Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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Ike. Und Sie wissen es selbst. Sie sind ihm nicht umsonst nachgeritten.«

      »Ich bin ihm nachgeritten, weil ich ganz genau weiß, daß er wieder mit Ihnen zusammenprallen wird und dann im Jail landet. Ich habe ihm gestern abend gesagt, daß er sich hier anständig zu benehmen hat. Da meinte er, er müsse gegen Wyatt Earp kämpfen. Daraufhin hat er die zweite Ohrfeige von mir bezogen. Und ich dachte, damit wäre er geheilt. Aber das ist anscheinend noch nicht so.«

      »Ganz sicher ist es noch nicht so, Ike Clanton.«

      Der Rancher nahm die Zigarre aus dem Mund und rieb sich mit dem Handrücken das rauhe Kinn.

      »Ich wollte Sie eigentlich um einen Gefallen bitten, Marshal.«

      Wyatt blickte ihn fragend an.

      »Ich dachte mir, daß Sie ihn doch vielleicht als Büffelkalb ansehen könnten, wenn er Ihnen versehentlich wieder vor die Füße rennt.«

      Der Marshal winkte ab. »Keine Angst, ich weiß schon, wie ich ihn zu behandeln habe.«

      »Dann bin ich beruhigt.«

      Da war es also heraus.

      In diesem jungen Jeremias Clanton war Ike ein neuer Bruder erwachsen, ein zweiter Billy.

      Der Missourier hatte es schon am Vorabend gespürt, als Ike den Burschen von seinem Office abholte und dort mit einer gewaltigen Ohrfeige empfing. Das­ war die Begrüßung nach jahrelanger Trennung. Und die Worte, die der Rancher dem Jungen entgegengeworfen hatte, ließen auf alles andere als auf­ familiär-freundschaftliche Gefühle schlie­ßen. Dennoch hatte Ike den Marshal nicht täuschen können; er hatte schon immer einen stark ausgeprägten Familiensinn gehabt, der ihm keineswegs immer Glück und Freude gebracht hatte. Das galt nicht etwa nur für seinen wilden, ungezügelten jüngsten Bruder Billy, sondern vor allem für seinen Bruder Phin, der ihm sehr viel Ärger gemacht hatte.

      Und jetzt war da dieser kleine grüne­ Bursche aus dem Osten gekommen und brachte neue Unruhe in sein Leben.

      »Ich werde mal nachsehen, wo er steckt«, meinte Ike, tippte an den Hut­rand und ging davon.

      Wyatt blickte ihm nach.

      Er hatte einen bärenhaften schweren Gang, und doch waren seine Schritte kaum zu hören. Wie alles, war auch das an diesem Mann zwiespältig.

      Er blieb geheimnisvoll wie eh und je. Weshalb hatte er eine Antwort ausgeschlagen?

      Der Argwohn in der Brust des Marshals blieb.

      Ja, er war sogar stärker geworden!

      Wenn Ike nichts mit den Galgenmännern zu tun hatte, so konnte er es sagen. Was hätte ihn daran hindern sollen, zu erklären, daß er nichts mit der Bande zu tun hatte? Von so verblendetem Haß konnte dieser Mann gar nicht beseelt sein, daß er den Gesetzesmann an der Nase herumführen wollte, nur um ihn aufzuhalten.

      Wenn er aber etwas mit der Bande zu tun hatte oder gar ihr Chief war, dann allerdings war auf die Frage natürlich kaum eine Antwort zu erwarten.

      Wyatt blickte ihm nach, sah jetzt, wie er die linke Hand zum Sattelhorn erhob, die Faust den Lederknauf spannte, den Fuß in den Steigbügel setzte und sich auf seinen Rappen zog.

      Er nahm mit der Linken die Zügel auf und ritt davon, leicht zurückgelehnt, die Rechte herunterhängend, so, wie der Marshal ihn seit länger als einem halben Jahrzehnt kannte; durch dieses Land reitend, dessen gefürchtester Mann er immer noch war.

      *

      Während vorn im Schankraum der greise Doktor Baxter mit dem Tod kämpfte, der schon seine knochige Hand nach dem Leben des Georgiers John Henry Holliday ausgestreckt hatte, hockte hinten in der düsteren Küche der Schenke der Salooner Flegger und starrte auf die Leiche seines Bruders.

      Fassungslos starrte er in das Gesicht, das sonst immer von einem schmerzlichen Zug gezeichnet war und jetzt plötzlich so gelöst, so zufrieden, ja, froh schien.

      Wilhelm Alois Flegger, der einstige Holzarbeiter aus dem winzigen Tiroler Bergdorf Serfaus, war tot. Und der Tod war für ihn eine Erlösung.

      Johann Flegger konnte den Blick nicht von dem Bruder wenden.

      Plötzlich erfaßte ihn eine bisher ungekannte Angst.

      Ich bin allein! hämmerte es in seinem Hirn. Er hat mich verlassen, allein zurückgelassen. Ich habe damals die junge Lizzy Shellinger nicht geheiratet, um ihm nicht das Gefühl zu geben, völlig überflüssig zu sein. Und ihr, der Frau, hatte ich nicht zumuten wollen, den kranken Bruder pflegen zu müssen.

      So hatte er denn auf sein Lebensglück verzichtet und war allein geblieben mit dem kranken Bruder.

      Und jetzt lag er da und war tot. Ermordet von der Kugel eines wahnwitzigen Menschen, der sich für einen Rebellen hielt.

      »Shaddon!« brach es bitter über die Lippen des Salooners. »Shaddon!«

      Ein verzweifelter Haß auf den Mörder des Bruders hatte ihn erfaßt.

      Er riß sich von seinem Stuhl los und ging in den Flur, starrte auf die Stelle, an der der Bandit gelegen hatte, den er mit dem Feuerhaken niedergeschlagen hatte.

      Rasch mußte sich der Verbrecher von dem Schlag erholt haben, sonst wäre er noch nicht weggewesen, als der Sheriff den Saloon betreten hatte.

      John Flegger verließ die Küche, wo er den Bruder auf das niedrige Sofa gebettet hatte, trat durch den Flur in den Schankraum.

      Drüben um den Tisch hatten sie sich zusammengeschart und starrten gebannt auf die Hände des greisen Zahnarztes, der jetzt mit der Pinzette nach der Kugel suchte.

      Plötzlich hob Luke Short, der die anderen alle um mehr als Haupteslänge überragte, den Kopf und sah zur Theke hinüber, wo er den Salooner erblickte.

      Auf Zehenspitzen kam er auf ihn zu.

      »Wie hat sich das abgespielt?« flüsterte er und ging mit dem Salooner in den Flur.

      Da erst sah er jetzt durch die halboffene Tür den anderen liegen.

      »Damned, ist das nicht Ihr Bruder?«

      »Ja.«

      »Was ist mit ihm?«

      »Tot«, krächzte der Wirt, »er hat auch ihn erschossen.«

      »Wer?«

      »Shaddon.«

      »Wer ist das?«

      »Ich weiß es nicht. Irgendein verrückter Kerl, der hier herumgestanden und auf den Marshal geschimpft hat.«

      »Wie sah er aus?«

      Flegger versuchte, den Mörder zu beschreiben.

      Aber seine Beschreibung war so dürftig, daß sich der Texaner kaum ein Bild von dem Geflüchteten machen konnte.

      Da ließ ein tiefes Aufstöhnen die Menschen in dem Schankraum erzittern. Der Verletzte hatte den Laut ausgestoßen.

      Die Pinzette des alten Arztes zuckte aus der Wunde zurück.

      Leer!

      Gebannt starrten die Menschen auf den Arzt.

      Schweißbedeckt stand der alte Mann da und hielt die blutige Pinzette in der Hand. Seine Augen suchten den jüngeren Mann.

      »Sommers, ich bitte Sie, Sie müssen es versuchen. Ich habe das Geschoß gefühlt. Es ist nicht allzu tief…«

      Doc Sommers, dem es vorhin im allerletzten Augenblick gelungen war, das Skalpell noch einmal an den Alten abzutreten, preßte die Lippen zusammen.

      Sommers wußte, daß er jetzt nicht mehr ausweichen konnte. Er, der doch in der Stadt als guter Arzt bekannt war, fürchtete sich vor diesem Eingriff. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr für ihn. Er sah es dem greisen Kollegen an, daß der seine Nervenkraft nun völlig verbraucht hatte. Und er hatte ja auch genug getan und an Vorarbeit geleistet.

      Sommers tauchte die