Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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      »Wir sind gleich bei euch!«, antwortete Kerstin und beschleunigte ihre Schritte.

      »Was ist?«, erkundigte sich Matthias erschrocken, als ihr die Beine kurz wegsackten und er sie gerade noch auffangen konnte.

      »Ich bin nur gestolpert«, sagte sie und richtete sich wieder auf. »Du hast schnell reagiert, danke.«

      »Es gehört zu unserem Beruf zu erkennen, wenn jemand das Gleichgewicht verliert.«

      »Stimmt, trotzdem danke.« Ich bin nicht gestolpert, mir haben die Beine versagt, dachte sie, und dabei spürte sie die Angst, die ihr die Kehle zuschnüren wollte. Andererseits liefen sie einen abschüssigen sandigen Weg hinunter, da konnte jeder leicht ausrutschen. Nein, es gab keinen Grund, das Schlimmste anzunehmen, es war alles ganz harmlos.

      »Ihr habt euch wohl viel zu erzählen«, sagte Lizzy, als Kerstin und Matthias wieder zu ihnen aufschlossen.

      »So ist es, Süße«, antwortete Kerstin lächelnd.

      »Das freut mich für euch«, entgegnete Lizzy und wandte sich wieder ihren Freundinnen zu, die noch immer Sebastian und Emilia umringten.

      »Beeindruckend, wie interessant andere einen Menschen finden, der etwas zu erzählen hat«, stellte Matthias fest.

      »Wenn er die Gabe besitzt, seine Erlebnisse spannend wiederzugeben, dann schon«, stimmte Anna ihm zu, die am Ende der fröhlichen Wandergruppe herlief und so alle im Blick hatte.

      »Du magst ihn sehr, nicht wahr?«, fragte Kerstin leise, als sie sah, wie Anna Sebastian anschaute.

      »Bergmoosbach in seiner ganzen Schönheit.« Anna gab vor, die Frage nicht gehört zu haben und lenkte die Aufmerksamkeit der Gäste aus Schwabing auf den Marktplatz, als sie in diesem Moment aus dem Wald heraustraten.

      »Ich fühle mich gerade wie in einer perfekten Filmkulisse«, stellte Kerstin fest, als sie über den Platz mit dem alten Kopfsteinpflaster liefen, der von den hübsch restaurierten Häusern mit ihren Lüftlmalereien umgeben war.

      Auch der alte Brunnen mit dem steinernen Bären, der ein aus Marmor gehauenes Honigglas in der Pfote hielt, zog die Blicke der Schwabinger auf sich.

      »Niedlich, ihr wohnt in einer Art Bilderbuchland.« Lizzy beugte sich über den Brunnenrand und tauchte ihre Hände ins Wasser.

      »Vorsicht, wenn du in den Brunnen fällst, dann verwandelst du dich in einen Frosch«, warnte Emilia sie.

      »Geht das Märchen nicht so, dass die Prinzessin den Frosch küsst und er sich in einen Prinzen verwandelt?«

      »Die Prinzen haben wir schon alle rausgefischt«, erklärte Doro mit einem breiten Lächeln.

      »Na dann, was habt ihr denn sonst so zu bieten? Drogerie, Schreibwarenladen, Blumengeschäft, Supermarkt, obwohl eher ein Supermärktchen«, verbesserte sich Lizzy.

      »Hier gibt es eben nur das, was die Leute wirklich brauchen, keinen unnötigen Schnickschnack«, verteidigte Emilia das Angebot im Dorf.

      »Langweilig«, stöhnte Lizzy.

      »Ihr habt echt keine Ahnung, bei uns ist immer etwas los. Wir haben sogar ein Kino«, erzählte Doro stolz.

      »Okay, wie wäre es, wenn ihr uns ein bisschen herumführt?«, schlug Inka vor.

      »Kein Problem«, antwortete Emilia. »In den Seitenstraßen gibt es auch noch einige kleine Geschäfte, einen Schuster, einen Geigenbauer …«

      »Ich glaube, ich war noch nie bei einem richtigen Schuster«, unterbrach eines der Schwabinger Mädchen Emilias Aufzählung.

      »Dann nutze die Gelegenheit.«

      »Ich denke, das könnte interessant werden. Dürfen wir gehen, Kerstin?«, wandte sich Lizzy an ihre Trainerin.

      »Aber ihr bleibt im Dorf.«

      »Alles klar«, antworteten die Mädchen.

      »Gut, dann viel Spaß. Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier am Brunnen. Lizzy, kann ich mich auf dich verlassen?«

      »Ja, ja, natürlich«, murmelte Lizzy genervt.

      »Bis dann, Kerstin«, verabschiedeten sich die Mädchen und liefen in kleinen Gruppen über den Marktplatz, während Kerstin sich neben Matthias auf den Brunnenrand setzte, auf dem schon Anna und Sebastian saßen.

      »Hier geht niemand verloren, da kannst du unbesorgt sein.« Anna war Kerstins besorgte Miene nicht entgangen.

      »Lizzy kann ich nicht wirklich trauen. Als wir vor ein paar Wochen in Innsbruck waren, konnte ich sie gerade noch aus dem Bus holen, mit dem sie nach Wien fahren wollte«, erzählte Kerstin.

      »Da wird sie hier keine Freude haben. Busse und Züge, die bei uns halten, fahren nur bis in die Kreisstadt«, versicherte ihr Matthias.

      »Hallo, Doktor Seefeld, haben Sie heute keine Sprechstunde?«, wunderte sich die Frau in dem grauen Dirndl, die mit einem Einkaufskorb aus der Drogerie kam.

      »Mein Vater hat die Sprechstunde übernommen, Frau Draxler. Wollten Sie denn heute zu mir?«

      »Nein, das nicht, ich hab mich nur ein bissel gewundert, dass sie während der Sprechstunde hier unterwegs sind, aber wenn der Herr Doktor Sie vertritt. Da schau her, der Matthias heut in Begleitung«, stellte Elvira Draxler fest, und weil sie gegen das Licht schaute, kniff sie die Augen zusammen, um Matthias und die junge Frau an seiner Seite besser sehen zu können.

      »Das ist Kerstin Richter, die Trainerin unserer Gastmannschaft. Ich hoffe, dass Sie auch am Sonntag zum Spiel kommen, Frau Draxler«, entgegnete Matthias mit einem charmanten Lächeln.

      »Freilich komm ich. Jeder, der nur irgendwie kann, wird unsere Madl am Sonntag unterstützen, das ist doch Ehrensache. Nichts für ungut, Frau Richter, die Ihrigen sind bestimmt auch recht gute Fußballerinnen, aber es sind halt die unsrigen, die gegen sie spielen. Da sind wir schon parteiisch«, erklärte Elvira.

      »Wenn ich hier wohnen würde, dann wäre es mir auch eine große Freude, für dieses wundervolle Dorf mit seinen liebenswerten Einwohnern zu spielen.«

      »Mei, das haben Sie aber schön gesagt«, entgegnete Elvira mit einem strahlenden Lächeln. »Ich wünsche Ihnen noch viel Spaß bei uns, Frau Richter, und lassen Sie sich von dem Matthias ein bissel was von der Gegend zeigen. Das machst du doch, oder?«, wandte sie sich mit einem Augenzwinkern an den Bergmoosbacher Trainer.

      »Genau das habe ich vor, Frau Draxler.«

      »So ist es recht, also dann noch einen schönen Tag. Ja, mei, andere haben ja heute auch ein bissel ihren Spaß«, fügte sie mit einem Blick auf Anna hinzu. »Ich pack’s dann wieder«, sagte sie und rauschte davon.

      »So gut gelaunt sieht man unser Nachrichtenmagazin selten«, stellte Matthias amüsiert fest.

      »Euer Nachrichtenmagazin?«, fragte Kerstin.

      »Elvira Draxler sieht alles, hört alles …«

      »… und verbreitet alles«, setzte Anna Matthias‘ Aufzählung fort.

      »Mit tatkräftiger Unterstützung des Landfrauenvereins …«

      »… deren zweite Vorsitzende sie ist«, vollendete Anna Sebastians Antwort. »Ich möchte zu gern wissen, was ihre gute Laune ausgelöst hat. Kerstins Bewunderung für Bergmoosbach hat ihr sicher gefallen, aber sie kam schon auffällig zufrieden aus der Drogerie.«

      »Warum hast du sie nicht einfach gefragt?«, wollte Sebastian wissen.

      »Du weißt doch, ich bin immer noch die Zugezogene. Mir vertraut sie sich vermutlich erst in etwa zwanzig Jahren an, wenn ich dann noch hier wohne.«

      »Du denkst an Veränderung?«, fragte Matthias.

      »Im Moment nicht, aber wer weiß denn schon, was die Zukunft bringt«, erwiderte Anna und streifte Sebastian mit einem kurzen Blick.

      »Ihr