Prophezeiungen der Weisen. Dörthe Haltern. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dörthe Haltern
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844263015
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gewesen. Ein paar Stunden nur. Das Plateau musste irgendwo enden und konnte nicht gigantisch groß sein. Vielleicht würde ihnen das Schicksal gnädig sein und ihnen einen Weg hieraus zeigen.

      Sie waren schon eine ganze Weile unterwegs, als der Sturm erneut einzusetzen begann. Zuerst zögerlich mit ein paar Flocken nur, bis er wieder an Stärke zunahm und zu eben einem Unwetter wie die letzte Nacht zu werden drohte. Zuvor war ihre Reise recht angenehm gewesen. Zwar war es noch immer bitter kalt, aber dadurch bewegten sich die Pferde rasch vorwärts und David verlor noch immer nicht den Glauben daran, dass sie so noch schneller an ihr Ziel gelangen würden. Auch schmerzte sein Fuß nicht mehr so unerträglich seit er entlastet wurde. Die Stute trottete dem Pony von Stalca hinterher ohne auch nur etwas dagegen zu haben. So musste er sich nur noch im Sattel halten können.

      Aber seit einer Stunde hatte sich dies alles geändert. Es wurde wieder merklich dunkler um sie herum. Bald hatte David schon Mühe das kleine Pony vor sich sehen zu können, geschweige denn in weite Entfernung zu blicken. Langsam begannen seine Hoffnungen im Wind davon gerissen zu werden. Er wurde müder und erschöpfter und irgendwann drohten ihm schon wieder die Augen zuzufallen. Er hatte die letzten Kräfte seines Körpers herausgefordert und allmählich verbraucht. Er wusste, lange würde er nicht durchhalten können. Wenn nicht bald ein Wunder geschah und sie zufällig vor ihrer gesuchten Schlucht stehen würden, dann würden sie hier draußen wahrscheinlich sterben. Dies war kein angenehmer Gedanke, doch David wusste, wie schnell er trotzdem Wirklichkeit werden konnte.

      Mit einem Mal erhob sich nur einige hundert Meter neben ihnen eine weitere Felswand von der restlichen Dunkelheit ab. Zum einen war diese Entdeckung eine riesige Enttäuschung, denn sie hatten beide auf eine breite Schlucht gehofft, doch andererseits gab es dort wahrscheinlich einige geschützte Ecken in denen sie wieder einmal Zuflucht vor dem Sturm suchen konnten. Bei etwas hellerem Licht würden sie ihre Umgebung später sicherlich besser erkennen und bestimmen können. Vielleicht war ihr Weg gar nicht mehr so lang, wie sie bisher annahmen.

      Aus einem für David unbestimmten Grund schien Stalca allerdings zu zögern. Er hielt sein Pony an und war anscheinend nicht gewillt von ihrem Weg abzuweichen, um Schutz zwischen den Felsspalten zu suchen.

      "Wir sollten sehen, ob wir nicht eine geschützte Nische finden können.", drängte David erschöpft. Doch es folgte keine Reaktion. "Wir werden hier draußen noch umkommen, wenn wir nicht bald aus diesem Sturm herauskommen. Außerdem sind auch die Pferde bald am Ende."

      "Ich kenne diesen Ort.", war erst einmal alles, was aus dem Isk herauszubekommen war. Aber für David klang dies alles andere als schlecht. "Und ich werde ganz bestimmt nicht dorthin gehen."

      Dies wiederum verschlug David erst einmal die Sprache. "Wieso nicht?", brachte er schließlich hervor. Es wurde erneut immer ungemütlicher um sie herum und er würde im Moment alles tun, um aus diesem Schnee herauszukommen.

      "Darum nicht.", erwiderte Stalca.

      "Das ist keine Antwort.", behauptete David.

      "Ich wüsste nicht, was dich daran eigentlich interessieren sollte." Der Trotz in Stalcas Stimme war nicht zu überhören, als er mit diesen Worten sein Pony weiter in das Nichts hinein trieb.

      "Schön!", rief David ihm hinterher und machte nicht im Geringsten Anstalten ihm zu folgen. "Geh nur! Ich werde auf jeden Fall nicht so wahnsinnig sein weiter zu reiten. Wir haben ja noch nicht einmal eine Ahnung wohin wir überhaupt gehen. Wahrscheinlich ist hier gleich auf einmal ein riesiges Loch, welches man vor lauter Schnee überhaupt nicht erkennen kann. Fall ruhig rein in dieses Loch. Ich werde dich da nicht raus holen. Wie auch, ich werde nämlich versuchen hier irgendwas zum Unterstellen zu suchen. Viel Spaß noch. Es macht sowieso keinen Unterschied ob mit oder ohne dir."

      Er war sich sicher, dass seine letzten Worte sowieso nicht mehr gehört worden waren, aber es war ihm mit einem Schlag einfach alles egal. Wütend presste er die Schenkel an sein Pferd und trieb die Stute auf die nahen Bergwände zu. Nur zögernd war das Tier dazu zu bringen allein weiter zu gehen und Davids Fuß begann wieder stechend zu schmerzen, was seinen Zorn nur steigerte.

      Eine ganze Weile lang stampfte er mit seiner Stute durch den Schnee und schließlich bereute er es doch nun allein zu sein. Zwar war der Isk wirklich keine unterhaltsame Begleitung, aber er war zumindest nicht allein gewesen. Im Notfall wäre wenigstens jemand da und wenn es hier doch kein Heraus geben sollte, so wäre er zumindest nicht allein gestorben. Mit erneuter Mühe versuchte er sich wieder von diesen Gedanken zu befreien, aber es gelang genau so wenig wie zuvor. Zudem wurde ihm bewusst, dass er nicht den leisesten Hauch einer Ahnung hatte, wohin er sich eigentlich wenden musste. Er hatte nur nebenbei mitbekommen, dass am Ende der Schlucht in der sie überfallen worden waren ein verborgenes Tor in den Berg hinein liegen sollte. Nur war das mit verborgenen Toren so eine Sache. Denn der Sinn in ihnen lag vor allem darin, dass sie niemand entdecken sollte. Nur Eingeweihten war es gestattet durch sie hindurch zu treten und ihre Lage zu kennen. David war sich allerdings nicht sehr sicher, ob sich dieses Tor auch von ihm finden lassen wollte.

      Nach dem der schwarze Stein vor ihm zunehmend an Größe gewann wurde auch der Weg immer unebener. Ab und zu spürte er, wie die Hufe unter ihm auf einer feinen Eisschicht wegzurutschen begann. Auch schien der Schnee weniger zu werden, trotz dass immer noch Millionen von Flocken vom Himmel stürzten. Doch ab und zu glaubte er zwischen dem Heulen des Windes Hufschlag zu hören, was bedeute, dass sich unter ihm Gestein befinden musste. Als es allmählich bergan ging, stieg er seufzend vom Pferd. Er hatte keine Ahnung, wie lange er es aushalten würde zu Fuß weiterzugehen, aber auf dem Pferderücken zu bleiben war für sie beide zu riskant. Ihm blieb nur die Hoffnung möglichst schnell einen sicheren Unterstand zu finden. Der starke Wind, der ihm entgegen kam machte den Aufstieg nicht gerade einfacher, aber er biss die Zähne zusammen und kämpfte sich weiter.

      Stumpf setzte er einen Schritt vor den anderen und jedes Mal wenn er mit dem verletzten Fuß aufsetzte spürte er einen heftigen Stich durch seinen ganzen Körper fahren. Ab und zu legte er eine kurze Pause ein, bis er sich wieder halb auf den Rücken seines Pferdes stützte und versuchte weiterzukommen. Aufgeben kam für ihn nicht in den Sinn. Er war sich absolut sicher es schaffen zu müssen und wenn er es einfach nur aus purer Sturheit tat.

      Er hatte keine Ahnung wie lange er schon unterwegs war, als er seinen Namen zu hören glaubte. Schwach, weit hinter ihm und er war nicht einmal sicher, ob es nicht vielleicht nur eine Einbildung war. Trotzdem hielt er an. Er spürte, wie seine Beine weich wurden und ihn dazu drängten sich einfach auf den Boden zu setzen, aber er gab nicht auf dagegen anzukämpfen. Er wusste, wenn ihm dabei die Augen zufallen würden und er einfach einschlief, wäre er für immer verloren.

      Wieder schien eine Ewigkeit zu verstreichen und er war schon wieder kurz davor weiterzugehen, als neben ihm ein dunkler Schatten auftauchte. Er hörte das kurze Schnauben eines Pferdes und er spürte die Wärme, die von dem Tier ausging. Neben ihm erschien Stalca wieder, wie er glaubte, denn alles um ihn herum war mit einem dunklen Schleier verhangen.

      "Es ist nicht weit bis zu einer kurzen Schlucht.", hörte er eine inzwischen vertraute Stimme dicht an seinem Ohr. Trotzdem schien sie weit entfernt zu sein. "Sie wird den Schnee aufhalten, denn sie führt ein kleines Stück bis in den Berg hinein."

      Er schien eine Weile zu zögern, doch dann setzte er seinen Weg fort. Für David erleichterte dies den Anstieg, denn solange er sich auf Stalcas Schultern abstützen konnte, schien der Schmerz in seinem Fuß nicht mehr allzu schlimm zu sein.

      DERZEIT

      Inzwischen war schon eine ganze Zeit verstrichen und sie konnten allmählich sicher gehen, dass David und Stalca nicht allein den Weg zu ihnen zurückfinden würden. Doch ein Sturm drohte aufzukommen und dies machte es fast ebenso unmöglich die Beiden in der endlosen Weite des Ostgebirges inmitten von Schneeschichten finden zu können. Trotz allem waren sie sich einig nicht ohne sie Yesúw zu erreichen. Während sie eine Weile darüber diskutiert hatten was zu tun war, hatte sich Besuch zu ihnen gesellt. Oder besser, sie hatten feststellen müssen, dass ihre Gruppe schon längere Zeit größer war, als zuvor angenommen.

      "Ich fasse es einfach nicht.", brummte Arthur vor sich hin. "Wie kann man nur auf die Idee kommen, ausgerechnet Kobolde mit sich