Ceras Abenteuer - Das Geheimnis der schwarzen Stute. Lena Wege. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lena Wege
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960742838
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hatte sie tatsächlich gerade einen Apfel aus dem Hausvorrat verspeist. Cailie blickte nach oben und sah ihre Freundin mit wehender roter Mähne wie eine Elfe zwischen den Ästen sitzen. Cailie band Prince Danny an, rannte über den hügeligen Grasstreifen und kam unter dem weißen, blühenden Baum zum Stehen. Grinsend packte sie einen Ast und zog sich hoch zu Cera. Sie saßen eine Weile dort oben. Das Einzige, was sie hörten, war Smokeys Schnurren und der Wind, der die Apfelblütenblätter über das Pflaster fegte. Nach einiger Zeit tat Cera der Hintern weh. Äste mit rauer Rinde waren schließlich nicht das Bequemste auf Erden. Deshalb fragte sie: „Wollen wir ein bisschen reiten?“ Natürlich stimmte Cailie zu. Sie holten Prince Danny von der Koppel und entschlossen sich, noch ein wenig auszureiten. Sie ritten zu zweit durch den Wald, der im Westen an den Hof angrenzte.

      Hinter dem Wald begannen die großen Berge, nicht mehr die runden, bewaldeten, auf denen die Dörfer und Häuser standen und wo sich die Almen befanden. Es waren graue, zackige und scharfe Felsspitzen, die weit hinauf in den Himmel ragten. Diese dunklen Felsen waren so steil, dass sich kein Schnee darauf niederlegen konnte. Mitten durch die Gebirgszacken zog sich eine tiefe schwarze Schlucht. Dunkel und mit Geröll verschüttet. Ein Wasserfall, hoch oben in einer dunklen Wolke beginnend, die die Bergspitzen verhüllte, rann dunkel und eiskalt die steile Kluft hinab. Davor war eine Wiese, doch sie gehörte niemandem, keiner ließ seine Kühe darauf grasen. Die Weide blühte in den prächtigsten Farben und darin tummelten sich Schmetterlinge, Käfer, Dachse, Füchse und auch manchmal Rehe. Diese von Leben erfüllte Wiese passte gar nicht zu den eintönigen spitzen, dunklen Bergen, die stumm dastanden und die Welt von oben besahen.

      Kaum hatten die beiden Mädchen den Wald durchquert, galoppierten sie über diese Wiese voller Blumen und kamen auf der anderen Seite zur Schlucht. Von Nahem war sie noch unheimlicher. Der Wasserfall dröhnte von oben herab und verschwand irgendwo in einem Loch in der Erde. Ein tiefes Stöhnen drang aus der Schlucht und hin und wieder sauste ein Steinbrocken in die Tiefe.

      „Mir ist das unheimlich!“, jammerte Cailie ängstlich und krallte sich mit den Fingern in Prince Dannys Mähne fest.

      „Hm, ja, mir kommt es so vor, als hätte die Schlucht Mundgeruch!“, lachte Cera neckend. Tatsächlich ging von den gezackten Felswänden ein leicht muffiger Geruch aus.

      „Das ist nicht witzig, ich finde das gruselig!“, beschwerte sich Cailie. „Reiten wir lieber zurück, mein Prince schüttelt sich ja auch schon!“

      „Genau, hier ist es langweilig!“, gestand Cera und rollte genervt mit den Augen wegen Cailies Spießigkeit.

      Cailie wendete ihren Wallach und sie trabten eilig zurück zum Hof. Cera drehte sich noch einmal um und runzelte die Stirn. Auch ihr war diese Gebirgskette nicht ganz geheuer. Man nannte sie im Dorf nicht umsonst Gürtel des Jenseits. Schon mancher, der aus Spaß versucht hatte, dort zu klettern, hatte mit dem Leben bezahlt. Deswegen wurde die Gebirgskette so gut wie möglich gemieden. Die Mädchen ritten zurück durch den Wald zum Hof.

      „Und schon haben wir ein bisschen deine Kondition trainiert, mein Dicker“, lachte Cailie und klopfte den verschwitzten Hals des Tieres.

      „Cailie“, rief Ceras Mutter aus dem Haus, „willst du noch mit uns zu Abend essen?“

      „Gerne, aber nicht zu lange, wir müssen nämlich heute Abend noch weg!“ Mit diesen Worten sattelten sie Prince Danny ab und stellten ihn auf die Koppel.

      Wie immer bei gutem Wetter gab es draußen im Garten Abendessen. Cera konnte kaum genug bekommen von dem selbst gemachten Brot ihrer Mutter, sodass sie am Abend stöhnend auf dem Sofa lag und sich über einen überfüllten Magen beklagte. Als ihr Vater das Gejammer nicht mehr ertragen konnte, schickte er sie in ihr Zimmer und dort blieb sie den ganzen Abend lang auf dem Teppich liegen. Aber das lag daran, dass sie sich gerade vorstellte, ein Pferd mit Kolik zu sein und daran zu sterben. Und dort schlummerte sie auch ein, fest in dem Glauben, ein schlafendes Pferd zu sein.

      *

      *

      3. Turnierzeit

      Sehr spät am Morgen stand Cera auf. Vielleicht wäre sie auf dem harten Holzboden gar nicht aufgewacht, wenn Smokey nicht an ihrer Hand geleckt und in ihren großen Zeh gebissen hätte. Es war neun Uhr. Um elf Uhr begann das wichtige Turnier und um Viertel vor zehn fuhr der Teambus ab. Cera erinnerte sich, den Wecker auf acht Uhr gestellt zu haben und dann eingeschlafen zu sein. Verschlafen tapste sie ins Bad und blickte in den Spiegel. Jetzt musste sie sich aber beeilen! Für eine Dusche war keine Zeit mehr, also musste sie sich mit einer Katzenwäsche begnügen. Sie flocht ihre Haare zu zwei langen roten Zöpfen, damit sie ihr beim Turnier nicht immer im Gesicht herumflogen, zog sich die guten Turnierreithosen und ein sauberes dunkles T-Shirt an, schlüpfte in ihre Stiefel und rannte hinunter in die Küche. Sie steckte sich ein wenig Geld und einen Müsliriegel ein und hätte fast ihre Reitkappe vergessen, hätte Ayka sie ihr nicht vor die Füße gelegt. Eilig wischte Cera die Spucke vom Helm und öffnete gleichzeitig die Haustür.

      „Danke Ayka!“, keuchte sie und rannte in die Garage. Sie sprang auf ihr Fahrrad und fuhr in das Dorf zum Reitstall.

      Apple war das einzige Pferd, das am Turnier teilnahm und noch in seiner Box stand. Prustend schwang Cera die Tür zur Seite. Apple begrüßte sie leise wiehernd. Natürlich war Cera mal wieder zu spät. Er kannte doch seine Reiterin. Sie zog ihm das Halfter über den Kopf und führte ihn nach draußen vor den Stall, wo sie ihn anband. Er ahnte schon, was kam. Cera rannte in den Stall und holte eine große Putzkiste. Verzweifelt blickte er zu dem Pferd, das neben ihm stand. Es war nicht aus dem Reitstall. Anscheinend war es das ständige Putzen schon gewohnt. Die Stute bemerkte, dass Apple sie ansah.

      „Da musst du durch!“, schnaubte sie. Mit schreckgeweiteten Augen sah er, dass Cera eine große Wurzelbürste aus der Kiste nahm. Er wich der Bürste aus, doch dabei stieß er gegen die Stute neben ihm. Nun war er gefangen. Wohl oder übel musste er die Putzangelegenheit über sich ergehen lassen. Als Cera nun aber einen Hufkratzer aus der Kiste nahm, schlug er seine Hufe in den Boden. Cera gelang es nicht, eines der Beine anzuheben.

      „Jetzt mach doch nicht immer so ein Theater!“, schimpfte sie Apple wütend. Was musste er auch immer seine Hufe so schwer machen! „Dann lassen wir es eben bleiben!“, murmelte Cera aufgebracht. Einmal nicht die Hufe auszukratzen machte ja auch nichts aus. Anschließend sattelte sie ihn und zäumte ihn auf. Sie flocht ihm ein grünes Band in seinen Schweif. Sie fand, diese Farbe stand dem Apfelschimmel. Doch Apple fand, dass er bescheuert aussah. Doch was sollte es? Wenn er Cera damit einen Gefallen tun konnte, dann war er zufrieden.

      Gleich darauf wurde Apple in einen Hänger geführt, angebunden und von hinten eingesperrt, als die Verladeklappe geschlossen wurde. Dann ging es los. Neben ihm im Hänger stand die schwarze Stute aus der Box. Sie gefiel ihm. Ihre Besitzerin hatte ihr lilafarbene Blüten in die Mähne geflochten und ihre Hufe mit Huffett eingepinselt. Doch auch dieser Prince Danny hatte offensichtlich ein Auge auf sie geworfen. Er fuhr neben ihnen und starrte durch ein Fenster im Hänger herein. Die Stute schenkte dem Hannoveraner jedoch keine Beachtung ... dem kleinen grauen Hengst jedoch leider auch nicht.

      Der Wagen wurde langsamer. Schon ging die Klappe auf und Eva und Nika standen davor. „Die sehen doch süß aus, die zwei zusammen“, kicherte Eva.

      „Ja, finde ich auch. Komm, Blizzy!“, erwiderte Nika und lockte ihr Pferd. Sie nahm die Stute beim Zügel und führte sie die Rampe hinunter.

      Cera, die gerade aus dem Teambus ausgestiegen war, nahm einen tiefen Atemzug. Es lag dieser unbeschreibliche Geruch nach Sommer in der Luft. Außerdem roch es nach Popcorn und Bratwürsten. Cera holte ihre Fotokamera heraus und schoss ein paar Fotos vom Turnierplatz, dem blauen Himmel und der großen Zuschauertribüne, die sich vor ihnen erhob. Auch die anderen Eltern, die in ihren Autos mitgefahren waren, um die Pferde zu transportieren, halfen beim Ausladen mit. Maggy und Reiko schleppten gerade die Einzelteile des Hindernisses aus dem Kofferraum des Kombis herbei und legten sie auf einen Wagen, den sie dann beim Veranstalter