Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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Emilia? Was ist los?!«, rief Anna dem Mädchen nach, das ziemlich aufgebracht schien und davonstürmen wollte.

      »Ich muss mit unserem Mannschaftsarzt sprechen. Lizzy glaubt, dass wir uns auf dem Dorf keinen Arzt leisten können.«

      »Glaube ich auch nicht«, beteuerte Lizzy erneut.

      »Habt ihr denn einen Mannschaftsarzt?«, fragte Anna und schaute Lizzy an.

      »Klar, wir wohnen schließlich in Schwabing, da gibt es viele engagierte Ärzte, die uns sogar mit großzügigen Spenden unterstützen«, erklärte das Mädchen von oben herab.

      »Ich bin gleich zurück.« Emilia zückte ihr Telefon und verließ den Aufenthaltsraum.

      »Ihr habt wirklich einen Mannschaftsarzt?«, fragte Kerstin leise und sah Anna überrascht an.

      »Ihr doch offensichtlich auch.«

      »Lizzys Onkel ist Augenarzt und gehört zu den Förderern unseres Vereins. Er sitzt während unserer Heimspiele neben mir auf der Trainerbank und kümmert sich um Schürfwunden und so etwas. Wenn es mehr ist, ruft er einen Krankenwagen. Wen habt ihr?«

      »Emilia hat von ihrem Vater gesprochen. Er hat vor einiger Zeit die Landarztpraxis ihres Großvaters übernommen, aber ehrlich gesagt, er weiß noch gar nicht, dass er unsere Mannschaft betreut«, gab Anna leise zu.

      »Verstehe, sie will ihn dazu überreden«, entgegnete Kerstin lächelnd. »Was hat die Familie bewogen, Kanada den Rücken zu kehren?«

      »Sebastians Frau ist im letzten Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen, danach hat er sich entschlossen, wieder nach Bergmoosbach zurückzukehren. Was für Emilia nicht leicht war, sie musste sich hier bei uns erst einmal zurechtfinden.«

      »Sie scheint aber recht selbstbewusst zu sein, sie lässt sich zumindest von unserer verwöhnten Prinzessin nichts gefallen.«

      »Du meinst Lizzy?«, fragte Anna.

      »Richtig, ihre Eltern sitzen beide im Vorstand einer Münchner Bank. Geld spielt in dieser Familie keine Rolle. Lizzy bekommt alles, was sie sich wünscht. Nur auf dem Fußballplatz muss sie sich selbst beweisen, aber das tut sie mit großer Leidenschaft.«

      »O ja, das tut sie, sie ist schon zweimal hintereinander Torschützenkönigin des Jahres geworden«, erzählte Heinz Bodekind voller Stolz.

      »Hast du euren Mannschaftsarzt erreicht?«, fragte Lizzy mit spöttischem Blick, als Emilia wenig später zurückkam.

      »Du wirst ihn gleich kennenlernen.«

      »Lass gut sein, Emilia, du musst uns nicht länger etwas vormachen. Woher solltet ihr einen Mannschaftsarzt haben?«

      »Warte es ab«, erklärte Emilia und setzte sich wieder zu Lizzy an den Tisch.

      Die Bergmoosbacher Mädchen konnten sich natürlich denken, von wem Emilia sprach, aber sie behielten es für sich, um ihr nicht den Spaß zu verderben, die Schwabinger zu überraschen.

      »Noch jemand einen Nachschlag?«, fragte Margot, die mit einem Tablett aus der Küche kam, auf dem ein warmer Apfelstrudel lag.

      »Ja, bitte, hier!«, tönte es aus allen Ecken, und das war genau die Antwort, die Margot erwartet hatte und die ihr ein zufriedenes Lächeln entlockte.

      *

      Das Haus der Seefelds mit seinen lindgrünen Fensterläden erhob sich auf einem sanften Hügel am Ortsrand von Bergmoosbach. Die Praxisräume waren in einem Anbau untergebracht, der an den Hof grenzte, und die Bank, die dort den Stamm der alten Ulme umspannte, nutzten die Patienten gern als gemütliches Freiluftwartezimmer.

      Sebastian Seefeld stand am Fenster der hellen Landhausküche und schaute auf den Steingarten. Veilchen, roter Rhododendron, Enzian und Edelweiß zeigten sich dort in ihren schönsten Farben.

      »Ich glaube, ich habe mich gerade von meiner Tochter überfahren lassen«, sagte er und wandte sich seinem Vater zu, der am Kopfende des rustikalen Esstisches saß, in der aktuellen Ausgabe des Bergmoosbacher Tagblattes blätterte und einen Espresso trank.

      »So würde ich es nicht sehen, du hilfst ihr aus einer Verlegenheit«, entgegnete Benedikt Seefeld.

      »In die sie sich ohne Not hineinmanövriert hat.« Sebastian strich die dunkle Haarsträhne zurück, die ihm in die Stirn fiel, und stützte sich mit beiden Händen auf die Lehne des braunen Lederstuhls, der am anderen Ende des Esstisches stand.

      »Sie wurde herausgefordert, und sie hat sich gewehrt.«

      »Emilia findet in dir immer einen Fürsprecher, Vater.«

      »Stimmt«, sagte die kleine rundliche Frau in dem hellblauen Dirndl, die in diesem Moment die Küche betrat.

      Traudel Bruckner, die gute Seele des Hauses Seefeld, die zur Familie kam, als Sebastians Mutter kurz nach seiner Geburt starb. Seitdem sorgte Traudel für die Familie und schenkte ihr ihre ganze Liebe.

      »Ihr beide haltet wie immer zusammen«, seufzte Sebastian.

      »Emilia verlangt nichts Unrechtes von dir«, sagte Traudel.

      »Außerdem könntest du dir überlegen, ob es nicht tatsächlich eine gute Idee wäre, wenn du die Mädchen zu ihren Spielen begleitest«, schlug Benedikt vor.

      »Ich verstehe aber nicht viel von Fußball.«

      »Das würde sich dann schon ändern. Es genügt für den Anfang, wenn du einen Bänderriss von einer Verstauchung unterscheiden kannst«, antwortete Benedikt, und ein schalkhaftes Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des gut aussehenden sportlichen Mannes mit dem silbergrauem Haar.

      »Du übernimmst die Nachmittagssprechstunde?«, vergewisserte sich Sebastian noch einmal bei seinem Vater.

      »Kein Problem, ich freue mich darauf, mal wieder ein bisschen mit meinen alten Patienten zu plaudern.«

      »Sie wird auch ihre Freude haben.« Traudel schaute auf die Frau in dem grauen Faltenrock und der weißen Bluse, die die Auffahrt zur Praxis heraufmarschierte.

      »Unsere Gerti hat eben Sehnsucht nach mir«, stellte Benedikt fest, während Traudel der Sprechstundenhilfe ein wenig mürrisch nachblickte. Gerti Fechner, die schon seit dreißig Jahren in der Praxis angestellt war, himmelte Benedikt ohne Scheu an, und das verübelte sie ihr. Schließlich war Benedikt ihre heimliche Liebe, die sie mit niemandem zu teilen gedachte.

      »Ich fahre zur Jugendherberge«, sagte Sebastian und ließ die beiden allein.

      »Steht ein Hausbesuch an?«, fragte Gerti, als er gleich darauf über den Hof zur Garage lief.

      »Nein, ich nehme mir heute frei.«

      »Ist recht«, antwortete sie lächelnd.

      *

      »Doktor Seefeld, das ist aber nett von Ihnen, dass Sie vorbeischauen«, sagte Doro und tat ganz überrascht, als Sebastian den Aufenthaltsraum der Jugendherberge betrat.

      »Respekt, ihr habt offensichtlich das große Los mit eurem Mannschaftsarzt gezogen«, stellte Inka fest, und die Schwabinger Mädchen nickten anerkennend.

      »Seefeld? Heißt du nicht auch Seefeld?«, wandte sich Lizzy an Emilia.

      »Gut aufgepasst.«

      »Mit ihm kann dein Onkel nicht mithalten, Lizzy«, flüsterte Inka.

      »Hallo, das ist mein Vater.« Emilia stupste Inka in die Seite, die Sebastian wie die anderen Mädchen auch unverblümt anstarrte.

      »Okay, aber du weißt schon, dass er ziemlich gut aussieht.«

      »Ja, weiß ich, aber es ist peinlich, wenn ihr ihn so anglotzt.«

      »Trotzdem Freunde?« fragte Inka und streckte Emilia die Hand hin.

      »Einverstanden, aber vor dem Tor hört die Freundschaft auf.«

      »Klar«, antwortete Inka lachend.

      »Auch