Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 2. Jörn Kolder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jörn Kolder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844271072
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begrenzte. Applaus flackerte auf und der Trainer schaute zufrieden in die Runde, insbesondere zu den jungen Frauen und Frieder Bergmann. Dieser war unschlüssig was er tun sollte, da jetzt aber alle zu ihm hin starrten nahm er jetzt auch den Bogen und legte zwei Pfeile ein. Er wusste, dass die nächsten Augenblicke über seinen Stand in der Gilde der Bogenschützen entscheiden würden und nahm alle Willenskraft zusammen, um eine überzeugende Vorstellung bieten zu können. Der Bogen war straff gespannt und Frieder Bergmann hatte die Scheibe gut im Focus. In dem Moment, in welchem er die Sehne losschnellen lassen wollte, nieste jemand hinter ihm und er verriss den Schuss nach oben und geriet zusätzlich etwas aus der Lotrechten. Dieses leichte Taumeln sorgte dafür, dass der erste Pfeil seine Flugbahn rechts weg von der Scheibe nahm, der zweite driftete nach links ab. Da die Flugbahn der Geschosse etwas nach oben gerichtet war ergab sich jetzt folgendes: Statt der Ideallinie zur Scheibe zu folgen zischten die Pfeile genau im gleichen Winkel nach links und rechts weg, und auch die aufwärts gerichtete Flugbahn erfolgte vollkommen identisch. Das zeugte trotz aller widrigen Umstände von der perfekten Schusstechnik von Frieder Bergmann. Dieser wartete gespannt darauf, wo die Projektile einschlagen würden, in der Zielscheibe jedenfalls in keinem Fall. Sekundenbruchteile später zerschnitten die scharfen Kanten der Pfeilspitzen die über der Bahn hängenden Leitungen der Stromversorgungen, die dem Antrieb der Wagen dienten. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen und durchaus reparabel, aber unglücklicherweise durchtrennten die Pfeile die Kabel komplett, so dass diese schlagartig herunterhingen und hin und her pendelten. Auch das wäre kein großes Problem gewesen, doch sowohl die rechte als auch die linke Leitung schwangen so aufeinander zu, dass sie sich in der Mitte der Bahn berührten und in einem sprühenden Lichtbogen miteinander verschweißten. Glühende Fragmente der Kabel regneten auf den mit Sägespänen belegten Boden herab und setzten diese sofort in Brand, notdürftig von ihnen bedeckte alte Öllachen auf dem Boden fingen ebenfalls Feuer und im Nu war eine Fläche von fast 3 Quadratmetern entflammt. Der Trainer brüllte auf und sprintete zu einer Ecke der Halle, mit einem Feuerlöscher in der Hand kam er wieder und wollte diesen in Betrieb nehmen, aber nichts tat sich. Alle anderen stürmten panisch aus der Halle. Mittlerweile hatten sich auch einige der Bahnbegrenzungskästen entzündet und das Feuer breitete sich immer schneller aus. Der Trainer riss sein Handy aus der Tasche und rief die Feuerwehr, als diese 5 Minuten später eintraf war das Innere der Halle eine Flammenhölle. Die Männer mit den Atemschutzmasken verstanden ihren Job und nach wenigen Minuten war der Brandherd besiegt. Draußen vor der Halle hielt der Trainer Frieder Bergmann im Schwitzkasten und brüllte auf ihn ein.

      „Lassen Sie den Mann doch endlich mal los“ sprach ihn einer der Feuerwehrmänner an.

      „Dieser Kerl hier hat meine Existenz vernichtet“ heulte der Trainer auf „alles ist verbrannt.“

      „Mal ganz langsam“ antwortete der Feuerwehrmann „was ist das hier?“

      Er hielt dem Trainer einige verschrumpelte Sägespäne unter die Nase.

      „Na damit hab` ich die Halle ausgelegt, der Boden war von dem Vorbesitzer nicht richtig gereinigt worden“ antwortete dieser.

      „Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen“ fuhr ihn der Feuerwehrmann an „das ist ein Brandbeschleuniger wie man ihn besser nicht bekommen kann. Und es ist strikt untersagt Sägespäne dort zu verwenden, wo elektrische Geräte zum Einsatz kommen.“

      „Woher soll ich das denn wissen“ jammerte der Trainer.

      „Guter Mann“ höhnte der Feuerwehrmann „wer ein Gewerbe betreibt hat sich an Vorschriften zu halten, meinen Sie nicht auch“ wandte er sich jetzt an Frieder Bergmann.

      Dieser nickte wie eine Wackelpuppe auf der Hutablage eines Autos und sagte nichts.

      „Haben Sie die Sprache verloren“ wollte der Feuerwehrmann wissen.

      „Nein, nein“ stammelte Frieder Bergmann „Sie haben natürlich Recht, Vorschriften müssen eingehalten werden, das ist bei uns in der Behörde selbstverständlich.“

      „Sehen Sie“ wandte sich der Feuerwehrmann an den Trainer „so gefällt mir das. Hätten Sie sich richtig verhalten wäre das hier nicht passiert. Ich schätze mal, dass der Brandschaden so um die 300.000 Euro betragen wird. Kann noch schlimmer werden, möglicherweise ist die Statik der Halle gefährdet, dann bleibt nur noch der Abriss. Und dann kann gleich der kontaminierte Boden mit entsorgt werden, das haut dann richtig rein. Aber Sie sind ja wahrscheinlich gut versichert.“

      „Eben nicht“ schrie der Trainer wie von Sinnen „was denken Sie denn, was hier bei mir aus dem Geschäft hängenbleibt? Das ist nicht der Rede wert, ich musste an allen Ecken und Enden sparen, eine Versicherung konnte ich mir gar nicht leisten. Ich werde mich an diesem sauberen Herren schadlos halten!“

      „Da liegen Sie sicher falsch“ erklärte der Feuerwehrmann mit kalter Stimme „Sie sind Betreiber der Anlage, was Ihre Gäste hier an eventuellen Schäden anrichten müssen Sie durch die entsprechenden Vorkehrungen verhindern oder minimieren. Und dazu gehören nun einmal eine ordentliche Versicherung und die Einhaltung von Vorschriften. Übrigens, warum hat denn der Feuerlöscher nicht funktioniert?“

      „Weiß ich nicht“ antwortete der Trainer neues Ungemach ahnend.

      „Das kann ich Ihnen sagen“ wurde der Feuermann jetzt lauter „weil Sie alle Revisionen nicht durchgeführt haben, stimmt`s?“

      Der Trainer schwieg.

      „Sie können jetzt nach Hause gehen“ sagte der Feuerwehrmann zu Frieder Bergmann „der Schock muss Ihnen ja noch in den Knochen stecken, ruhen Sie sich erst einmal aus. Und an Sie“ er wandte sich drohend an den Trainer „habe ich noch eine ganze Menge Fragen. Wenn ich mir vorstelle, dass hier Menschen zu Schaden gekommen wären, bloß weil Sie Geld sparen wollten, werde ich richtig wütend.“

      Frieder Bergmann schlich zu seinem Auto zurück und erklärte zu Hause etwas ungelenk, dass Bogenschießen doch nicht der richtige Sport für ihn sei. Das „Tageblatt“ informierte seine Leser am folgenden Tag von einem Großfeuer in „Bogensportparadies“ und bat die Bevölkerung gleichzeitig im Namen der Polizei um Mithilfe, denn der Betreiber dieser Einrichtung wäre unmittelbar nach dem Ereignis flüchtig geworden. Ein Phantombild war beigefügt. Frieder Bergmann beschloss, seine sportlichen Aktivitäten bis zum Urlaub zunächst ruhen zu lassen.

      Petra Bergmann war eine gute Köchin, und da sie am Sonntag keinen Dienst im Krankenhaus hatte, waren sie, Frieder, Rüdiger, Claudia Bergmann, Paula und Niels am Mittagstisch versammelt. Rüdiger ließ keinen Blick von Paula und Claudia saß eng neben Niels, ihre Urlaubsbekanntschaften aus dem vorigen Jahr schienen die richtigen Partner für sie zu sein und Frieder Bergmann schaute sie mit großem Wohlgefallen an. Er nippte an seinem Bier und war mit sich und der Welt zufrieden. Heute wollten sie zusammen darüber sprechen, wie sie den Urlaub im Sommer gestalten könnten. Bergmann trug da einiges an Ideen mit sich herum und legte diese jetzt dar.

      „Also der Zelturlaub im vorigen Jahr hat mir sehr gut gefallen, aber das Umfeld dort gab ja nicht so viel her. Ich hätte Interesse daran diesmal etwas mehr zu erleben. Ich stelle mir das als Kombination von Erholung, Kultur und Action vor. Wisst ihr wie ich darauf brenne, mich mal richtig auszupowern. Vielleicht eine Rafting Tour, Paragliding, Bergtouren, also so was in dieser Richtung.“

      „Du hast aber im Blick, dass deine Mutter und Peter Petersen auch mitkommen wollen“ fragte ihn seine Frau.

      „Natürlich“ antwortete Frieder Bergmann überzeugt „die können doch dann ein Seniorenprogramm absolvieren, `n Kutschfahrt, eine Bootstour oder so was.“

      „Also ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Oma einfach so abschieben lässt“ bemerkte Rüdiger.

      „Das lass mal meine Sorge sein“ sagte Frieder Bergmann lässig.

      „Welches Land stellst du dir denn überhaupt vor“ wollte Niels wissen.

      „Na ich habe an Österreich gedacht“ erwiderte Frieder Bergmann „das hat eine schöne Landschaft, die Ösis sind fit im Tourismus