Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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Sie kaum den Abend erlebt haben… Die Anhänger Ikes hätten Sie gelyncht, noch ehe der Richter Sie zum Galgen verurteilt hätte.«

      »Wie können Sie so sprechen?« entgegnete sie keuchend. »Sie wissen so gut wie ich, wer er ist.«

      »Wer ist er denn?«

      Laura Higgins preßte die Lippen hart aufeinander und schluckte die Antwort hinunter.

      »Vielleicht wissen Sie mehr als ich«, versuchte der Marshal sie zu ermuntern. Immerhin hielt er es für nicht ausgeschlossen, daß die Spielerin, die oft bis tief in die Nacht im Crystal Palace zwischen den Menschen saß, etwas erfahren haben konnte, das er nicht wußte.

      »Reden Sie nur, Miß Higgins. Ich finde sogar, daß es Ihre Pflicht ist, zu reden.«

      »Ich habe nichts zu sagen.« Sie wollte sich umwenden und in den dunklen Raum zurückkehren, blieb aber stehen und sagte leise: »Er ist der Boß der Galgenmänner.«

      Wyatt ergriff sie am Arm und zog sie zu sich heran. Ganz dicht war jetzt sein gesenkter Kopf vor ihrem Gesicht.

      »Wie kommen Sie zu dieser Behauptung?« fragte er leise.

      »Ich weiß es!« zischelte sie ihm entgegen.

      »Woher?«

      »Weil ich es fühle.«

      Der Marshal nahm seine Hand von ihrem Arm. Ein bitteres Lächeln zuckte um seine Lippen.

      »Von dem Gefühl einer Frau wird ein Richter wenig Notiz nehmen, Laura Higgins.«

      Jetzt wollte er sich umwenden. Da spannte sie beide Hände um seine Oberarme. »Mr. Earp, jetzt werde ich Ihnen etwas sagen. Sie müssen blind sein, wenn Sie nicht sehen, was sich hier tut. Die ganze Stadt hängt noch an ihm, an Clanton. Das ganze County. Ja, ich bin überzeugt, daß ganz Arizona an ihm hängt. In fanatischer, blinder Treue. Er ist der große Mann von Arizona. Irgend jemanden müssen sie haben, den sie verehren, diese Dummköpfe hier. Dieses zusammengewürfelte Pack, das aus den großen Städten ausgewandert ist, weil man es da nicht brauchen konnte. Was sind es denn für Menschen, die sich hier in Tombstone angesammelt haben. Verkrachte Existenzen, Banditen! Leute, die zum Abschaum der Gesellschaft gehören.«

      »Pardon, Madam, auch Sie halten sich in Tombstone auf«, sagte der Marshal kühl.

      Sie ließ ihre Hände sinken. »Ja, auch ich halte mich in Tombstone auf. Aber nicht, weil ich hier leben will, sondern weil ich…« Sie senkte den Kopf und sagte leise: »Weil ich auf ihn warte.«

      »Es steht mir vielleicht nicht zu, Madam. Aber ich glaube, da warten Sie vergebens.«

      Als sie jetzt den Kopf hob, brannte in ihren Augen ein kaltes Feuer. »Es ist gut möglich, daß es so ist, Wyatt Earp. Und wenn es so ist, dann weiß ich auch weshalb… Es ist nicht seine Krankheit, die ihn davon abhält, ein vernünftiges Leben zu leben. Ein Leben, wie es einem Menschen wie ihm zukäme. Sie – Sie verschulden die Rastlosigkeit, die von ihm Besitz ergriffen hat. Sie haben einen anderen Menschen aus ihm gemacht. Wie Ahasver reitet er durch das Land – schießend, kämpfend, dem großen Wyatt Earp den Rücken freihaltend. Ich hasse Sie, Wyatt Earp! Sie haben einen guten, wertvollen Menschen zu einem Werkzeug Ihres Berufes gemacht. Schleppen Sie doch einen dummen Deputy mit sich herum! Es gibt doch genug davon. Sie brauchen ja nicht einmal einen Dummkopf zu nehmen. Es gibt ja genug Leute, die für dieses Handwerk taugen. Warum nehmen Sie nicht den prächtigen Bat Masterson mit? Oder Bill Tilgham, Bob Neels oder sonst irgend jemanden. Warum muß es Doc Holliday sein! Ich weiß ja, daß es Ihre Lebensaufgabe ist, für das Gesetz zu kämpfen, daß Sie durch das Land reiten müssen, um Banditen zu jagen. Und wenn der Staat Ihnen schon einen Hungerlohn dafür zahlt, dann sollten Sie wenigstens Ehre genug im Leibe haben, Doc Holliday nicht auch noch mit sich herumzuschleppen. Ich weiß, daß Sie beide oft genug darben und hungern, nur um irgendeinen Verbrecher zur Strecke zu bringen. Er könnte ein besseres Leben führen. Er ist ein gebildeter Mann. Weshalb müssen Sie ihn mit sich herumschleppen. Bob Neels oder der junge Cornelly können Ihnen den Rücken ebensogut freihalten. Warum soll es Doc Holliday sein? Was haben Sie davon, daß er hinter Ihnen her reitet mit seinen beiden Revolvern. Ich an Ihrer Stelle würde darauf verzichten. Ich würde mich überhaupt schämen. Ich…« Jäh brach sie ab und preßte beide Hände vor den Mund, wich einen Schritt zurück und prallte gegen den Türrahmen.

      Wyatt Earp blickte sie durchdringend an. »Reden Sie nur weiter, Miß Higgins.«

      Sie nahm die Hände herunter und keuchte: »Nein, pardon, es tut mir leid, Mr. Earp. Ich habe es nicht so gemeint. Ich… ich weiß es ja, daß Sie ein schweres Leben haben, und wie ich schon sagte. Ich weiß es ja auch, daß Sie ein Lumpengeld für diesen schweren Job bekommen. Und…, aber weshalb muß er mit Ihnen reiten? Er ist doch nicht gesund…, vielleicht hat er nur noch ein paar Jahre zu leben.«

      Wyatt senkte den Kopf und wandte sich ab.

      Sie hatte ja recht. Ganz sicher hatte er nur noch ein paar Jahre zu leben. Vielleicht nur noch Monate. Wer konnte das wissen. Die Krankheit war schon so schlimm zum Ausbruch gekommen, daß Wyatt gefürchtet hatte, der Georgier würde den nächsten Tag nicht erleben. Aber immer wieder hatte sich die eiserne, starke Natur des einstigen Bostoner Arztes durchgerungen und dem Leben wiedergegeben.

      Ja, warum ließ er ihn mit sich reiten. Wie konnte er von dem gebildeten, hochintelligenten Mann verlangen, daß er Tag um Tag, Woche um Woche, Monat um Monat, ja – Jahr für Jahr mit ihm durch den Westen streifte.

      Laura Higgins hatte längst eingesehen, daß sie mehr gesagt hatte, als sie hätte sagen dürfen.

      Behutsam legte sie ihre Hände auf den Arm des Marshals.

      »Mr. Earp! Es tut mir leid, sehr leid. Ich wollte Sie nicht kränken. Es ist nur…« Plötzlich schluchzte sie leise, »weil ich ihn liebe.«

      Der Missourier wußte, daß die schöne Spielerin den eleganten Doktor Holliday liebte. Er wußte es seit langem. Und er hätte ihm, dem Freund, doch jedes Glück gegönnt.

      Hatte er vielleicht nicht tief und lange genug darüber nachgedacht, welch ein Unding es war, daß er Holliday mit sich reiten ließ. Daß er ihm all die unendlichen Strapazen, die Kämpfe und Scheußlichkeiten zumutete, die er selbst durchstand?

      Doch, er hatte mehrmals mit Holliday darüber gesprochen. Und immer hatte der Spieler abgewinkt. Es war ja sein freier Entschluß gewesen, der ihn immer Sattel an Sattel mit Wyatt geführt hatte.

      Kurz bevor sie nach Tombstone kamen, hatte der Georgier noch gesagt, wie schön es doch wohl jetzt oben in Dodge wäre, in der Frontstreet, wo sich die Kinder des Inhabers des großen Dodge Hotels auf Weihnachten freuten, wo die Alten in den Zimmern hinter den Öfen saßen und aus Holz Spielzeug schnitzten, das dann mit bunten Farben bemalt wurde, um dann unterm Lichterbaum zu stehen, den die Deutsche Kolonie in Kansas seit einigen Jahren eingeführt hatte und der einen so heimeligen Glanz in die weihnachtlichen Abende brachte.

      Sicher, es war kalt oben in Dodge City, in ganz Kansas war es kalt. Und er, der Georgier, liebte die Kälte nicht allzusehr. Aber hier unten in Tombstone hätte er nicht begraben sein mögen. Wyatt war das Gefühl nicht losgeworden, daß der Gambler diese Stadt hatte meiden wollen.

      Hatte er gespürt, was ihn hier erwartete? Sie hatten sich heute morgen noch nicht gesehen.

      Als Wyatt in der Halle erschien und auf den Tisch zuging, an dem meistens für ihn, Doc Holliday und Luke Short gedeckt war, sah er, daß der Georgier schon gefrühstückt haben mußte. Das heißt, seine Kaffeetasse war benutzt, sein Messer und das Holz war benutzt, gegessen hatte er, wie so oft, nichts.

      Wo war er hingegangen.

      Wie mochte er in Fleggers Bar gekommen sein?

      Und warum hatte er die Schenke aufgesucht? Wyatt wußte zwar, daß er ab und zu einmal zu Flegger gegangen war, um einen Brandy zu trinken, aber nun schon sehr lange nicht mehr dort gewesen war. Das zunehmend schlecher werdende Publikum der Schenke hatte ihn schließlich ganz von dort ferngehalten.

      Was hatte er heute vormittag da gesucht?

      War