Wenn Pommerle wirklich etwas fragte, sank ihre Stimme zum Flüstern herab. Die Augen des Kindes hingen unentwegt an den hohen Bergen. Das hatte Pommerle freilich noch nicht gesehen. So riesengroß war die Schneekoppe nicht! Und auf diese Berge sollte man hinaufsteigen können?
»Schnee, dicker weißer Schnee, dort ganz oben«, flüsterte das erregte Kind und wies mit dem Finger scheu auf die weißen Gipfel.
»Das ist das Stanser Horn, Pommerle, dort drüben siehst du den Bürgenstock, und die Spitze, die dort hervorschaut, ist der Pilatus.«
»Oh – – oh – – ist das schön! Väti, es gruselt mich! – Müssen wir da auch hinauf?«
»Wenn wir nach Vitznau kommen, sind wir am Fuße des Rigi. Auf den Rigi werden wir natürlich einmal fahren.«
»Fahren – auf solch einen hohen Berg?« Dann fragte die Kleine nicht mehr viel. Die großartige Natur überwältigte sie.
Der Dampfer legte in Vitznau an, einem kleinen, reizenden Ort unmittelbar am Vierwaldstädter See. Pommerle schritt an der Hand der Mutter schweigend zum Hotel.
»Schau, Pommerle, hier hast du den Rigi; einen Berg mit weltberühmter Aussicht. Vom Gipfel dieses Berges kannst du weit ins deutsche Land schauen.«
»Dann wollen wir rasch mal hinaufgehen. Ich möchte Deutschland sehen.«
»Ist es hier nicht auch herrlich, mein Kind?«
»Ja, Väti, schaurig schön! Nur – hier kann man das Gruseln kriegen. Bei uns im Riesengebirge gruselt es mich nicht. – Wann gehen wir mal auf den Berg, um Deutschland zu sehen?«
»Erst bleiben wir einige Tage unten.«
»Väti – sieh doch mal!« Pommerle wies auf eine Lokomotive, die einen Wagen stieß. Der kurze Zug fuhr dicht an den Fenstern des Hotels vorüber und ließ lautes Schnaufen ertönen. »Väti, die fahren ja verkehrt in der Schweiz. Guck doch mal, was die Lokomotive für Räder hat!«
»Da siehst du gleich die Rigibahn. Es ist eine Zahnradbahn, mein Kind, die bis auf den Berg hinauffährt.«
»Bis dort oben hinauf? Oh, die wird aber schnaufen müssen. – Hör mal, wie sie jetzt schon pustet, und dabei ist sie noch ganz unten.«
Pommerle stand am Fenster und verfolgte die langsam an den Bergen emporklimmende Bahn, bis sie um eine Biegung verschwand.
»Ich höre sie noch immer schnaufen«, flüsterte das Kind. »Ach ja, es ist schön hier in der Schweiz – aber ebenso schön ist es im Riesengebirge.«
Beim Betrachten des Vierwaldstädter Sees wanderten Pommerles Gedanken dann zur Ostsee. Und auch jetzt klang es wieder aus Kindermund, unbewußt wie ein Sehnen: »Schön ist der See, aber meine liebe Ostsee ist doch noch viel schöner!«
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