SURVIVAL INSTINCT. Kristal Stittle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kristal Stittle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958350250
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mit so etwas gerechnet.

      »Können wir jetzt wieder zurück ins Haus gehen?« Dean machte sich auf den Weg, ohne auf eine Antwort zu warten.

      Misha schaute noch etwas länger auf das Wrack, bevor er seinem Kumpel folgte. Dieser Tag erwies sich als äußerst seltsam: Zuerst die Unruhe hinterm Fenster ihres Hinternachbarn, dann der Mann links neben ihnen und jetzt dieser Lieferwagen. Was sollte heute noch passieren?

      Dean blieb unten an der Vorterrasse stehen. »Sag mal, hast du die Tür aufgelassen?«

      »Du bist hinter mir gegangen«, erwiderte Misha. »Warum?« Er schaute an ihm vorbei und sah, dass sie wirklich weit offenstand.

      »Ich bin mir verdammt sicher, sie geschlossen zu haben«, bekräftigte Dean. »Also sagen wir zu 90 Prozent.«

      »Ist etwa jemand eingebrochen, oder was?«

      »Ich weiß, dass ich nicht zugesperrt habe, also kann von Einbrechen kaum die Rede sein.«

      Die Jungs blieben stehen und glotzten auf die offene Tür.

      »Hast du einen Plan, wie wir nun weiter vorgehen sollen?«, fragte Misha schließlich.

      »Ich schlage vor, wir gehen rein und sehen nach, ob jemand anders drin ist.« Dean ging hinauf.

      Misha hatte ein ungutes Gefühl. Ihn plagte ein schlechtes Gewissen, weil sie nichts wegen ihrer Nachbarn unternommen, geschweige denn nach dem Lieferwagen geschaut hatten; gleichzeitig hielt er es für richtig, sich zurückgehalten zu haben. Jetzt waren sie selbst betroffen, weshalb sie etwas tun mussten. Es fühlte sich falsch an, und zwar nicht nur in moralischer Hinsicht.

      »Möglicherweise sollten wir es bleibenlassen«, sagte er schließlich. Eventuell hätte er damit noch etwas bewirkt, wären sie nicht schon auf dem Weg durch die Tür gewesen.

      Dean ignorierte ihn gänzlich. Er trat vor ein Kämmerchen gleich hinter der Eingangstür und öffnete es. Die Bewohner des Hauses bewahrten darin ihre Sportsachen auf, weshalb es im wahrsten Sinn des Wortes bis unter die Decke mit Hockeytaschen gefüllt war, da sie dem Nationalsport im Winter allesamt nachgingen. Es handelte sich um die bei weitem am widerwärtigsten stinkende Kammer, in die jeder von ihnen jemals die Nase gesteckt hatte, doch die Tür hielt ziemlich dicht. Außerdem trieb sich niemand länger in der Nähe des Eingangs herum, außer er kam oder ging beziehungsweise benutzte das Gästeklo daneben. Selbiges befand sich meistens nur während ihrer Partys in Gebrauch, also bemerkte auch dann niemand den Geruch, und falls doch, hielten sie ihn für etwas Anderes. Dean kümmerte sich nicht um das ganze Hockeyzeug, sondern griff in eine enge Nische, in der anderes Sportgerät lag: ein Fußball, ein Basketball und ein Baseball mit zwei Handschuhen sowie am wichtigsten – ein Baseballschläger aus Metall. Diesen zog er heraus und hielt ihn vor sich.

      Misha hingegen schnappte sich seinen Hockeyschläger. Falls er damit auf etwas schlagen musste, würde er sehr wahrscheinlich entzweigehen, sodass er sich einen neuen zulegen musste, aber das Ding war immer noch besser als gar keine Waffe.

      »Du siehst oben nach.« Dean zeigte mit seinem Schläger auf die Treppe, ehe er auf dem kurzen Flur Richtung Küche und Wohnzimmer weiterging.

      Misha horchte und ging dann die knarrenden Stufen hinauf. Das Haus war renoviert worden, damit möglichst viele Schlafräume hineinpassten, was bedeutete, dass alles recht knapp bemessen und eng war. Gleichzeitig hatte es zur Folge, dass es nicht viele Winkel gab, in denen Misha einen potenziellen Eindringling stellen konnte: Oben waren ihm nur sein eigenes Zimmer und das Bad zugänglich, die er beide schnell und einfach überprüft hatte. Um ganz sicherzugehen, rüttelte er noch an den Türen der beiden anderen Jungs, die mit ihm im Obergeschoss wohnten; sie waren abgesperrt. So kehrte er nach unten zurück, um sich Dean anzuschließen. Er hoffte, ihm keins mit dem Schläger zu verpassen, wenn er auf ihn stieß, weil er gerade ziemlich hibbelig war. Als er am Gäste-WC neben der Sportkammer vorbeikam, konnte er sich nicht mehr entsinnen, ob Dean noch darin nachgesehen hatte, während er nach oben geschlichen war. Weil er gründlich sein wollte, beschloss er, es selbst zu überprüfen. Er nahm den Knauf in die Hand.

      ***

      Da drang ein unmenschlicher Schrei aus dem Untergeschoss, der Mishas Herz in die Hose sacken ließ. Danach brüllte eine andere Stimme, die nach Dean klang. Misha rannte über den Flur zur Kellertreppe. Von unten kam eine Menge Lärm, andauerndes Krachen und Klopfen. Er eilte die Stufen hinunter – das Gästeklo war vergessen – und hielt sich dabei mit einer Hand am Geländer fest, während er den Hockeyschläger in der anderen hatte. Auszurutschen hätte ihm jetzt gerade noch gefehlt, aber da er den unteren Absatz zu schnell erreichte, wo es im rechten Winkel um die Ecke ging, rammte er die Wand mit einer Schulter, als er abbiegen wollte. Zwar stolperte er von der Treppe hinunter, bewahrte aber sein Gleichgewicht. Die Geräusche kamen aus Deans Zimmer. Misha lief an den anderen beiden und der Waschküche vorbei. Er stürzte durch die halboffene Tür seines Freundes.

      Dahinter stand eine Frau in einem Sommerkleid, die Misha, als er hereinplatzte, von den Füßen riss, als ihr die Tür ins Kreuz schlug. Sie landete mit einem dumpfen Bums zu Deans Füßen. Er war mit Blut bespritzt, was auch für seinen Schläger galt. Als die Frau vor ihm niederging, brüllte er und holte weit mit dem nunmehr zerbeulten Metall über dem Kopf aus. Es sauste hinunter und traf die Frau mit einem hohl klingenden Knall. Gleich hob er es hoch, um erneut zu schwingen – dann noch einmal … und wieder. Dean schlug den Kopf der Frau zu blutigem Brei, während Misha entsetzt wie benommen im Türrahmen stand und große Augen machte. Sein Freund schlug zu, bis er selbst zusammenbrach.

      Endlich erwachte Misha aus seiner Trance und ging zügig zu Dean hinüber, wobei er es tunlichst unterlassen wollte, auf den Leichnam der Frau zu starren. Keine Chance, dass sie jetzt noch lebte. Sein Freund lag am Boden und hielt sich einen Arm.

      »Dean!« Misha ließ sich neben ihm fallen. Er legte seinen Hockeyschläger beiseite, um ihm aufzuhelfen. »Dean, was ist passiert? Was hast du da getan?«

      »Verzieh dich, Jovovich«, maulte Dean und versuchte, sich wegzuwälzen. »Fass mich nicht an.«

      Misha hatte seine Haut jedoch schon gefühlt. »Mann, du kochst ja.«

      »Hau ab.« Dean kauerte an der Kante seines Betts.

      »Mensch, sag mir, was passiert ist.« Misha rückte nach, damit er ihn wieder direkt anschauen konnte. Als er seinen Arm festhielt und Dean ihn fortziehen wollte, konnte er einen genaueren Blick darauf werfen. »Jesus Christus.«

      Die Innenseite sah aus wie ein roher Fleischlappen. Er bemühte sich weiter, seinen Freund auf sich aufmerksam zu machen. »Bitte sag mir, was vorgefallen ist.«

      »Sie hat mich gebissen«, ächzte Dean. Er gab keine Ruhe, um sich Misha zu entziehen. »Sie hat mich so oft gebissen, mich zerkaut, verflucht nochmal. Ich wollte sie mir vom Leib halten, doch sie setzte immer wieder nach. Selbst als ich ihre Rippen brechen hörte, ließ sie nicht von mir ab. Jetzt hab ich sie aber endlich plattgemacht.«

      »Du fühlst dich glühend heiß an, du hast Fieber.« Misha zog die Decken vom Bett und fing an, sie um Deans Arm zu wickeln, dabei fielen ihm weitere Wunden auf, die aber im Vergleich nicht so arg aussahen.

      »Ich brenne geradezu!«, brauste Dean auf. Er legte den Hinterkopf aufs Bett und starrte an die Decke. Augen wie Mund hatte er weit aufgerissen. Sein Zahnfleisch blutete, und seine Augen waren leicht milchig eingetrübt, die Pupillen größer, als Misha es je erlebt hatte, während sich unterm Weiß der Lederhaut viele rote Äderchen hervortaten. Als er »Run To The Hills« von Iron Maiden anstimmte, lallte er den Text und schaffte nur ein paar Zeilen, ehe er allmählich verstummte. Deans Haut bleichte aus, wurde heller als Mishas und nahm rings um die Augen einen rotblauen Stich an. Er hörte auf, sich gegen Mishas bemühte Fürsorge zu wehren. Dann jedoch bekam er einen Krampfanfall.

      »Scheiße!« Misha legte ihn auf den Boden und strengte sich an, Deans Kopf ruhig zu halten. Wenngleich er nicht wusste, was in solchen Fällen zu tun war, hielt er es für besser, den Betroffenen flach hinzulegen statt aufzurichten, und den Hals so steif wie möglich zu halten. Dean zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen. Als er endlich entspannte, durchsuchte Misha flugs seine