Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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was euch interessieren wird, Markus«, entgegnete Emilia und warf ihr langes brünettes Haar mit einer eleganten Handbewegung zurück.

      »Woher willst du das denn wissen?«

      »Dirty Dancing«, antwortete Emilia mit einem schelmischen Lächeln.

      »Okay, du hast recht, das ist nichts für uns, obwohl, für dich würde ich den Film aushalten.«

      »Musst du aber nicht. Nächste Woche läuft ein neuer Actionfilm, den können wir uns zusammen ansehen.«

      »Auf jeden Fall, dann bis Sonntag auf dem Sportplatz. Viel Spaß, Mädls«, sagte Markus Mittner, der große Bruder von Annas und Sebastians Patenkind, küsste Emilia auf ihr Haar und zog mit seinen beiden Begleitern weiter.

      »Dein Freund?«, fragte Lizzy.

      »Ja, das ist mein Freund«, antwortete Emilia stolz, als die anderen Mädchen Markus mit bewundernden Blicken nachschauten.

      »Ich war schon ewig nicht mehr im Kino, und mit dir war ich es noch nie«, stellte Matthias fest, als er und Kerstin den Mädchen gleich darauf in das mit blauem Neonlicht beleuchteten Foyer folgten.

      »Dann haben wir nun die Chance, es nachzuholen«, sagte Kerstin und fühlte sich für einen Moment ebenso jung wie die Mädchen, die fröhlich plaudernd vor dem Tresen standen, um sich mit Popcorn und Getränken zu versorgen.

      Nachdem die Karten gelöst waren, betraten sie den Kinosaal. Er war nicht sehr groß, es gab vielleicht nur hundertfünfzig Sitze, wie Kerstin schätzte. Die Wände waren mit blauem Samt bezogen, die gepolsterten blauen Sitze hatten hohe Lehnen, boten genügend Beinfreiheit und die Leinwand war riesig groß. Während die Mädchen sich auf den vorderen Reihen einrichteten, um ganz dicht am Geschehen zu sein, wie sie erklärten, zogen Kerstin und Matthias die letzte Reihe vor.

      »Als ich ein Teenager war, war das immer meine bevorzugte Reihe«, flüsterte Matthias, als das Licht bald darauf ausging.

      »Ich kann mir schon denken, warum.«

      »Sprichst du aus Erfahrung?«

      »Schon«, antwortete Kerstin lächelnd, während die Mädchen atemlos auf die Leinwand starrten und der Filmmusik lauschten. »Was machst du?« Sie schaute auf die Armlehne, die ihren und Matthias‘ Sitz voneinander trennte und die er einfach nach hinten klappte.

      »Die letzte Reihe hat offensichtlich noch immer die gleiche Bestimmung, sie erleichtert die erste Annäherung«, antwortete er lächelnd. »Soll ich die Lehne wieder herunterklappen?«

      »Lass nur, so haben wir ein bisschen mehr Platz.«

      »Sicher, in unserem Alter lassen wir uns ohnehin nicht mehr von einer Armlehne beeinflussen.«

      »Nein, das tun wir nicht.« Matthias‘ Nähe gab ihr das Gefühl, geborgen zu sein, nichts schien ihr noch etwas anhaben zu können. Sogar die Gedanken an die böse Krankheit, die sie in den letzten Tagen immer wieder überfielen, beunruhigten sie nicht mehr.

      »Tut mir leid.« Sie wollte sich gleich wieder aufrichten, als ihr irgendwann die Augen zufielen und ihr Kopf an Matthias‘ Schulter sackte.

      »Es ist in Ordnung, bleib«, bat er sie.

      »Aber ich kann doch jetzt nicht schlafen.«

      »Doch, das kannst du«, entgegnete er leise und legte seinen Arm um sie, damit sie es bequemer hatte. Er hielt sie zärtlich umschlungen, bis die Mädchen am Ende des Films begeistert applaudierten, so als wäre das Erlebnis ganz neu für sie gewesen.

      »Wow, das ist interessant«, flüsterte Lizzy, als das Licht anging und sie sich zu Kerstin und Matthias umdrehte.

      »Ist sie mit jemandem zusammen?«, fragte Emilia, die Lizzys Blick folgte und sah, wie Kerstin sich die Augen rieb und allmählich wieder zu sich kam.

      »Mit unserem Hauptsponsor, aber wie ernst es mit den beiden wirklich ist, weiß niemand so genau.«

      »Außerdem passt er nicht zu ihr, er ist so ein richtiger Adabei«, mischte sich Inka ein.

      »Ein was?«, fragte Emilia.

      »Ein Wichtigtuer, Adabei auf gut bayerisch.«

      »Am besten verlieren wir kein Wort über ihn«, sagte Inka.

      »Okay, reden wir mit den anderen.« Lizzy gab den Schwabinger Mädchen ein Zeichen, ihr zu folgen.

      »Was gibt es denn hier zu besprechen?«, erkundigte sich Kerstin, als sie und Matthias nach den Mädchen aus dem Kinosaal kamen.

      Während die Bergmoosbacher bereits nach draußen gegangen waren, bildeten Lizzy und ihre Mannschaftskameradinnen einen Kreis und fassten sich an den Händen, so als hätten sie sich gerade etwas versprochen.

      »Wir wollen brave Mädchen sein, daran müssen wir uns eben hin und wieder erinnern«, antwortete Inka mit einem unschuldigen Lächeln.

      »Wenn es funktioniert, soll es mir recht sein«, erwiderte Kerstin, auch wenn sie das merkwürdige Gefühl hatte, dass es hier gerade um etwas anderes gegangen war als dieses einfache Versprechen, nicht aus der Reihe zu tanzen. »Habt ihr für morgen schon Pläne?«, wollte sie wissen, nachdem sie alle das Kino verlassen hatten und die Mädchen noch in kleinen Gruppen zusammenstanden und sich miteinander unterhielten.

      »Wir wollen uns morgen um halb eins auf dem Marktplatz treffen. Wir sind eingeladen«, beantwortete Inka Kerstins Frage.

      »Eingeladen? Wohin?«

      »Zum Mittagessen bei den Bergmoosbachern. Jede nimmt eine von uns mit zu sich nach Hause, und danach gehen wir alle zusammen auf Besichtigungstour durch das Dorf.«

      »Bei uns ist es gar nicht so langweilig, wie die Leute aus der Stadt immer glauben. Wie ich es auch geglaubt habe«, fügte Emilia mit einem verschmitzten Lächeln hinzu.

      »Ich finde, euer Vorhaben ist eine gute Idee. Habt ihr schon ausgemacht, wer mit wem geht?«

      »Jede geht mit ihrem Zwilling, das heißt die beiden Torfrauen, die beiden Stürmerinnen.«

      »Alles klar, jetzt gehen die Damen aber erst einmal mit mir. Auf geht’s!«, rief Kerstin und klatschte in die Hände, damit auch alle ihr zuhörten.

      »Ich begleite euch«, erklärte Matthias.

      »Das musst du nicht, wir finden den Weg.«

      »In ein paar Minuten wird es dunkel. Ich will nicht schuld daran sein, wenn ihr euch verlauft.«

      »Dann sollten wir dein Angebot wohl nicht ausschlagen.«

      »Eigentlich haben wir noch nicht alles geklärt. Für morgen Abend haben wir auch schon einen Plan«, verkündete Emilia den beiden Trainern.

      »Der wäre?«, fragte Matthias.

      »Wir dachten an ein Lagerfeuer mit Würstchen rösten oben auf dem Grillplatz der Jugendherberge. Wir räumen auch hinterher alles wieder auf.«

      »Wenn Margot Wendelstein damit einverstanden ist, dann spricht nichts dagegen«, stimmte Matthias Emilias Vorschlag zu.

      »Da du die Schwabinger zur Jugendherberge begleitest, könntest du das doch gleich mit Frau Wendelstein klären.«

      »Ja, das könnte ich.«

      »Tust du es auch?«, fragte Emilia mit einem unschuldigen Augenaufschlag.

      »Aber ja, natürlich. Ein Lagerfeuer würde mir auch gefallen«, antwortete Matthias und hielt die Mädchen nicht länger hin, die sich dann auch gleich voneinander verabschiedeten.

      Die Sonne stand schon tief im Westen, als die Schwabinger zusammen mit Matthias den Hügel zur Jugendherberge hinaufliefen. Der Himmel verfärbte sich allmählich, wurde violett, schließlich glutrot und ließ den Tannenwald mit seinen Moosen und Farnen wie eine verwunschene Welt erscheinen.

      »Abgefahren«, hörte Kerstin die Mädchen sagen, die immer ein Stück vorausliefen