VIRDULA Endlosgeschichten Band 1. Jay H. Twelve. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jay H. Twelve
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844292756
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aber rasiermesserscharfer Ton wirkte. Die Vier zogen sich rückwärtsgehend zurück und verbeugten sich schweigend. Als das Türschloss hinter ihnen zuschnappte, nahm Don José den Telefonhörer wieder vom Tisch auf.

      „Samuel? Sie haben alles mitgehört, nehme ich an. Nehmen Sie sich ein Taxi und kommen Sie sofort ins Hotel Park Royal, Sie werden an der Rezeption von Silvia empfangen. Bringen Sie das Schächtelchen mit, damit wir hier gleich Nägel mit Köpfen machen können.“

      „Das werde ich Euch, edler Mann, nie vergessen. Ich bin gleich bei Ihnen.“

      Don José drückte auf den Serviceknopf und Alida kam mit rotem Gesicht und feuchten Augen herein.

      „Oh Mann, oh Mann, das war ein Hammerschlag zwischen die Augen, wenn das nur gut geht, alle Achtung Chef“, sagte Alida.

      „Nun langsam liebe Schwester, pardon, Assistentin, bitte sei so lieb und serviere alles für sieben Personen. Hole bitte das Logbuch aus meiner Aktentasche und setz dich zu meiner Linken. Nun Schau mich nicht so an, Alida.“, bemerkte er mit einem Lächeln.

      „Yes, Sir, sofort, Don José“, salutierte sie amüsiert und machte sich gleich an die Arbeit.

      Kaum war der Tisch mit vielerlei Süßigkeiten wie Keksen, Baklava, Limonade im feinen Kristallkrug, Gläsern, Mokkatassen, Kaffeekanne usw. gedeckt, als es an der Tür klopfte. Don José öffnete die Tür und ehe die Wartenden etwas sagen konnten, sagte er freundlich:

      „Silvia, meine Gute, mein Freund Samuel wartet unten an der Rezeption, begleiten Sie ihn bitte hierher.“

      Wenn ihre Blicke Laserstrahlen gewesen wären, hätte Don José zwei Löcher in seinem Kopf gehabt. Silvia ging schweigend zum Lift und er bat die Herren herein.

      „Meine Herren, Ihre Namen möchte ich gar nicht hören, weil Sie vor lauter Decknamen Ihre eigenen schon vergessen haben. Setzen Sie sich bitte und bedienen Sie sich. Das ist meine Assistentin, Fräulein Alida, sie wird das Protokoll führen. Sobald Samuel hier ist, schreiben Sie bitte ihr Angebot auf diesen Zettel. Es wird nicht verhandelt. Sie beraten sich und einer von Ihnen schreibt die Summe auf den Zettel, faltet ihn zweimal und gibt ihn meiner Assistentin. Sie bringt ihn ungeöffnet zu mir. Wenn ich den Preis nicht annehmen kann, werfe ich den Zettel in den Aschenbecher und verbrenne ihn. Es werden so lange Zettel brennen, bis ich ein vernünftiges Angebot von Ihnen erhalte. Wenn ich den Preis akzeptiere, werde ich den Zettel unterschreiben und von Samuel gegenzeichnen lassen. In dem Fall bekommen Sie von mir einen Zettel mit meiner Bankverbindung. Innerhalb von drei Tagen muss das Geld auf meinem Konto sein. Der Stein wird bei Samuel so lange treuhänderisch verwaltet. Sind wir uns über die Vorgehensweise soweit einig?“

      Die Gruppe nickte schweigend. Don José schwieg auch. Er ging zum Tisch, schenkte sich eine eiskalte Limonade ein, legte zwei Stückchen Baklava auf den Teller und setzte sich wieder. Die Herren bedienten sich ebenfalls. Alida machte sich nützlich, in dem sie alles aufschrieb, was Don José soeben gesagt hatte. Sie stand auf und ging zur Tür, wartete eine kurze Zeit und öffnete sie dann mit Schwung. Die verehrte Silvia wollte gerade anklopfen, aber ihr gekrümmter Zeigefinger klopfte ins Leere.

      „Samuel, mein Freund, seien Sie willkommen in meinem bescheidenen Zimmer.“ Don José drückte dem alten Mann die Hand und bemerkte, dass diese Hand feucht war und vor Aufregung zitterte.

      „Das ist meine Assistentin Alida. Sie wird Euch gleich über die Vorgehensweise unterrichten. Setzen Sie sich bitte.“

      „Möchten die Herrschaften etwas trinken?“ fragte Alida, damit die allgegenwärtige Spannung überspielt wurde. Silvia schüttelte den Kopf, als hätte sie die Sprache verloren. Samuel wünschte sich einen Kaffee.

      „Meine Dame, meine Herren. Folgende Vorgehensweise wurde einstimmig vereinbart...“ Alida las alles mit ihrer sehr angenehmen Stimme langsam vor. Sie machte eine kurze Pause, als sie den Gesichtsausdruck von Silvia wahrnahm:

      „Wenn Sie Fragen haben, Frau Silvia, fragen Sie nur.“

      „Nein danke, lesen Sie bitte weiter.“

      Alida setzte ihre Erklärung mit einer bemerkenswerten Ruhe fort. Samuel griff in die Jackentasche, holte das Schächtelchen heraus und stellte es auf einen Teller.

      „Wir werden uns ins Nebenzimmer zurückziehen, damit Sie sich in Ruhe beraten können. Fünf Minuten gehören ganz Ihnen“, sprach Don José, stand auf, nahm seinen Teller und das Glas Limonade und ging ins Nebenzimmer. Alida folgte ihm mit dem Logbuch unterm Arm.

      Genau fünf Minuten später setzte sich Don José wieder an den Tisch. Silvia stand auf und reichte Alida den gefalteten Zettel. Sie übergab ihn Don José. Er nahm den Zettel, faltete ihn langsam auf, schaute die Leute an und sah, dass Samuels Blick ein Loch in die Wand bohrte. Don José zog den Aschenbecher etwas näher zu sich, holte sein Feuerzeug aus der Tasche, faltete den Zettel einmal und zündete ihn an. Noch ehe der Zettel restlos verbrannt war, hatte Don José den Raum wieder verlassen. Diese Prozedur wiederholte sich noch zweimal. Als er endlich Blickkontakt mit Samuel hatte, der ihn mit leichtem Schließen seiner Augenlider bestätigte, wusste Don José, dass der Preis nun endlich akzeptabel war. Don José entfaltete den Zettel sorgfältig, unterzeichnete und reichte ihn Alida samt Füllfederhalter weiter. Sie schrieb die Summe ins Logbuch, stand auf und brachte es zu Samuel zum Abzeichnen. Sie zeigte keinerlei Regung, sondern brachte beides zu Don José zurück, der die Unterlagen auf dem Tisch liegen ließ.

      „Verehrte Silvia, Samuel, meine sehr verehrten Herren. Es war mir ein außerordentliches Vergnügen mit Ihnen Geschäfte zu machen. Sollten Sie an weiteren Geschäften, hinsichtlich der Größe und Menge der Ware, Interesse haben, lassen Sie es bitte meinen Freund Samuel wissen. Ihr Wunsch wird erfüllt, so lange der Preis im vernünftigen Rahmen bleibt und die Zahlung prompt erledigt wird. Ich gehe davon aus, dass die Herrschaften damit einverstanden sind, dass Samuel von jeder mit ihm erfolgten Transaktion eine Treuhandkommission von 0,5% erhalten soll. Es ist durchaus denkbar, dass ich gelegentlich Ware gegen Dienstleistungen tauschen möchte. In solchen Fällen werde ich Samuel wissen lassen, worum es geht. Sie können ablehnen und einfach den Preis in der Währung dieses Landes bezahlen. Eine Erklärung brauchen Sie nicht abzugeben. Alle weiteren Kontakte gehen ausnahmslos über Samuel. Sollte ich zu irgendeinem Zeitpunkt wahrnehmen, dass Sie sich für meine Wenigkeit oder meine Partner speziell dienstlich interessieren, werde ich die Beziehung sofort abbrechen. Auf der privaten Ebene ist mir jeder von Ihnen herzlich willkommen.“

      Don José stand auf und gab Alida den Zettel mit seiner Bankverbindung. Dann ging er zu Samuel, der gerade wie alle anderen etwas verwundert dreinblickte, drückte ihm die Hand und ging ins Schlafzimmer, ohne den anderen Lebewohl zu sagen. Er wusste, er würde die Herren bald wiedersehen.

      „Das war’s schon“, sprach Don José als er wieder ins Wohnzimmer zurück kam.

      „Die Herrschaften sind zufrieden und wir auch. Die Eitelkeit hat etwas Schaden genommen und die Vernunft hat gesiegt. Es ist unglaublich mit welchen Tricks man die Leute davon überzeugen muss, dass nur Vernunft als Basis für jede Art von Beziehung langfristig Früchte trägt.“

      „Lieber Chef, oder darf ich Don José zu dir sagen? Ich habe heute Nachmittag hier in dieser Suite mehr gelernt, als in meinem ganzen Leben. Wo du soviel Aufrichtigkeit und Härte herholst, ist mir ein Rätsel. Ich hatte die ganze Zeit das intensive Gefühl, dass du jedes einzelne Wort und jede einzelne Reaktion dieser eigenartigen Menschen im Voraus gewusst hast. Du bist ein merkwürdiger Mann, in den ich mich keine Sekunde verlieben möchte, weil du eine Aura hast, die nicht von dieser Welt ist. Irgendwie unheimlich und doch sehr beruhigend“, sprudelte es aus Alida heraus.

      „Ach was! Das ist alles nur pure Einbildung. In der Tat ist es so, dass du in so kurzer Zeit aus einer Bewusstseinsebene in eine neue, dir unbekannte Ebene hinaufgestiegen bist. Im Allgemeinen ist es so, wenn es um größere Geschäfte geht, wird mit harten Bandagen bearbeitet. Diese Menschen stehen unter dem enormen Druck ihrer Regierung, fast Unmögliches im Handumdrehen zustande bringen zu müssen. Die Herren, und auch Silvia, sind professionelle Diamantenhändler. Konspirativ bis ins Mark. Sie haben vorher einen Crashkurs beim Mossad absolviert. In dieser Hinsicht sind sie bei mir gescheitert, aber