Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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begleite ihn zu seiner Obstwiese.«

      »Das klingt romantisch.«

      »Findest du?«

      »Wenn du erst einmal dort bist, wirst du das auch so sehen. Wo ist eigentlich Simone, sie ist doch sonst immer schon vor dir da?«, fragte Anna.

      »Sie hat einen Termin bei ihrer Schneiderin, sie ist ganz verrückt mit diesem Trachtenumzug und lässt sich extra ein neues Dirndl anfertigen.«

      »Da ist sie sicher nicht die einzige.«

      »Gehen denn alle an diesem Tag im Dirndl?«

      »Die meisten, schon wegen der Wahl zur Dirndlkönigin.«

      »Simone hat mir erklärt, dass die amtierende Dirndlkönigin und ihre Vorgängerinnen, die noch in Bergmoosbach leben, die nächste Königin ernennen. Simone meint, sie hätte in diesem Jahr gute Chancen. Ich glaube, sie nimmt diesen Wettbewerb sehr wichtig, weil dieser Titel eine Elfe der Schönheit, wie sie sich so gern nennt, noch aufwertet.«

      »Da Miriam Holzer die amtierende Königin ist und Simone und sie befreundet sind, hat sie natürlich Chancen.«

      »Wenn Miriam hier ist, wird ihr jeder Wunsch von den Augen abgelesen, es gibt Champagner, edles Konfekt, und nur die teuersten Produkte kommen mit ihrer Haut in Berührung.«

      »So richtig sympathisch scheint dir Miriam nicht zu sein.«

      »Stimmt«, antwortete Mona.

      »Miri spielt sich gern in den Mittelpunkt, aber das bin ich gewohnt. Ich sehe es ihr nach. So hat Ines, Miriams Cousine, sie immer verteidigt, wenn Miriam sich daneben benommen hat.«

      »Die Ines, die jetzt mit dem Galeristen von Sebastian Seefelds verstorbener Frau in Kanada lebt?«

      »Die beiden sind gerade an den Niagara-Fällen, und Ines findet es wundervoll dort, obwohl sie sich vor tiefen Gewässern immer gefürchtet hat.«

      »Die Liebe ist eben eine ganz besondere Medizin.«

      »Ich weiß«, sagte Anna und schaute auf das Haus, das unterhalb des Hotels am Ortsrand stand, das Haus, in dem Sebastian wohnte.

      »Schließe die Augen«, bat Mona, als sie die Kräutermaske auf Annas Gesicht auftrug. »Träume ein bisschen«, fügte sie leise hinzu, weil sie wusste, an wen Anna gerade gedacht hatte.

      *

      Kurz vor sieben Uhr verließ Mona ihre Wohnung. Sie wollte unten vor dem Haus auf Jonas warten, damit sie sich gleich auf den Weg machen konnten. Für den Ausflug zur Obstwiese trug sie Jeans, eine langärmelige weiße Bluse und bequeme Halbschuhe. Als sie aus dem Haus kam, lief Jonas gerade die Steintreppe zum Eingang hinauf. Auch er trug Jeans und dazu einen langärmeligen Pullover, sie war also für ihre gemeinsame Unternehmung passend gekleidet.

      »Ich freue mich, dass du es dir nicht anders überlegt hast«, sagte er, nachdem er sie mit einer kurzen Umarmung begrüßt hatte.

      »Warum sollte ich das denn tun?«, fragte sie erstaunt, während sie zu seinem Wagen gingen.

      »Weil ich so etwas schon häufiger erlebt habe. Die meisten Frauen interessieren sich nicht wirklich für Obstwiesen. Obwohl, sie interessieren sich auch nicht für die Geburt eines Kälbchens und helfend eingreifen könnten sie schon gar nicht.« Er war noch immer beeindruckt von dem, was sie am Abend zuvor getan hatte. Selbst Eleonore konnte nicht so gnadenlos gegen sie wettern, wie sie es sonst immer tat, wenn sie glaubte, er interessiere sich für eine Frau. Ihr Standardspruch – Sie taugt nicht für einen Hof, also lass es lieber gleich sein – funktionierte nicht für Mona.

      »Wie gesagt, ich war immer gern auf dem Hof meiner Großeltern. Das Leben auf einem Hof weckt meine schönsten Kindheitserinnerungen.«

      »Dann sollten wir uns anstrengen, dass du diesen Erinnerungen aus der Kindheit schöne Erlebnisse aus der Gegenwart hinzufügen kannst.«

      »Es wäre mir sehr angenehm«, erwiderte sie lächelnd, während er ihr die Beifahrertür seines Wagens aufhielt.

      Ein paar Minuten später waren sie wieder unten im Dorf, fuhren auf der Hauptstraße bis zum Ortsausgang und bogen hinter dem Sägewerk in einen Waldweg ein. Als der Wald sich wieder öffnete, schauten sie auf wogende Weizenfelder, die kein Ende zu nehmen schienen. Obstwiesen konnte Mona noch nirgendwo sehen, vermutlich lagen sie zwischen den Feldern und würden gleich auftauchen.

      »Es dauert noch ein bisschen, bis wir dort sind«, sagte Jonas.

      »Dann sind die Wiesen aber ziemlich weit vom Hof entfernt.«

      »Sie gehörten ursprünglich einem anderen Zweig unserer Familie. Als es dort keine Nachkommen mehr gab, fielen sie an uns. Ich würde sie allein wegen ihrer Lage nie hergeben.«

      Jetzt verstehe ich, was Anna gemeint hat, als sie sagte, dass mich ein romantischer Ort erwartet, dachte Mona, nachdem sie am Ende der Felder einen Hügel hinaufgefahren waren.

      Der Bach, der oben in den Bergen entsprang, wand sich in sanften Bögen durch die Obstwiese und nutzte die Wölbungen im Hang als Kaskaden, über die das Wasser seinen Weg ins Tal suchte. Jonas parkte den Wagen oberhalb der Wiese neben der Holzhütte, die als Unterschlupf bei Regen und Unwettern diente.

      »Es ist wunderschön hier«, sagte Mona, als Jonas sie wenig später durch die weiten Reihen mit den prächtigen Apfelbäumen links und rechts des Baches führte.

      »Du müsstest die Wiese erst einmal zur Kirschbaumblüte sehen«, entgegnete er und schaute auf die in diesem Jahr bereits abgeernteten Bäume, die sich zwischen den Apfelbäumen erhoben.

      »Ich könnte im nächsten Frühjahr herkommen und es erleben.«

      »Ja, das könntest du tun«, antwortete er lächelnd. »Möchtest du probieren?« Er pflückte einen roten Apfel und teilte ihn mit einem Taschenmesser in zwei Hälften.

      »Danke«, sagte sie, als er ihr die eine Hälfte reichte. »Er schmeckt köstlich, süß und saftig«, lobte sie die Frucht, nachdem sie sie gekostet hatte.

      »Ich werde dir nach der Ernte eine Kiste von den roten bringen, wenn du möchtest.«

      »Ja, unbedingt, und ich lade dich dann zu Apfelküchle mit Vanillesoße ein. Vorausgesetzt, du magst Apfelküchle.«

      »Sehr gern sogar. Jetzt muss ich dich aber erst einmal von meinem Abendessen überzeugen.«

      »Das klappt schon«, antwortete sie lachend, als sie zu der Bank hinaufgingen, die vor der Schutzhütte zwischen zwei Apfelbäumen stand.

      »Mit Selbstgemachtem kann ich dich heute aber leider nicht beeindrucken. Ich habe es nur bis zur Feinkosttheke in unserem Lebensmittelladen und zum Bäcker geschafft«, sagte Jonas, nachdem er den Weidenkorb mit dem Abendessen aus dem Auto geholt hatte und ein weißes Tuch zwischen ihnen auf der Bank ausbreitete.

      »Ich finde, du hast sehr gut eingekauft.« Mona schaute auf die Schälchen mit verschiedenen Salaten, die er neben kleinen Buletten und dunklem Brot aus dem Korb nahm.

      »Das nächste Mal koche ich etwas für uns.«

      »Nach meinen Apfelküchle oder noch vorher?«

      »Wir könnten es verbinden, die Apfelküchle gibt es zum Nachtisch.«

      »Das klingt verlockend.«

      »Sogar sehr verlockend«, sagte er und fing ihren Blick auf.

      »Ich werde von den Salaten versuchen«, erklärte Mona, weil sie das Gefühl hatte, in seinen Augen zu versinken und gleich nur noch ihn wahrnehmen würde.

      »Kartoffelsalat, Eiersalat, Krautsalat und Nudelsalat, lass es dir schmecken«, sagte Jonas und nahm die Deckel von den Schälchen herunter. »Was möchtest du trinken? Apfelsaft, Birnensaft oder Wasser?«

      »Apfelsaft mit Wasser.«

      »Gute Wahl.«

      »Kommst du auch manchmal einfach nur so hierher?