Ceras Abenteuer - Das Geheimnis der schwarzen Stute. Lena Wege. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lena Wege
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960742838
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Mädchen schwiegen, bis Maggy sagte: „Das tut mir sehr leid für dich, Cera, aber wir können trotzdem nicht einfach eins von unseren Pferden verschenken. Außerdem haben wir noch immer keine Lösung für unser Hindernis-Problem.“

      „Ihr habt mich noch nicht gefragt“, lächelte Cera. Urplötzlich in dem Moment, in dem sie keinen Boden mehr unter den Füßen gespürt hatte und vom Ast gekippt war, war ihr eine zündende Idee gekommen. „Ich hab nämlich einen Vorschlag. Der Hengst sollte gerade durch Feuer gehen, als ich vom Baum gefallen bin. Als ich nicht mehr da war, hat er gescheut. Deswegen meine ich, wir sollten ein Hindernis machen, das Vertrauen fordert. Wir stapeln einfach bemalte Schuhkartons in Form einer etwa hüfthohen Mauer übereinander. Vor den Schuhkartons liegt eine Plane, darunter eine große Feder. Diese ist mit einem langen Klöppel oder Stab verbunden, der unter dem Stapel liegt und bei Auslösung nach oben springt und mit einer schnellen Bewegung den Kartonstapel umwirft. Tritt also das Pferd auf die Plane vor dem Hindernis, wird die Feder, die den Klöppel betätigt, nach unten gedrückt und die Kartons fallen in sich zusammen. Das fordert viel Vertrauen zwischen Pferd und Reiter, denn das Pferd muss sich erst mal auf die Folie trauen und darf nicht zögern. Außerdem schrecken die knalligen Kartons das Pferd ab, weil es diese nicht gewohnt ist. Haben Pferd und Reiter kein Vertrauen zueinander, würden sie erschrecken. Das Pferd dreht vielleicht sogar durch, rennt durch die Kartons und schmeißt dabei den ganzen Stapel um. Aber selbst dann ließen sich die Kartons schnell wieder aufbauen. Und wenn wir alle Personen aus einer Gruppe hintereinander springen lassen, können wir noch etwas beweisen. Wenn ein Pferd scheut, tun es ihm normalerweise auch die anderen hinter ihm gleich. Wenn das Tier dem Reiter zutraut, dass er weiß, was er tut, bleibt es ruhig. Das ist doch ein super Hindernis, oder? Und wir können es auch jetzt schnell aufbauen.“ Cera war begeistert. Auch die anderen waren einverstanden. Das klang vielversprechend.

      Schon zerstreuten sie sich in alle Himmelsrichtungen. Paulette, Cailie, Sally und Nika suchten in der Sattelkammer nach alten Schuhkartons von Reitstiefeln. Eva fand eine große, knisternde blaue Plastikplane und Maggy zeichnete unterdessen anhand von Ceras Anweisungen den Plan und den Grundriss des Hindernisses. Schließlich fanden sich alle wieder am Tisch ein. Cera holte Malfarben, Pinsel und Putzlumpen und dann wurden die Schuhverpackungen mit den abstraktesten Mustern bemalt. Als alles angestrichen war, die Kartons ebenso wie die Mädchen, legte Maggy mit ihrem Freund Reiko die Sprungfeder unter die Plane. Die Mädchen verbanden durch starke Drähte einen langen Holzlöffel, der als Klöppel dienen sollte, mit der Feder. Anschließend wurde der Löffel flach auf den Boden gelegt und die Kartons direkt darüber gestapelt. Nun mussten sie das Hindernis nur noch ausprobieren. Bei Cera und einigen anderen klappte es sofort, nur Sallys Haflinger Max musste bei jedem Mal erst die Plastikfolie ansabbern.

      Dann war das Training zu Ende. Sie sattelten die Pferde ab und wollten sie mit Stroh abreiben, doch sie waren so verschwitzt, dass sie doch zum Abspritzen gingen. Apple bockte und stemmte seine Hufe in den Boden. Er war doch gar nicht dreckig! Oder vielmehr – nicht schon wieder dreckig. Da ließ Cera ihn einfach stehen und ging davon. Ha, sie hatte zum ersten Mal aufgegeben! Er hatte gewonnen! Apple lief zur Weide und begann, neben seinem guten Freund Tamino zu grasen. Auf einmal traf ihn ein Wasserstrahl von hinten. Er fuhr herum und sprang nach vorne. Da stand Cera und die lachte so sehr, dass sie sich auf die Schenkel schlug. In ihrer Hand hielt sie einen Wasserschlauch und spritzte seine Beine nass. Das war so fies! Aber er hatte Cera trotzdem gern. Liebevoll gab er ihr einen Stups in den Rücken. Sie nahm seinen Kopf in die Hände und schmuste mit ihm. Er war so kuschelig und so süß!

      Da hörte Cera Cailies Stimme: „Ich reite jetzt heim, Cera. Du kannst wieder mit mir tauschen.“

      „Oh ja, gerne!“ Cera lief zum Zaun und Apple folgte ihr. Er konnte diesen groß gewachsenen Typen von einem Hannoveraner nicht leiden. Er sah so hochnäsig auf ihn herab. Und Cera mochte diesen Egoisten auch noch! Ponys wie er waren doch viel besser. Eifersüchtig drängte er sich an Ceras Seite. Sie umarmte ihn und flüsterte in seine Mähne noch ein Abschiedswort, dann kletterte sie über den Zaun und stieg auf Prince Dannys Rücken. Das war doch bescheuert. Der Hannoveraner war doch gar kein Prinz. Apple schnaubte verächtlich und gesellte sich wieder zu seinem Freund Tamino, um ihm zu erzählen, dass er der Erste gewesen war, der über ein Hindernis gesprungen war, das es zuvor noch nicht gegeben hatte.

      Nachdem Cera wohlbehalten zu Hause angekommen war, ging sie erst mal nach drinnen und zog sich um. Am liebsten würde sie ihre Reitsachen immer anlassen, doch ihre Mutter duldete keinen Pferdemist im Haus. Als ob das ein so großes Problem wäre, wenn sowieso alle Familienmitglieder auf dem Hof ständig mit Tieren in Kontakt waren. Ceras Mutter war aber gerade weg, um Terry vom Fußballtraining abzuholen. Nur Ceras Vater war draußen, um die Kühe in den Stall zu treiben.

      Cera hatte einen Bärenhunger und tigerte wie eine hungrige Raubkatze auf Nahrungssuche durch das Haus. In der Küche lag noch eine kleine Scheibe ihres selbst gebackenen Kuchens. Sie hatte sich das Rezept dazu selber ausgedacht. Es war ein Schokoteig mit Apfelschnitzen, Paprikachips und grünen Froschgummibärchen. Der Kuchen schmeckte zwar nicht ideal, war aber mit einer Mischung aus Zitronenschalenpulver und Zitronensaft glasiert.

      Leider warteten in ihrem Zimmer noch ein Stapel Hausaufgaben und Englisch-Vokabeln, die abgeschrieben und gelernt werden wollten. Cera erledigte alles, ohne zu überlegen, und belohnte sich mit einem neuen Schoko-Apfel-Chips-Gummibärchen-Kuchen. Sie bot ihn Terry und ihren Eltern zum Abendessen an, aber sie lehnten ab. Vielleicht war er etwas zu schwarz geworden. Ihre Familie hatte unverständlicherweise an jeder ihrer Mahlzeiten etwas auszusetzen.

      Am Abend ging Cera in ihr Zimmer. Sie war sehr müde und blieb nicht mehr lange wach. Sie spielte noch mit Smokey und einer selbst gebastelten Katzenangel und schlief schließlich mit dem Kater auf ihrem Bauch ein.

      Am nächsten Morgen stand Cera wie gewöhnlich um sieben Uhr auf. Sie ging auf den Balkon, um sich durch die kalte Morgenluft aufwecken zu lassen, und legte sich danach im Bad auf den Boden, der durch die Fußbodenheizung angewärmt war. Sie kämmte sich die langen roten Haare, die ihr fast bis zu den Ellenbogen reichten, und band sie zu einem blütenartigen Knoten zusammen, der an ihrem Hinterkopf thronte. Schnell schnappte sie sich ihren Rucksack und nahm sich vom Küchentisch ein Schokocroissant mit. Dann holte sie ihre Jacke mit einem gezielten Tennisballwurf vom Garderobenständer herunter und ging mit Terry zur Bushaltestelle. Obwohl Terry noch in der Grundschule war, fuhr sein Bus zur gleichen Zeit ab wie Ceras.

      Der Schultag war recht kurz. In der Aula war ein Wasserrohr aufgebrochen und der ganze Flur war überschwemmt. Cailie rief zu Hause an, um sich abholen zu lassen, und Cera durfte mitfahren.

      „Treffen wir uns heute?“, fragte Cailie.

      „Klar, warum nicht? Morgen ist Wochenende, lernen kann man da auch noch. Komm doch zu mir und bring Prince Danny mit, dann können wir noch ein bisschen für morgen üben! Die Kühe sind sowieso auf der Alm, da ist die Koppel frei, außer Simon macht sich mal wieder breit. Und an dem sollten wir uns nicht stören.“

      Als Cera zu Hause war, gab es erst mal Mittagessen. Smokey war zur Sicherheit ausgesperrt worden, denn es gab Schinkennudeln, gekocht nach dem uralten Familienrezept von Ceras Urgroßmutter. Aber Terry schien gestern seine Lektion gelernt zu haben, dieses Mal landete sein Essen nicht unter dem Tisch. Stattdessen berichtete er, dass er nach dem Mittagessen zum Fußballtraining fahren würde.

      „Gut so“, dachte Cera, „dann haben wir wenigstens unsere Ruhe vor ihm.“

      Nach dem Essen machte Cera in ihrem Zimmer die wenigen Hausaufgaben, die sie an diesem kurzen Schultag aufhatten. Sie hatte Lust, ein wenig zu klettern. So ging sie nach draußen in den Hof und stieg auf den alten Apfelbaum. Cera traf dort oben Smokey, der seine Krallen am Baumstamm wetzte. Sie streichelte sein rauchgraues Köpfchen und schnurrend rekelte er sich in ihrem Schoß.

      Nach einiger Zeit erschien unten in der Zufahrt ein kleiner rotbrauner Punkt. Er bewegte sich schnell auf das Haus zu. Es war Cailie. Prince Danny lief seinen weiten, muskulösen Trab aus und kam schnaubend zum Stehen.

      „Hallo Cailie! Komm auch rauf!“, rief Cera zur Begrüßung und winkte.

      Cailie blickte sich verdutzt um. Hatte sie nicht eine Stimme