Ceras Abenteuer - Das Geheimnis der schwarzen Stute. Lena Wege. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lena Wege
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960742838
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krumm auf dem flachen Dach. Es gab eine große Koppel, die an den Stall angeschlossen war, und einen kleinen, sumpfigen Reitplatz. Eine Reithalle gab es nicht, man ritt bei jedem Wetter draußen. Das war auch die Erklärung, weswegen der Platz so aufgeweicht war, von den schweren Pferdehufen zertrampelt und umgegraben. Cailie stellte prustend das Rad ab und Cera überreichte ihr die Zügel.

      Sogleich rannte Cera zum Stall und schnappte sich ein Halfter. Knarzend schob sie die schwere Stalltür beiseite. Apple wieherte ihr von einer der letzten Boxen am Ende des Gangs zu. Schnaubend wippte er mit dem Kopf, froh, sie zu sehen. Apple war ein deutsches Reitpony, wenn auch kein reinrassiges, und hatte graues Fell, das an der Kruppe hell geäpfelt war. Cera strubbelte ihm durch den cremefarbenen Schopf und zog ihm das notdürftig geflickte Halfter über die Ohren. Sie schloss das Halfter auf der anderen Seite des Kopfes und hängte einen Strick in den Ring. Cera öffnete die Boxentür und führte Apple die staubige Stallgasse entlang. Draußen band sie ihn an und putzte ihn.

      Apple hatte das Glück, apfelschimmelgraues Fell zu haben, das war eine von vielen praktischen Tarnfarben. Man sah nie irgendwelchen Schmutz, aber wenn man einmal mit der Bürste drüberfuhr, meinte man, das Pferd wäre jahrelang eingestaubt. Leider hatte Apple auch das Pech, dass Cera ihn immer putzte, denn bei ihr musste man so lange stehen bleiben und dieses Schrubben über sich ergehen lassen, bis man schrecklich sauber war. Apple konnte das nicht leiden. Deswegen wälzte er sich immer gleich wieder im Dreck, nachdem Cera weg war. Als Cera nach dem Putzen den Sattel und die Trense holte, versuchte er, den Huf wieder in einen Pferdemisthaufen zu stellen, aber bedauerlicherweise war dieser zu weit entfernt.

      „So, jetzt alle mal aufsteigen!“, rief Maggy, die Reitlehrerin, die gerade um die Ecke kam. Maggy war auch nur ein Spitzname, eigentlich hieß sie Magdalena. Sie war kaum älter als zwanzig. Sie trug blaue Reithosen und hatte wie immer einen braunen Pferdeschwanz.

      Cera gurtete gerade noch einmal nach. Apple war Ceras Meinung nach der, der sich immer am meisten aufblies, kaum dass man einen Sattel auf seinen Rücken legte. Und zwar schrecklich. Doch wie immer ging es irgendwie, den Gurt noch ein Loch enger zu schnallen, und Cera führte Apple auf den Platz.

      Die Reitgruppe bestand aus sechs Mädchen. Einige davon hatten ihre eigenen Pferde mitgebracht, denn an Turnieren durfte man sie immer teilnehmen lassen. Zuerst machten sie eine Aufwärmübung und sprangen über ein paar kleine Kreuze. Die Reitgruppe übte für das Mannschaftsturnier. Dabei traten viele kleine Reitgruppen gegeneinander an. Es gab verschiedene Spiele, bei denen jeweils einer der Gruppe an den Start ging. Wenn er gewann, wurden diese Punkte seiner Mannschaft gutgeschrieben.

      Als die Mädchen alles Mögliche ausprobiert und geprobt hatten, meinte Maggy: „Ich denke, ihr seid jetzt bereit und sehr gut vorbereitet. Ich bin mir sicher, dass wir einen guten Platz erzielen werden ... Am letzten Sonntag jedoch kam ein Brief von dem Veranstalter des Turniers, ein Mann namens Herr Borkin. Er hat geschrieben, er hätte sich schon viele Spiele ausgedacht, aber es gäbe da noch was. Es wäre nämlich noch ein Teil des Wettkampfs, dass jede Mannschaft sich eine eigene persönlich entworfene Aufgabe ausdenkt. Es kann ein Spiel sein, ein Hindernis oder sonst etwas, wobei man gegeneinander antreten kann. Auch wir müssen das natürlich tun. Ich denke, wir machen es uns erst mal gemütlich.“

      Nach dieser Feststellung banden alle die Pferde an. Dann lief Maggy in die Sattelkammer und holte Papier und Stifte. Eva und Sally stellten einen großen Klapptisch im Schatten der Bäume auf und verteilten Stühle darum. Da es aber zu wenig Stühle waren, kraxelte Cera eben auf die große Eiche über den anderen, lehnte sich an einen Ast und schaute zu.

      Zuerst mal waren sich alle einig. Sie würden sich ein Hindernis einfallen lassen. Es sollte etwas richtig Außergewöhnliches werden.

      „Ich denke, wir bauen eine Mauer aus Steinen, die schön bunt und knallig sind“, überlegte Paulette.

      „Aber nein, wie wollen wir denn dieses Hindernis zum Turnier bringen? Wir müssten es vielleicht zusammenkleben oder ... einfrieren.“ Maggy schüttelte den Kopf.

      „Einfrieren! Das ist es doch“, rief Nika laut. „Wir machen einen ganz großen Eisklotz und darin frieren wir Playmobilfiguren ein!“

      „Playmobilfiguren? Also, zu verrückt sollte das nicht rauskommen ...“, ereiferte sich Sally misstrauisch und beäugte eine Fliege, die auf dem Tisch herumkrabbelte.

      „Oder ... na ja, vielleicht ein bisschen Obst, Birnen oder so. Was Pferde eben auch fressen“, legte Nika nach.

      „Na also, Nika, hör mal, für den Eisklotz müssten wir schon Wochen zuvor anfangen, Wasser einzufrieren. Allerdings haben wir jetzt nur noch zwei Tage Zeit bis zum Wettkampf“, sprach sich Eva dagegen aus.

      „Dann schlagen wir zwei Holzpflöcke in die Erde, legen eine Plane darüber und dahinter kommt eine kleine Hecke. Das ist zwar nicht sehr originell, aber es ist wenigstens schwierig genug, gleichzeitig über die Plane und die Hecke zu kommen!“, schlug Sally achselzuckend vor.

      „Ach nö, dann machen wir es so ...“, fing wieder die Nächste an.

      Und während die anderen noch diskutierten und immer weiterredeten, war Cera schon wieder in ihre Pferdeträume versunken. Nur ganz oberflächlich dachte sie über ein neues Hindernis nach. Vor ihren Augen musste sie nämlich gerade ihren Andalusierschimmel zwischen vielen Feuerwänden auf dem Boden hindurchlenken. Cera befand sich in ihren Gedanken gerade in einer Show und alle Zuschauer hielten den Atem an. Ihr lief der Schweiß in den Nacken und der feurige Hengst befand sich in einem scharfen Galopp. Er hatte keinen Sattel auf dem Rücken und Cera benötigte ihre meiste Kraft dafür, sich mit den Beinen festzuklammern. Nun kam der Höhepunkt der Nummer. Cera trieb den Hengst noch einmal an und galoppierte geradewegs auf eine der hohen Flammen zu. Sie gab dem Andalusier die Hilfe zum Sprung und ...

      Dann wurde sie von einer Stimme abgelenkt. „Schau mal, Cera hat einen Krampfanfall!“ Sie wurde aus ihrer Konzentration gerissen und fiel vom Rücken des Hengstes, er scheute und Cera schrie. Sie fiel weiter, viel zu weit, und dann prallte sie auf den Rücken. Die große Showhalle verschwamm vor ihren Augen, das Publikum schrie auf und der Hengst verschwand in den Flammen ... Der Schmerz presste Ceras Lungen zusammen. Sie rang verzweifelt nach Luft, doch es half nicht, sie würde ersticken.

      Plötzlich wurde sie an den Armen hochgezogen und auf einen Stuhl gesetzt. Nun bekam sie wieder Luft. Ihre Lungen füllten sich und Cera nahm einen tiefen Atemzug. Und noch einen. Und noch einen. Jetzt konnte sie wieder klar sehen. Es waren Maggy und die anderen Mädchen, die um sie herumstanden und sie wie Eulen anglotzten.

      „Cera, was ist passiert? Du bist vom Baum gefallen“, rief Paulette.

      Cera schwirrte der Kopf.

      Cailie drängte sich dazwischen. „Sag mal, spinnst du?“, fuhr sie Paulette an. „Ihr solltet jetzt aber alle langsam mal wissen, dass Cera eine ganz schlimme Krankheit hat!“

      „Eine Krankheit? Das merkt man ihr aber gar nicht an“, murmelten die anderen.

      „Ach ja, und was war das gerade? Du hast das Schlimmste getan, was man tun kann. Ceras Krankheit kann nur von einem eigenen Pferd geheilt werden. Sie träumt nämlich immer von Pferden, überall, wo sie ist. Sie kann jederzeit in die Welt der Pferde eintauchen. Und wenn sie jemand auch nur versehentlich mit irgendeinem dummen Spruch aus ihrer ganzen Konzentration reißt, dann erschrickt sie sich, sodass schlimme Sachen passieren. Vorhin hätte sie deswegen fast eine Katze überfahren, gestern ist sie eine Treppe hinuntergefallen und jetzt ist sie vom Baum gestürzt. Sie taucht vollständig in ihre Träume ein. Na ja, die einzige Medizin wäre ein eigenes Pferd, so könnte sie nämlich diese Träume leben“, erklärte Cailie schnell und gestikulierte wild mit den Händen.

      „Ja, ich war gerade mitten in einer Show, umgeben von Feuerwänden. Der Hengst hatte keinen Sattel und ist galoppiert, deswegen hab ich mich wahrscheinlich so am Ast festgeklammert. Tja, und heute Mittag bin ich auf dem Feldweg hingefallen. Da hab ich nämlich meinen Andalusierhengst trainiert. Und gerade eben, als ihr diskutiert habt, war ich mitten in einem Zirkus. Dann hat irgendwer was gesagt und ich hab mich erschrocken“, sagte Cera seufzend und rieb sich die