Tod in der Hasenheide. Connie Roters. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Connie Roters
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863270667
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Sie allein?«

      »Wieso stellen Sie mir diese Fragen? Was geht Sie das an, wie ich lebe? Ich dachte, ich bin eine Zeugin!«

      Das letzte Wort betonend sah sie die beiden Männer herausfordernd an.

      »Frau Anderson«, übernahm Breschnow, »Sie standen heute Morgen um kurz vor sechs neben einer Leiche im Tunnel der Hasenheide. Was wollten Sie dort?«

      »Ich jogge regelmäßig. Und das ist meine Runde. Als ich in den Tunnel lief, lag der Mann am Boden. Er lag so komisch da, nicht wie sonst die Penner, die dort schlafen. Also habe ich angehalten und bin dann zu ihm hingegangen.«

      »Was meinen Sie mit komisch?«

      »Ich weiß auch nicht.«

      »Sie gingen also zu dem Mann hin …«

      »Ja … er lag so gekrümmt da, als ob er Schmerzen hätte«, erinnerte sich Cosma. »Ich habe ihn gefragt, ob er Hilfe braucht. Dann sah ich das Blut und muss wohl in Panik geraten sein. Ich bin weggerannt.«

      »War Ihnen bewusst, dass der Mann tot war?«

      Cosma schüttelte den Kopf. »Nein. Erst als ich das Blut sah … Vielleicht … Ich kann’s nicht sagen.«

      »Haben Sie sonst noch etwas in dem Tunnel bemerkt?«

      Sie verneinte erneut.

      Schweigend tranken alle drei von ihrem Kaf fee.

      »Warum sind Sie weggerannt?«

      »Ich weiß nicht … Panik?«

      »Warum haben Sie nicht angehalten, als der Polizist Sie rief?«, Breschnow f ixierte sie.

      »Ich weiß es nicht«, antwortete sie ernst.

      »Sie wissen es nicht?«, hakte Breschnow nach.

      Cosma hielt seinem Blick stand und nickte. »Genau! Ich weiß es nicht!«, blaf fte sie.

      Die beiden starrten sich feindselig an.

      »Kannten Sie den Mann im Tunnel?«, fuhr Breschnow fort.

      »Nein!«

      »Wirklich nicht?«

      Sein Blick durchbohrte sie.

      »Nein verdammt!«, antwortete sie wütend. »Sie sind ja vielleicht Tote gewöhnt. Aber ich nicht. Mir läuft nicht jeden Tag eine Leiche über den Weg. Herrgott, ich weiß nicht, warum ich weggelaufen bin. Holen Sie einen Psychologen. Der wird Ihnen wahrscheinlich sagen, dass meine Reaktion ganz normal war. Ich war entsetzt. Ich wollte nur schnell weg, raus dem Tunnel, weg von dem Mann …«

      »Schnell weg, damit wir Sie nicht f inden können?«, unterbrach Breschnow den Redeschwall.

      »Nein!«, rief sie empört und sprang auf.

      Breschnow erhob sich ebenfalls. Obwohl sie groß war, überragte er sie fast um eine Kopflänge.

      »Frau Anderson. Was würden Sie an meiner Stelle denken?«

      »Weiß ich doch nicht. Ich bin keine Polizistin. Aber denken Sie doch, was Sie wollen. Ich will nach Hause, und Sie können mich nicht daran hindern.«

      Drass stand nun ebenfalls auf und stellte sich neben Cosma.

      »Frau Anderson«, versuchte er sie zu beruhigen. »Bitte setzen Sie sich doch wieder. Mein Kollege war vielleicht etwas schrof f. Aber ich möchte Ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen … Bitte.«

      Breschnow warf ihnen einen f insteren Blick zu.

      Drass legte eine Hand auf Cosmas Schulter und drückte sie sanft zurück in den Stuhl. Die Freundlichkeit und die Wärme seiner Stimme besänftigten sie etwas.

      »Ich kann verstehen, dass Sie weggerannt sind. Die Leiche zu f inden war bestimmt ein Schock, und Sie hatten Angst. Aber ich möchte Sie trotzdem bitten, sich genau zu erinnern, ob Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen ist?«, fuhr Drass einfühlsam fort.

      Cosma schüttelte den Kopf.

      »Alles war wie immer. Der Weg, die Dealer, wenig Leute unterwegs … Aber, warten Sie. Etwas war anders. Im Tunnel roch es nicht nach Pennern. Sonst muss man immer die Luft anhalten, wenn man da durchläuft. Es stinkt bestialisch, und sie liegen da rum. Heute war niemand da.«

      »Niemand außer Ihnen und der Leiche«, warf Breschnow ein. Drass warf ihm einen warnenden Blick zu und wandte sich wieder an Cosma.

      »Und bevor Sie in den Tunnel gelaufen sind. Haben Sie da vielleicht jemanden gesehen?«

      Cosma verneinte.

      »Und nach dem Tunnel?«

      »Da bin ich nur gerannt, bis mich diese zwei Polizisten in die Schraubzwinge genommen und mir den Arm verdreht haben. Und dann kam Ihr Kollege angekeucht.«

      Sie warf Breschnow einen wütenden Blick zu, der an seiner unbeweglichen Miene abprallte.

      »Haben Sie vielleicht irgendetwas Ungewöhnliches gehört?«, fragte Drass weiter.

      »Auch nicht«, verneinte Cosma. »Laufen Sie?«

      »Ja.«

      »Dann kennen Sie das doch. Man hört in erster Linie sich selbst, den Atem, das Rauschen des Blutes, den eigenen Herzschlag. Und natürlich die Musik.«

      »Die Musik?«

      Drass sah sie fragend an. Eine Augenbraue hatte sich gehoben.

      »Wie machen Sie das?«, fragte Cosma.

      »Was?«, fragte er irritiert.

      »Na, nur eine Augenbraue hochzuziehen?«

      »Berufsgeheimnis«, antwortete er lächelnd.

      Breschnow rollte die Augen und seufzte.

      Cosma lächelte. Drass war ihr sympathisch. Vielleicht sollte sie aus diesem Sonntag eine Geschichte machen: »Unschuldige Zeugin brutal verhaftet.«

      Sie hatte schon lange nichts mehr geschrieben. Alles, was sie interessant fand, erschien ihr letztendlich zu banal, um es aufzuschreiben. Und wenn sie sich dann doch einmal durchrang, erschien ihr das Geschriebene ebenso banal wie die Idee. Aber jetzt gab es einen Toten. Und sie war die Erste am Tatort und als Zeugin nah dran.

      »Wie ist der Mann im Tunnel gestorben?«, fragte sie.

      »Dazu dürfen wir Ihnen leider nichts sagen«, lächelte Drass.

      »Er wurde ermordet, oder?«, hakte sie nach.

      Das Lächeln verschwand.

      »Es tut mir leid, Frau Anderson. Aber unsere Ermittlungen sind noch nicht an einem Punkt angekommen, an dem wir die Öf fentlichkeit darüber informieren können. Wir wollen doch keine falschen Aussagen in die Welt setzen«, antwortete er diplomatisch.

      »Aber …«

      Breschnow unterbrach sie barsch.

      »Frau Anderson. Ich muss Sie darauf hinweisen, dass alles, was heute in diesem Raum besprochen wurde, nicht für die Öf fentlichkeit bestimmt ist. Wenn Sie gegen das Schweigegebot verstoßen, machen Sie sich strafbar.«

      »Inwiefern?«, fragte Cosma herausfordernd. Sie fand langsam Gefallen an diesem Gespräch.

      »Behinderung der Polizeiarbeit«, knurrte Breschnow. »Wo waren Sie heute Nacht zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens?«

      Cosma beugte sich vor und zischte: »Denken Sie etwa, ich habe diesen Kerl getötet und bin dann so blöd und bleibe die ganze Nacht bei der Leiche stehen?«

      »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet«, erwiderte Breschnow ruhig und lehnte sich zurück.

      Wieder mischte sich Drass ein.

      »Frau Anderson, das ist eine Frage, die wir stellen müssen«, erklärte er ruhig. »Allen, die irgendwie in Kontakt mit dem Toten standen. Bitte tun Sie uns den Gefallen