Ceras Abenteuer - Das Geheimnis der schwarzen Stute. Lena Wege. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lena Wege
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960742838
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packten ihre Sachen. Zu Bernd Borkin sagten sie kurz und knapp: „Wir melden uns bei Ihnen, wenn es etwas Neues gibt.“ Sie reichten ihm die Hand und gingen hinaus.

      Kurz nachdem sie den Raum verlassen hatten, kamen die anderen Mädchen wieder herein. Cailie setzte sich zu Cera auf die blaue Liege.

      „Hey Cera, gleich sind wir wieder zu Hause“, tröstete Cailie ihre Freundin und legte einen Arm um sie. „Außerdem sucht die Polizei inzwischen nach dem Pferd, die finden es bestimmt!“

      Doch das überzeugte Cera ganz und gar nicht. „Weißt du überhaupt, wem das Pferd gehört?“, fragte sie.

      „Nein, da musst du Maggy fragen, die hat sich inzwischen erkundigt.“

      Cera seufzte. „Ich will nach Hause.“

      „Nur noch die Siegerehrung, dann haben wir es geschafft“, ermunterte Cailie sie und lächelte.

      „Wir sind doch sowieso die Letzten. Es haben bestimmt andere gewonnen.“

      Sie hatten wohl etwas zu laut geredet, denn Borkin hatte alles mitbekommen. Er grinste sie an und sagte geheimnisvoll: „Da wäre ich mir nicht so sicher.“ Cera und Cailie blickten ihn verständnislos an. „Ihr werdet sehen!“

      Als endlich alle auf ihren Pferden saßen und in die Arena hineingeritten waren, räusperte sich jemand am Mikrofon. Es war Herr Borkin höchstpersönlich. Er sagte: „Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kinder und Jugendliche, liebe Teilnehmer. Es tut mir außerordentlich leid, dass in diesem Turnier sehr viel schiefgehen musste. Falls es noch nicht alle mitbekommen haben, das Pferd von Cedric von Litzenstein, dem Sohn des Gestütsbesitzers François von Litzenstein, ist verschwunden. Die Polizei fahndet inzwischen nach dem teuren Hengst. Ich entschuldige mich vielmals und wünsche Ihnen trotzdem noch einen schönen restlichen Aufenthalt auf unserem Turnierplatz. Kehren wir nun zur Siegerehrung zurück.“ Dann trat er vom Mikrofon weg und verschwand. Cera hatte es doch gewusst: Firefly war gestohlen worden. Und dieser Typ, dem er gehört hatte, musste tatsächlich über 13 Pferde besitzen und wohnte auch noch auf einem Gestüt. Neidisch wandte Cera sich wieder dem Turm zu.

      Der andere Sprecher hatte wieder seinen Platz eingenommen. „Die Siegerehrung findet nun statt. Die Ergebnisse der Tabelle sind folgende: Ganz unten stehen die Seelstadter Reiter mit null Punkten. Auf dem fünften Platz sind die Musdorfer Mädchen mit zehn Punkten. Danach kommt auf dem vierten Platz die Mannschaft der Rabensteiner Knaben. Auf dem dritten Platz sind die gewitzten Fuxdorfer gelandet. Doch um die ersten beiden Plätze müssen sich zwei Gruppen streiten. Das sind ... die Borninger Pferdeflöhe und die Reiter des Hafen-Reitvereins! Jede Gruppe hat in den Spielen 40 Punkte gesammelt.“

      Cera begriff erst gar nicht, was los war. Der Mann sprach schon weiter: „Doch nun müssen wir auch noch Sprung, Distanz, Aussehen und Vertrauen bewerten. Im Springparcours haben die Reiter des Hafen-Reitvereins deutlich besser abgeschnitten, in der Disziplin Distanz haben sich beide Gruppen sehr gut bewiesen. Doch in den Kategorien Aussehen und Vertrauen sind die Borninger eindeutig Sieger. Die Pferde des Hafen-Reitvereins waren verschwitzt und fingen wegen der ganzen Aufregung und dem Leistungsdruck an durchzudrehen. Doch die Borninger blieben ruhig und hätten jetzt sogar noch einen Ausritt veranstalten können. Und in der Disziplin Vertrauen gibt es im ganzen Tal keine besseren Reiter. Die selbst ausgedachte Aufgabe war spitze. Kein anderes Pferd hat es über das Hindernis geschafft, das wirklich sehr durchdacht und ausgefallen war. Außerdem waren die Borninger im Vertrauensparcours die Ersten. Und das dürfte nun wohl eindeutig reichen. Die Gewinner dieses Turniers sind natürlich die Borninger Pferdeflöhe!“

      In Cera waren während dieser Worte ein paar kleine Knospen der Hoffnung aufgeblüht. Nun hatten sich diese Knospen zu Blüten entfaltet. Sie machte einen Luftsprung auf Apples Rücken und strahlte zu Cailie und den anderen hinüber. Sie hatten es zusammen geschafft, trotz aller Strapazen. Trotz des Unglücks mit Firefly ... Cera schüttelte den Kopf. Sie wollte erst wieder zu Hause an den gestohlenen Hengst denken. Jetzt musste gefeiert werden. Das Publikum jubelte und die Hafen-Reiter buhten. Doch das überhörten sie einfach. Cera war so glücklich, dass sie für einen Augenblick ihre Sorgen um Firefly vergaß.

      Als sich der Jubel ein wenig gelegt hatte, drang es wieder aus den Lautsprechern: „Nun vergeben wir den Hauptpreis, den Pokal und noch ein Geschenk. Raten Sie nur, was es ist! Der Hauptpreis dieses Turniers ist ein Pferd! Der Veranstalter, Bernd Borkin, verschenkt ein Pferd seines Gestüts mit Futter, Putzzeug, Sattel, Zaumzeug, Pflegemittel und allem Drum und Dran sowie 400 Euro! Freie Wahl eines neuen Pferdes für den Reitstall, ist das nicht toll? Die Borninger Pferdeflöhe mögen in sein Büro kommen, Bernd Borkin persönlich wird da sein und sie beglückwünschen!“

      Den Mädchen klappte die Kinnlade herunter. Mit den 400 Euro konnten sie fast hundertmal Eis essen gehen und obendrauf bekamen sie ein neues Pferd mit Zubehör und den ganzen Sachen! Wow! Was war das für ein toller Preis!

      Schon fingen die Mädchen an zu diskutieren, welches Pferd sie aussuchen würden. Erst waren gewöhnliche Pferderassen im Gespräch wie Haflinger, Isländer, Englische Vollblüter und Trakehner, aber dann kam die Erste mit einem Maultier, darauf folgte die Idee von einem Curly Horse-Marwari-Mix, einem Albino-Friesen ...

      *

      *

      5. Geschenkt

      Cera wollte gar nichts von alledem. Sie träumte gerade von Firefly, wie sie mit ihm durch die Wiesen jagte. Cailie ritt weit hinter ihnen, sie wurden immer schneller, Firefly hob ab ...

      „Cera“, sagte auf einmal eine vorsichtige Stimme. „Wir müssen mal mit dir reden.“ Maggy stand neben ihr und stupste sie in die Seite. Sie standen alleine auf dem Turnierplatz. Alle Zuschauer waren gegangen und auch der Turm war leer. Das Turnier war vorbei. Auch die anderen Mädchen, sogar Cailie, waren nicht mehr da. Wolken bedeckten die Sonne und die Ränge der Arena, durch die leere Getränkebecher und Müll fegten, lagen grau und verlassen da.

      Maggy und sie stiegen schweigend die Treppen hoch in Borkins Büro. Grinsend saß dieser am Schreibtisch. „Tja. Wer hätte es gedacht?“, sagte er und sah Maggy erwartungsvoll an.

      Diese holte tief Luft und blickte hinüber zu den fünf Mädchen aus der Reitgruppe, die alle in einer Zimmerecke standen und stumm dem Gespräch lauschten „Also“, fing Maggy schlicht an. „Wir möchten dir danken, Cera. Wir haben uns entschlossen, dir das Pferd zu schenken, das wir gewonnen haben.“

      Cera erschrak sich so sehr, dass sie rückwärts zur Tür hinausstolperte. „Schenken? Wieso?“, keuchte sie entsetzt.

      „Cera, ohne dich hätten wir das Turnier NIE gewonnen. Erstens, du bist auf die Idee mit dem Hindernis gekommen, das Bernd Borkin gezeigt hat, dass die meisten Pferde ihrem Reiter nicht vertrauen. Und zweitens, du hast den Vertrauensparcours ohne Fehler gemeistert, das hätte kein anderer von uns gemeistert. Ohne dich hätten wir das nicht geschafft, Cera. Du hast uns beinahe so viele Punkte eingebracht, wie manch eine andere Gruppe nicht bis zum Ende bekommen hat. Du hast dir den Hauptpreis wirklich verdient. Außerdem wissen wir alle, wie sehr du dir ein eigenes Pferd wünscht!“

      „Aber, aber ...“, stammelte Cera. In diesem Moment entglitt ihr die Fassung völlig.

      „Was aber?“, hakte Maggy lächelnd nach.

      „Ich weiß doch noch gar nicht, ob meine Eltern einverstanden sind. Die sparen ja schon, dass sie meine Reitstunden bezahlen können. Ich hätte gerne einen Hannoveraner wie Cailie, aber der ist viel teurer als ein Shetty, ein Isländer oder so was Wetterfestes. Die sind robuster, außerdem glaube ich, die passen viel besser zu unserem Hof. Entweder müsste ich aufhören, Reitstunden bei euch zu nehmen, oder ich müsste mein Pferd zurückgeben“, folgerte Cera traurig.

      Bedrücktes Schweigen lag im Raum. Bernd Borkin hatte sich zu der Sache noch gar nicht geäußert. Bis jetzt. „Aber ihr bekommt doch noch die 400 Euro“, meinte er dann.

      Maggy