Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
Скачать книгу
sich ein großes schlankes Mädchen mit kastanienfarbenem Haar ein.

      »Ich lasse mich aber nicht runterputzen, Emmi.«

      »Aha, du bist die aus Toronto.« Lizzy hatte das Wappen auf Emilia Seefelds grünem T-Shirt entdeckt. Blau mit zwei weißen Balken und einem rotem Ahornblatt.

      »Du kennst dich aus«, entgegnete Emilia.

      »Wir haben gute Schulen in Schwabing.«

      »Offensichtlich legt man dort aber nicht viel Wert auf gutes Benehmen. Hoffentlich spielt ihr wenigstens fair.«

      »Werden wir sehen. Welche Position, Hannoveranerin?«, wandte Lizzy sich an Doro.

      »Ich stehe im Tor«, erklärte Doro selbstbewusst. »Wer steht bei euch im Tor?«

      »Ich«, antwortete Inka und stemmte die Arme angriffslustig in die Hüften.

      »Am Sonntag auf dem Platz werden wir euch von unseren Qualitäten überzeugen«, sagte Doro.

      »Große Chancen solltet ihr euch nicht ausrechnen«, entgegnete Inka.

      »Mädchen, bitte, es geht um ein Freundschaftsspiel! Setzt euch hin und lernt euch erst einmal kennen«, bat Kerstin.

      »Ein guter Vorschlag«, sagte Anna und sorgte dafür, dass an jedem Tisch Mädchen aus Bergmoosbach und aus Schwabing saßen. Sie hatte die Aufgabe einer zusätzlichen Betreuerin für die beiden Mannschaften übernommen, um Kerstin und Matthias in den nächsten Tagen ein wenig zu entlasten. »Margots Kuchen wird die Gemüter schnell beruhigen«, raunte sie Kerstin zu, als sie sich beide allein an einen Tisch setzten und die Mädchen sich über den selbst gebackenen Apfelstrudel mit Schlagsahne hermachten.

      »Im Gegensatz zu meinen Mädchen finde ich die Ruhe und Abgeschiedenheit dieser Gegend sehr schön. Aber wo ist eigentlich Matthias?«, fragte Kerstin und schaute sich in dem Aufenthaltsraum mit seinen Kiefernholzmöbeln und weiß-blauen Gardinen um.

      »Er gibt nachmittags Turnunterricht für die Vorschulkinder. Ich denke, er wird gleich da sein. Und nun erzähle mir ein bisschen von dir, wir haben uns eine Ewigkeit nicht gesehen. Ich war überrascht, als ich neulich wegen dieses Freundschaftsspiels in unserem alten Verein anrief und hörte, dass du jetzt dort Trainerin bist. Du warst doch diejenige, die immer betont hat, dass sie niemals zur Trainerin tauge.«

      »Ich habe auch behauptet, dass ich nie Lehrerin werden könnte, aber offensichtlich lag ich da falsch«, antwortete Kerstin lachend.

      »Wie lange trainierst du die Mannschaft schon?«

      »Seit etwa einem Jahr. Die Schule, in der ich unterrichte, ist nur ein paar Straßen vom Fußballplatz entfernt, und einige Mädchen aus der Mannschaft waren damals schon bei mir im Sportunterricht. Sie wussten, dass ich eine Trainerlizenz besitze, und als ein neuer Trainer für die Mädchenmannschaft gesucht wurde, haben sie mich vorgeschlagen. Was ist mit dir, hast du schon mal daran gedacht, dich zur Trainerin ausbilden zu lassen?«

      »Ich besuche gerade einen Lehrgang, aber behalte es bitte für dich. Außer Matthias weiß niemand davon«, sagte Anna leise.

      »Ich schweige«, erklärte Kerstin mit verschwörerischer Miene. »Ich habe es übrigens nie bereut, dass ich diese Ausbildung gemacht habe, auch wenn es Arndt lieber wäre, ich würde die Vereinsarbeit einschränken.«

      »Du sprichst von deinem Freund, diesem Autohausbesitzer, den du am Telefon erwähnt hast.«

      »Das Autohaus Weißmüller hat nur Luxusmarken im Angebot, dementsprechend ist auch die Kundschaft. Arndt wird häufig zu Empfängen eingeladen, vorzugsweise an den Wochenenden. Er drängt mich jedes Mal, ihn zu begleiten. Wenn wir ein Spiel haben, geht das aber nicht.«

      »Drängen klingt nicht gut.«

      »Nein, ist es auch nicht. Wir sind jetzt seit eineinhalb Jahren zusammen, aber ich gewöhne mich einfach nicht daran. Ich meine, Arndt ist charmant und großzügig und er kann auch sehr liebevoll sein, sonst hätte ich mich nicht auf ihn eingelassen, aber inzwischen ist diese Liebe ziemlich abgekühlt. Er fühlt sich in dieser Scheinwelt der Heucheleien und Lobhuldigungen wohl, ich nicht.«

      »Das heißt?«

      »Ich denke daran, mich von ihm zu trennen.«

      »Hast du es ihm schon gesagt?«

      »Noch nicht, aber ich werde dieses Gespräch nicht mehr lange hinauszögern.«

      »Matthias ist da«, sagte Anna und schaute auf den silberfarbenen Volvo, der vor der Jugendherberge anhielt. »Geh ihm doch entgegen, dann habt ihr ein paar Minuten für euch allein. Er freut sich schon auf euer Wiedersehen.«

      »Das heißt, er erinnert sich an mich?«

      »Er wusste sofort, wer du bist, und meinte, dass er es damals sehr bedauert habe, dass er nie eine Chance bei dir hatte.«

      »Ich kann mich nicht erinnern, dass er diese Chance je gesucht hat.«

      »Wer was nicht richtig eingeschätzt hat, das könnt ihr in den nächsten Tagen klären«, erwiderte Anna lächelnd.

      »Erst mal sehen, was aus dem guten Matthias geworden ist. Wenn er immer noch so schüchtern wie damals ist, wird wohl kein richtiges Gespräch in Gang kommen.«

      »Ich glaube, da hat sich einiges verändert.«

      »Ich bin gespannt«, sagte Kerstin und ging nach draußen, um Matthias zu begrüßen.

      »Hallo, Anna, wie geht es dir?«

      »Herr Bodekind, ich freue mich.« Anna erkannte den Busunternehmer sofort wieder, an den sie nur gute Erinnerungen hatte. »Setzen Sie sich zu mir«, bat sie ihn.

      Kerstin schaute erwartungsvoll über den Parkplatz vor der Jugendherberge. Der Bus versperrte ihr den Blick auf den Wagen, mit dem Matthias gekommen war. Sie konnte nicht sehen, ob er schon ausgestiegen war.

      »Hallo, Kerstin.«

      »Ja?« Überrascht sah sie den jungen Mann an, der hinter dem Bus hervorkam.

      Er trug Jeans und ein weißes Hemd, war groß und sportlich, hatte dunkelblondes Haar, blaue Augen und ein selbstbewusstes Lächeln.

      »Matthias?«

      »Habe ich mich so sehr verändert?«

      »Ja, das hast du«, gab sie unumwunden zu, als er näherkam.

      »Ich hoffe, zu meinem Vorteil«, sagte er und nahm sie freundschaftlich in die Arme.

      »Zumindest bist du nicht mehr so schüchtern wie damals.«

      »Ich war nie schüchtern, nur ein wenig zurückhaltend.«

      »Sehr zurückhaltend.«

      »Gut, dann eben sehr zurückhaltend.«

      »Besonders gegenüber den Mädchen.«

      »Du meinst, ich hätte mehr auf sie zugehen sollen?«

      »Schon.«

      »Interessant, darüber sollten wir uns in den nächsten Tagen noch mal unterhalten.«

      »Gern, aber jetzt gehen wir erst einmal zu den anderen«, sagte Kerstin und hakte sich bei Matthias unter. »Mädels, das ist Matthias Bremer, der Trainer der Bergmoosbacherinnen«, stellte sie ihn gleich darauf ihrer Mannschaft vor.

      Nachdem die Mädchen ihn mit einem Applaus begrüßt hatten, machte sie Matthias mit Heinz Bodekind bekannt, und sie setzten sich zu ihm und Anna an den Tisch.

      »Schmeckt er dir nicht?«, fragte Matthias, als Kerstin den Teller mit dem Kuchen beiseiteschob, obwohl sie nur ein kleines Stück davon gegessen hatte.

      »Doch, er ist köstlich, ich habe nur keinen großen Hunger.«

      »Ich glaube, die jungen Damen sind sich nicht ganz einig«, sagte Heinz und machte die beiden Trainer und Anna auf das erneute Streitgespräch zwischen Lizzy, Emilia, Doro und Inka aufmerksam, die zusammen an einem