VIRDULA Endlosgeschichten Band 1. Jay H. Twelve. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jay H. Twelve
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844292756
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kommen sie her, Fräulein?“ fragte er. Sie blickte hoch, als sie gerade den Whirlpoolhebel bediente.

      „Meine Eltern sind vor ein paar Jahren aus Spanien eingewandert.“

      „Dann können wir uns in spanisch unterhalten“, antwortete Don und lächelte sie an.

      „Das ist aber erfreulich einen Landsmann kennen zu lernen. Mein Name ist Alida und Ihren Namen habe ich schon auf der VIP Liste gelesen. Kommen Sie auch aus Spanien?“ fragte sie, als sie aus dem Badezimmer kam. Don ging in das geräumige Schlafzimmer voran, auf dem Weg ins Wohnzimmer sprach er etwas lauter:

      „Eigentlich nicht direkt, vielleicht vier Generationen zurück. Zur Zeit der großen Hexenjagden sind meine Vorfahren nach Nordeuropa geflüchtet, nehme ich an.“

      „Die Hexenjagden sind noch immer im Gange, edler Herr, deshalb sind meine Eltern vor Frankos Killerkommando geflüchtet.“

      Er dachte darüber nach, was er soeben gehört hatte und schwieg.

      „Sie werden es nicht glauben, aber sie haben meine Eltern auch hier im fernen Australien ausfindig gemacht und umgebracht.“

      „Wer hat Ihre Leute umgebracht, junge Frau? Die Frankoleute oder die andere Seite? Das möchte ich genau wissen.“

      „Die fünfte Kolonne der Frankistas, die Priester des Opus Dei, sie haben wochenlang unser Haus in Melbourne beschattet.“

      Er schwieg eine ganze Weile und dachte weiter nach. Alida stand noch immer da und wartete. Don José fragte:

      „Wie sind Ihre Eltern ums Leben gekommen?“

      „Meine Eltern waren mit dem Wagen unterwegs nach Adelaide um nach einem geeigneten Haus und Geschäft zu suchen. Wir mussten umziehen, wissen sie. Diese Bastarde ließen uns nicht in Ruhe. Ihr Wagen wurde von einem Lastwagen von der Straße gedrängt und prallte gegen einen Baum. Der Lastwagen war ebenfalls verunglückt und daher wusste ich, wer meine Eltern umgebracht hatte.“

      „Das ist sehr bedauerlich und schmerzhaft für Sie. Ich hoffe, ich habe Sie jetzt nicht traurig gemacht mit meiner Fragerei, aber das geht mir so richtig unter die Haut. Wenn es Ihnen nicht zu schwer fällt, möchte ich gerne wissen, wer den Lastwagen gefahren hat.“

      Er schaute sie an und wusste wie ihr zumute war. Er kannte solche Schicksale und hatte selbst viel zu viel Leid erlebt.

      „Sie werden es nicht glauben, Don José. Es war ein Priester in voller Montur, der bestimmt nicht damit rechnete, an diesem Tag sterben zu müssen. Der Lastwagen war gestohlen und die Polizei hatte keine Erklärung dafür, wo der Priester hergekommen war. Sein Orden in Melbourne behauptete, ihn nicht zu kennen.“

      „Aber Sie hatten auch dazu etwas zu sagen, nicht wahr? Wieso hat die Polizei Sie nicht befragt?“

      „Ich habe erst zwei Wochen später davon erfahren. Ich studierte in Sydney Archäologie und Jura und war bei Freunden meiner Eltern unter falschem Namen versteckt. Meine Eltern sind bei dem Unfall vollkommen verbrannt und konnten erst zwei Wochen später identifiziert werden.“

      „Das leuchtet mir ein. Als Sie dann davon erfuhren, haben Ihre Freunde Ihnen davon abgeraten nach Melbourne zu fahren?“

      Sie schaute ihn verwundert an.

      „Woher wissen Sie das eigentlich alles, sind Sie einer von denen?“

      „Nun beruhigen Sie sich. Ich bin einer dem Sie vertrauen können, weil ich nur zu gut weiß, worüber Sie sprechen.“

      „Den Eindruck hatte ich auch gleich als ich Ihnen begegnete. Allerdings, heutzutage kann man sich leicht täuschen.“

      „In meinem Fall haben Sie Glück, sehr viel sogar, warum werden Sie gleich erfahren.“ Er ging zu dem wuchtigen Schreibtisch, setzte sich hin und ergriff das Telefon. Er wusste nicht ob er seinen Freund Erol zu Hause erreichen würde, aber er hoffte es sehr. Als das Telefon in Sydney klingelte, schaute er sie lächelnd an. Das Zimmermädchen stand wie angewurzelt da. Sie wusste nicht recht wie sie sich verhalten sollte.

      „Hier bei Erol.“ meldete sich eine vertraute männliche Stimme.

      „Edy, du alter Seemann, wie geht es euch beiden Herumtreibern?“ brüllte Don José vor Freude.

      „Hi, Don, wo steckst du? Was machst du? Wir dachten schon die Dingos hätten dich zwischen den Zähnen erwischt.“

      „Edy, mir geht es bestens. Ich bin in Brisbane im Hotel Park Royal. Wo ist Erol? Ich brauche eure Hilfe und zwar ziemlich schnell. Frag nicht, es ist wichtig.“

      „Erol ist gleich zurück. Er wollte unten an der Straße Fisch und Chips zum Mittagessen holen. Wozu die Eile mein Freund?“

      „Sobald ihr gegessen habt..., Moment mal, jetzt haben wir es gleich.“ Don holte ein kleines schwarzes Adressbuch aus der Tasche, klemmte den Hörer zwischen Kopf und Schulter und blätterte in seinem Adressbuch.

      „Schreib auf, Edy: 99823374. Das ist die Nummer eines befreundeten Piloten, der einen Doppeldecker besitzt. Kuki ist sein Name. Er wird euch beide sobald wie möglich nach Brisbane fliegen.“

      „Kuki? Ist das der Name des Flugzeuges oder des Piloten?“ fragte Edy belustigt.

      „Beides Edy, und macht euch eine Prise Pulver unter die Nase.“

      Das war ein aus Spaß ersonnener Spruch, der aber sowohl die Dringlichkeit, als auch höchste Gefahr beschreiben sollte.

      „Wo sollen wir absteigen? Im gleichen Hotel?“ wollte Edy wissen, alles andere hatte er schon verstanden.

      „Ich habe eine Suite, in der ist Platz für uns alle.“

      „Aye, Aye, Kapitän. Den Kuki schicken wir zurück, sobald wir gelandet sind.“

      „So ist das und bitte kleidet euch anständig. Ihr werdet euch um eine junge Dame kümmern müssen, sie braucht euch dringend.“ Als hätte er sich an etwas erinnert, ergänzte er seine Anweisungen: „Wartet auf mich in der Bar des Hotels. Kommt nicht gleich zu mir in die Suite, weil ich ein paar Sachen erledigen muss.“

      „Aye, Aye, Kapitän, so wird’s gemacht. Bis dann, mein Freund.“

      Don legte den Hörer zurück aufs Telefon, stand auf, ging zu der jungen Frau, sah in ihre verwirrten Augen und sprach ruhig zu ihr:

      „Erol und Edy sind meine besten Freunde. Sie sprechen kein Spanisch aber auf die zwei können Sie sich absolut verlassen. Ab heute Abend sind die zwei Burschen nur für Ihre Sicherheit verantwortlich. Ich habe heute Nachmittag hier in der Suite eine Konferenz. Diese wird bis etwa sieben Uhr dauern und Sie werden als Bedienung arbeiten. Kaffee, Tee, was auch immer die Herren haben wollen, Sie werden sich in der Küche aufhalten und sehr diskret sein. Kommen Sie nur ins Zimmer, wenn ich schelle. Wenn die Herren weg sind, werden wir meine Freunde aus der Bar hierher kommen lassen und alles Weitere besprechen.“

      Alida stand noch immer an derselben Stelle und wischte sich die Tränen vom Gesicht.

      „Warum tun Sie das, Herr Don José? Sie sind mir keinen Gefallen schuldig.“

      „Ich tue es für meine Uroma. Über diese alte Frau werde ich Sie später unterrichten. So, liebe Alida, ich habe jetzt einen Riesenhunger und um 15:30 kommen meine Geschäftspartner. Bis dahin melden Sie sich beim Etagenmanager. Gehen Sie an die Rezeption und instruieren Sie den Concierge, dass ich Gäste erwarte. Bringen Sie mir bitte ein gegrilltes Hähnchen, Salat und ein paar knackige Brötchen ins Zimmer.“

      „Das mache ich sehr gerne für Sie, edler Don“, sagte sie schluchzend und ging ins Bad um sich die Tränen wegzuwischen. Als sie frisch gepudert ins Zimmer zurück kam, fragte sie vorsichtig:

      „Der Küchenchef macht heute Wildgerichte. Seine Spezialität ist geschmorter Fasan mit Pilzen, dazu Jasminreis, Gemüse und Preiselbeeren. Sehr appetitlich, das möchte ich Ihnen lieber empfehlen, weil der Chef einen Wutanfall kriegt, wenn er das Wort „Hähnchen“ hört.“

      „Wie