassen, und an demselben zugleich das
Bild eines Hahns anbringen ließ, bewirkte er, daß die
heidnischen Pommern, weil sie vor dem Hahne niederfielen,
zugleich den Reliquien des Heiligen Verehrung
erwiesen. Dieses letztere geschah zwar unwissend
von ihnen, aber sie wurden dadurch doch der
gnadenreichen Einwirkung der heiligen Gebeine theilhaftig,
und um desto leichter waren sie zum Christenthum
zu bekehren.
204. Domkröten zu Bamberg.
C.v. F a l k e n s t e i n S. 105. Bericht des hist. Ver. zu
Bamberg 1840. S. 16. L. B r a u n f e l s Mainufer, S.
118.
Am Eingang des Doms zu Bamberg liegen zwei große
steinerne Thiere, welche der Sage nach Kröten sind.
Das Volk erzählt, zur Zeit des Dombaues habe der
Teufel aus besonderem Neid über den Fortgang des
christlichen Werkes zwei Thiere geschickt, halb Kröten,
halb Löwen, welche zur Nachtszeit den Bau untergruben
und beinahe zum Einsturze brachten. Wie
man der teuflischen Thiere Herr geworden, verschweigt
die Sage.
205. Adalbert von Babenberg.
Von S c h ö p p n e r . – L i u t p r a n d II. c. 3.
L a m b e r t . S c h a f n . ad. a. 907. O t t o
F r i s i n g . VI., 15. M a r i a n . S c o t . ad a. 908.
u.A. bei F a l k e n s t e i n Nordg. Alterth. II., 272.
A y r e r s Reimchronik, Bamberg 1838 S. 19.
Dem Babenberger dräuet umsonst des Königs
Schwert,
Auf seiner Veste spottet des Feindes Adalbert;
Herr Konrad, Ludwigs Bruder, erlag des Grafen Arm,
Der König fordert Rache mit seiner Mannen
Schwarm.
Doch stark auf seinem Schlosse, ein Aar im
Felsennest,