Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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schnell gehen sie sonst nicht ins Bett«, wunderte sich Kerstin, als sie und Matthias schließlich allein vor der Jugendherberge standen.

      »Vielleicht wollen sie uns ein bisschen Zeit schenken.«

      »Warum sollten sie das tun?«

      »Sie besitzen feine Antennen.«

      »Und empfangen was?«

      »Das weißt du sehr gut, Kerstin.« Matthias nahm sie in seine Arme und zog sie sanft an seine Brust.

      »Matthias, bitte, wir kennen uns doch kaum«, flüsterte sie.

      »Das ist nicht wahr, wir kennen uns schon sehr lange.«

      »Wir haben uns inzwischen aber verändert.«

      »Ich weiß, aber ist es nicht gerade diese Veränderung, die zu etwas Neuem führen könnte?«

      »Vielleicht.«

      »Lasst euch nicht stören, ich schließe nur die Läden«, sagte Margot, die um das Haus herumging und die blauen Holzläden vor den Fenstern im Erdgeschoss zuklappte.

      »Nein, Sie stören nicht, wir wollten Sie ohnehin etwas fragen.« Kerstin hatte sich schnell von Matthias gelöst.

      »Um was geht’s?«, wollte Margot wissen.

      »Die Mädchen würden morgen gern ein Lagerfeuer auf dem Grillplatz veranstalten. Wäre das für dich in Ordnung?«, fragte Matthias.

      »Freilich, es sind doch sonst keine anderen Gäste da, die etwas dagegen haben könnten.«

      »Danke, Margot, die Mädchen werden sich freuen.«

      »Mei, die Madl sollen doch ihren Spaß haben. Gute Nacht, ihr beiden, ich geh noch ein bissel in den Garten«, verkündete die Herbergsmutter, die ihre dunklen Locken ordnete, bevor sie hinter dem Haus verschwand.

      »Es sieht so aus, als würde da jemand auf sie warten«, flüsterte Matthias.

      »Vermutlich Heinz Bodekind«, antwortete Kerstin ebenso leise.

      »Wir könnten nachsehen.«

      »Auf keinen Fall.«

      »Nein, wir sind nicht neugierig«, erwiderte Matthias lachend. »Sag, was hältst du davon, wenn wir beide morgen im Biergarten zusammen Mittagessen?«, fragte er und umfasste ihre Hand.

      »Ich werde die Mädchen ins Dorf begleiten, dann können wir uns auf dem Marktplatz treffen.«

      »Ich werde da sein, bis morgen, Kerstin«, verabschiedete er sich und ließ ihre Hand los. Dieses Mal werde ich nicht zulassen, dass du einfach wieder aus meinem Leben verschwindest, dachte er, nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war.

      »Nicht einmal ein Kuss zum Abschied«, flüsterte Inka, die mit Lizzy am Fenster stand und den anderen Mädchen in ihrem Zimmer Bericht erstattete über das, was sie auf der Wiese vor der Jugendherberge beobachteten.

      »Vielleicht tun sie es ja morgen«, sagte das Mädchen, das oben auf dem Stockbett gleich neben dem Fenster lag.

      »So wie es zwischen den beiden funkt, passiert noch was«, erklärte Inka, felsenfest davon überzeugt, dass es nur so ausgehen konnte. »Aber vielleicht stellt Arndt Weißmüller die Unterstützung für unseren Verein ein, wenn Kerstin ihm den Laufpass gibt.«

      »Geschenkt, unsere Bank kann sich ruhig noch ein wenig mehr engagieren«, erklärte Lizzy.

      »Die Landluft scheint dir echt gut zu bekommen, du bist so verträglich«, stellte Inka fest.

      »Vielleicht sollte ich öfter aufs Land fahren.« Lizzy ließ sich unten in das Stockbett neben dem Fenster fallen, verschränkte die Hände unter ihrem Nacken und schloss die Augen.

      »Und wenn meine Mutter keine Zeit für mich hätte, dann würde ich mir Zeit für sie nehmen«, hörte Lizzy Emilia wieder sagen und dabei flog ein Lächeln über ihr Gesicht.

      Kerstin stand im Nachthemd am geöffneten Fenster ihres Zimmers und schaute auf die Berge am Horizont, die im Mondlicht beinahe weiß erschienen. Ich werde ihm nicht aus dem Weg gehen, ich will bei ihm sein, dachte sie, und ihre Gedanken an Matthias ließen sie eine Wärme empfinden, die ihren ganzen Körper durchströmte.

      *

      Am nächsten Morgen nach dem Frühstück verordnete Kerstin den Mädchen ein wenig Balltraining auf der Wiese, danach schickte sie sie unter die Dusche, und kurz nach zwölf machten sie sich auf den Weg hinunter ins Dorf. Heinz blieb bei Margot Wendelstein, die ihn zu Braten und Knödel eingeladen hatte.

      Ich muss darauf achten, regelmäßiger zu essen, dachte Kerstin. Die helle Jeans, die sie sich erst vor vier Wochen gekauft hatte, war schon wieder zu weit und hielt nur noch mit einem Gürtel, was sie mit dem langen weißen Pulli glücklicherweise verbergen konnte.

      Er sieht so gut aus, dachte sie, als sie eine halbe Stunde später mit den Mädchen den Marktplatz erreichte und Matthias auf der Rathaustreppe saß. Die helle Hose, das dunkle T-Shirt, das dunkelblonde Haar und diese schönen blauen Augen, in denen sie versank, als er aufschaute, ließen ihr Herz schneller schlagen.

      »Hallo, Kerstin«, sagte er und kam ihr entgegen.

      »Hallo, Matthias.« Auf einmal war da etwas Fremdes zwischen ihnen, so als müsste sie erst eine unsichtbare Tür öffnen, um den Matthias, mit dem sie am Abend zuvor im Kino war, wieder zu finden. »Wo treffen wir uns denn heute wieder?«, wandte sie sich an die Mädchen, die schon von ihren Bergmoosbacher Freundinnen erwartet wurden.

      »Mein Vater und Anna besorgen das Essen für heute Abend, wir kommen dann so gegen sechs alle zur Jugendherberge«, erzählte Emilia Kerstin, was sie mit Sebastian besprochen hatte.

      »Gut, dann kümmern wir uns um die Getränke«, erklärte Matthias.

      »Super, dann bis später«, verabschiedete sich Emilia und zog mit Lizzy davon, die bei den Seefelds zu Mittagessen würde.

      »Jetzt sind wir auf uns allein gestellt«, sagte Matthias, als die Mädchen sich vom Marktplatz aus in alle Richtungen entfernten.

      »Ich hoffe, wir können mit dieser Freiheit umgehen.«

      »Finden wir es heraus.«

      »Sehr gern.« Die Tür ist wieder offen, dachte Kerstin, als Matthias sie mit einem liebevollen Lächeln anschaute und ihre Hand umfasste. »Du gehörst wohl zu den bekannten Persönlichkeiten in Bergmoosbach«, stellte sie erstaunt fest, weil fast jeder, dem sie auf dem Weg zum Biergarten begegneten, Matthias grüßte.

      »In Bergmoosbach kennen wir uns alle, das hat nichts zu bedeuten, obwohl …«

      »Obwohl?«, hakte Kerstin nach, als er mit einem nachdenklichen Lächeln auf den Lippen innehielt.

      »Die Mädchenfußballmannschaft ist inzwischen das Aushängeschild unseres Vereins. Zuerst haben alle über Annas Idee, sie ins Leben zu rufen, gelächelt, aber inzwischen gibt es keinen freien Platz mehr am Spielfeldrand, wenn wir ein Heimspiel haben.«

      »Ich habe gehört, dass ihr noch kein Heimspiel verloren habt.«

      »Wir haben auch alle Auswärtsspiele gewonnen.«

      »Ihr seid ein gefährlicher Gegner.«

      »Nein, wir sind nicht gefährlich, nur ziemlich gut. Hallo, Frau Kornhuber«, grüßte er die staatliche Frau in dem dunklen Dirndl, die auf der Straße an ihnen vorbeiradelte, als sie nur noch wenige Meter vom Biergarten entfernt waren.

      »Grüß Gott, Matthias, grüß Gott, Frau Richter«, antwortete sie freundlich. »Da hat die Draxlerin schon recht, nettes Madl, sehr nett«, murmelte sie und trat kräftig in die Pedale.

      »Ich bin dieser Frau noch nie begegnet. Woher weiß sie, wer ich bin?«, fragte Kerstin erstaunt.

      »Frau Kornhuber ist die Vorsitzende des Landfrauenvereins.«

      »Und du hast mich gestern Frau Draxler,