Die bekanntesten Kinder- & Jugendbücher. Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221226
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möchte trotzdem viele von diesen Büchern haben.«

      Professor Bender lachte belustigt. »Komm mal her an meinen Bücherschrank und lies die Titel. Es wird dir dann gleich klar werden, daß solche Bücher für dich zu gelehrt sind, Jule. Wenn du aber gern liest, will ich dir vor unserer Reise zwei Bücher, die für dich passen, besorgen.«

      »Nein, Herr Professor, ich will keine anderen Bücher. Ich möchte einige von diesen hier.«

      Bender schlug eines seiner Bücher auf und legte es vor Jule nieder. »Wenn du auch nur eine Seite daraus verstehst, Jule, will ich dir gern ein solches Buch schenken.«

      Da begann Jule zu lesen. Er begriff natürlich nicht, was da stand, sagte aber trotzig: »Ich möchte doch einige dieser Bücher haben.«

      »So gib ihm einige«, flüsterte Frau Bender dem Galten zu. »Er wird sie als Andenken gut verwahren. Er will seinen Bekannten sagen, daß er für dich Steine und Pflanzen suchte.«

      »Nun gut, Jule«, sagte der Professor nachsichtig, »welches Buch möchtest du haben?«

      »Dieses – und dieses – und dieses. Und dieses hier auch. – Und das mit dem grünen Deckel auch.« Jule hatte die dicksten Bücher bezeichnet.

      »Nein, mein Junge, das geht nicht. Was willst du mit dem dritten Band meiner Gesteinsbildung? Hier, nimm dieses und dieses.«

      »Und noch zwei! Wenn Sie vier Monate fort sind, Herr Professor, muß ich für jeden Monat ein Buch haben. Das ist wahrhaftig nicht viel. Ich habe Ihnen die Steine doch gesucht, und im Sommer bringe ich Ihnen wieder welche.«

      Bender wählte noch zwei Bücher aus, doch Jule wies das eine zurück, da es nicht gebunden war. »Ich muß eins mit einem festen Deckel haben. Für solch ein Buch bekommt man – –« Jäh verstummte er. »Ein gebundenes Buch ist mir lieber.«

      Obwohl sich Bender über die Wünsche seines Mündels wunderte, erfüllte er Jules Bitten, nahm sich jedoch vor, dem Tischlerlehrling schon morgen aus der Buchhandlung von Kalks zwei andere Bücher zu kaufen, denn Jule hatte anscheinend Freude am Lesen.

      Am späten Nachmittag, als der Professor nicht im Zimmer war, wandte sich Jule fragend an Frau Bender. »Kriegt der Professor viel Geld für solch ein Buch?«

      »Das ist ganz verschieden. Manches Buch bringt ihm viel ein, ein anderes weniger. Das kleine blaue, das dir dein Vormund schenkte, hat schon über viertausend Mark eingebracht.«

      »So ein Buch – –?«

      »Jawohl, Jule.«

      »Und das schenkt er mir?«

      »Du hast es doch haben wollen.«

      »Und was kostet das hier?«

      »Vier Mark.«

      »Zu komisch«, sagte Jule. Er ahnte ja nicht, daß erst durch den Verkauf vieler Bücher für Professor Bender die Summe von viertausend Mark herauskam, das einzelne Buch aber vier Mark oder mehr kostete. Jule, in seiner Einfalt, der gar nichts vom Buchwesen verstand, hoffte, daß auch ihm der Buchhändler eine stattliche Summe für das kleine blaue Buch auszahlen werde. Morgen abend, sogleich nach Feierabend, wollte er Buchhändler Kalks aufsuchen und ihm die vier Bücher verkaufen.

      Am Abend, als er sich verabschiedete, drückte er Pommerles Hand besonders heftig. »Wir fahren zusammen nach der Ostsee. Wir können auch die Sabine und die Meisterin mitnehmen, denn ich habe furchtbar viel Geld.«

      »Ich soll doch nach der Schweiz mitfahren.«

      »Vorher fährst du mit mir an die Ostsee. Ich bitte den Meister um Urlaub, dann fahren wir! – Du wirst dich sehr freuen, in Neuendorf alle Freundinnen und Bekannten wiederzusehen.«

      »Erlaubt es die Mutti?«

      »Wenn ich soviel Geld habe, wird sie es schon erlauben.«

      »Wieviel Geld hast du denn, Jule?«

      »Ich weiß es noch nicht genau; ich denke, ein paar tausend Mark sind es und achtundvierzig Mark dazu.«

      Pommerle staunte den Freund ungläubig an. Dann lachte das Kind hell auf. »Ach, Jule, das glaube ich dir nicht! Du denkst wieder, der Rübezahl wird dir Geld bringen. – Das hat dir wohl das Traumbuch gesagt, oder – du willst wieder in den Hausberg zum Kilian. Der macht dir den Sagenberg doch nicht auf!«

      »Ach Quatsch! Ich habe das Geld. – Schon morgen Abend.«

      »Vom Rübezahl?«

      »Nein, vom Kalks«, rief Jule. »Nun aber Lebewohl, ich muß fort!«

      Pommerle schaute nachdenklich hinterdrein. An Buchhändler Kalks dachte es im Augenblick nicht, nur an die Kalkgrube in der Nähe. Daß der Jule soviel Geld haben sollte, um mit ihr, Sabine und der Meisterin nach Neuendorf zu fahren, war höchst verwunderlich. Ob der gute Berggeist Rübezahl wohl doch seine Hand mit im Spiele hatte? Diese Gedanken bewegten Pommerle noch, als es schon im Bett lag.

      Jeder muß seine Freude haben

       Inhaltsverzeichnis

      Meister Reichardts blinde Tochter Sabine war sehr erstaunt, als sie von Jule um ein Geographiebuch gebeten wurde, in dem man auch die Ostsee sehen könne. Jule war sonst gar nicht für derartige Dinge, er las nichts, begnügte sich mit dem Riesengebirge, seinen Steinen und Blumen, wenn er Feierabend hatte. Vom Lernen und Fortbilden hielt er gar nichts. Trotzdem war er ein guter Tischlerlehrling, dem die Berechnungen zwar Schwierigkeiten machten, der aber eine Arbeit, wenn er sie erst verstand, sehr gewissenhaft ausführte. Meister Reichardt sah daher dem Jule manches nach.

      Er wußte um des Burschen trübe Jugendzeit und auch davon, daß der Knabe in der Schule recht wenig geleistet und aus Zeitmangel, weil er der Mutter helfen mußte, oftmals die Stunden versäumt hatte. Mitunter war er auch lieber durch Wald und Feld gestreift, statt zu lernen. Seine verstorbene Mutter, eine brave Witwe, die sich und ihr Kind durch Austragen von Zeitungen ernährte, konnte dem Knaben nicht die nötige Sorgfalt angedeihen lassen. So war der Jule wie ein Pilz im Walde aufgewachsen.

      Ein Glück, daß sich Professor Bender des Knaben annahm. Der brachte ihm seltene Steine, die er beim Umherstreifen in den wildesten Gebirgsgegenden gefunden hatte, und war glücklich, wenn Bender darunter etwas Besonderes entdeckte. An natürlichem Verständnis für die Natur fehlte es dem Jule nicht. Alle Bemühungen des Vormundes aber, ihm etwas an sonstigem Wissen beizubringen, mißlangen. In ganz Hirschberg hielt man den Knaben daher für einfältig, und tatsächlich war er mit seinen sechzehn Jahren in manchen Dingen von geradezu unglaublicher Dummheit. Seinen Aberglauben konnte ihm niemand austreiben. Bis auf den heutigen Tag war er fest davon überzeugt, daß der mächtige Berggeist Rübezahl im Riesengebirge umherstreifte und den Menschen bald in dieser, bald in jener Gestalt erschiene. Fiel ein Salzfaß um, gab es Zank, der Schornsteinfeger bedeutete Glück, der schwarze Kater war Jules Berater für den Ausgang einer Sache, und fiel der Besen ihm aus der Hand, so war mit dem Tage nichts Rechtes anzufangen; dagegen brachten Scherben unbedingt Glück. An alles das glaubte der Jule fest. Er blickte auch jetzt wieder angstvoll nach dem schwarzen Kater, der schnurrend in der Werkstatt saß, während er verstohlen auf der Landkarte herumsuchte, die ihm Sabine heute früh gegeben hatte.

      »O je«, murmelte er, »das wird eine Stange Geld kosten! Durch das ganze große Deutschland hindurch müssen wir fahren. Es ist beinahe so weit wie nach der Schweiz. Aber ich habe ja die Bücher, für die Professor Bender viertausend Mark bekommen hat. Heute abend gehe ich zu Kalks.«

      Mit dem Finger fuhr Jule den schwarzen Bahnlinien entlang, die die Karte zeigte.

      »Breslau – Glogau – Grünberg – Reppen –, dann kann man auch über Berlin nach Stettin weiterfahren. – Du verflixtes Vieh!« Jule sprang hinter dem Kater her, der von links nach rechts durch die Werkstatt eilte. »Von links nach rechts – bringt Schlecht's. – Nun ist alles wieder aus!« Und als er den Arm nach dem Kater ausstreckte, um ihn zum Umkehren zu