ONE TO GO - Auf Leben und Tod. Mike Pace. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mike Pace
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958351271
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Chad. »Das Ersatzleben kann das eines Arschlochs sein oder das des reinsten unbefleckten Wesens. Aber jeder, den du umlegst, wird nach Süden reisen, ganz egal, ob sie es verdient hätten oder nicht.«

      »Ein Leben für ein Leben«, bekräftigte Brit. »Das ist nur fair.«

      Schließlich verstand Tom. Er seufzte erleichtert. Chads Worte klangen so absonderlich, dass er nun wusste, dass alles nur ein Traum sein konnte. Wenn er das seinem Kumpel Zig erzählte. Eliteschüler aus der Hölle; Zig würde sich nicht mehr einkriegen vor Lachen.

      »Oh, wir sind echt«, sagte Brit.

      Tom lächelte. Sie konnten seine Gedanken ja nur lesen, wenn dies ein total abgedrehter Albtraum war. Er wurde übermütig und beschloss, die beiden herauszufordern. »Beweist es.«

      Chad schüttelte den Kopf. »Was, du willst, dass wir unsere Köpfe um 360 Grad drehen und grünen Schleim kotzen? Tut mir leid, Tom, aber du wirst uns einfach vertrauen müssen. Oder auch nicht.«

      Der Ausdruck in Brits Gesicht ließ sich bestenfalls als entschuldigend bezeichnen. »Also, Samstag Mitternacht am Ende jeder zweiten Woche wirst du uns entweder ein Leben bescheren oder ich fürchte, wir werden gezwungen sein, uns eines aus dem Van zu holen.«

      »Vergiss nicht, Tom«, ermahnte ihn Chad, »du hast dir das alles selbst eingebrockt.«

      »Wir müssen los«, sagte Brit. Sie winkten beide und joggten dann weiter auf der Brücke nach Westen.

      Kapitel 5

      Im Bruchteil einer Sekunde saß Tom im Lexus und fuhr auf der Brücke nach Westen. Keine Schmerzen. Nirgends. Nicht einmal ein Kratzer in seiner Windschutzscheibe. Rasch prüfte er den Rückspiegel. Er konnte sehen, wie der Minivan vor dem roten Pick-up nach Osten fuhr.

      Alles wirkte absolut normal. Er erreichte die westliche Abfahrt der Brücke, fuhr einmal um den Kreisverkehr und zurück nach Osten.

      Was zur Hölle war passiert? Er musste sich wohl selbst dabei ertappt haben, wie er auf die Gegenspur geraten war, hatte dann auf die Bremse gedrückt und war daraufhin kurz mit dem Kopf gegen das Lenkrad geknallt. Irre. Er hatte immer noch Gänsehaut an beiden Armen. Erneut richtete er seinen Blick auf das Handschuhfach.

      »Und lass den Fusel, Tom. Saufen ist kein guter Juju.«

      Er musste jetzt unbedingt runterkommen oder er würde tatsächlich einen Unfall verursachen. Tom öffnete das Handschuhfach.

      ***

      Zwanzig Minuten später verließ er zu Fuß das Colonial-Parkdeck und ging auf die C Street. Er warf noch ein paar Minzdrops ein, als er nach Norden zum Museum lief.

      Als er die Independence überquerte, zählte er mindestens ein Dutzend Schulklassen vor dem Eingang. Er erinnerte sich mit Freude an seine Zeit als Lehrer und lächelte. Das Leben war damals weniger kompliziert gewesen.

      Janie und ihre Klassenkameradinnen standen in ihre grünen Shirts der Fairfield-Grundschulfrösche gekleidet am Ende der Schlange. Wie es aussah, hatte Janie ein Frosch-Shirt für ihre Cousine Angie ergattern und diese so zum Ehrenfrosch machen können. Ein paar Mütter patrouillierten am Rand der Klasse, um sicherzustellen, dass keine Kinder von ihrer Gruppe getrennt wurden. Rosie stand mit verschränkten Armen und kochend vor Wut da. Sie sah Tom finster an, sobald er die Straße überquert hatte.

      Er ignorierte seine ehemalige Schwägerin und winkte seiner Tochter. Als er bei ihr angekommen war, hüpfte sie ihm in die Arme. Nur der Himmel würde dem Gefühl gleichkommen, das er hatte, wenn die Arme seines Kindes sich eng um seinen Hals schlangen.

      Himmel.

      Seine Gedanken kehrten zu seinem Tagtraum zurück – seiner Vision, Halluzination, was auch immer es gewesen war. Obwohl sich das Ganze über fünfzehn oder zwanzig Minuten abgespielt hatte, hatte der Blackout in Wahrheit nur einen Sekundenbruchteil gedauert, denn Tom hatte ja nicht die Kontrolle über den Wagen verloren.

      »Mami war sauer auf dich, weil du dich verspätet hast.«

      »Ich weiß, Schatz. Tut mir leid. Aber jetzt bin ich ja da.«

      Rosie kam zu ihnen. Sie sah nicht glücklich aus. Genau betrachtet sah sie eigentlich nie glücklich aus.

      »Danke«, sagte Tom. »Ich weiß, dass du dir extra Umstände machen musstest.«

      »Wenn du dir etwas vornimmst, musst du auch dazu stehen, Tom.«

      »Du hast recht. Tut mir leid.«

      Ihr Blick wurde immer finsterer. »Keine Klugscheißereien als Antwort? Bist du krank oder so? Du solltest inzwischen wissen, dass die Familie eine Verpflichtung ist, die immer an erster Stelle steht.«

      Tom dachte: Vielleicht solltest du das deiner Schwester sagen, die sich dazu verpflichtet hatte, ihren Ehemann nicht zu betrügen. Was die Klugscheißereien anging, da hatte sie vermutlich Recht. Er zwang sich, seine Zunge im Zaum zu halten. Einundzwanzig, …

      »Stimmt. Aber der Verkehr. Ich hätte früher losfahren sollen.« Es hatte keinen Zweck, ihr zu sagen, dass sein Boss von ihm erwartet hatte, bis halb zehn Uhr morgens einen vollständigen Bericht über eine Transaktion für den zweitwichtigsten Kunden der Kanzlei anzufertigen, und dass er seinen Job verloren hätte, falls er das versaut hätte, wodurch er seine Möglichkeit, der Verpflichtung namens Familie in Form von Ehegatten- und Kindesunterhalt nachzukommen, aufs Spiel gesetzt hätte.

      »Tante Rosie hat einem Mann den Mittelfinger gezeigt«, erzählte Janie.

      Rosie schimpfte: »Janie …«

      »Was ist passiert?«, erkundigte sich Tom.

      »Irgend ein Idiot in einem silbernen Wagen hat mich auf der Brücke geschnitten. Ich wäre fast in so einen Redneck mit seinem Pick-up vor mir gekracht. Der Wichser wäre schuld gewesen, wenn ich von der Brücke gestürzt wäre. Hat er nicht gesehen, dass ich Kinder dabeihatte?«

      »Was ist ein Redneck?«, wollte Janie wissen.

      Rosie tauschte Blicke mit Tom. »Sein Auto war rot, Schatz. So nennen wir jemanden, der ein rotes Auto fährt, einen Redneck.«

      »Dann bist du ein Greenneck, Tante Rosie, weil du ein grünes Auto fährst?«

      »Genau«, bestätigte Tom.

      Angie rief von der Froschgruppe herüber. »Beeilt euch, sie lassen uns jetzt rein.«

      »Ich komme ab hier zurecht, Rosie. Vielen Dank noch mal.«

      »Verdammt, Tom, ich verstehe nicht, wie du dich selbst als verantwortungsvollen Vater ansehen kannst.«

      Die Antwort machte einen Satz von seinem Gehirn zu seinem Mund, bevor er mit Einundzwanzig zu zählen beginnen konnte. »Danke dafür. Ach, wie geht es eigentlich deiner Pilates-Trainerin?«

      Sie erstarrte, dann sah sie ihn panikerfüllt an; nun war sie nicht mehr das toughe Weibsbild, das es für notwendig erachtete, ihn wissen zu lassen, wie sehr ausgenutzt sie sich wegen seiner Schlamperei fühlte. Ihre Augen flehten, dann bahnten sich Tränen darin an. Sie verschwand rasch in der Menge. Tom hatte sie noch nie so erlebt.

      Der Frau ging ihr Arsch auf Grundeis.

      Kapitel 6

      Das Napoleon's war zum Bersten voll, aber Angus, der Barkeeper, hatte ihnen ihre üblichen Plätze am Ende der Theke reserviert. Dort war der beste Platz, um Ausschau nach Singlefrauen zu halten, die den Laden betraten. Angus schenkte beiden noch ein Stella ein – das zweite für Zig, für Tom das dritte. Eine leise Stimme in seinem Hinterkopf flüsterte: Mach langsam.

      Eine sehr leise Stimme.

      »Es könnte also sein, dass sie eine lesbische Affäre mit ihrer Pilates-Trainerin hat. Und, was soll's?«, fragte Zig.

      »Darum geht es nicht. Woher sollte ich das denn wissen? Der einzige Grund für