Prophezeiungen der Weisen. Dörthe Haltern. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dörthe Haltern
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844263015
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die auf den Mauern Moragáns standen, um ihre wertvolle Deckung nicht zu verlieren. Es dauerte nicht lange und die Zahl der Menschen wurde zunehmend geringer, während die Verluste der Isk sich nur auf wenige beschränkten. Doch die Menschen hielten durch. Dann geschah etwas vor dem sich die Isk gefürchtet und welches die Menschen sehnsüchtig erwartet hatten. Das helle eines Pferdes drang durch die Nacht.

      "Ein Dämon!", hörte David die Stimme des Elfen, oder auch Nicht-Elfen neben sich.

      Auf einmal war es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Die Isk waren wie eingefroren und die Menschen bildeten ehrfurchtsvoll eine Gasse in ihren Reihen. Ein dunkler, bedrückender Schatten schien über der Burg zu schweben. Furcht breitete sich aus. In dem hellen Licht eines Blitzes sah man das Pferd näher kommen. In ruhigem Galopp kam es immer näher auf die Festung zu. David versuchte angestrengt den Reiter zu erkennen. Er glaubte zu wissen, wer es war, doch wollte er es nicht wirklich wahr haben.

      Kurz bevor der Reiter das Tor erreichte, zog er sein Schwert. Das flackernde Licht spiegelte sich auf der glatten Klinge und zerbrach in tausend Splitter, so dass es aussah, als würde das Schwert leuchten. Dann leuchtete die mächtige Klinge wirklich. Von innen heraus breitete sich ein düsteres Rot aus, bis das anfängliche Glühen zu einem starken Licht wurde. Dann wurde die Waffe nach vorne geschwenkt und ein Feuerball löste sich von der Spitze. So unglaublich es schien, das Schwert begann zu einer lodernden Flamme zu werden.

      Völlig unvorbereitet stürzte er zurück in die Wirklichkeit. Die Stute bewegte sich nervös neben ihm und zog energisch an den Zügeln. Ohne es bisher bemerkt zu haben, ließ er sich immer weiter von ihr von dem Rest der Gruppe fort ziehen. Er hörte, wie ihm jemand etwas zurief, konnte die Worte aber nicht verstehen. Sie drangen einfach nicht bis in seinen Kopf vor. Das Pferd wurde immer nervöser und tänzelte aufgeregt, als David versuchte es zum Stehen zu bringen. Die Flanken des Tieres zitterten und es schnaubte schnell und häufig. Mit einem Sprung nach hinten versuchte sie sich schließlich zu befreien, dabei rutschte David hilflos auf dem glatten Eis unter ihm aus.

      Er spürte förmlich, wie sein Fuß sich in die falsche Richtung drehte, doch es war schon zu spät, als dass er daran etwas ändern konnte. Direkt darauf folgte ein stechender Schmerz. Gleichzeitig hatte er das Gefühl, der Arm würde ihm ausgerissen werden, doch er ließ die Zügel noch immer nicht los. Da merkte er, wie ihm jemand die Zügel abnahm und erleichtert ließ er los. Neben ihm stand nun ein Pony. Die Ruhe selbst, als würde es ihn gar nicht interessieren, was um ihn herum geschah.

      Vorsichtig versuchte er wieder aufzustehen, doch anscheinend schien es seinen Fuß schlimmer erwischt zu haben, als ihm lieb war. Fluchend stützte er sich auf dem Rücken des Tieres ab und versuchte eine Übersicht über das Geschehen zu bekommen. Vor ihm stand der junge Isk Stalca neben seiner Stute und versuchte das Pferd zu beruhigen. Zwar stand sie noch immer mit aufgerissenen Nüstern und rollenden Augen da, aber sie stand. Als David sich herumdrehte, um nach den anderen zu sehen, glaubte er ein lautes Poltern und Knirschen zu hören. So, als würden Steine untereinander zermalmt werden. Da stürzten mit einem Mal Tonnen von Gestein in die Schlucht und versperrten ihnen den Rückweg. Nur David und Stalca standen direkt vor der neuen Mauer.

      "Wir müssen weg hier! Nach oben!", rief Stalca und deutete auf einen steilen Pfad, der aus der Schlucht heraus führte.

      "Schnell!", drängte er, während er sich bereits auf den Weg machte. Die Stute sträubte sich zunächst, doch dann folgte sie langsam Schritt für Schritt.

      David biss die Zähne zusammen und versuchte mit dem Pony ebenfalls das obere Plateau zu erreichen. Er spürte die Gefahr, in die sie geraten waren, auch wenn er immer noch nicht genau wusste, was geschehen war. Ihm blieb nicht viel anderes übrig als den immer schlimmer werdenden Schmerz zu ignorieren. Wer wusste schon, was sonst noch auf sie zukommen konnte.

      Als sie das Plateau erreicht hatten, sah er es. Drei Reiter näherten sich schnell. David war erleichtert, als nicht er auf die Stute musste, denn sie begann wieder unruhig auf der Stelle zu treten. Außerdem hatte er schon Mühe sich mit seinem kaputten Fuß auf das Pony zu setzen. Kaum war er oben, ging es im gestreckten Galopp los. Hier oben gab es kaum Eis, nur eine dicke Schneedecke, die das Vorwärtskommen auf eine andere Art und Weise erschwerte. Dichter Schnee wirbelte vor den Hufen der Pferde.

      Rugar wusste, dass diese Begegnung kommen würde. Früher oder später mussten sie sich über den Weg laufen und er hatte die ganze Zeit keine Ahnung gehabt, was er dann zu tun haben würde. Er hatte sich ständig gefragt, was er tun würde, doch er war dabei nie zu einem befriedigenden Ergebnis gekommen. So blieb nur die Möglichkeit über, dass er sich einfach nicht entscheiden würde können. Dass er einfach nicht wissen würde, wohin er letztendlich gehörte und einfach gar nichts tun würde, was auch schon in diesem Fall eine ausschlaggebende Tat sein konnte. Es hatte ihn einfach keine Ruhe gelassen und er hatte einfach nicht gewusst wieso.

      Jetzt standen sie sich unerwartet gegenüber. Jedenfalls für ihn unerwartet. Und er wusste, was zu tun war. Es war überhaupt keine Frage mehr und es kam ihm wieder umso merkwürdiger vor, weshalb er sich vorher solche Gedanken gemacht hatte. Ihm war nicht bewusst, dass er Angst vor diesem Treffen gehabt hatte. Angst davor die Kontrolle über das Geschehen und somit über sich selbst verlieren zu können. Doch wenn er darüber nachdachte, wusste er nicht, wieso er sich an etwas klammerte, was er doch Jahrhunderte lang niemals vermisst hatte. Freiheit. Eine Freiheit, die nicht einmal eine wirkliche Freiheit war, denn er wusste, dass man ihn wohl niemals ganz aus den Augen lassen würde. Dass man ihn jedes Mal fragte, wohin er denn gehe, wenn er nur aufstand. Eine Freiheit, die für sein Leben überhaupt nicht vorgesehen war und die anfangs eine gewisse Hilflosigkeit mit sich gebracht hatte. Würde er sie vermissen? Nein, denn wenn er sie aufgeben würde, würde er etwas ganz anderes dafür bekommen. Dann würde er wieder sein können, wer er war. Also musste es irgendetwas anderes sein, was ihn nun dazu veranlasste sein Schwert zu ziehen. Etwas, worüber er jetzt keine Zeit hatte nachzudenken. Doch sie hatten sich lange angesehen. Sehr lange und es fiel ihm überhaupt nicht schwer zu tun, was er nun zu tun beabsichtigte.

      Sein Gegenüber, Wirhnö, der mit nur wenig Magie das Eis kontrollierte, der eine Art Bruder sein konnte, schüttelte nur den Kopf, als er von seinem Pferd stieg und ebenfalls seine Waffe zog. Es war entschieden, wie die Seiten in diesem Kampf nun verteilt sein würden. Doch es würde nicht der Kampf werden, der das Ende bringen sollte. Justaka liebte es viel zu dramatisch, als dass er sich auf ein so billiges Ende einlassen würde. Er wollte all seine Macht demonstrieren, mit der er die Kontrolle über diese Welt an sich reißen wollte. Aber er hatte noch nicht einmal die Gelegenheit bekommen seine Überlegenheit zu präsentieren.

      Allerdings könnte es genauso gut sein, dass Rugar sich in den letzten Tagen zu viel von ihrer Wichtigkeit einreden lassen hatte. Wer waren sie denn schon? Zwei junge Menschen, auf denen ein Fluch lasten sollte, der ihnen dadurch aber nicht zusätzliche Kräfte verleihen würde. Ein alter Mann, eine junge Frau. Vielleicht vier Leute, die fähig waren eine Waffe in den Händen halten zu können. Vielleicht handelte Wirhnö aber zurzeit auf ganz andere Befehle, von jemand ganz anderem. Die Ritter in ihren roten Umhängen waren schwer zu übersehen. Aber wenn es wirklich so sein sollte, bedeutete dies nichts Gutes. Rugar entging ebenfalls nicht, dass Wirhnös Aufmerksamkeit in Wirklichkeit auf etwas ganz anderes gerichtet zu sein schien.

      "Was willst du?", fragte er frei heraus.

      "Was sollte ich schon wollen?", antwortete Wirhnö mit seiner Stimme, die schon fast so kalt, wie das ihn umgebende Eis zu sein schien. "Einmal sehen, wie es euch so geht. Ein paar nette Worte wechseln. Was man halt so tut, wenn man sich unterwegs einmal mit guten Bekannten trifft."

      Misstrauen flackerte in Rugars Augen. Er wusste, dass Wirhnö nicht die Wahrheit sprach und glaubte nicht an eine zufällige Begegnung. Doch von ihm wollte er sicherlich auch nichts. Er spürte, wie sein Gegenüber kurz angespannt war. Nur für wenige Sekunden ließ er es sich anmerken, doch dann gab er sich wieder gleichgültig. Zu spät, um es vor Rugar verbergen zu können. Dieser warf einen kurzen Blick zurück, um sehen zu können, was hinter ihm geschah. Er bemerkte, wie David Probleme mit seiner Stute hatte. Diese zog ihn immer weiter von der Gruppe fort, was Rugar gar nicht gefiel. Wenn sie das Tier verlieren würden, hätten sie langsam ernsthafte Probleme. Doch dann kam ihm Stalca zu Hilfe und