sehnsuchtsvoll nach dem herzoglichen Fräulein
schmachtend, und, weil er gar oft von seiner Wohnung
aus den Berg beschaute, wo sie wohnte, von seinen
Spießgesellen der Guckenberg genannt wurde,
woher noch bis auf den heutigen Tag eine Familie
jenes Städtchens ihren Namen führen soll. Täglich bei
einbrechender Nacht stellte er sich unter den Fenstern
Adelheids ein, doch heute konnte er nicht. Immer
dunkler ward die Nacht, sie sang ein ernstes Lied und
spielte dazu auf ihrer Leier. Aber der Heißersehnte erschien
nicht. Umsonst suchten die sie umgebenden
Edelfräulein sie zu trösten.
Endlich erschien der Ritter Karl um Mitternacht
und erzählte der Harrenden, wie er in des heil. Stephanus
Marktflecken (Marktsteft) gewesen, wo in diesem
Jahre ein munteres Völklein sein erstes Kirchweihfest
beging, wie er dort im ritterlichen Wettkampfe
den ersten Preis aus den Händen der schönsten
Dame davongetragen, auch der Ehre gewürdiget
worden, die Holde zum Reigen zu führen.
Darob ergrimmte in Eifersucht des Herzogs Tochter.
Auch der Herzog Pipin schwor in seinem Zorn,
nie solle der Verräther hoffen, die reine Hand der
Prinzessin zu erhalten.
Traurig zog sich Karl nach seiner Burg zurück, und
hatte nur noch den einzigen Trost, nach dem Berge zu
blicken, wo seine Liebe wohnte. Traurig ging auch
die Sonne des anderen Morgens für Adelheid auf. Der
Sturm der Leidenschaft hatte sich gekühlt, es war
Alles so öde, aber des Vaters Zorn vereitelte jede
Hoffnung. Sie entschloß sich daher, nach damaliger
Sitte, ein Kloster zu gründen.
Die Auswahl des Platzes stellte sie dem Himmel
anheim, und warf bei einem Sturmwinde ihren Handschuh
von der Schwanenburg Zinnen hoch in die Luft.
Wo er niederfalle und gefunden würde, da wolle sie
ihr junges Leben vertrauern.
Es hauste aber damals am rechten Mainufer in zerstreuten
Hütten ein alt-deutsches Geschlecht, abgehär-
tet durch Fischerei, Vogelfang und Jagd, seine Lieblingsbeschäftigungen.
Hier war es am Saum eines
Waldes, wo ein Jäger, diesen Handschuh für einen
Hasen im Lager ansehend, sein Geschoß auf ihn abdrückte
und dieses so durchbohrte Zeichen der Prinzessin
überreichte.
Dem Gelübde gemäß gründete nun Adelheid auf
dem Platze des gefundenen Handschuhes am 23. September
745 das berühmte Nonnenkloster, welches sie
nach dem Namen des Jägers, er hieß Chiez, Kitzingen
nannte, und ließ unter dem Namen Thekla sich zur
Aebtissin weihen. Bald erhielt sie viele Gesellschafterinnen,
die ein ähnliches Geschick im Kloster beweinen
wollten, den Jungfrauen aber zog sich viel anderes
Volk nach, und erbaute rings umher an den Ufern
des Maines die zierliche Stadt Kitzingen.
Ritter Karl aber, als er die Schreckenspost, daß
seine Geliebte den Schleier genommen, gehört hatte,
wollte der Stätte nahe sein, wo sie für ihn lebendig
todt war. Er siedelte sich also mit mehreren Getreuen
dem Kloster gegenüber am linken Mainufer an und
nannte den Ort, zum Zeichen, daß ihm Adelheid auch
als Aebtissin Thekla noch Etwas gelte, E t w a s -
h a u s e n , welches jetzt noch die Vorstadt von Kitzingen
ist. Auch soll von der Klosterkirche in Kitzingen
unter dem Maine hindurch ein unterirdischer
Gang in die Kreuzkapelle zu Etwashausen geführt
haben.
234. Schatz bei Kitzingen am Main.
B. B a a d e r bei M o n e , Anz. IV., 411.
Eine Frau von Kitzingen sah auf dem Felde einen
Haufen glühender Kohlen unter einem Baume liegen.
Weil sie solche für einen Schatz hielt, schickte sie
sich an, dieselben in ihre Schürze zu fassen. Da erblickte
sie ihren längst abwesenden Bruder, der über
das Feld herkam und rief ihm zu: Heinrich! wo
kommst du her? In demselben Augenblick waren
Schatz und Bruder verschwunden.
235. Die drei Wasserjungfrauen im
Gründlesloch.
Zu C a s t e l l in Unterfranken. – Bayer. Annalen 1833,
IV. 17., woselbst des häufigen Vorkommens dieser Sage
in Franken gedacht wird. Vgl. Vat. Mag. 1838, S. 91.
P a n z e r a.a.O. S. 176.
Am Fuße des Casteller Berges, eines der Vorberge
des Steigerwaldes, bricht in der Ebene zwischen Castell
und Rüdenhausen aus dem Gypsgestein eine
mächtige Quelle, und füllt mit dem klarsten Wasser
einen mäßigen Kessel. Das Wasser kömmt aus großer
Tiefe durch das unregelmäßig zerklüftete Gestein mit
solcher Macht herauf, daß es Gegenstände, welche ein
die Wasserschwere nicht stark überwiegendes Gewicht
haben, nicht zu Boden läßt. Der Grund des
Wassers ist nicht zu erforschen, weil es durch Krümmungen
heraufbricht, und die Quelle heißt deshalb in
der Umgegend der grundlose Bronnen oder das
Gründlesloch. Auf der Höhe des Casteller Berges steh
noch eine Thurmruine von dem alten Schlosse der
Grafen von Castell, deren wohnliches neues Schloß
nun nahe am Fuße des Berges liegt. Das alte Schloß
setzt die Sage mit der Quelle in Verbindung.
In jenen Zeiten nämlich, da das alte Schloß noch
stand, feierte ein Graf von Castell seine Hochzeit in
den Sälen dieses Schlosses, und aus der Ferne und
Nähe waren edle Gäste zum Feste geladen. Mit dem
Anbruche der Nacht begann der Tanz, und die Jünglinge
und Jungfrauen ergötzten sich in der festlichen
Lust; Musik und freudiger Jubel tönte den Berg hinab
weit in die Ebene hin. Da um Mitternacht traten