Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 2. Jörn Kolder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jörn Kolder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844271072
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mach` mal einen Punkt. Petra ist Chefärztin geworden, und wenn du dich nicht zu dämlich anstellst bist du eines Tages Amtsleiter, wo ist das Problem. Und kuck doch gleich einmal nach einem Achtsitzer, da können wir vor Ort alle mit einem Auto fahren. Rede mit deiner Frau und den anderen. Und melde dich wieder.“

      Sie legte auf.

      Frieder Bergmann sprach die Sache zum Abendbrot vorsichtig an und Rüdiger und Niels erklärten sich sofort bereit, einen Marktcheck durchzuführen. Petra sagte weder ja noch nein, denn alle hatten keine Vorstellung, wie teuer so ein Auto sein könnte. Frieder plauderte etwas mit seiner Frau, Claudia und Paula, dann präsentierten die jungen Männer ihre Erkenntnisse.

      „Es gibt ein recht großes Angebot an diesen Typen. VW, Ford, Mercedes, Peugeot, Citroen, Fiat, Nissan, Toyota haben solche Fahrzeuge im Angebot. Neu liegen sie so bei 40 bis 60 Tausend Euro, deswegen haben wir mal nach Gebrauchten geschaut. Je nach Baujahr und Kilometerstand sowie Ausstattung kann man einen schon ab 5.000 kaufen, das ist dann aber ein Diesel mit mehr als 200.000 Kilometern. Für 12 bis 15.000 sind Modelle im Angebot, die so um die 100.000 auf der Uhr haben, für einen Diesel ist das gar nichts. Ab 20.000 bekommt man gute junge Gebrauchte, wir empfehlen, in diesem Segment zu suchen. Niels hat einen Quercheck zur Pannenstatistik vorgenommen, da gibt es interessante Ergebnisse.“

      Frieder sah seine Frau an, diese überlegte und erklärte.

      „Unser Toyota bringt vielleicht auch noch ein bisschen was, unser Limit sind 21.000 Euro, einverstanden Frieder? Du entscheidest, was wir kaufen.“

      Dieser nickte verblüfft und ahnte, dass die Veräußerung des Toyotas wohl in seinen Händen liegen würde. Allerdings wollte er sich bei Rüdiger und Niels Beistand holen, denn wenn er einen schlechten Preis erzielen würde, wäre das nicht nur seine Sache gewesen.

      Die Diskussion, welchem Hersteller man den Vorzug geben sollte, war heftig.

      „Ich habe gehört“ sagte Petra „dass die Qualität der Italiener und der Franzosen nicht so gut sein soll. Die sollten wir besser nicht in die engere Wahl nehmen, eher einen deutschen Hersteller.“

      „Das ist ja interessant“ erwiderte ihr Mann genüsslich „du bist also der Auffassung, dass die französischen und italienischen Ingenieure und Monteure nicht in der Lage sind, ordentliche Autos zu entwickeln und zu bauen. Du hast doch vor kurzem erst darüber gesprochen, dass Ausländer genau so gut wie wir sind.“

      „Na ja“ eierte Petra herum „vielleicht nicht gerade im Autobau, aber eben auf anderen Gebieten.“

      „Und auf welchen“ setzte Frieder Bergmann nach „nenne mir ein italienisches Spitzenprodukt.“

      Sie überlegte eine Weile und sagte:

      „Espressomaschinen.“

      „Prima“ lachte ihr Mann „das ist sicher etwas, was die Welt unbedingt braucht. Aber die Herren Italiener sind ja schon immer auf Genuss aus gewesen, praktische Dinge wie Autos kriegen die nicht hin, das wolltest du doch damit sagen, oder?“

      „Aber die haben eine Menge Hightech Firmen“ sprang Rüdiger seiner Mutter bei.

      „Nenne einen Namen!“

      „Äh, fällt mir auf die Schnelle nicht ein, in Südtirol gibt es viele davon.“

      „Südtirol ist nicht Italien!“

      „Ich plädiere für einen Japaner“ meinte Niels „die liegen in der Pannenstatistik ganz vorn, positiv gemeint.“

      „Stimmt zwar“ setzte Frieder Bergmann die Diskussion fort „aber wenn wir schon einen Haufen Geld ausgeben will ich dafür ein Auto haben, das mich auch emotional anspricht. So ein gesichtsloser Japaner kommt mir nicht in die Garage.“

      „Der VW T5 scheint kein schlechtes Auto zu sein“ erklärte Rüdiger „aber in der Pannenstatistik liegt er klar hinter den Japanern. Und er ist teuer.“

      „Also was nun“ sagte Petra ungeduldig „wonach wollen wir suchen?“

      „Lassen wir uns überraschen“ beendete Frieder Bergmann die Diskussion.

      Rüdiger und Niels hatten im Internet einen Händler ausfindig gemacht, der großspurig beste Preise und günstige Reparaturkosten versprach. Der Toyota war in der Wäsche gewesen, der Innenraum gründlich gesäubert worden und alles in allem machte das 9 Jahre alte Auto keinen schlechten Eindruck. Frieder Bergmann trat mit dem Ziel an, zwischen 4.000 und 5.000 Euro zu erlösen. Auf dem kleinen Grundstück des Händlers drängten sich Fahrzeuge aller Couleur, rostige Schrottkarren, normale Gebrauchte, zwei Sport Coupés, vier, fünf Vans und einige Transporter. Der Mann selbst war schwer zu beschreiben. Mit seinen riesigen Ohren ähnelte er einem Hasen, die schief im Mund sitzenden Zähne verliehen ihm ein fortlaufendes Grinsen und die kleinen Augen flitzten von Frieder zu Rüdiger, und von dem zurück zu Niels. Die spärlichen Barthaare und die unreine Haut vervollständigten den ungünstigen Eindruck. Sonderlich Vertrauen erweckend waren weder er noch sein Büro, in dem sich Ersatzteilverpackungen stapelten und drei schmuddelige Stühle standen, die er seinen Besuchern jetzt anbot.

      „Sie wollen also Ihren Corolla verkaufen“ sinnierte er „schwierige Sache bei der heutigen Marktlage. 9 Jahre, 80.000 auf der Uhr, Reparaturschäden an der Hinterachse (wo Patrick und Ronny im vorigen Jahr versucht hatten, die Anhängerkupplung anzubringen), kein Klima, keine gängige Farbe, hm, da passt einiges nicht.“

      „Wie viel“ wollte Frieder Bergmann knapp wissen.

      „1.500.“

      „Was“ erstaunte sich der Referatsleiter „das Auto ist absolut gut in Schuss.“

      „Meinen Sie“ erwiderte der Mann „das ist prinzipiell nicht falsch, aber die Nachfrage ist momentan nicht groß genug. Ich könnte noch mal über den Preis nachdenken wenn Sie im Gegenzug ein Fahrzeug erwerben. Hab` da ein paar schöne Stücke auf dem Hof, alle erste Hand, scheckheftgepflegt. Sehen Sie sich doch einmal um.“

      Die drei Männer nahmen die Vans näher unter die Lupe. Der VW Bus hatte 8 Sitze, trug aber eine Baustellenfahrzeuglackierung mit umlaufenden und unregelmäßig angebrachten rot-weiß gemusterten Warntafeln, ansonsten machte er einen passablen Eindruck und auch der graue Lack sah noch gepflegt aus. Der Fiat Doblo roch penetrant nach Rauch, an den Kotflügeln bröselte schon der Rost. Der Toyota Previa trug die Spuren des täglichen Kampfes auf der Straße deutlich im Gesicht, sowohl auf der linken Seite als auch am Heck war er eingebeult. Frieder Bergmann besah sich die Preisschilder und die weiteren Angaben näher:

      VW: 16.500 Euro, 85.200 Kilometer

      Fiat: 12.300 Euro, 126.700 Kilometer

      Toyota : 11.850 Euro, 143.900 Kilometer

      „Was haltet ihr von dem VW“ fragte Frieder Bergmann seine Begleiter.

      „Na von der Papierform her ist er nicht schlecht“ meinte Rüdiger „man müsste sich ihn näher ansehen. Außerdem hat er eine Kupplung für den Anhänger.“

      Der Händler schlich scheinbar ohne Ziel über den Platz, als Frieder ihn heranwinkte kam er langsam näher.

      „Können Sie uns mal den Motor zeigen“ bat er den Mann.

      Dieser wuchtete die Motorhaube hoch und ließ sie hineinblicken. Der Großteil der Aggregate war unter einer Abdeckung aus Plastik verborgen, so dass sie nur einen Teil des Motorraumes in Augenschein nehmen konnten. Dieser sah durchaus gepflegt aus aber Frieder Bergmann wollte mehr sehen.

      „Können Sie nicht mal diesen Deckel runtermachen“ fragte er den Händler.

      „Um Gottes willen“ antwortete dieser „wenn ich den entferne erlischt die Garantie. Die Werkstätten kennzeichnen die Befestigungsschrauben mit einem unsichtbaren Speziallack. Kann man leider nichts machen. Aber sehen Sie sich doch mal innen um.“