Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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er noch einmal stehen und drehte sich um. Seine Augen ruhten auf dem Körper des Spielers.

      »Sie wissen nicht, wer es war, Sheriff?«

      »Nein, noch nicht.«

      Die Tür fiel hinter Ike Clanton zu.

      Jerry saß schon auf seinem Pferd.

      Ike trat an ihn heran und blieb neben ihm stehen.

      »Hör zu, Junge, ich sage es dir jetzt zum letztenmal. Wir sind hier weder in Texas noch irgendwo in Kentucky. Du wirst dich anständig benehmen, verstehst du?«

      »Ich bin ein Clanton! Und ich werde…«

      »Eben, weil du ein Clanton bist«, unterbrach ihn der Rancher, »wirst du dich anständig benehmen. Und wenn du das nicht kannst, Jerry, dann wäre es besser für dich, wenn du nicht hierhergekommen wärst.«

      Ike wandte sich um und zog sich in den Sattel.

      »Vorwärts!«

      »Wohin?« fragte der Bursche trotzig.

      »Auf die Ranch. Wohin sonst?«

      Der Brusche trabte los.

      Ike ritt ein Stück hinter ihm her und blieb in der Mündung der Dritten Straße stehen. Er hatte soeben am anderen Ende einen Mann gesehen, der aus der Fremontstreet kam und langsam auf die Allenstreet zuhielt.

      Ike nahm sein Pferd herum und ritt ihm entgegen.

      Noch ehe der Marshal die Allen­street von oben her erreicht hatte, hielt Ike vor ihm. Die beiden Männer blickten einander in die Augen.

      »Wie ist das passiert mit dem Doc?« erkundigte sich Ike.

      Wyatt zog die Brauen zusammen. »Mit dem Doc? Wovon sprechen Sie?«

      Sollte er etwa gar nichts wissen? überlegte der Rancher.

      »Doc Holliday ist doch niedergeschossen worden.«

      Eine fahle Blässe überzog plötzlich das Gesicht des Missouriers. Er schluckte.

      »Was ist passiert?« kam es heiser aus seiner Kehle.

      Da rutschte der Rancher aus dem Sattel.

      »Ich weiß auch nichts Näheres, Marshal. Vor ein paar Minuten sah ich vor Fleggers Bar den Gaul meines Vetters. Sie wissen ja, daß ich den Burschen suchte, und deshalb betrat ich die Schenke. Zuerst sah ich Luke Short und dann die Frauen und Doc Sommers und Doc Baxter. Doc Holliday lag auf dem Tisch. Ich glaube, sie haben ihm eine Kugel aus dem Rücken geholt. Ich vermutete schon, daß Jerry da etwas angestellt hätte, weil der Tex ihm die Revolver abgenommen hatte, und gab ihm ein paar Ohrfeigen. Aber Luke Short sagte mir, daß er nichts mit der Sache zu tun hätte.«

      Das Gesicht des Marshals war plötzlich verändert. Es wirkte wie versteinert. Graphitgrau schien seine Haut geworden zu sein. Er hatte die Fäuste geballt. Aber völlig ruhig stand er da. Kein Muskel an ihm bewegte sich.

      »Ist er – tot?«

      »Nein«, entgegnete der Rancher, »das heißt, ich weiß es nicht.«

      Wyatt nickte. »Thanks, Ike.« Er wollte weiter.

      Da hielt der Rancher ihn mit der Linken auf.

      »Tut mir leid, Wyatt.«

      Wyatt nickte. »Schon gut.«

      Er ging mit großen, federnden Schritten weiter.

      Der Viehzüchter blickte ihm gedankenvoll nach.

      Genau hatte er die Veränderung beobachtet, die im Gesicht des Marshals vor sich gegangen war.

      So also wirkte es auf ihn, wenn der Freund getötet worden wäre.

      Wehe dem Mann, der Doc Holliday einmal auf dem Gewissen haben würde. Ike zog sich in den Sattel und ritt langsam aus der Stadt.

      Der Marshal betrat wenige Minuten später Fleggers Bar.

      Nellie Cashman eilte ihm sofort entgegen. Als sie sein Gesicht sah, rief sie mit unterdrückter Stimme: »Er lebt, Wyatt.«

      Der Marshal blickte über sie hinweg und sah in die Augen des Texaners.

      Der nickte nur beruhigend.

      Da trat der Marshal an den Tisch.

      Doc Holliday lag noch auf dem Leib wie vorhin, mit dem Kopf auf einem Kissen. Sie hatten ihm das Hemd wieder heruntergezogen und die Jacke darüber gelegt.

      Wyatt blickte Baxter an.

      Der sagte leise: »Im zweiten Rippenbogen.«

      Dann nahm er ein verformtes Metallstück von einem Teller und hielt es dem Marshal hin. »Doc Sommers hat es herausgeholt.«

      Der winkte ab. »Hören Sie auf. Darauf kann ich nicht stolz sein. Ich wollte es nicht tun. Und ich hätte es auch nicht geschafft, wenn Mr. Baxter nicht die Vorarbeit geleistet hätte.«

      »Sie wollten es alle beide nicht tun«, sagte der Texaner. »Ich mußte mit dem Revolver ein wenig nachhelfen. Tut mir leid, Gentlemen.«

      Wyatt stand am Fußende und blickte auf den Körper des Spielers. Als er den Blick hob, sah er in die grünen, schillernden Augen von Laura Higgins. Er hatte sie bis jetzt noch gar nicht bemerkt.

      »Was soll mit ihm werden?« fragte sie. Und anstatt die Ärzte anzusehen, blickte sie Wyatt Earp an.

      »Wir müssen ihn ins Hotel bringen.«

      »Ja«, meinte Nellie Cashman, »bei uns wird er gut gepflegt.«

      Da meldete sich John Flegger, der bisher am Stirnende der Theke gestanden hatte.

      »Ich habe einen leichten Wagen. Das würde wohl das beste sein.«

      Eine Viertelstunde später lag Doc Holliday im Russianhotel in seinem Zimmer. Niedergeschlagen standen Wyatt Earp und Luke Short am Fußende des Bettes und blickten auf den Freund nieder.

      Als die Frauen den Raum verlassen hatten, meinte der Texaner: »Eine schöne Schweinerei ist das. Eine ganz verdammte Sache. Aber das kann ich Ihnen sagen, Marshal. Wenn ich den Burschen kriege, dann zerdrücke ich ihn zwischen den Fingern meiner Hände…«

      Da wurde die Tür wieder geöffnet, und Laura Higgins trat ein. Sie brachte auf einem Tablett eine Karaffe mit Wasser und auf einem kleinen Teller einen Riechstoff.

      Dann zog sie einen der rotgepolsterten Stühle heran und ließ sich nieder.

      Luke rieb sich das Kinn. »Sind Sie sicher, Madam, daß er Sie sehen will, wenn er zu sich kommt?«

      Flammende Röte übergoß das Gesicht der Frau. Sofort stand sie auf und eilte auf die Tür zu, um hinauszugehen.

      Der Marshal hielt sie auf. »Warten Sie, Miß Higgins. Mr. Short meinte es nicht so. Er ist ein bißchen rauh. Sie müssen sich nichts daraus machen. Bleiben Sie bitte.«

      Der Texaner zog die Schultern hoch und schob ab.

      Laura Higgins stand vor dem Marshal, den Kopf gesenkt.

      Mit unsicherer Stimme fragte sie: »Sie meinen, ich sollte bleiben?«

      »Natürlich, weshalb nicht? Ich glaube nicht, daß er etwas dagegen haben wird.«

      Sie hob den Blick und sah ihn an.

      Wie schön sie doch eigentlich ist, dachte Wyatt. Schade, daß sie eine so verbissene Spielerin ist. Vielleicht hätte sie das Herz des Doc doch gewinnen können, wenn sie sich weniger selbstsüchtig gegeben hätte.

      Wyatt ging hinaus.

      Luke Short stand am Ende des Korridors. »Ich werde ins Office gehen.«

      »Ist gut, Luke.« Der Marshal blieb noch im Korridor sehen.

      Um das, was in den nächsten Augenblicken geschah, verständlich zu machen, ist eine kurze Erklärung notwendig: das Russianhouse war in Form eines Hufeisens gebaut: Also ein