VIRDULA Endlosgeschichten Band 1. Jay H. Twelve. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jay H. Twelve
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844292756
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unserer Synagoge gefahren. Sie ist ja nur einen Katzensprung vom Hotel entfernt. Die drei Herren und Silvia warteten schon auf mich. Sie sind jetzt noch immer dort und warten bis ich zurück komme. Es besteht eine direkte Telefonverbindung, die permanent aufrecht erhalten wird. Ich werde persönlich mit höchster Stelle reden und dafür sorgen, dass nur eine Person in der Zentrale weiß, was Sache ist. Zwei von den Herren, die hier waren, fliegen morgen Nachmittag zurück nach Tel Aviv und bringen die Ware in Sicherheit.“ Er machte eine Atempause, schwieg nachdenklich, dann sprach er weiter:

      „Du hast vermutlich eine Ahnung davon, was ich in den letzten drei Tagen durchgemacht habe. Jetzt hat sich die stürmische Lage insofern beruhigt, dass ich durch dein kluges Verhandlungsgeschick in das ruhige Auge des Taifuns hinein gerutscht bin. Seit Jahren höre ich nur Gejammer von schrumpfenden Profiten und ausgebliebenem Geschäft. Du kennst unsere ewigen Ängste und die daraus entstandene unersättliche Gier. Zuviel berechtigte Nervosität hat sich aufgestaut und das Kapital natürlich, das im Umlauf gehalten werden möchte. Aber du Don José, hast die Hoffnung gebracht, den Wirbel zu stoppen und Ruhe einkehren zu lassen. Die Nervosität, dass deine Quelle ein Flop sein könnte, ist unerträglich. Könntest du uns einen weiteren Beweis deines Lieferpotentials bringen? Das würde die Gemüter beruhigen.“

      Don José schwieg nachdenklich, blickte in die Runde und sah in Gesichter voller Erwartung.

      „Zunächst einmal möchte kein Seemann mit einem Taifun zu tun haben. Der Passat, der sechs Knoten macht und zuverlässig den Kurs hält, ist für die Seefahrt von enormer wirtschaftlicher Bedeutung. Teile bitte deinen Landsleuten mit, dass ich die Schiffe nur unter Passatbedingungen aus dem Hafen segeln lasse. Taifune richten viel zu viel Schaden und öffentliches Aufsehen an. Darüber hinaus möchte ich, dass du morgen drei Diplomatenkoffer besorgst, die die Ware im Wert von etwa 30 Millionen aufnehmen können. Gängige Diamanten von mittelprächtiger Größe, die zunächst für die allgemeine Beruhigung und Bewunderung sorgen sollen. Deine Söhne werden die Ware mitnehmen. Sorge dafür, dass die Jungs ab sofort in der Handelsmarine als Attachés registriert sind, ohne irgendwelche Beschränkungen oder Überwachung. Denn winzige Sandkörnchen im Getriebe bringen den Motor irgendwann zum Stehen und die Schiffe werden manövrierunfähig. Deine Schiffe meine ich, Samuel. Meine Schiffe segeln ohne Motor und werden immer den Passat finden. Es liegt im Interesse deiner Leute, dass sie sich extrem koscher verhalten.“

      Don José machte eine Pause und begann sich, wie Edy und Erol, ebenfalls eine Pfeife zu stopfen.

      „Darf ich mich jetzt verabschieden und die freudige Botschaft weiter geben?“

      „Samuel, das ist für meine Freunde und mich außerordentlich wichtig. Ich habe heute angedeutet, dass ich bei Bedarf gewisse Dienstleistungen in Anspruch nehmen werde. Ware gegen Dienstleistungen meine ich.“

      „Das haben wir mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Die Dienste werden von vortrefflicher Qualität und Diskretion sein.“

      „Das freut mich zu hören. Meine Assistentin Alida wird dir gleich eine sehr bedauerliche und wahre Geschichte erzählen. Ich möchte, dass euer Ermittlungsteam die Hintergründe genau durchleuchtet und uns baldmöglichst neue Erkenntnisse liefert. Keine Aktivitäten, nur ein schriftlicher Bericht für uns. Falls die Ermittler weitere Fragen haben, sollen sie diese nur über dich anfordern. Unter keinen Umständen dürfen sie direkt mit uns Kontakt aufnehmen. Richte dir bitte weitere Telefonlinien ein, damit beiderseits kommuniziert werden kann. Hier ist eine Vorauszahlung für das Ermittlungsteam.“

      Don José zog ein ledernes Beutelchen aus der Jackentasche, das gut 250.000 US Dollar beinhaltete und reichte es Samuel. Dieser nahm es in die Hand, wog es fachmännisch, pfiff durch die Zähne und protestierte:

      „Das ist gar nicht nötig, die Agenten werden dir gerne jeden Gefallen tun.“

      „Samuel, mein Freund, sauber beglichene Rechnungen garantieren langfristige Freundschaften und wir sind beide darauf aus, nicht wahr? Lass die Forscher wissen, dass sie tief bohren müssen.“

      „Mein edler Freund, du bist eine lebende Enzyklopädie der Weisheiten, dann lass mal die junge Dame erzählen.“

      Weil Alida von Anfang an erahnt hatte, worauf das Gespräch hinausführen würde, schrieb sie ihre persönlichen Daten und die Umstände des Unfalls ihrer Eltern auf ein Blatt Papier. Sie überreichte es Samuel und begann sehr knapp und sachlich den Verlauf der Geschichte zu schildern. Samuel hörte aufmerksam zu. Seine Gestik zeigte seine innere Ergriffenheit und schließlich hob er die Hand:

      „Allmächtiger, du hast dir richtige Giftschlangen um den Hals gehängt Alida. Ich glaube nicht, dass du lange auf die Ermittlungsergebnisse warten wirst. Jetzt muss ich dringend in die Synagoge. Wir sehen uns dann in drei Tagen“ verabschiedete er sich und Don José begleitete ihn bis zum Aufzug.

      „Pass auf dich auf, Samuel, und denke an die Passatwinde. Ich wünsche dir eine gute Nacht, mein Freund.“

      Zurück in der Suite herrschte eine lebhafte Diskussion darüber, wer die erste Wache halten und wie die Bewachung überhaupt gestaltet werden sollte. Beide Schutzengel übertrafen sich mit allerlei Vorschlägen. Don José hörte in Ruhe zu und rauchte genüsslich seine Pfeife zu Ende.

      „Aber, aber, meine verehrten Partner, wie wäre es mit einer grundsätzlichen Klärung der Lage?“ Alle horchten auf und er fuhr fort:

      „Von wem erwarten wir einen Überfall heute Nacht?“

      „Von den Opus Dei Popanzen, das ist doch klar“, sprang Erol ein.

      „Es ist spät geworden und wir alle brauchen Schlaf. Wer sich fürchtet, kann hier schlafen. Es gibt Platz für alle. Frühstück gibt es um sieben Uhr, wie immer hier im Salon. Schlaft wohl, Freunde.“ Don José ließ die leicht verdutzten Partner sitzen und ging gähnend ins Schlafzimmer.

      Als er sich am frühen Morgen duschte, hörte er schon lautes Gelächter und klirrendes Geschirr durch seine offene Schlafzimmertür.

      Er zog sich Tennisshorts und Polohemd an, obwohl ihm keine dieser Sportarten sonderlich zusagte. Er überließ diesen teuren Spaß und den damit verbundenen Trubel denjenigen, die sich gerne produzierten. Er war stets der stille Beobachter und Bewunderer der Vielfalt.

      „Guten Morgen, Partner“, rief er aus dem Schlafzimmer und kündigte so sein Erscheinen an.

      „Alida, du siehst gut ausgeschlafen aus. Dagegen sehen deine Schutzengel eher wie zwei Dörrpflaumen aus.“

      „Wir haben das getan, wozu wir da sind: Unsere kleine Schwester vor bösen Jungs zu beschützen.“

      „Aber trotzdem habt ihr interessante Träume gehabt, nicht wahr Partner?“, fragte Don José.

      „Das kann man wohl sagen. Irgendwie spukt es in diesem Hotel“, offenbarte sich Erol.

      „Gute alte Uroma, wenn ich tippen darf“, belustigte sich Don José, wohl wissend, dass sie den beiden die Prinzipien des Universums gezeigt hatte.

      „Woher weißt du das? Nicht etwa, dass du dahinter steckst, du...“

      „Irgendeiner muss euch doch nach der Pubertät das Wesentliche des Lebens erklären. Daher könnt ihr jetzt mit mir viel leichter kommunizieren, ohne dass ihr gleich bei jedem kleinen Wunder erstarrt.“

      „Das, was ich geträumt und gelernt habe, reicht für eine ganze Liste Doktorarbeiten, die ich mir patentieren lassen könnte“, sinnierte Edy verschlafen.

      „Lasst uns frühstücken, solange die Brötchen noch frisch und knusprig sind“, befahl Alida und die Jungs fügten sich gehorsam.

      Während seine Freunde den edlen Boutiquen in der Brisbaner Innenstadt zu Hochkonjunktur verhalfen, telefonierte Don José mit einem Schulfreund in Genf, der dort eine junge aber aufstrebende Consulting Kanzlei leitete. Der Brief, den er von Gladstone aus an die Einmannkanzlei geschickt hatte, war angekommen, so berichtete sein Freund und er hatte schon alles in die Wege geleitet. Er übermittelte ihm die Daten zu einem Sammelkonto, von welchem aus Beträge zu weiteren Offshore Konten geleitet werden konnten. Das Sammelkonto sollte jeden Monat eine