Waffen und Rüstung ab und trat als Mönch in einen
der strengsten Orden.
224. Wolfsgasse und Wolfsbrunnen.
B e c h s t e i n S. 161. N o r k Mythol. der Volkssagen,
S. 482.
Vor mehreren hundert Jahren trug sich's zu in einem
sehr harten und strengen Winter, daß zum oberen
Thore zu Schweinfurt ein Wolf hereinkam, der sich
alsbald von einer großen Menschenmenge gehetzt und
verfolgt sah. Er nahm seinen Weg in die erste beste
Gasse und sprang, als er sich von allen Seiten umringt
sah, aus Angst in einen Brunnen. Zum Gedächtniß erhielten
Straße und Brunnen die Benennung Wolfsgasse
und Wolfsbrunnen, und über letzterem wurde bildlich
ein Wolf in Stein gehauen aufgestellt, so noch zu
sehen ist.
225. Die Alte mit dem Krüglein.
B e c h s t e i n S. 161.
Bei Schweinfurt ist eine Wiese, heißt die Grafenrheinfelder
Wiese. Ein Mann, der mit seiner Tochter über
Land gewesen war, ging eines Abends in der Dämmerung
über diese Wiese nach Hause. Sie mußten über
einen Steg gehen; der Vater hatte diesen bereits betreten,
die Tochter war einige Schritte zurück, da vertrat
ihr ein altes Mütterlein den Weg, die hielt ein wunderlich
geformtes Trinkkrüglein in ihrer Hand und
hob es zum Munde der Maid, mit dem Bedeuten, daß
sie trinken solle. Das Mädchen wehrte ab, da ihr solch
Begehren nicht anstand, aber die Alte bot immer von
neuem an, und schien ihr gewaltsam den Trank aufdringen
zu wollen. Da wurde das Mädchen unwillig
und rief: »Laßt mich, ich habe keinen Durst!« und im
Moment war die Alte mit dem Krüglein verschwunden.
Erschrocken eilte die Jungfer ihrem Vater nach
und erzählte ihm, was ihr begegnet, fragte auch, ob er
die Alte nicht gesehen und ob er sie nicht kenne? Der
Vater hatte nichts gesehen, tadelte aber seine Tochter,
daß sie nicht einen Tropfen mindestens gekostet,
damit habe sie ihr Glück machen, entweder die Alte
erlösen, die wohl als Geist umwandeln müsse und
dazu verwünscht sei, oder einen Schatz finden können;
denn es sei auf der Wiese nicht geheuer, und
möge wohl ein großer Schatz auf ihr vergraben sein.
Dabei zeigte er nach einem alten Baume ohnweit des
Stegs, und sagte ihr, daß um diesen die Irrlichter zum
Oeftern zu tanzen pflegten.
226. Die drei Wasserfrauen.
Von L. B r a u n f e l s . – Zwischen Sennfeld (bei
S c h w e i n f u r t ) und dem Main hieß ein stehendes
Wasser vor Zeiten das s c h w a r z e L o c h . H ä n l e
u. S p r u n e r Handb. für Mainreisende S. 47.
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih,
Sagt, wo kann es lust'ger sein?
Flöten klingen, Pfeifen gellen;
Heisa! tanzen die Gesellen
Mit den blonden Mägdelein.
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Blinkt der Abendstern herein;
In den Saal, den kerzenhellen,
Treten zu den Tanzgesellen
Grünen Haar's drei Mägdelein.
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Braust der Tanz wie stürm'sche See;
Mit den fremden Frau'n in Reigen,
Welch ein Fliegen, Wiegen, Neigen!
Wilde Wonne, wildes Weib!
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Flüstert's leise dort und hier:
Mägdlein mit dem grünen Haare
Kehrst du auch zum nächsten Jahre?
– »Ja, ich komm' zum Tanz mit dir« –
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Braust der Tanz wie stürm'sche See;
Und die fremden Mägdlein bangen:
»Vollmond schon hinabgegangen!
Unsere Zeit ist um! ade!«
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Wer hat wohl der Stunden Acht?
Die Gesellen fleh'n: o bleibe!
Noch ist hell des Mondes Scheibe!
Noch ist fern die Mitternacht!
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih,
Heisa! geht's in Saus und Braus!
Und die fremden Mägdlein bangen:
»Weh! die Sonn' heraufgegangen!
Und der Vater ist zu Haus!«
Dort von Sennfeld von der Kirchweih,
Eilen sie zum schwarzen See;
»Lebewohl und ew'ges Schweigen!
Nimmer Wiederkehr zum Reigen!
Vaters Zorn, der thut uns weh.«
Dort von Sennfeld von der Kirchweih,
Stehn die Burschen still am See;
Schauen aus den dunklen Wellen
Tropfen Blutes dreifach quellen;
Schöne Wasserfrau'n, ade!
227. Das wilde Heer bei Wipfeld.
Fr. Panzer a.a.O. S. 164.
Wipfeld liegt nahe an dem Main. Der verstorbene
Ueberführer Mitesser hörte bei Sturm und Regen von
dem jenseitigen Ufer herüber ein Gewinsel, und
glaubte, es wolle Jemand übergefahren sein. Er fuhr
hinüber, und das wilde Heer bestieg die Fähre. Das
waren große und kleine Geister durcheinander; er
hatte aber so große Furcht, daß er sie nicht zu betrachten
wagte. Wie nun das wilde Heer übergefahren
war, fragte einer, was sie schuldig seien? Aber der
Fährmann getraute sich nicht, den Lohn zu bestimmen,
und schwieg; darauf wurde ein Knochen auf den
Ständer der Fähre gelegt. Wie sie die Fähre verlassen
hatten, rief ein zurückgebliebener Geist nach: »Wäre
ich geschürzt und gegürtet, so könnte ich auch mit!«
Das hörte ein Mann, der oben an dem Haidgäßchen
den Waizen hütete; er band dem Geist ein Strohseil
um den Leib, und sprach: nun kannst du nach! Der
Geist gab dem Gerstenhüter eine Hand