Knochen zu holen, fand ihn aber nicht mehr. Das
wilde Heer kam von Altach, einem vormaligen Wald,
und zog, nachdem es über den Main gefahren war,
das Haidgäßl hinauf.
228. Der Lindwurm in Volkach.
Fr. P a n z e r S. 164.
An der westlichen Seite der an dem Maine liegenden
Stadt Volkach ist noch ein Theil der alten Befestigung,
nämlich die Ringmauer, Thürme, Wall und
Gräben, erhalten. Dabei steht eine steinerne Martyrsäule,
auf der einen Seite Christus am Kreuze mit
knieendem Ritter, Frau und Kindern, dann auf der anderen
Seite St. Georg darstellend, wie er den Drachen
tödtet. Der Ritter St. Georg ist Schutzpatron der
Stadt. In diesem Graben, weiß die Sage, war sonst ein
See, in welchem sich ein L i n g w u r m (nach der
Aussprache des Volkes) aufhielt, der Menschen und
Thiere vergiftete. Da aber der See abgelassen und der
Graben ausgetrocknet wurde, so konnte sich das Thier
nicht mehr aufhalten, und seit dieser Zeit ist Ruhe.
Alle Jahre, am Samstag Abends nach Fronleichnam
geht wegen dieses Ereignisses eine große Wallfahrt
nach Burgwindheim.
229. Huya.
Mündlich.
Als einmal einige Handelsleute auf den Volkacher
Markt gehen wollten, führte sie ihr Weg durch das
Volkacher Wäldchen. Es war beim ersten Morgengrauen,
als sie in der Ferne ein Licht bemerkten, und
beständig den Ruf: Huya, Huya! hörten. Dieser Ruf
kommt von einem Gespenst, welches die Fremden, oft
auch Einheimische, dadurch an sich lockt und irre
führt. Als sie unweit des Wäldchens an den See und
in seine Nähe kamen, fuhr es plötzlich in den See, daß
es plätscherte, und verschwand.
230. Steinklopfer bei Dettelbach.
Mündlich.
Mehrere Handelsleute gingen einmal mit einander
nach Mitternacht von Dettelbach nach Würzburg zur
Messe. Unterwegs gewahrten sie in der Ferne ein
Licht, und hörten nach und nach ein Klopfen. Da
sagte einer aus ihnen: Das ist der Steinklopferle, der
sich oft sehen läßt. Als sie näher kamen, erblickten sie
einen Mann, der auf einem Steinhaufen saß und klopfte.
Er hatte einen dreieckigen Hut so tief in's Gesicht
herabgedrückt, daß man dies nicht sehen konnte, und
ihm zur Seite befand sich eine Laterne. Als sie an ihm
vorübergehen wollten, zerbarst die Laterne und er
selbst verschwand mit einem Geschwirre, wie von
einem Trupp aufgescheuchter Vögel. Es soll dies ein
verwünschter Siebener (Feldgeschworner) sein, welcher
unredlich Marktsteine setzte oder sie verrückte.
231. Wie Kitzingen seinen Ursprung nahm.
L a d i s l a u s S u n t h e m . monast. Franc. ap.
O e f e l e II., 611.
Hadalagia war eine Tochter Karl Martells geheißen.
Um diese versammelten sich Könige und Königssöhne
von allen Landen, denn der Ruf ihrer Schönheit
war weithin gedrungen. Sie aber gedachte, Gott allein
zu dienen, in welchem Vorsatze ein frommer Beichtvater
sie bekräftigte. Darob ergrimmte ihr Vater gar
sehr und jagte sie mit sammt dem Kaplan aus seinem
Schlosse. Da wanderten nun beide des Weges fürbaß
und kamen durch einen dichten Wald. Das schien
ihnen ein rechter Ort, ein Kloster zu bauen und Gott
zu dienen. Also versammelte Hadalagia noch andere
Jungfrauen um sich und errichtete das Kloster. Dieses
hat nachmals den Namen Kitzingen erhalten, von
einem Hirten Kitz, welcher seine Heerde in der Gegend
weidete. Einmal brach ein Wolf aus dem Walde
hervor und ergriff eine seiner Ziegen. Der Hirtenknabe
rief zur Mutter des Herrn um Hilfe und entriß dem
Raubthiere die Beute.
Wie nun Karl Martell hörte, daß seine Tochter in
der Einsamkeit wohne und dem Herrn diene, ward
sein Herz von Reue erfüllt, sie verstoßen zu haben.
Also machte er sich auf, bat sie unter Thränen um
Verzeihung und beschenkte das Kloster mit reichen
Gaben. Und Hadalagia betete für den Vater bei Tag
und bei Nacht.
232. Kitzingen.
Mündlich. – Die Ableit. von K i t z bestätigt F . A .
R e u ß Chron. Abriß. d. Gesch des vormal.
Frauenklosters zu Kitzingen S. 5.
Auf dem Schwanberger Hofe bei Kitzingen soll der
König Pipin Hof gehalten haben. Da geschah es eines
Tages, daß ihn seine Tochter Hadeloga bat, ihr ein
Stück Landes in der Gegend zu schenken, um ein
Kloster zu bauen. Pipin erfüllte ihren Wunsch. Da
zog Hadeloga ihren Handschuh aus, um dem Könige
die Hand zum Danke zu reichen. So ergriff der Wind
den Handschuh und führte ihn durch die Lüfte über
den Main hinüber. An dem Ufer des Flusses weidete
Kitz, ein Hirt des Königs, seine Heerde. Der hob den
Handschuh auf und brachte ihn der Königstochter.
Hadeloga erkannte dieses für einen Wink des Himmels,
an der Stelle, wo der Handschuh niedergefallen
war, ein Kloster zu bauen, wie Solches denn geschehen
im Jahre des Herrn 745.
233. Die Gründung der Stadt Kitzingen.
Var. d. vor. Sage, erzählt von Dr. Z ö l l n e r .
Es war im Jahre des Heils 746. Da saß in einer
schwülen Septembernacht Adelheid, des Herzogs
Pipin Töchterlein, an einem Fenster ihres Schlosses
auf dem Schwanenberge, die Blicke gegen Süden gerichtet
zu dem vollen Monde, der hinter düstern Gewitterwolken
spärlich hervorblickte, und zuweilen den
Weg mit ihren Blicken verfolgend, der zu dem Städtchen
Pipinhofen, jetzt Iphofen, führte, welches schon
freundlich aus der Wildniß