Rat,
Der Mainzer Bischof Hatto erfand die schnöde That.
Als Friedensherold wandelt in's Schloß der fromme
Mann
Und trägt dem Babenberger die Huld des Königs an:
»Kommt mit mir, edler Ritter! versucht der Gnade
Glück,
Ich führ' euch schlimmen Falles auf eure Burg
zurück.«
Der Ritter treu und bieder vertraut dem falschen
Mann,
Sie gehn, doch halben Weges der Erzbischof begann:
»Das Fasten mag beschwerlich bis zu dem Lager sein,
Beliebt es euch, so nehmen wir erst ein Frühstück
ein.«
»Ihr ehret mich, Herr Bischof,« versetzt der Graf
darauf,
»Begebt ihr Euch zum Imbiß auf meine Burg hinauf.«
So kehren sie noch einmal auf Babenberg zurück,
Nicht ahnt der edle Ritter sein trauriges Geschick,
Sie gehn zum zweiten Male, gelabt mit Speis und
Trank,
Ach! edler Babenberger, es ist dein letzter Gang!
Kaum tritt er in das Lager, da hält man sein Gericht,
Der König ihm das Urteil des Hochverrates spricht.
Und wie der Graf den Bischof des schnöden Truges
schilt,
Entgegnet dieser höhnend: »Ich hab' mein Wort
erfüllt,
Ich führt' zurück euch wieder!« – Der Mainzer
sprach's und lacht.
So ward der Babenberger darauf zum Tod gebracht.
206. Die Feuerprobe der heiligen Kunigund.
Nach L o h e n g r i n Nr. 754 u. P o m a r i u s S. 181
bei G r i m m d.S. II., 174. L u d e w i g script. Bamb.
I., 346. C r a n z Saxon. l. IV., c. 32 H o f f m a n n p.
52.
Kaiser Heinrich II. und Kunigund, die blieben beide
unbefleckt bis an ihren Tod. Der Teufel wollte sie da
unehren, daß sie der Kaiser zieh von eines Herzogen
wegen, mit dem sollte sie in Ungebühr stehen. Die
Fraue bot dafür ihr Recht, dazu kam manich Bischöfe
und Fürsten. Da wurden sieben glühende Eisenschaaren
gelegt, die sollte die Fraue treten. Sie hub auf ihre
Hände zu Gott und sprach: »Gott, du weißt wohl allein
meine Unschuld; ledige mich von dieser Noth, als
du thätest der guten Susanne von der ungerechten Bezeugniß!
« Sie trat die Schaar kecklich und sprach:
»sieh Kaiser, so schuldig ich deiner bin, bin ich aller
Männer.« Da ward die Fraue gereinigt mit großen
Ehren. Der König fiel ihr zu Füßen und die Herren
alle.
207. Der Gang nach dem Kalkofen.
Sage von der Gertraudenkapelle zu B a m b e r g . –
N . H a a s Geschichte der Pfarrei St. Martin zu
Bamberg S. 93. Vgl. S c h i l l e r s Gang zum
Eisenhammer.
Es war ein Edelknabe der Kaiserin, welchen man des
sträflichen Umgangs mit ihr verdächtigt hatte. Diesen
befahl der Kaiser im Kalkofen jenseits des Maines zu
verbrennen. Also gab man den Arbeitern die Weisung,
den Ersten, welcher kommen und fragen würde,
ob des Kaisers Befehl vollzogen, ohne Weiteres zu ergreifen
und in den Kalkofen zu werfen. Diesen Befehl
bewirkte ein gottloser Kämmerling Kunigundens,
indem er den unschuldigen Edelknaben beim Kaiser
verläumdete. Als nun der Jüngling, das Gebot seines
Herrn zu vollziehen, des Weges nach dem Kalkofen
wandelte, kam er an der Kapelle der heiligen Gertraud
vorüber, wo der Priester so eben das h. Meßopfer verrichtete.
Da gedachte der Edelknabe frommen Sinnes,
dem h. Opfer beizuwohnen und sodann seinen Gang
nach dem Kalkofen fortzusetzen. Unterdessen war
auch der Kämmerling herausgegangen, Nachfrage zu
thun, ob des Kaisers Gebot vollzogen. Da ergriffen
ihn die Knechte und warfen ihn in die Glut des Ofens.
Gott hatte gerichtet. Der Kaiser erkannte seinen Irr-
thum und dankte Gott, daß er der Unschuld Zeugniß
gegeben.
208. Der Truppacher Fluch.
T r u p p a c h Dorf, Ldg. B a i r e u t h , mit dem
Stammschlosse der von T r u p p a c h . – J .
H e l l e r Muggendorf S. 200.
Ein Truppacher soll es gewesen sein, welcher als
Kämmerling der heiligen Kaiserin Kunigundis, diese
bei ihrem Gemahl des Ehebruchs bezüchtigte. Sie
mußte, um ihre Unschuld zu beweisen, sich der Feuerprobe
durch das Gehen auf glühenden Pflugschaaren
unterwerfen. Nachdem sie dieses gethan, soll sie dem
Truppacher geflucht haben, daß seines Geschlechtes
nie über drei auf einmal den Harnisch tragen würden.
Und so geschah es; denn über 600 Jahre von jener
Zeit an sollen nie vier Truppacher den Harnisch getragen
haben.
209. Bamberger Wage.
Von K. S i m r o c k . – M a n l i i loci comm. coll.
p. 46. Vita S. Henrici ap. L u d e w i g I., 307.
H o f f m a n n p. 70. G r i m m deutsche Sagen I., 382.
H o r m a y r Taschenb. 1838, S. 144.
Zu Bamberg auf des Kaisers Grab,
Der einst der Welt gebot,
Der ihr Gesetz und Rechte gab
Und hielt bis in den Tod,
Ein Denkmal hat man ihm geweiht,
Das Denkmal ist von Stein –
Da thronet hoch Gerechtigkeit,
Die soll auch steinern sein.
Die Wage hält sie in der Hand
Und so geziemt's der Frau,
Und gleiches Recht ertheilt dem Land
Und allem Volk genau.
Nur eins befremdet euch zu seh'n,
Daß, wie sich deutlich zeigt,
Die Zunge, statt gradein zu steh'n
Sich einer Seite neigt.
Und eine alte Sage spricht,