Ceras Abenteuer - Das Geheimnis der schwarzen Stute. Lena Wege. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lena Wege
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960742838
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es geschafft haben und sich die Punkte mit Leichtigkeit erspielt haben. Glückwunsch!“, rief die Stimme aus dem Lautsprecher. Strahlend lachte Cera ihre Freundinnen an.

      Dann war eine kurze Pause. Cera bemerkte, dass sie seit dem Müsliriegel heute früh im Auto nichts mehr gegessen hatte. Hungrig kaufte sie sich eine Breze und eine Limo und schaute mit Cailie und den Mädchen auf die Punktetafel. Die Borninger Pferdeflöhe lagen mit dreißig Punkten vorn. Na, wenn das mal kein Auftakt war!

      Sie schlenderten herum und setzten sich in einen der oberen Ränge. Von hier aus hatte man einen fantastischen Blick auf den ganzen Reitplatz. Durch das offene Dach konnte man auf die umliegende Umgebung schauen. Grüne Weiden und Wiesen zogen sich an breiten blauen Bächen entlang, die sich in vielen Biegungen und Windungen um die große Halle und die Stallungen schlängelten. Die höheren Berge der Alpen leuchteten in der Ferne durch den diesigen blauen Dunst der Wolken.

      Kurz darauf folgte eine Ansage aus den Lautsprechern. Cera blickte hoch zu dem großen weißen Turm, der über den Rängen und über dem Platz thronte. Die Front war aus Glas, sodass man über die ganze Arena blicken konnte. In dem Turm stand ein Pult mit einem Mikrofon. Davor saß ein schmächtiger Typ mit einer Mütze, der Kopfhörer trug. Er war eher jung, vielleicht Anfang zwanzig. Er drückte irgendeinen Knopf auf dem Pult und sprach in das Mikrofon. „Ich bitte die Reiter und Reiterinnen, wieder in Stellung zu gehen und sich ihre Pferde aus den Ställen abzuholen.“

      Flink kletterten die Mädchen zwischen den Sitzreihen die Treppe hinunter. Sie rannten über den Platz in den Stall, in dem die Pferde während der Pausen untergebracht waren.

      Der Stall bestand aus einer langen Gasse. Auf der einen Seite waren ein paar Boxen, an der anderen Wand standen lange, steinerne Wasserbecken. Über den Wassertrögen waren Ringe in den Putz eingelassen, an denen die Pferde festgebunden worden waren. Jedes Tier hatte einen Wassertrog für sich bekommen. Apple grunzte leise, als Cera sich ihm näherte. Sie strich über seine kunstvoll geflochtene Mähne und machte ihn los. Dann drehte sie ihn um und stieg auf. Wieder ritten sie in die Arena hinein und stellten sich in Reihen auf.

      „Liebe Teilnehmer“, ertönte es aus den Lautsprechern. „Nun geht es an die Aufgaben, die ihr euch selber ausgedacht habt. Sie sind alle sehr kreativ und gut durchdacht. Kommen wir zu der ersten Aufgabe, ausgedacht von den Rabensteiner Knaben. Diese wollen sehen, wie gut ihr im Polo seid!“

      Nach Ceras Information mussten auch bei diesen Aufgaben immer wieder einzelne Reiter aus der Gruppe gegen die anderen antreten. So drehten sich alle wieder zu Paulette um.

      „War klar!“, meinte diese lässig und trat vor.

      Anscheinend hatte sie zuversichtlicher geklungen, als sie es wirklich war, denn sie erwischte den Ball viel zu selten und einmal hätte sie fast mit dem Schläger die Beine eines anderen Pferdes getroffen, wofür sie eine Rote Karte bekommen hätte. Sie blieb jedoch von einer Verwarnung verschont. Verloren hatte sie trotzdem. Geschlagen ritt Paulette vom Platz.

      Danach war die eigene Aufgabe der Pferdeflöhe dran. Die Mädchen bauten rasch das Hindernis auf und der Sprecher am Mikrofon las kurz die Spielregeln vor. Die Spieler sollten wie geplant der Reihe nach über die Kartons springen und dabei auch noch den Abstand einhalten. Zunächst sollte Cailie springen, sozusagen als Vorbild und Anleitung, und dann erst die Teilnehmer aus den anderen Gruppen. Sie stellten sich in einer Schlange auf und jemand verkündete das Startsignal. Prince Danny galoppierte aus dem Stand an und steuerte auf das Hindernis zu. Mit einem winzigen Zögern trat er auf die Plane und es ertönte ein dumpfes Geräusch, als der Löffel von unten gegen die Kartons schlug. Eine Sekunde später klappte die Mauer in sich zusammen, doch Prince Danny setzte mit einem eleganten Rauschen darüber hinweg. Leichtfüßig trabte er zum anderen Ende des Platzes und Cailie sprang überglücklich hinunter, um den anderen zuzusehen.

      „Das war wirklich allererste Sahne! Es sah so aus, als würde sich Prince Danny gar nicht anstrengen!“, kommentierte der Mann aus den Lautsprechern.

      Dann kam der nächste Pfiff und das Pferd nach Cailie galoppierte an. Es preschte auf das Hindernis zu, kam auf die Plane und die Kartons fielen auf einen Haufen. Die Stute erschreckte sich und stoppte abrupt. Der Reiter wippte und prallte gegen den Hals des Tieres, wurde aber gleich wieder zurückgerissen, als das Pferd rückwärts lief. Schon ertönte wieder ein Pfiff. Die nächste Reiterin trieb ihr Pferd zaghaft an. Sie war unsicher, weil die verängstigte Stute noch vor dem Hindernis stand. Deren Reiter hatte sie nun wieder unter Kontrolle. Doch als das nächste Pferd herangaloppierte, konnte er sein Tier nicht schnell genug weglenken. Das Mädchen kam immer näher. Der Junge trieb seine Stute energisch an und ... Im letzten Moment brauste das nächste Tier an ihm vorbei. Cera hielt erschrocken den Atem an. Doch nun schob sich das Hinterteil der Schimmelstute erneut zwischen den Hengst der Reiterin und das Hindernis. Das Mädchen musste ihr Pferd scharf an ihrem Konkurrenten und dem Hindernis vorbeilenken, und der Reiter schaffte es endlich, die Stute aus der Bahn zu bringen.

      „Au, das war aber knapp, vermutlich hätten es Lazio und das Musdorfer Mädchen Lea Frech noch über das Hindernis geschafft, wenn nicht der Seelstadter Reiter Markus Lang und seine Stute Florina im Weg gestanden hätten. Tut mir leid, ihr Musdorfer!“, rief der Ansager.

      Dann pfiff es erneut und Silka und Brownie von den Fuxdorfern galoppierten an. Sie sprangen über das Hindernis, aber der Fuß des Fuchses riss einen Karton mit sich.

      „Nicht ganz so sauber, aber immerhin!“, ertönte es aus den Lautsprechern.

      Dann setzte Franz Malan sein Pferd in Bewegung. Als das Hindernis in sich zusammenrauschte, erschreckte sich der Wallach leicht, sprang aber trotzdem darüber, leider aber nur im Trab.

      Dann kam der letzte Teilnehmer vom Hafen-Reitverein und machte sich bereit. Cera spürte einen Schauder über ihren Rücken laufen. Es war der Reiter von vorhin, der beim Springen gewonnen hatte, als Cailie verloren hatte. Bei seinem Anblick bekam Cera eine fürchterliche Gänsehaut. Er duckte sich hinter den Hals des wunderschönen, schlanken Pferdes, sodass ihm seine glatten schwarzen Haare tief in die finsteren Augen hingen. Er hatte die Zügel so streng aufgenommen, dass das Pferd den Kopf nach oben bog. Es schwitzte sehr und hatte die Augen weit aufgerissen, Spucke tropfte aus seinen Mundwinkeln, die brutal vom Gebissstück nach hinten gezogen worden waren. Es hatte palominofarbenes Fell und eine lange weißgoldene Mähne, die wie seidene Wolle über seinen Hals fiel. Ceras Ahnung, dass der Sprung nicht gut gehen konnte, wurde immer stärker. Sie biss die Zähne zusammen und wand sich unter dem unangenehmen Gefühl, das sie beinahe verrückt machte. Wenn nur dem Pferd nichts passieren würde!

      Dann ertönte der letzte Pfiff. In Sekundenschnelle stieß der Reiter dem Pferd die Absätze in die Flanken. Es galoppierte pfeilschnell an und flog auf das Hindernis zu. Der Ausdruck im Gesicht des Reiters war entschlossen und ehrgeizig, er hatte die dunklen Augen zu Schlitzen verengt. Doch Cera sah auf dem Gesicht des Pferdes einen starken Unwillen, beinahe schon seinen Fluchttrieb. Der Hengst wollte umdrehen und fliehen, doch der Reiter ließ es nicht zu und zwang es krampfhaft, schneller zu werden. Das Hindernis kam immer näher und das Pferd buckelte ein wenig, doch der Reiter ignorierte das, er setzte sich brutal durch. Der Hengst kam mit dem Vorderfuß auf die Plane und die Kartons sausten zu Boden. Jetzt war es endgültig zu viel für das Pferd. Es scheute und stieg hoch in die Luft. Der Reiter klammerte sich fest, während das Tier nach hinten ausschlug.

      Für Cera passierte ab jetzt alles in Zeitlupe. Der wunderschöne Palomino bäumte sich erneut auf und der Junge fiel von seinem Rücken. Er drehte und wand sich in der Luft wie eine Raupe, die versuchte, sich aus ihrem Kokon zu schälen. Er plumpste mit der Schulter voran in den Sand. Sein Schmerzensschrei hallte über den ganzen Platz. Alle Anwesenden schienen die Luft anzuhalten, man konnte sogar den Sprecher hinter seinem Mikrofon schlucken hören. Dann stand das Pferd wieder auf allen vieren und drehte völlig durch. Es schlug um sich und wirbelte im Galopp umher, rannte verzweifelt durch die Kartons, stolperte dabei aber. Es wieherte gequält und laut auf und stürzte auf die Vorderbeine. Das Tier brach zusammen und lag reglos im Sand.

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