Er führt ein bußgeweihtes Leben.
213. Ursprung der Kirche zum heiligen Grab in
Bamberg.
Eigentlicher Ursprung und Herkommen des
Jungfrauen-Klosters zum h. Grab. Bamberg 1786, S. 14.
H o f f m a n n l.l.p. 187. N. H a a s , Gesch. Der Pfarrei
St. Martin, S. 152. A. H a u p t , Bamberger Legenden u.
Sagen, S. 167.
Vor Zeiten, als noch »fahrende Schüler« singend das
Land durchzogen, kam auch ein Häuflein derselben
im Jahre 1314 nach Bamberg. Sie nahmen nahe der
Pfarrkirche St. Martin Herberge, sangen und spielten;
es war acht Tag nach Petri und Pauli. Da verlor ein
gewisser Simon all' sein Geld und seine Kleidung.
Seine Genossen verstießen ihn nun, und er nahm im
Badehaus hinter St. Martin seinen Aufenthalt. Am
Tage hatte er in einer silbernen Büchse das Allerheiligste
zu einem Kranken tragen sehen. Hätte ich diese
Büchse, dachte er, ich wollte damit aus allen Schulden
und Nöthen kommen. Der Gedanke wurde zur
That. Begleitet von dem Teufel in Gestalt eines Badeknechts
gelangte er durch ein Fenster in die Kirche,
band den Kirchner fest, welcher wachte, erbrach das
Sakrarium, und bemächtigte sich der kostbaren Büchse.
Es waren heilige Hostien darin. Ihr Anblick machte
ihm unheimlich und bange. Nach kurzem Zaudern
legte er die Hostien auf einem Kornacker nieder. Zur
Unterlage hatte er rothen Sendel genommen. Er nahm
mit dem silbernen Raube die Flucht nach Forchheim.
Dort ergriffen gestand er sein Unrecht, und wurde zu
Bamberg zum Tode verurtheilt, durch die Straßen geschleift
und gerichtet. Er starb voll Reue. Der Vorfall
setzte die ganze Stadt in Bewegung. Die Mägde des
Custos bei St. Gangolph hatten im Vorübergehen die
Hostien entdeckt. Sie eilten, die Sache ihrem Herrn,
dieser dem Pfarrer bei St. Martin zu hinterbringen.
Der begab sich an den bezeichneten Ort; nahend mit
Ehrerbietung wollte er wiederholt das Heiligthum erheben,
aber eine geheime Kraft lähmte seine Arme. So
kam der Bischof Wulfing in feierlichem Zuge, begleitet
von der Geistlichkeit und allem Volke der Stadt,
und erhob das Sakrament. Kranke und Lahme, welche
dem Zuge sich angeschlossen oder sich nachtragen
ließen, erhielten ihre Genesung. An demselben Orte,
wo der Gekreuzigte, wie dort zu Jerusalem im Grabe,
hier auf der Erde ruhte, wurde nun eine Kirche erbaut
und zum heiligen Grabe genannt. Anfangs umzäunte
man nur den Ort. Der Custos erbaute, unterstützt von
dem Bürger Tausendschön, die erste kleine Kapelle,
woraus nachmals die Kirche zum heiligen Grabe hervorgegangen.
214. Der Fürstenstreit.
Von A n d r e a s H a u p t .
Herr Wigand von Redwitz, ein fröhlicher Herr,
Saß schmunzelnd und lachend bei'm Becher,
Er möchte wohl einen Gesellen mehr,
Der alte lustige Zecher.
Er hatte in Bamberg zwei Gäste zumal,
Die beschied er zu sich in den prunkenden Saal.
Das waren der Herr von Wittenberg,1
Und der Fürst von Würzburg am Maine.
Der eine ein kleiner und harmloser Zwerg,
Der and're ein Riese bei'm Weine.
Es kamen die beiden, der eine zum Scherz,
Der and're zu laben am Weine das Herz.
Sie waren vergnügt bei'm Würfelspiel,
Und sprachen vom Fürst und vom Reiche,
Sie spielten zur Kurzweil, und wagten nicht viel,
Und leerten manch' perlende Neige,
Und wer 'ne Niete nach Hause trug,
Mußt' leeren den Becher auf Einen Zug.
»Ja, ja,« hebt jener von Wittenberg an,
»Ihr Herrn, das muß ich Euch sagen
Und daß es wahr ist, da setz' ich daran
So viel, als Ihr beide mögt wagen.
Im Reiche ist manches höchst seltene Ding:
Doch acht' ich das Alles mit Recht gering.
Denn wollt Ihr von Allem das Seltenste seh'n –
Mein, sag' ich mit Stolz, ist es eigen –
So müßt Ihr, Ihr Herrn, nach Wittenberg geh'n,
Dort will ich das Kleinod Euch zeigen.
Und seid Ihr nun wohl bei gesundem Verstand,
So schaut Ihr in anderm nur nichtigen Tand.«
»Ei doch,« hebt der Würzburger an und spricht,
»Das könnte ich nimmer verwinden,
Wenn bloß in Wittenberg, weiter nicht,
Ein Kleinod wäre zu finden.
Da kommt Ihr nach Würzburg, da zeig' ich Euch
wohl,
Wo man das Kleinod suchen soll.«
»Ihr Gäste,« versetzt der Bamberger d'rauf,
Und lächelt nach stillem Begrüßen,
»Ihr Gäste, Ihr müßt schon den Main gar herauf,
Gen Bambergs grünende Wiesen.
Hier ist Euch das Seltenste gleich zur Hand,
Ihr findet's nur Einmal im deutschen Land.«
»Nun denn,« so stimmen selbdritt sie an,
»Laßt seh'n, wer das Seltenste zeige.
Und daß sich der andere, Mann für Mann
Vor dem Eigner des Seltensten neige.
Und soll ihm verehren, so sei der Bund,
Ein Stückfaß, voll bis zum zischenden Spund.«
Und der Wittenberger beginnet sogleich,
Und spricht mit ernstem Behagen;
»Ihr Herrn, im ganzen deutschen Reich
Von den frühesten, ältesten Tagen,
Hat nie noch ein Mann solch Glück gehabt,
Und hat sich so innig und rein gelabt.
Denn seht, mein Volk ist bieder und treu
Hängt an mir mit heiligem Lieben,
Und bis auf heute so frisch und so neu
Ist dies Gefühl ihm geblieben.
Und ging ich hinaus in Waldesnacht,
Ich würde von tausend Augen bewacht.
Und