SURVIVAL INSTINCT. Kristal Stittle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kristal Stittle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958350250
Скачать книгу
bemerkte es und lachte ihn aus, doch als er sich erhob, erging es ihm genauso. Das brachte ihn dazu, noch heftiger zu lachen. Sie gingen zur Treppe, die in den Keller führte, und dann hinunter. Hier rutschte keiner der beiden aus. Als sie an der Tür ihres Mitbewohners vorbeikamen, versuchte Misha, sie zu öffnen.

      »Ist abgesperrt.« Das hätte eigentlich nicht sein dürfen.

      Dean schob ihn zur Seite und versuchte es selbst. »Verfluchter Penner, er sollte sie doch auflassen für den Fall, dass das passiert.«

      »Tja, was machen wir jetzt?«

      »Keinen blassen Dunst.«

      »Sehen wir nach, ob der Strom überall im Haus weg ist.«

      »Oder draußen auf der Straße. Diesem Bunker kann man nicht trauen.« Der letzte Satz war unter den Bewohnern so etwas wie ein Treppenwitz. Wie er sich entwickelt hatte, wusste niemand so recht, doch die Phrase fiel, wann immer sie sich nur vage anwenden ließ, was ziemlich oft geschah.

      »Gut, gehen wir. »Misha nahm die Stufen nach oben zuerst.

      »Auf zu neuen Abenteuern!«, schwadronierte Dean hinter ihm.

      Nachdem die zwei hinaufgegangen waren, steuerten sie die Haustür an. An Schuhe dachte weder der eine noch der andere. Dean trug wenigstens Socken, was er, wie Misha bemerkt hatte, immer tat; selbst an den heißesten Tagen behielt er sie im Haus an, zudem im Bett und sogar auf dem Weg zum Schwimmen. Misha fragte sich oft, ob er sie wenigstens unter der Dusche auszog, war sich jedoch recht sicher, dass dem nicht so war. Dean tat es nur, um ein neues Paar anzuziehen, was sich leicht erkennen ließ, da sie in den wirrsten Farben und Mustern zusammengestellt waren. Obwohl Misha diese eigensinnige Angewohnheit rätselhaft fand, hakte er nie nach. Momentan trug Dean hellrote Socken mit Weihnachtsmann-Köpfen darauf.

      Sie gingen hinaus, überquerten die winzige Vorterrasse und blieben auf dem Rasen stehen. Misha streckte sich, während sie die Straße hinauf- und hinunterschauten.

      »Und wie sollen wir jetzt herausfinden, ob die anderen Häuser Saft haben oder nicht?«, fragte Misha.

      »Wir können klingeln und uns erkundigen.« Dean war drauf und dran, seinen Vorschlag in die Tat umzusetzen. Misha hielt ihn an der Schulter zurück. »Warte, ich halte es für besser, zu unserem anderen Nachbarn zu gehen, du nicht auch?«

      Dean wirkte vorübergehend begriffsstutzig, schnallte es aber dann doch. »Ja, richtig. Der andere ist echt besser.«

      In einer College-WG zu leben bedeutete, dass man allzeit zum Feiern bereit sein musste. Niemand konnte vorhersehen, wann einer der Mitbewohner auf die Idee kam, eine Party zu schmeißen, und ehe man sich versah, platzte das Haus vor lauter Gästen aus allen Nähten. Da sie nicht einmal in der Nähe des Colleges wohnten, war die Nachbarschaft nicht daran gewöhnt, dass scharenweise Studenten aufkreuzten. Insbesondere der Mann, der rechts neben ihnen lebte, hasste sie alle. Er zeigte sie andauernd wegen Ruhestörung an, und falls etwas in seinem Garten in Unordnung geriet, waren sie schuld – selbst wenn der Köter eines anderen Anliegers auf den Rasen kackte. Die Jungs machten beim Feiern gar keinen großen Lärm, auch wenn die eine oder andere Sause ausarten konnte, doch die anderen Nachbarn schien das nicht zu jucken. Nach einer Weile hatte die Polizei sogar aufgegeben, bei ihnen zu klingeln, sondern fuhr schlicht vorbei und vergewisserte sich, ob die Beschwerden berechtigt waren oder nicht. Meistens traf letzteres zu. Nichtsdestoweniger ergab sich daraus, dass sie Konfrontationen mit diesem einen Mann soweit möglich aus dem Weg gingen.

      Die beiden wandten sich also zu dem Haus zu ihrer Linken zu. Sie gingen die Treppe hinauf, und Mishas Freund klingelte.

      »Dean?« Er zog eine Augenbraue hoch.

      »Was ist?« Dean betätigte sie noch einmal.

      »Falls der Strom weg ist, wird die Klingel nicht funktionieren«, verdeutlichte Misha.

      »Ups. Also, dann wissen wir jetzt, dass der Strom ausgefallen ist.« Er drehte sich um und wollte zurückgehen.

      Misha hielt ihn wieder auf. »Sie könnten aber auch einfach nur eine kaputte Klingel haben.« Er öffnete das Fliegengitter und klopfte an die Tür dahinter. Dann schaute er durch die hellen Scheiben des Schmuckfensters, das die Mitte des dicken Eichenholzes zierte.

      »Ich glaube, ich sehe jemanden«, sagte er zu Dean.

      Dieser drängelte sich neben ihn und linste durch eine andere klare Scheibe. »Japp, da kommt wer.«

      Die zwei warteten darauf, dass die Bewohner öffneten. Wer auch immer sie waren, eilig hatten sie es nicht.

      »Hast du die Leute, die hier leben, je gesehen?«, fiel Misha ein.

      »Nö. Du?«

      »Nein.«

      Dean überlegte, weshalb er oder sie so lange brauchten. »Vielleicht sind sie alt.«

      Misha zuckte mit den Achseln.

      Die Person – ein Mann – erreichte endlich die Tür. Alt sah er nicht aus, aber er ließ den Kopf hängen, und hob die Hand, als wolle er den Knauf greifen, knallte aber stattdessen direkt vor Deans Gesicht gegen das Glas. Die beiden Jungs schreckten zurück, wobei sich Misha am Fliegengitter stieß. Dean sah ihn an, grinste und wäre fast in Gelächter ausgebrochen. Die Tür wurde nicht geöffnet.

      »Entschuldigen Sie die Störung, Sir!«, rief Misha gegen den breiten Eingang. »Wir wollten nur wissen, ob bei Ihnen auch der Strom ausgefallen ist.«

      Die Hand rutschte am Glas hinunter, wurde wieder hochgehoben und klatschte erneut dagegen.

      »Ich glaube, er mag uns nicht«, argwöhnte Dean.

      »Und ich glaube, da ist was faul.« Misha trat näher und hielt den Kopf noch einmal dicht vor die Scheibe. »Sir, geht es Ihnen gut?«

      Der Mann holte mit der anderen Hand aus und schlug gegen die Scheibe. Diese – seine linke – hinterließ einen breiten, roten Abdruck.

      »Oh Gott.« Misha entfernte sich wieder von der Tür. »Dean, er ist bestimmt verletzt.« Er streckte seine Hand nach dem Knauf aus; hoffentlich war die Tür nicht verschlossen, damit er dem Mann im Haus beispringen konnte.

      Sein Kumpel zog ihn nach hinten. »Ho! Halblang.«

      »Dean, wir sollten ihm helfen.« Er versuchte noch einmal, den Griff in die Hand zu nehmen. Er wurde wieder aufgehalten. »Und wenn er nicht verletzt ist?«, überlegte Dean laut.

      »Was willst du damit sagen? Er hat Blut an der Hand!«

      »Muss nicht sein eigenes sein.« Dean war ernst, was selten vorkam, und sah sogar ängstlich aus.

      »Du glaubst, er hat jemand anderen verletzt?« Misha blickte wieder aufs Glas. Der Mann schlug weiterhin langsam dagegen und beschmierte die ganze Fläche mit Blut.

      Da packte Dean Mishas Arm und fing an, ihn von der Treppe zu zerren. »Genau das glaube ich.«

      »Du magst dich irren, was dann?«

      »Alter, so oder so müssten wir die Bullen rufen.« Dean blieb stehen, als sie den Rasen erreichten. »Falls er blutet, können wir nicht viel mehr unternehmen als er selbst, und ist es nicht sein Blut, riskieren wir unseren Hals.«

      »911 war besetzt«, hielt Misha dagegen.

      »Genas, wir können also rein gar nichts machen. Gehen wir einfach rein und sitzen es aus, bis der Strom wieder da ist.«

      »Was tun wir, wenn er nur wegen einer verkackten Sicherung ausgefallen ist und wir davon abhängig sind, dass Aiden zurückkommt? Welches Datum haben wir heute – den sechsten? Er wird noch 20 Tage auf sich warten lassen.«

      Dean zeigte an Misha vorbei die Straße hinauf. »Wir sind wohl nicht die einzigen ohne Elektrizität.« Sein Freund drehte sich um und ließ den Blick schweifen. Weiter oben auf dem Weg war ein Strommast aufs Dach eines Wohnhauses gekippt, nachdem ein Lieferwagen ihn gerammt hatte.

      »Wie konnten wir das übersehen, als wir herauskamen?«, fragte