Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740956721
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furchtbar ist«, seufzte Resi.

      »Eine Viruserkrankung?«, fragte Miriam.

      »Das dachten wir zunächst, weil allen ungefähr zur selben Zeit schrecklich übel wurde. Es ging ihnen allen so schlecht, dass sie einfach alles fallen ließen und nach Hause gingen. Alle Maschinen liefen noch. Ich hab in meiner Not dann den Strom abgestellt, weil ich mich mit den Maschinen doch nicht so gut auskenn. Es war ein ganz ein furchtbarer Nachmittag.«

      »Sie sind die einzige, die nicht von dieser Krankheit betroffen ist?«, fragte Miriam, die ein Stück von Resi zurückgewichen war.

      »Ich war an dem Tag zum Einkaufen in der Stadt. Ich bin so gegen vier zurück gewesen, kurz danach ging es los.«

      »Wissen Sie denn inzwischen, was diese Übelkeit ausgelöst hat?«, fragte Harald.

      »Es war eine Pilzvergiftung. Die Männer, die am Vormittag eine neue Holzlieferung gebracht hatten, hatten Pilze gesammelt, und einer von ihnen hat für die Belegschaft gekocht.«

      »Dann waren die Pilze nicht in Ordnung?«, hakte Miriam nach.

      »Die meisten schon, aber sie haben leider die giftigen Tiger-Ritterlinge, die sich unter den Pilzen befanden, für essbare Erd-Ritterlinge gehalten.«

      »Tiger-Ritterlinge?«

      Miriam tauschte einen schnellen Blick mit Harald. Anna hatte ihr von dem verschwundenen Korb mit Pilzen erzählt und auch die Tiger-Ritterlinge erwähnt, die Ingvar Wering gesammelt hatte.

      »Die Leut, die der neue Geschäftsführer mitgebracht hat, stammen halt nicht aus der Gegend. Sie kennen sich mit Pilzen offenbar nicht aus. Wär ich nur hier gewesen, dann hätt ich’s sicher verhindern können. Glücklicherweise sind aber inzwischen wieder alle Betroffenen auf dem Weg der Besserung«, sagte Resi Kubner.

      »Wann genau haben sich die Leute denn mit den Pilzen vergiftet?«, fragte Harald.

      »Vor fünf Tagen.«

      »Wo ist das Holz, das an diesem Tag geliefert wurde?«

      »Ich denk, es liegt noch hinter der Halle.«

      »Ich sehe nach«, sagte Harald, als Miriam seinen Blick auffing. Sie wussten beide, dass sie den Standort der Holzdiebe gefunden hatten. Falls das Holz aus Bergmoosbach noch nicht verarbeitet war, würde Harald es an der Nummer ihres Forstes, mit dem das Holz gekennzeichnet war, erkennen.

      »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Resi, als Harald davoneilte.

      »Vor genau fünf Tagen wurde in unserem Forst Holz gestohlen, dabei wurde ein Wanderer verletzt und der Korb mit den Pilzen, die er gesammelt hatte, verschwand.«

      »Der Wanderer muss froh sein, dass sein Korb verschwunden ist. Wenn er die Pilze allein gegessen hätte, dann hätte er das nicht überlebt.«

      »Der Mann ist Naturforscher, er wollte die Pilze untersuchen, nicht essen. Haben Sie denn überhaupt verstanden, was ich Ihnen gerade sagen will?«, fragte Miriam, als Resi sie mit starren Augen ansah. Sie war auf einmal ganz blass und ihre Hände zitterten. Ganz offensichtlich hatte sie einen Schock.

      »Miriam, das Holz…«

      »Nicht jetzt«, bat Miriam, als Harald zurückkam. »Frau Kubner, geht es wieder?«, fragte sie, als Resi tief Luft holte.

      »Wir stehlen kein Holz«, sagte Resi.

      »Es wird sich alles aufklären, Frau Kubner. Wo finde ich die Telefonnummer Ihres Hausarztes?« Miriam wollte Resi in diesem Zustand nicht allein lassen.

      »Warte.« Harald lief zur Halle hinüber und schaute auf der Innenseite der großen Schiebetür nach. Genau wie im Sägewerk Holzer hing auch dort eine Tafel mit den Notrufnummern. Ohne zu zögern, wählte er die Nummer von Doktor Messler, dem Hausarzt der Kubners. Er schilderte ihm den Zustand von Frau Kubner, und der Arzt versprach, in ein paar Minuten da zu sein. »Es ist unser Holz«, raunte er Miriam zu, als er wieder zu ihr und Frau Kubner zurückkam.

      »Mein Sohn ist kein Dieb«, flüsterte Frau Kubner.

      »Nein, sicher nicht«, stimmte Miriam ihr zu. Möglicherweise hatte Frau Kubner sogar recht, vielleicht wusste ihr Sohn nichts von den Machenschaften seines Geschäftsführers. Sie wollte sie auf keinen Fall noch mehr aufregen und bestätigte sie in der Annahme, ihr Sohn habe mit den Diebstählen nichts zu tun.

      Fünf Minuten später traf Doktor Messler, ein freundlicher Mann um die sechzig, auf dem Hof der Kubners ein. Miriam schilderte ihm kurz, warum sie hier waren und dass sie und Harald es bedauerten, Frau Kubner in Aufregung versetzt zu haben. Was die Pilzvergiftung der Angestellten betraf, erfuhren sie von Doktor Messler, dass die Polizei ihn nicht über eine mögliche Pilzvergiftung mit Tiger-Ritterlingen informiert hatte. Da er sich aber mit Pilzen auskannte, hatte er die Symptome schnell einordnen können.

      Doktor Messler gab Frau Kubner eine Spritze, um ihren Kreislauf zu stabilisieren, und rief danach ihre Schwester an, die kommen wollte, um sich um sie zu kümmern. »Ich nehme an, Sie werden der Polizei Ihren Verdacht mitteilen«, wandte er sich im Flüsterton an Miriam, nachdem sie und Harald sich von Frau Kubner verabschiedet hatten.

      »So leid es uns für Frau Kubner tut, die Sache muss aufgeklärt werden, Doktor Messler«, antwortete sie ebenso leise und nickte ihm noch einmal zu, bevor sie mit Harald zu ihrem Wagen ging.

      »Ist Ingvar Wering jetzt entlastet?«, fragte Harald, als er sich wieder hinter das Steuer des Sportwagens setzte.

      »Das muss die Polizei klären. Noch lässt sich nicht ausschließen, dass er als Informant für die Holzdiebe tätig war.«

      »Das ist richtig, also dann, ruf die Leute von der Soko-Holzdiebstahl an, und teile ihnen mit, was wir herausgefunden haben. Da Doktor Messler nichts von diesen Pilzen wusste, liegt es tatsächlich nahe, dass sie die Fahndung nach den Holzdieben erst einmal auf die betroffenen Gebiete beschränkt haben.«

      »Ganz offensichtlich ist das so«, sagte Miriam und zückte ihr Handy.

      *

      »Papa, wir haben etwas Interessantes gefunden.« Emilia kam mit ihrem Laptop auf die Terrasse und stellte ihn Sebastian, der es sich in einem Liegestuhl bequem gemacht hatte und in der Zeitung las, auf den Schoß.

      »Wir wissen jetzt, wieso Ingvar in Verdacht geraten ist, mit den Dieben gemeinsame Sache zu machen«, sagte Markus, der nach Emilia auf die Terrasse kam.

      »Richtig, sieh dir mal einen der Filme aus den Wäldern an, die er auf seine Seite gestellt hat. Egal welchen, du musst einfach nur genau hinsehen«, bat Emilia ihren Vater.

      »Mache ich«, sagte Sebastian und klickte den Film aus dem Bergmoosbacher Forst an.

      »Und?«, fragte Emilia gespannt, die ihren Vater beobachtete.

      »Ich weiß nicht, ich sehe Moos, Pilze und Gräser.«

      »Und?«

      »Waldwege.«

      »Weiter Papa, du hast es gleich.«

      »Das frisch geschlagene Holz am Wegesrand.«

      »Stimmt, und weißt du was, auf jedem von Ingvars Filmen ist frisch geschlagenes Holz zu sehen, was nicht verwunderlich ist, da er seinen Weg in den Wald hinein filmt und zwangsläufig an dem Holz vorbeikommt, das zur Abholung bereit liegt.«

      »Die Holzdiebe haben vermutlich irgendwann seine Seite entdeckt und einfach nachgesehen, wo gerade Holz gelagert wird«, sagte Markus.

      »Insofern war Ingvar schon ihr Informant, allerdings unwissentlich und unabsichtlich«, fügte Emilia hinzu.

      »Das klingt nach einer logischen Erklärung. Ich werde mit den Leuten von der Soko-Holzdiebstahl sprechen, ob ihnen das bereits aufgefallen ist.«

      »Ja, bitte, Papa, am besten gleich, damit wir Fabia und Ingvar die gute Nachricht überbringen können.«

      »Ich telefoniere vom Festnetz aus«, sagte Sebastian. Er reichte Emilia den Laptop, stand auf und ging ins