Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
Скачать книгу

      »Wo muss ich anrufen, wenn ich um diese Zeit ein Taxi brauche?«, fragte Mona. Sie trug wieder ihr Kleid und kam auf die Terrasse, um sich zu verabschieden, was Eleonore sicher freuen würde. Sie hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass ihr Jonas‘ Einladung missfallen hatte.

      »Ein Taxi zu bekommen, ist hier draußen immer ein Geduldsspiel, erst recht um diese Zeit. Außerdem brauchst du keines, ich fahre dich«, sagte Jonas.

      »Du meine Güte, zu Fuß dauert es keine halbe Stunde bis ins Dorf«, mischte sich Eleonore ein.

      »Erstens ist es bereits stockfinster, zweitens sind hier bekanntlich überall Moore, die Mona nicht kennt, und drittens ist der Weg weitaus länger, weil sie noch hinauf zum Hotel muss. Komm, Mona, wir gehen.« Jonas wollte sich Eleonores Genörgel nicht länger anhören.

      »So weit ist es also schon, wir halten Händchen«, murmelte sie eifersüchtig, als Jonas Mona an die Hand nahm, mit ihr die Terrasse verließ und sie im Hof in seinen Wagen stiegen.

      »Ich glaube, auf deine Schwester habe ich keinen guten Eindruck gemacht«, stellte Mona fest, als sie den Feldweg entlang durch die Dunkelheit zum Dorf fuhren.

      »Sie braucht immer ein bisschen länger, bis sie mit einem anderen vertraut wird, aber wenn ihr euch erst besser kennt, dann wird sich ihr Ton ändern.«

      »Du meinst, ich muss erst einige Bestellungen bei euch aufgeben, bevor sie mich mit einem Lächeln begrüßt?«

      »Nein, daran dachte ich nicht.«

      »Was ist?«, fragte Mona erschrocken, als er den Wagen abbremste, mitten auf dem Feldweg stehenblieb und die Innenbeleuchtung einschaltete.

      »Ich möchte dich gern wiedersehen, Mona. Ich meine, nicht wegen unserer Kräuter, sondern weil ich dich näher kennen lernen möchte«, sagte er und sah sie abwartend an.

      »Ich würde dich auch gern näher kennen lernen«, antwortete sie, weil sie doch auf ein Wiedersehen mit ihm gehofft hatte.

      »Ich wollte morgen Abend zu unserer Obstwiese fahren. Es wäre schön, wenn du mich begleiten würdest.«

      »Sehr gern.«

      »Dann sind wir verabredet?«

      »Ja, das sind wir.«

      »Ich bin dann gegen sieben Uhr bei dir. Lass das Abendessen ausfallen, ich bringe etwas für uns mit«, sagte Jonas und betrachtete sie mit einem liebevollen Blick, bevor er das Licht löschte und das Auto wieder in Bewegung setzte.

      Als Mona sich dann vor ihrer Haustür von ihm verabschiedete, erschien er ihr bereits so vertraut, dass sie sich gar nicht vorstellen konnte, ihm erst vor zwei Tagen das erste Mal begegnet zu sein. Oben in ihrer Wohnung stand sie noch eine Weile am Fenster und schaute ins Tal hinunter. Auf einmal erinnerte sie sich daran, was ihre Mutter zu ihr gesagt hatte, als sie wissen wollte, woran sie erkennen konnte, ob sie sich in den richtigen Mann verliebt hatte.

      »Es wird sein, als hättest du schon immer auf ihn gewartet, als sei er der vertrauteste Mensch für dich, du wirst dir wünschen, jede Minute mit ihm verbringen zu können, und wenn er nicht bei dir ist, dann wird die Sehnsucht so groß sein, dass es wehtut.«

      Genauso empfinde ich gerade, dachte Mona und sie fragte sich, ob es ihm wohl auch so erging.

      *

      Monas erste Kundin am nächsten Morgen war Anna Bergmann. Die junge Hebamme, die sich vor einigen Jahren im Dorf niedergelassen hatte, war überhaupt ihre erste Kundin in Simones Kosmetiksalon gewesen. Sie hatten sich von Anfang an gut verstanden.

      »Was darf ich heute für dich tun?«, fragte Mona, als Anna es sich auf der Liege mit dem leicht angestellten Rückenteil bequem machte.

      Anna hatte langes braunes Haar, grüne Augen und eine wundervolle Haut, die eigentlich jede Kosmetik überflüssig machte, trotzdem kam sie regelmäßig in den Salon, weil sie dort so wundervoll entspannen konnte, wie sie Mona versicherte.

      »Eine Kräutermaske könntest du mir auflegen, und während sie einwirkt, wäre eine Pediküre schön«, sagte Anna, was sie sich wünschte.

      »Sehr gern.« Mona holte ein Gläschen, in das gerade so viel von der goldgelben Paste hineinpasste, wie sie für eine Maske brauchte.

      »Du siehst verändert aus«, stellte Anna fest, als Mona sich feine weiße Handschuhe überstreifte, bevor sie ihr Gesicht zur Vorbereitung auf die Maske mit einem duftenden Gesichtswasser reinigte.

      »Was meinst du mit verändert?«

      »Ja, was meine ich damit?« Anna gab sich nachdenklich und betrachtete Mona, die in weißer Jeans und blauem kurzärmeligen Pullover auf einem Drehstuhl saß und die Flasche mit dem Gesichtswasser in der Hand hielt. »Ich denke, es ist das Leuchten in deinen Augen. Ich frage mich, wer wohl dafür verantwortlich ist.«

      »Wer?« Mona gab sich unwissend, stellte das Gesichtswasser in das Rollkörbchen, das neben ihr stand, und nahm das Glas mit der Maske in die Hand.

      »Mona, bitte, sag schon, wer ist es?«

      »Guten Morgen, zusammen!«

      »Emilia, was machst du denn hier?«, fragte Anna, als das Mädchen mit einer grünen Glasflasche im Arm hereinkam.

      Da sie und Mona an diesem Morgen noch allein waren, waren die spanischen Wände zwischen den Stühlen noch nicht aufgeklappt und sie konnten den ganzen Raum überblicken.

      »Keine Sorge, ich habe erst zur zweiten Stunde Unterricht, ich bin noch gut in der Zeit. Markus wartet draußen, wir fahren heute mit seinem Moped zur Schule.«

      »Mit Helm, hoffe ich.«

      »Ja klar, Papa hat ihn mir selbst in die Hand gedrückt, als Markus mich abgeholt hat«, antwortete Emilia mit einem verschmitzten Lächeln. »Traudel meinte, ich soll das hier abgeben«, sagte sie und stellte die Flasche auf dem Sideboard ab.

      »Was ist das?«, fragte Mona und schaute auf die mit einem Korken verschlossene Flasche.

      »Traudels Neun-Kräuter-Trank für Simone.«

      »Danke, dass du den Trank vorbeigebracht hast.«

      »Kein Problem. Traudel hat erzählt, dass Sie jetzt auch bei Jonas Kastner Ihre Kräuter einkaufen.«

      »Stimmt, das mache ich.«

      »Haben Sie die bittere Eleonore schon kennengelernt?«

      »Ich hatte gestern das Vergnügen.«

      »Vergnügen? Das ist wohl eher eine Strafe. Okay, ich muss weiter, bis dann.« Emilia warf ihr Haar zurück, stopfte die rote Bluse in ihre Jeans und eilte wieder davon.

      »Ich wusste gar nicht, dass du Emilia kennst«, wunderte sich Anna, nachdem das Mädchen gegangen war.

      »Als ich vorgestern vor dem Haus der Seefelds ein paar Worte mit Traudel Bruckner sprach, kamen sie und ihr Vater zufällig dazu. Sebastian Seefeld ist wirklich beeindruckend.«

      »Ich weiß«, seufzte Anna.

      »Und du hast ganz offensichtlich ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu seiner Tochter, sonst hätte sie auf deine Frage nach dem Helm sicher mit einer pampigen Teenagerantwort reagiert«, stellte Mona fest.

      »Wir kommen gut miteinander aus.« Anna richtete sich ein wenig auf, um dem Moped nachzuschauen, das über den Parkplatz des Hotels auf die Straße rollte. Emilia saß auf dem Sozius und trug genau wie der groß gewachsene schmale Junge, der das Moped steuerte, einen knallroten Helm.

      »Und du sorgst dich um sie.«

      »Tue ich das?«

      »Ja, das tust du«, antwortete Mona lachend.

      »Ich denke, ich weiß jetzt, wer für deine Veränderung verantwortlich ist. Es ist Jonas«, sagte Anna und lehnte sich wieder zurück.

      »Jonas?«

      »Mona, gib es zu.«